- Atrium - (Tarraco)

  • Ich sah ihn aus gespielt skeptischen Augen an, doch musste ich unverzüglich darauf lachen.


    Ja, ich auch! Ich war selbst eine Plebejerin als ich eingeheiratet habe. Vielleicht schon mit einem Namen, das war kurz nach den letzten Wahlen. Ich denke auch Publius wird nichts dagegen haben, wenn sie schon etwas aus sich gemacht hat, schließlich war er einmal in der gleichen Situation wie du! Es freut mich, dass du jemanden gefunden hast. Weiß Livia das schon?


    Ich strahlte richtig. Ach das würde eine schöne Zeit werden, wenn sie erst einmal hier zu Besuche war. Ich würde ihr alles zeigen... oder... sollte ich das lieber sein lassen? Das würde dann Quirinalis' Aufgabe werden.


    Wie heißt sie denn? Ich komme aus der Gens Octavia und die ist sehr angesehen, deshalb stellte das alles bei mir kein größeres Problem dar...

  • "Sie heißt Didia Marcia und ist die Großnichte unseres Pater Factiones."


    Ich war erleichtert wegen Helenas Reaktion, wurde aber nachdenklicher:


    "Nein, Livia weiß noch nichts, aber du kennst doch ihre Einstellung gegenüber Plebejern! Ich befürchte, dass sie ein wenig wütend wird, wenn sie das hört!"


    Mir ging zum ersten Mal wieder besser, seitdem ich aus Rom zurück war - das lag wohl an Helena und ihrer Ausstrahlung...

  • Ich denke, dass sie eine Didia ist wird die ganze Sache noch um einiges erleichtern. Diese Gens ist sehr angesehen und hat schon einiges hervorgebracht. Was macht Marcia denn so? Aber komm.... auch wegen Livia brauchst du dir nicht allzuviele Gedanken machen, denke ich. Natürlich ich kenne sie nicht so gut wie du, doch das tut dem Ganzen nichts ab. Sie wird sicher Verständnis zeigen. Vielleicht möchtest du ja noch ein wenig warten, bis du es ihr sagst? Ich jedenfalls verstehe mich trotz meiner Herkunft hervorragend mit ihr!


    Ich nickte ihm aufmunternd zu.


    Nun, heute findet die Einweihung des Minervaschreins im Namen meines Mannes statt. Möchtest du mich begleiten? Langsam wird es Zeit für mich. Erst einmal müssen wir dort ohnehin auf die Gäste warten, können uns also ungestört weiter unterhalten und vielleicht ist ja schon jemand da?

  • "Ja, ich begleite dich gerne!
    Und danke für dieses Gespräch, es hilft mir doch einiges weiter."


    Lächelnd sah ich Helena an.


    "Marcia möchte eine geistliche Laufbahn einschlagen und erwähnte mal, dass sie schneller in Hispania sein könnte als wir denken. Aber ich glaube, das wird noch dauern - leider!
    Aber ich werde es so schnell wie möglich Livia sagen, dann habe ich es wenigstens hinter mir!"


    Um das Thema zu wechslen und Helena nicht mehr zu nerven, fragte ich sie:
    "Ein Minervaschrein? Wo wird der denn gebaut?"

  • Gerade als ich mich wieder gesammelt hatte sah ich Helena und den neu eingetroffenen Gast zum Minervaschrein gehen. Da ich etwas abseits stand schienen sie mich übersehen zu haben. Ich beschloss ihnen zu folgen...

  • Als Livia und ich hier angekommen waren, fuhr ich mit normaler Stimmlage fort:


    "Du hast noch nicht über sie hergezogen, aber ich hatte Befürchtungen, dass du es tun würdest! Ich verstehe deine Standesdünkel nicht so ganz. Nur weil sie Plebejerin ist, muss sie ja nicht der schlechtere Mensch sein!"

  • Livia schaut ihn wütend an.


    "Quirinalis! So langsam finde ich das hier nicht mehr witzig. Ich ziehe nicht über Personen her. Was denkst du eigentlich von mir?
    Vielleicht mag sie ja ganz hübsch sein. Vielleicht ist sie auch ganz nett. Aber sie ist und bleibt eine Plebejerin! Somit ist und bleibt sie unter deinem Stand!"

  • "'Sie ist und bleibt unter deinem Stand'", äffte ich Livia nach.


    "Na und? Ich weiß schon, wie ich mich in diesem Fall zu verhalten habe!
    Mir ist das auch egal, ob sie Plebejerin oder Patrizierin ist! Ich liebe sie!
    Denke nur mal an Helena - sie ist eigentlich auch 'nur' eine Plebejerin'! Dann hat sie Maximus geheiratet, ist sie jetzt etwa ein anderer Mensch geworden, der jetzt die Achtung verdient hat, die er vorher auch verdient hat?"


    Ich merkte, wie ich mich langsam in die Sache hineinsteigerte - ich sollte lieber vorsichtiger sein...

  • Sie hasst es, wenn er sie so nachäfft. Livia beißt die Kiefer fest aufeinander und funkelt ihn wütend an.


    "Äffe mich nicht nach!


    Du bist unvernünftig wie ein Kind! Es gibt Dinge, die wichtiger sind, als deine jugendlichen Schwärmereien!


    Wie lange kennst du sie überhaupt? Woher willst du wissen, dass sie anders ist?


    Ach, das ist doch alles Humbug!"


    Zornig wendet sie sich von Quirinalis ab und entfernt sich einige Schritte um sich ein wenig zu beruhigen.

  • Ich war baff... Sie nimmt mich nicht ernst... Das kann doch nicht wahr sein...


    "Jugendliche Schwärmereien? Humbug?
    Du gönnst mir mein Glück nicht, das ist alles! Ich habe das Gefühl, du kannst es nicht sehen, wenn ich eine Frau habe und noch keinen Mann hast! Ich gönne dir von ganzen Herzen, dass du dein Glück findest - dabei ist es mir egal ob PLebejer oder Patrizier. Schade, dass du nicht das gleiche von dir behaupten kannst."
    , erwiderte ich angesäuert und lief ihr hinterher.


    Enttäuschung machte sich in mir breit, ich habe diese reaktion von Livia nicht erwartet.

  • Sie dreht sich zu ihm um und blickt ihm wieder in die Augen.


    "Natürlich möchte ich, dass du glücklich wirst! Sonst würde ich mich kaum so aufregen..."


    Traurig senkt sie den Blick. Es sieht nicht so aus, als wolle Quirinalis ihre Argumente ernsthaft in Betracht ziehen oder ihr auch nur zuhören. Einen letzten Versuch wagt sie noch.


    "Aber wie willst du glücklich werden mit einer Frau, die nicht an dich heranreicht? Sie mag zwar ganz nett sein, aber wird sie dich jemals wirklich verstehen können?"

  • "Vielleicht verstehe ich, was du meinst. Aber wieso sollte sie mich nicht verstehen? Lass uns doch erstmal sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Ich liebe sie wirklich und würde alles für sie tun!"


    Tröstend nahm ich Livia in den Arm.


    "Wir werden das schon regeln können!", sagte ich sanft zu ihr.

  • Livia seufzt und schüttelt betrübt den Kopf.


    "Regeln? Was willst du da schon regeln können?


    Sie wird dich nicht verstehen, weil sie einfach einen ganz anderen Horizont hat als du. Ach...
    Woher weißt du überhaupt, dass du sie liebst? Woher weißt du, dass sie dich liebt? Wie lange warst du in Rom? Kennst du sie überhaupt? Kennst du sie wirklich?"


    Prüfend und ernst blickt sie ihm in die Augen.

  • Das war der Punkt, an dem ich kein Kontra geben konnte.


    "Naja, du hast recht... Ich kenne sie nicht wirklich, erst einen Tag!
    Sie sagte mir, dass sie mich auch liebt. Und wollte mir nicht glauben, dass ich es ernst meinte...
    Aber weißt du wie ich mich fühle? Wie es in mir aussieht? Ohne sie kann ich einfach nicht mehr und sie ist so weit weg! Und dann jetzt hier noch der Ärger..."


    Meine Stimme wurde immer leiser und traurig blickte ich auf den Boden...

  • Nachdenklich schaut Livia ihren Bruder von der Seite an. Versteht er nicht, oder will er nicht verstehen? Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, überlegt es sich dann jedoch anders und schließt ihn wieder. Kopfschüttelnd legt sie ihm kurz die Hand auf die Schulter. Sie hat das Gefühl, dass er sich ihren Argumenten verschlossen hat. Aber er wird schon sehen, was er davon hat. Sie sieht den Tag bereits vor sich, an dem er das Ganze bitter bereut und sich bei ihr ausweint. Seufzend streicht sie ihm noch einmal tröstend über die Schulter, nickt ihm dann verabschiedend zu und verlässt das Atrium. Es gibt noch viel vorzubereiten für ihre Reise nach Rom. Sie hofft, dass sich das Ganze bis zu ihrer Rückkehr von allein erledigt hat.

  • Ich nickte ihr ebenfalls zu und sah ihr hinterher...
    Vielleicht hatte Livia ja auch recht... Aber ich liebte Marcia und daran gab es nichts zu rütteln, es war mir sehr Ernst. Zum ersten mal dachte ich allerdings daran, ob Marcia es auch ernst meinen würde - aber wieso sollte es nicht so sein? Schließlich hatte sie auch erst angezweifelt, ob ich es überhaupt ernst meinen würde.


    Ach, wenn sie doch hier sein würde...
    Mit gesenktem Kopf verließ ich das Atrium, irgendwohin, in irgendeine Richtung, ich wollte einfach nur noch laufen, den Frust wegbekommen.

  • Im Atrium verabschiedete sich Anton von seiner Tochter und seiner süßen Enkelin.


    „Helena, ich habe es sehr genossen, wieder im Kreise der Familie zu verweilen, doch nun ruft es mich wieder nach Rom, doch ich kann dir versprechen, dass wir uns schon in Kürze wieder sehen werden.


    Wie deine Hilfe, die du mir anbotst, betreffend des Freundschaftsfestes aussieht, werde ich dir in kürze in einem Brief mitteilen.“


    Anton umarmte seine Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

    Hochachtungsvoll


    Cicero Octavius Anton


    QUAESTOR URBANUS


    Pater der Gens Octavia
    Pater der Factio Russata



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