Praefectus Vehiculorum

Augenblicklich setzte ich mich noch ein Stück gerader hin und blickte sie stolz an. "Ich danke dir für dein Lob und deine Großzügigkeit. Doch dabei werden wir es nicht bewenden lassen, wir vom Cursus Publicus geben auch weiterhin alles."

Ich nahm die Sesterzen und den Brief entgegen und legte das Schreiben auf den Eilstapel nach Hispania. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"

"Nein, ich danke dir!"

erwiderte sie mit einem warmen Lächeln und konnte dieses Lächeln auch nicht mehr bannen. Bislang war sie wahrlich stets zufrieden mit den cursus publiucs gewesen, allein schon das Personal ...

"Ich wünsche einen angenehmen Tag und nachher einen schönen Feierabend!"

schloss Helena mit einem dankbaren Nicken und verschwand wieder zur Tür hinaus.

"Danke und Vale!" rief ich ihr noch hinterher. Wann hatte mir schon zum letzten Mal jemand einen schönen Feierabend gewünscht?

Ich liebte diesen Tag! Eine schöne Frau, die einen Eilbrief brachte, ein neuer Monat, der die öde Büroarbeit mit monatlichen Aufgaben füllte und eine Praefecta, die irgendwo weit weg war- was konnte man sich mehr wünschen.

Detritus betrat das Officium des Cursus Publicus Italia, also sozusagen seine Nachbarn. Er sah Rufus und begrüßte ihn.

"Salve Nachbar, wie läuft's? Oh entschuldige...ich bin der neue Comes, mein Name ist Lucius Octavius Detritus und gibt's viel zu tun?"

Da hatte ich ja gerade noch einmal Glück gehabt, dass es momentan so aussah, als würde ich mitten in der Arbeit stecken. Ich sortierte gerade Berichte, Quittungsbelege und Einschreibenvorlagen und daher stapelte sich eine Menge Papyrus und Pergament auf dem Schreibtisch.

"Salve Comes! Ich bin Postumius Rufus, eigentlich Tabellarius Dispositus, doch ich vertrete die Praefecta während ihrer Abwesenheit. Viel zu tun gibt es immer, wie du siehst. Man glaubt ja gar nicht, wieviel Verwaltungsaufwand hinter dem Cursus Publicus steckt. Aber dir muss ich von Verwaltung sicher nichts erzählen."

"Nein ich arbeite schon ein Lebenlang in der Verwaltung. Wo ist deine Chefin wenn ich fragen darf, man hört sie wär immer beim Consul Avarus stimmt das?"

"Ein Verwandter ist gestorben, die ganze Decima reist nach Hispania zur Beisetzung. Oder so." Ich zuckte mit den Schultern. Je länger sie nicht da war, desto länger gehörte das Officium mir.

"Naja mich interessiert viel mehr ob da wirklich was zwischen ihr und dem Consul Avarus läuft, wenn nicht stell ich mich ihr vor. Also sprich Tabellarius Dispositus."

Ein ganz schön neugieriger Comes, dachte ich mir, zuckte jedoch wieder nur mit den Schultern. "Sowas weiß ich nicht. Ich seh die Praefecta nicht zu oft. Wenn ich hier im Officium Dienst schieben muss, dann ist sie ja nicht da. Und wenn sie da ist, dann bin ich unterwegs Briefe austragen. In der kurzen Zeit, wenn ich Briefe holen komme, plaudern wir nur über die Wegstrecken, ob es Schwierigkeiten gibt oder die Pässe frei sind. Wenn das Gespräch überhaupt auf ihr Privatleben kommt, dann geht es darum, ob ich einen von ihren vielen Verwandten in Hispania oder Germania gesehen hab und obs denen gut geht."

Ich grinste anzüglich. "Aber ich kann dein Interesse schon verstehen. Sie ist schon eine schöne Frau."

"Na du wirst wohl wissen ob der Consul mal hier zu Besuch war oder nicht? Was bist denn du für ein Tabellarius Dispositus, ihr seit ja die Ohren und Augen der Prätorianer."

Detritus sah den Postboten ganz böse an.

"Ist die wunderschöne Praefecta Vehiculorum zu haben oder nicht?"

Ich musste sehr an mich halten, nicht noch mehr zu grinsen. Auch ich war einst der Praefecta verfallen gewesen, doch mittlerweile lagen meine Ziele in Hispania.

"Augen und Ohren der Prätorianer, da hast du ganz Recht, Comes. Doch nicht Augen und Ohren der Provinzverwaltung. Noch hab ich nichts von einer Heirat gehört, aber..." ich beugte mich leicht vor, "ihr Bruder, der große Legatus und Triumphator Decimus Meridius soll sehr genau darauf achten, wen er ihr an die Seite stellt."

"Das könnten wir doch ändern? Du weichst immer aus, deshalb glaub du weißt darüber sehr wohl Bescheid. Nun bitte sag, ist sie noch zu haben oder läuft da was mit dem Consul Avarus? Ich kenn ihren Bruder, der Stier von Tarraco ist ja auch nur mehr ein Ochse, das Alter macht sich schon bemerkbar."

Natürlich wusste ich, dass es stimmte, doch sagen konnte ich das jetzt wohl schlecht.

"Ich weiß, dass da irgendetwas schon am Laufen ist, aber mit wem kann ich dir wirklich nicht sagen. Mag es der Consul sein oder nicht, für mich ist sie eh unerreichbar."

"Erkundige dich da mal etwas genauer."

Zitat

Original von Gnaeus Postumius Rufus
Als es Klopfte war ich gerade dabei intensiv zu arbeiten. Meine Arme waren auf der Tischplatte verschränkt und mein Kopf lag auf meinen Armen, die Augen hielt ich geschlossen. Ich träumte von einer Transportbox, in welche man unendlich viele Briefe hineinpacken konnte, die jedoch mit keinem auch nur den Bruchteil eines Pfundes schwerer wurde. Ich träumte davon, auf Pegasus zu steigen und den Postversand zu revolutionieren.

Doch es wurde nichts aus meiner Revolution. Ich ruckte auf und versuchte einen wachen Ausdruck auf mein Gesicht zu legen.

"Ja, herein!" Vielleicht klang es ein wenig übereifrig, doch besser das, als zu schläfrig.

Ein wenig überrummpelt stand ich auch noch im Officium, in dem ich eigentlich Lucilla erwartete anzutreffen.
Erst drängelte sich die Priesterin vor, dann dieser andere, der wohl der Comes war.
Als dieser sich dann sehr aufdringlich nach Lucilla erkundigte und den Tabellarius meiner Ansicht nach sehr von der Arbeit abhielt räusperte ich mich laut.

Würden die Herren ihr Gespräch wohl bitte auf den Abend verlegen, wen ihre Arbeit getan ist? Hier wartet noch ein Kunde, der während seiner Arbeit nicht einfach so trödeln kann.

"Wir sind fertig, vale bene Rufus...hier etwas Trinkgeld, damit das Gespräch keine Zeitverschwendung war. Vale Kunde."

Detritus verließ das Officium der Praefecta Vehiculorum.

"Danke Comes, einen schönen Tag noch." verabschiedete ich den Beamten und wandte mich dem nächsten Mann zu, der erst nicht herantreten wollte, es dann aber gar nicht mehr abzuwarten scheinen konnte.

"Salve, was kann ich für dich tun?"

Ich habe einen Brief zu verschicken. Einen Eilbrief nach Tarraco.

Ich kramte herum und zog ihn hervor.

Wie lange denkst du wird es dauern, bis er verschickt wird?

Ich nahm den Brief entgegen und kontrollierte den Empfänger. "Er wird heute noch raus gehen. Und mit Hispania hast du Glück, für diese Strecke sind keine Verzögerungen zu erwarten. Ganz im Gegensatz zu Germania, dort soll erneut der Winter eingebrochen sein."

Ich war jedenfalls froh, dass ich Officiums-Dienst schieben durfte. Alles hatte eben seine zwei Seiten, sogar eine Bestattung.

"Das macht dann zwanzig Sesterzen, oder kommen weitere Briefe dazu?"

Ich zog meinen Beutel mit Geld hervor, zählte 20 Sesterze ab und legte sie auf den Tisch.

Nein nur ein Brief.