- Peristylium - (Tarraco)

  • Mir wurde heiß und kalt, mein Herz fing an zu pochen und mir war übel. Zu allem Überfluss wurde ich kreidebleich.


    "Naja, unsere Gens, sie wechselt in die Veneta... Ich kann damit nicht leben. Weltoffenheit und Toleranz sind für mich sehr wichtig..."


    Als ich vor Livia stand, wusste ich, dass es ein Fehler war. Ich begann zu schluchzen und fiel auf die Knie... Es war eine Entscheidung gegen die Tiberia, für die Praesina und für Marcia...


    "Ich... werde... euch... also die Gens... verlassen!", brachte ich mit zittriger Stimme heraus.

  • Irritiert und ein wenig verwirrt verfolgt Livia den plötzlichen Ausbruch ihres Bruders.


    "Wie meinst du das? Verlassen? Was soll das sein? Wie soll das gehen?"


    Seine Worte hat sie wohl gehört und vernommen, die Sätze verstanden, doch der Sinn will sich ihr nicht erschließen.

  • "Ich gehe... In eine andere Gens... In der Praesina...
    Heil unserem Imperator, nichts gegen ihn, aber ich kann mit der Veneta nichts anfangen..."


    Noch immer schluchzte ich und hockte auf dem Boden.


    "Es tut mir so leid... Es tut mir so leid..."


    Ein Weinkrampf kam über mich...

  • Livia hob skeptisch eine Augenbraue und musterte ihn genauer.


    "In eine andere Gens? Wie das? Du willst dich adoptieren lassen?"


    Als sie diese Worte ausspricht, wird ihre Stimme merklich kühler. Sie fühlt sich an Lucidus erinnert und daran, dass sie schon einen Bruder durch eine solche Adoption verloren hat. Angst schließt sich um ihr Herz und sie presst die Zähne fest aufeinander um sich nichts anmerken zu lassen. Sie sieht Quirinalis Verzweiflung und würde ihn am Liebsten in den Arm nehmen und trösten. Doch wie eine Barriere steht ihre Angst zwischen ihnen und ihre Stimme bleibt abweisend.


    "Du willst uns also verlassen? Du willst mich verlassen?"

  • Langsam beruhigte ich mich wieder und stand auf.


    "Wenn du es verlassen nennst... Ich will ja nicht von dir weg gehen, es ist nur eine andere Gens... Den Kontakt will ich ja behalten..."


    War es ein Fehler? Ich wollte Livia in den Arm nehmen, doch sie schien mir so unnahbar zu sein... Mir war so übel...

  • "Ich bin aber nicht in einer anderen Gens. Ich bin eine Tiberia und ich werde es auch bleiben."


    Ihre Stimme klingt härter als beabsichtigt.


    "Dann ist dir deine Factio also wichtiger als deine Gens? Als wir? Als ich?"


    Livia verschränkt die Arme vor ihrer Brust, sie scheint plötzlich zu frösteln.

  • "Nein, aber, aber... Es schien so eine Willkür zu sein... Dieser Factiowechsel..."


    Ein Schwindelgefühl kam über mich, ich musste mich an einer Säule festhalten, um nicht umzufallen.


    "Und dann ist da noch Marcia... Ich würde sie verlieren..."


    Nun merkte ich, dass diese Entscheidung nicht ganz richtig war, aber ich stand dazu. Kalter Schweiß stieg mir auf die Stirn. Mit aller Kraft versuchte ich, mir nichts von meiner körperlichen Verfassung anmerken zu lassen, ohne zu wissen, ob es mir gelang.

  • "Willkür? Willkür? Diese Entscheidung zu treffen ist einzig und allein Sache des Pater Familias. Willst du ihm dort etwa hineinreden? Das steht dir und mir nicht zu."


    Livia atmet einmal tief durch um sich zu beruhigen. Sie schließt die Augen für einen Moment und sieht dann wieder zu Quirinalis auf.


    "Marcia... Pah. Sie ist eine Plebejerin. Die ist ohnehin nichts für dich. Wenn sie dich noch dazu aufgrund deiner Factiozugehörigkeit ablehnen würde, dann wäre sie es erst recht nicht wert."


    Aus halb zusammengekniffenen Augen mustert sie ihren Bruder.


    "Aber nun gut. Wenn es dein Wunsch ist, dann geh. Ich werde dich nicht weiter aufhalten. Ich habe ja bereits Erfahrung darin, wie es ist einen Bruder zu verlieren..."


    Livia beißt ihre Zähne fest aufeinander und starrt regungslos an ihm vorbei ins Leere.

  • Nun rutschte ich mit dem Rücken die Säule hinunter, ich konnte nicht mehr stehen.


    "Nicht sie würde mich dann ablehnen, sondern ihr Pater Familias würde das tun."


    Ihre Kälte... Aber was sollte ich tun? Mich darüber beschweren? Das stand mir nun wirklich nicht zu...


    Als ich erneut aufstehen wollte, verließen mich die Kräfte, so sackte ich zusammen und blieb an der Säule sitzen.


    "Livia, ich hab dich wirklich sehr lieb..." Das kam mir jetzt überflüssig vor. "Aber ich liebe SIE... Für sie würde ich sterben!"

  • "So? Würde er das? Woher weißt du das? Du hast sie doch erst ein einziges Mal gesehen und den Pater Familias soweit ich weiß noch garnicht gesprochen..."


    Sie schaut nicht mehr ins Leere, sondern blickt nun mit unbewegter Miene auf ihren Bruder herab. Ihr Herz fühlt sich an wie aus kaltem Eis. Quirinalis scheint seine Entscheidung getroffen zu haben. Wieder lässt man sie allein. Erneut tut einer ihrer Brüder den äußersten Schritt und verlässt die Familie, verlässt Livia. Sie schaut ihn direkt an, doch scheint ihr Blick nun aus weiter Ferne zu kommen. Tief in ihr ist etwas zerrissen.


    "Es ist deine Entscheidung und wie ich sehe bist du fest entschlossen. Es gibt somit nichts mehr zu bereden."


    Einige Sekunden schweigt sie noch und betrachtet den Mann, den sie einst Bruder nannte. Er tut ihr leid, er wirkt hin- und hergerissen. Doch nach seiner Zurückweisung und der nun endgültigen Entscheidung gegen Gens, gegen Familie, gegen Livia, würde sie ihm das niemals zeigen. Die Gründe für seine Entscheidung kann und will sie nicht verstehen, geschweige denn einsehen.


    "Ich verstehe deine Gründe nicht und weiß auch nicht, ob ich sie jemals verstehen werde. Du wirst schon wissen, was du tust und hast dir das Ganze sicher reiflich überlegt. Zumindest hoffe ich es für dich. Alles weitere wird die Zeit schon zeigen. Aber ich bitte dich nun... Du bist ein Mann. Reiß dich ein wenig zusammen."

  • "Du hast recht, ich sollte mich zusammenreißen..."


    Und so stand ich mit einem Ruck auf. Allerdings fühlte ich mich schon seit ein paar Tagen nicht gut, irgendwas stimmte mit mir nicht. Oh, ich erinnerte mich... Der Fisch, den ich gegessen hatte in der Taverne hatte einen komischen Nachgeschmack gehabt und dann jetzt noch der Stress dazu.


    "Livia, ich..."


    Waren meine letzten Worte, bevor mir schwarz vor Augen wurde und ich zusammensackte wie ein nasser Sack.

  • Überrascht beobachtet Livia, wie ihr Bruder ohnmächtig wird. Sie seufzt leise.


    "Sklave!"


    Blitzschnell ist ein kräftiger Sklave mittleren Alters herbeigeeilt. Livia bedeutet ihm, den regungslosen Quirinalis aufzuheben und auf sein Cubiculum zu bringen. Eilig gehorcht der Sklave.


    Eine weitere Sklavin betritt mit besorgtem Blick das Peristyl. Livia überlegt einen Augenblick. Quirinalis ist durchaus sehr blass gewesen und seine Konsitution war bislang immer sehr stabil gewesen. Diese Ohnmacht ist untypisch für ihn. Sie gibt der Sklavin Anweisungen, einen Kundigen auf dem Gebiet der Medicina herzuholen, sowie frisches Wasser und etwas zu Essen auf Quirinalis Cubiculum zu bringen. Erst jetzt folgt sie dem anderen Sklaven um nach ihrem ehemaligen Bruder zu sehen.

  • *ich huschte durch das Haus... Es war verdächtig still geworden...
    Ich vermisste meinen Herrn, die ruhigen Abende mit ihm. Nur die Livia war hier und dieser Quirinalis. Ich ging den Leuten meistens aus dem Weg*

  • Livia sucht Entspannung im Peristyl der Villa. Vergeblich. Die Sonne brennt fürchterlich. Trotzdem wählt sie sich einen schattigen Platz aus und lässt sich dort nieder. Die stickige Luft im Freien ist immernoch besser als die stickige Luft in geschlossenen Räumen. Entnervt winkt sie einem der Sklaven, er möge ihr einen gekühlten Wein und frische, gekühlte Früchte bringen.


    Seufzend nimmt Livia nun einige Dokumente zur Hand und beginnt zu Lesen.

  • Im Garten angekommen führte Chryseis Pente noch die letzten Schritte zu einer Mamorbank am Teich. Dort half sie dieser noch sich hinzusetzten ehe sie sich selbst erleichtert aufatmend darauf sinken lies.
    Geht es hier besser?

  • Noch immer hält mich die Panik fest, aber mein Blick, gen Himmel gerichtet, nicke ich schliesslich irgendwann stumm. Ja, es ging etwas besser.
    Die Panik liess langsam nach und ich konnte wieder freier atmen. Ich hatte schon Angst gehabt wieder das Bewusstsein zu verlieren und wieder nicht zu wissen, was geschehen war.
    Müde liess ich den Kopf sinken und sah Chryseis an.
    "Danke," murmelte ich leise. Das Ganze hatte mich doch sehr erschöpft.

  • Nicht der Rede wert., erwiderte diese lächelnd und hielt das Gesicht in die Sonne.
    Hauptsache dir gehts hier etwas besser. Du musst dich schnell erholen, dann können wir Helena hinterher reisen. Das wäre dann einige Zeit unter freiem Himmel, denk ich mal.
    Sie lächelte Pente aufmunternd an.

  • Hinterher reisen? Wohin denn? Ich versuchte mich krampfhaft zu erinnern und tat es letztlich. Ach ja, natürlich...
    Und mir fiel auch ein, womit man da reisen musste. An die Erinnerung daran wurde ich bleich, käsig.
    Ein Schiff.... Nicht nur enge Kabine, nein, auch noch.... oh Du meine Güte. Ich spürte bereits die ÜBelkeit in mir aufwallen.

  • Besorgt und verwirrt blickte Chryseis zu Pente. Diese war mit einem mal wieder blass geworden, Chryseis konnte sich nicht wirklich erklären, warum.
    Dem entsprechend stockend fragte sie: Was...? Was ist denn?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!