Unser Atrium
Unser Atrium
Gerade saß ich gemütlich im Atrium und aß ein paar Trauben, da brachte mir ein Sklave einen Brief.
Neugierig öffnete ich ihn und las. Dabei huschte ein erfreutes Lächeln über mein Gesicht. Ich holte mir etwas zum schreiben und erstellte die Antwort.
Dann winkte ich einen Sklaven herbei und gab ihm den Brief.
"Bring den Brief bitte in die Casa Prudentia."
Caius folgte dem Ianitor ins Atrium, und schaute sich dabei neugierig um... die Einrichtung war schon nicht zu verachten, und er fühlte sich immer schwächer werden den Drang "schön, schön..." zu rufen zu unterdrücken. Doch er musste sich zusammenreissen, immerhin war dies eine Angelegenheit die höchste Profession erforderte... HÖCHSTE.
Was das Leid von jemandem war, der nach Leistung bezahlt wurde...
Nach einigen Minuten kam Rusticus aus einem Gang in das Atrium und betrachtete kurz den Reporter.
>Salve. Du wolltest mich sprechen, Caius Columnus?<
fragte Rusticus reserviert aber nicht unfreundlich und blieb vor dem Reporter stehen.
"Comes Fabius, ich grüße dich.", begann Caius das Gespräch mit der für ihn üblichen Professionalität, eine Spur Bewunderung mit einer Prise Distanz. So musste das sein, man wollte schließlich ein offenes und ehrliches Gespräch, und kein Austausch verbaler Artillerie.
"Ich bin SubAuctor der größten Zeitung des Reichs, der Acta Diurna, und ich bin hier um dich darum zu bitten für mich etwas Zeit zu erübrigen. Wenn du die Güte hättest mir ein paar Fragen zu beantworten?"
>Gerne doch. Alles für die Acta Diurna.<
log Rusticus und setzte nun eine ungewöhnlich freundliche Miene auf. Bei Gesprächen mit der Presse musste man immer einen freundlichen und guten Eindruck machen. Die Männer konnten einen schließlich ruinieren. Und wenn die Geschichten erst im Imperium verbreitet waren, half es wenig den Autor zu beseitigen.
>Kann ich dir etwas zu trinken oder einen kleinen Happen zu essen anbieten? Aber setz dich doch.<
sagte Rusticus und wies auf zwei bequeme Sessel, die in dem Atrium bereit standen.
'Ah, ein Freund der Acta', dachte Caius bei sich, als sich die Miene des Mannes aufhellte,'oder nur jemand der Lunte riecht.'
Er hoffte auf ersteres.
"Danke sehr. Etwas zu trinken vielleicht? Wasser?", sprach Caius als er sich auf den angebotenen Sessel niederließ. Beinahe automatisch zog er zwei Tabulae hervor, und einen Griffel aus Ebenholz, ein Geschenk des Auctors für gute Dienste.
"Nun, Comes Fabius. Erst einmal vielen Dank dass du dir so spontan Zeit für mich nimmst.", aller Anfang war klein, so auch der dieses Gesprächs, "Und natürlich möchte ich dir zur Beförderung gratulieren. Comes einer Regio zu sein ist ein Amt das nicht gerade mit Verantwortung geizt."
>Nichts zu danken. Aber du hast recht. Zumal die Curia Provincialis mich auch noch zu ihrem Vorsitzenden gewählt hat.<
sagte Rusticus und rief einen Sklaven herbei und orderte etwas Wein und Wasser. Für den Reporter schenkte der Sklave darauf einen Becher Wasser und für Rusticus einen Becher stark verdünnten Wein ein.
"Oh, zum Princeps der Curia auch noch? Na dann habe ich ja noch einmal zu gratulieren.", bemerkte Caius mit offener Überraschung, während sein Griffel sich automatisch über die Tabula bewegte, "Es ist erstaunlich, bis vor wenigen Jahren war dein Name ein unbeschriebenes Blatt in den Annalen, und nun hast du dir gleich mit zwei solcher Posten deinen Platz gesichert. Darf ich Fragen wie es dazu gekommen ist? Gibt es da ein Geheimnis hinter dem Erfolgsmenschen Fabius Rusticus?"
Erpressung, Absprachen, Bestechung, Günstlingswirtschaft. Diese vier Worte kamen Rusticus als erstes in den Sinn. Doch das konnte natürlich nicht die Antwort sein, die man in der Öffentlichkeit gab.
>Ein Geheminis? Nun ich würde sagen, dass es sehr viel bringt der Klient des Statthalters zu sein.<
scherzte Rusticus und lachte. Er wunderte sich wiedereinmal, was er alles für die Presse tat. Wenn er irgendwann in der Position war, würde er diese Schmierfinken nach seiner Pfeife tanzen lassen.
>Aber nun ernsthaft. Man sollte seine Arbeit immer so gut wie möglich machen. Und wenn man sich immer die prestigeträchtigen Aufgaben heraussucht und sich immer wieder in das Blickfeld der Vorgesetzten drängt, dann kann man schnell aufsteigen. Wenn man seine Arbeit wirklich gut macht.<
betonte er noch einmal und trank einen Schluck aus seinem Becher.
"Natürlich.", antworte Caius mit süffisantem Lächeln, es bringt immer viel dem Statthalter gut gestellt zu sein. Und dennoch, er konnte nicht umhin noch etwas nachzubohren: "Natürlich. Du wurdest zuletzt mit einer Diploma ausgezeichnet, für deine Leistungen als Magister Officiorum. Normalerweise gibt immer ein spezieller Grund, eine Leistung, den Ausschlag für solch eine Verleihung. Darf ich fragen was die Provinzkurie in deinem Fall von deinen Leistungen überzeugt hat?"
>Nicht immer werden Diplomae für herausragende Einzelleistungen vergeben. Der Proconsul war mit meiner gesamten Arbeit sehr zufrieden und sah es als angebracht mich auszuzeichnen. Leider haben wir Zivilisten nicht die Fülle an Auszeichnungsmöglichkeiten, wie die Armee. Ein Phalera für vorbildlichen Dienst oder Armillae für die heldenhafte Verteidigung des Adlers gegen mehrere Gegner. Wir haben nur Diplomae. Das macht es uns einfacher, denn wie ich gehört habe können anscheinend die wenigsten Kommandanten die beiden Auszeichnungen auseinanderhalten. Aber um ehrlich zu sein kümmern mich auszeichnungen nicht viel.<
meinte Rusticus und meinte den letzten Satz sogar ehrlich. Er hatte sich nicht um diese Auszeichnung gerissen und hätte auch gut ohne sie leben können.
>Nun ich denke mein guter Ruf und auch das Vertrauen, das der Proconsul in mich setzte, werden die Männer wohl dazu bewogen haben mich zu wählen.. Was genau die Männer nun aber überzeugt hat, solltest du sie am besten selbst fragen.<
sagte Rusticus und notierte sich in Gedanken einige seiner Männer zu den Sodalis zu schicken, die sich womöglich verplappern könnten. Nur für den Fall, dass der Reporter tatsächlich einige der Sodalis befragte.
"Vielleicht werde ich das.", lächelte Caius so falsch wie man es nur absichtlich bewerkstelligen konnte. Das Gespräch verlief im Moment alles andere als aufschlussreich, und er fühlte sich so langsam genötigt ein wenig mehr Salz beim Nachbohren zu benutzen.
"Ich habe mich, bevor ich nach Hispania gereist bin, ein wenig umgehört. Und mir kommt die Funktionsweise der hispanischen Verwaltung im Vergleich zu anderen doch ein wenig seltsam vor. Ich bin nicht in der Lage mich in die Mechanik hereinzudenken, die hier herrscht, aber vielleicht kannst du mir dabei behilflich sein? In den Jahren der Amtszeit von Flavius Furianus als Proconsul wurden 13 Auszeichnungen von der Curia Provincialis und ihm selbst vorgenommen, davon zwei Mal an ihn selbst. Das ist etwas, was noch nie geschehen ist, mit Verlaub. Es ist Gang und Gäbe jemanden auszuzeichnen der Verdienste hat, ohne Frage, aber das ist normalerweise NACH der Amtszeit eines Würdenträgers so.", Caius machte ein unbeholfenes Gesicht, als würde ihn die Sache wirklich wurmen, "Und dann noch etwas: dreizehn Ernennungen. Das sind dreizehn mehr als zum Beispiel der Praefectus Aegypti, Germanicus Corvus, in derselben Zeit vorgenommen hat. Und mehr als doppelt so viel wie der Legatus Augusti Pro Praetore der Provinz Germania, Vinicius Lucianus. Als ich das in den Archiven in Rom festgestellt habe, drängte sich mir eine Frage auf: arbeitet die Verwaltung in Hispania nun so effizient, dass sie es vollkommen angebracht auf diese Anzahl von Auszeichnungen kommen lässt, oder herrschen hier andere Maßstäbe, die vor allem auf den Proconsul zugeschnitten sind?"
>Nun es gibt immer verschiedene Ansichten was die Anforderungen für Auszeichnungen angeht. Manche Männer sind eben freizügiger manche eben nicht. Davon abgesehen hat zum Beispiel der Praefectus Aegypti keinen so großen Beamtenstab, denn vieles wird dort noch von den Aegpytern selbst verwaltet. Und Germania ist auch etwas kleiner als Hispania. Ich würde sagen, etwa halb so groß wie Hispania, oder nicht ?<
meinte Rusticus und lächelte. Diesmal war es sogar echt, denn er freute sich hämisch über den gelungenen letzten Satz.
>Ich sehe nichts außerdem nichts Schlimmes an einer Statue und einer großen Inschrift für den verstorbenen Kaiser und an Inscriptiones für verdiente hispanische Magistrate wie den Consul Gaius Prudentius Commodus. Aber wenn du das anders siehst ...<
deutete Rusticus an und setzte eine brüskierte Miene auf.
"Natürlich nicht. Und da ist es natürlich nur allzu angebracht den amtierenden Proconsul in diese Reihe zu stellen, nicht wahr?", lächelte Caius süffisant, "Aber wenn man die Masse der Auszeichnungen bedenkt, schmälert dies doch den Effekt den sie haben. Was deine Aussagen über Aegyptus und Germania betrifft muss ich dich leider korrigieren. Denn der Vergleich den ich herangezogen bezieht sich auf jeweils eine Regio. Deine. Meinen Informationen zufolge ist nur ein höherer Beamter der Regio noch nicht mit irgend etwas für irgend etwas ausgezeichnet worden, interessanterweise ein Klient des neuen Proconsuls, Marcus Vinicius Hungaricus. In der Provinzkurie gibt es ein einziges Mitglied das noch nicht ausgezeichnet worden ist, und das ist der Magistrat der Stadt, der erst wenige Wochen hier ist. Ich bin hier weil das nicht nur der Redaktion seltsam vorkommt. Schließlich arbeitet die Acta nicht nur als Verbreiter von Nachrichten, sondern auch als Echo der öffentlichen Meinung."
Er nahm einen Schluck Wasser, wurde es doch recht anstrengend...
"Verbleiben wir also bei der Frage: wie würdest du es erklären, dass in Hispania unter Flavius Furianus überdurchschnittlich öfter dekoriert wird?"
>Meine Regio allein ist schon so groß wie Germania. Und Aegyptus hat in allen Regiones nur einen sehr kleinen römischen Beamtenstab.<
stellte Rusticus trocken fest. Der Acta Reporter wollte also einen Skandal aufdecken. Und da es ihn wohl auch gab und Rusticus selbst mehr oder minder darin verwickelt war, wollte und konnte er das Gespräch nicht weiterführen.
>Davon abgesehen hat der Procurator Aquarum zufällig ein Klient des ehemaligen Proconsuls ist keine einzige Auszeichnung von ihm bekommen. Und er sitzt auch in der Curia. Aber ich schlage vor, dass du den Proconsul selbst danach. Ich habe auf deine Frage schon einmal geantwortet, aber diese Antwort scheint dir ja nicht gut für deine Geschichte zu sein. Einen schönen Tag noch, Caius Columnus.<
sagte Rusticus und stand auf. Vieleicht war es Zeit für ihn an der Zeit, die Provinz zu verlassen und einige Monate in einer anderen abgelegeneren Provinz zu verbringen. Bis Gras über die Sache gewachsen war, konnte er ja ins Baugeschäft einsteigen oder ein kleines Handelshaus übernehmen.
>Mein Sklave wird dich zur Tür geleiteten.<
Caius wollte gerade ein triumphierendes "Dafür ist die Verwaltung ein Drittel der Größe von der in Germania" von sich geben, als er tatsächlich des Hauses verwiesen wurde... ein paar letzte Rettungsargumente und einen sichtlich schmollenden Comes später stand Caius vor der Tür der Casa, machte sich ein paar letzte Notizen und begab sich dann auf den Weg zu seiner nächsten Station...
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