Magister Scriniorum - Regio Italia

  • Als ich aufgefordert wurde einzutreten folge ich der Aufforderung.


    "Salve werter Magister!
    Tertius Iulian mein Name.
    Ich komme in einer, für mich sehr wichtigen, Angelegheit zu Euch.
    Wie ihr sicher den Akten entnehmen könnt halte ich mich bereits seit längerem hier in Rom auf und arbeite als Scriba Personalis für den Senator Maximus Decimus Meridius.
    Nun meine Frage an Euch.
    Könnt ihr mir weiterhelfen und mir sagen wie und wann mir das römische Bürgerrecht verliehen werden könnte?"


    Gespannt wartete ich auf Antwort.

  • "Salve! Gut, dass Ihr kommt. Ihr seid hier wenigstens nicht wirklich falsch. Normalerweise müssten die Stadtmagistraten dem Provinzstatthalter die entsprechenden Peregrini vorschlagen. Ihr seid aber in Roma und hier gibt es keinen Duumvir, der das machen könnte. Da ist es sehr gut, dass Ihr hier Euch meldet, wenn die entsprechenden Fristen erfüllt sind."


    Ich rief einen Scriba, der mir die Akte brachte. Ich blätterte kurz und sagte dann:


    "Da das der Fall ist, werden wir die Sache und Eure Würdigkeit prüfen und - wenn Ihr würdig seid - dem Legatus Augusti Pro Praetore vorschlagen die Sache ihren Gang gehen zu lassen und Euch die Bürgerrechte zu verleihen. Ich denke Ihr könnt damit in der nächsten Woche rechnen. Ist es Euch recht, wenn ich Senator Meridius frage, wie er Euch einschätzt?"

  • Erfreut und doch ein wenig nervös lauschte ich den Worten des Magisters.


    "Sehr gerne. Bitte informiert Euch bei Senator Meridius über meine Tätigkeiten während der letzten Zeit.
    Ich bin mir sicher er wird Euch gernebehilflich sein.
    Zeitdruck besteht keiner.
    Lediglich intersseirt mich noch die weitere Vorgehensweise, Was habe ich noch zu tun, welche Wege muss ich gehen, und wie erfahre ich ein Ergebnis in dieser Angelegenheit?"

  • "Sehr gut" antwortete ich erfreut und musste kurz überlegen.


    "Nun, am leichtesten erreicht ihr mich in der Casa Decima Meridius in Tarraco. Dort werde ich immer wieder für einige Tage anwesend sein. Sollte ich gerade nicht anwesend sein, so würde es natürlich auch genügen wenn ihr mir einen Breif zukommen lassen würdet.
    Bei Bedarf könnte ich jederzeit wieder hier her nach Rom reisen."

  • In aller Stille vor mich hin träumend saß ich an meinem Arbeitsplatz und starrte auf den Stylus, mit dem ich kleine Löcher in die Wachstafel vor mir bohrte - im Moment meine einzige Beschäftigung.
    Unglaublich...entweder die Leute taten einfach nichts mehr, oder die Informanten wurden schlampig.
    In der Hoffnung, vielleicht doch noch etwas Interessantes aufzuschnappen legte ich mein Schreibwerkzeug beiseite und beschloss, mich in den Straßen Roms umzusehen.

  • Einige Zeit früher als sonst (diese verdammten Singvögel!) kam ich in mein Officium geschlurft, wo mich - wer sonst - mein Lieblingsscriba Fusculus aus trüben Augen ansah. Ging der denn nie nach Hause?
    Vielleicht hatte ich Glück und er würde mal nichts sagen. Also wandte ich mich schnell in Richtung meines Schreibtischs und...


    "Was machst du denn hier?"


    Wäre ja auch zu schön gewesen.


    "Ich arbeite hier?", schlug ich vor.
    "Aber doch nicht jetzt, um diese Zeit."
    Ich blinzelte ihn kurz an und erinnerte mich wieder an meinen Vorsatz, mich nicht mehr über den Kerl zu wundern.
    Eine Weile herrschte Stille.


    "Kennst du eigentlich Garinus?"
    Verwirrt sah ich ihn an. "Nein...."
    "Habe ich vorhin getroffen."
    Anscheinend glaubte er, er müsse mich unterhalten. Und das, nachdem er am Anfang kaum ein Wort gesprochen hatte...was mir eigentlich lieber gewesen war.
    "Aha."
    "Kennst du Valinus?"
    Ich begann mich zu fragen, ob er nun sämtliche Leute aufzählen wollte, die er kannte.
    "Nein."
    "Mein Nachbar. Sehr netter Kerl. Verkauft gebrauchte Pferdedecken."
    Ich hatte eine lebhafte Vorstellung von Nachbar Valinus.


    Wieder Schweigen.
    "Kennst du Lubinus?"
    Ob man einen Stylus als Mordwaffe benutzen konnte?
    "Nein.", brachte ich mit knirschenden Zähnen hervor.
    "Sehr netter Kerl."
    Darauf hätte ich gewettet.
    "Arbeitet gleich hier um die Ecke."
    -.-
    "Kennst du Herinus?", fragte ich nun schließlich.
    Fusculus schien nachzudenken...so genau erkannte man das bei ihm nicht...ich hatte auch immer noch Zweifel, ob er das überhaupt konnte.
    "Nein, ich glaube nicht."
    "Siehst du?!", meinte ich triumphierend und hoffte, von jetzt an würde Ruhe herrschen. 8)

  • Nachdem ich den ganzen Tag meinen lieben Freund Fusculus durch die halbe Regia gejagt und ihm unnütze Aufträge erteilt hatte, sollte auch er mal das Gefühl bekommen, etwas produktives zuwege gebracht zu haben.


    "Fusculus!"


    Der Angesprochene streckte mit der üblich-gelangweilten Miene den Kopf zur Tür herein.


    "Der Bericht für den Legaten...", verkündete ich und wedelte mit der Schriftrolle.
    Mit dem ihm eigenen Elan nahm er sie entgegen und trug sie davon. Ich hoffte an den richtigen Ort.

  • „Du hast Besuch.“, kündigte mir Larius – den Göttern sei dank nicht Fusculus – breit grinsend an.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ein einziges Mal an einem Tag meine Ruhe haben würde, war in etwa so groß, wie den Kaiser auf der Rostra für ein paar Sesterze ein fröhliches Tänzchen aufführen zu sehen.


    „Dann schick ihn rein.“, erwiderte ich, zu diesem Zeitpunkt noch gutgelaunt und legte die Nachricht, die ich gerade gelesen hatte, beiseite.
    Doch mein Besuch, der über den Mosaikfußboden entschlossen auf mich zuschritt, wobei er den Scriba Larius so konsequent ignorierte wie einen frischen Haufen Pferdemist, fegte die fröhliche Stimmung, in der ich war, schnell beiseite. Auf jeden Fall schonmal nichts Rotgestreiftes, also konnte ich wenigstens meine bequeme Haltung beibehalten.
    Wenn man, wie ich, in der Hierarchie nur knapp über den Scribae kam, waren diese Momente selten genug.


    Herein kam eine ältere Dame in Begleitung eines Sklaven.
    Gut, ältere Dame traf es nicht ganz. Sie war mindestens achtzig und sah aus, wie eine von Ratten angeknabberte ägyptische Mumie.
    Der Sklave hingegen war etwa halb so groß wie die Castra Praetoria und doppelt so hässlich. Sein Gesicht schien nur aus Zähnen und geölten Haaren zu bestehen. Aber man war ja tolerant.


    Ehe sie drauflosplapperte, verschluckte sie sich erstmal (ich wollte lieber nicht wissen, woran), woraufhin der Sklave hektisch und scheinbar ehrlich besorgt begann, ihr auf den Rücken zu klopfen.
    Ich begann zu überlegen, welcher Teil von ihr wohl als Erstes abfallen würde, als das Gehuste auch schon wieder verebbte.


    „Du bist also Germanica Aelia.“
    Die Gute hielt offensichtlich nichts davon, mit unnötigen Floskeln oder Fragen Zeit zu verschwenden.
    Und in jenem Moment wurde mir klar, dass ich die nächste Stunde Ruhe und Frieden vergessen konnte. Selbst wenn die leibhaftige Sibylle von Cumae mitsamt der neun sibyllinischen Bücher in der Hand hier aufgetaucht wäre und mir versichert hätte, die gute Frau wolle nur eine kurze Auskunft, hätte ich ihr nicht geglaubt.
    „Äh...ja.“


    Ich hätte wohl das Gleiche geantwortet, hätte sie mich mit Iulia Ulpia Drusilla angesprochen. In jedem Fall hatte ich zum Letzten Mal ein solch gestelztes Latein gehört, als mich mein Lehrer mit Cicero quälte.


    „Ich bin Arria Urgulanilla.“, verkündete sie in feierlichem Tonfall und sah mich an, als erwarte sie etwas Bestimmtes. Ich wollte sie nicht enttäuschen und gab so wenigstens ein „Aha.“ von mir.
    Offenbar nicht das, was sie gewollt hatte, denn sie stierte mich an, als wäre ich ein sechsbeiniges Insekt, das über ihren Salat krabbelt.
    Der Sklave indes versuchte vergebens, mit der Einrichtung zu verschmelzen.


    „Der Dichter.“, erklärte sie.
    „Der Dichter?“
    „Arrius Silvianus.“
    Ich war versucht zu sagen „Wer beim Hintern des Iuppiter ist Arrius Silvanus?“. Da das allerdings unzweifelhaft das Ganze nur unnötig in die Länge gezogen hätte, erwiderte ich mit aufhellender Miene: „Oh, Arrius Silvianus...du bist seine...“, Ahnherrin aus Romolus´ Zeiten, dachte ich, „Mutter?“, sagte ich.
    Sie nickte und nahm Platz.

  • „Und was führt dich zu mir, Arria...ähm...Urgulanilla?“
    Ein missbilligender Blick ihrerseits, für meine Unaufmerksamkeit, folgte.
    „Ich brauche einen Rechtsbeistand.“


    Ich legte den Kopf schief.
    „Aaahja...Und...wie soll ich dir da weiterhelfen?“
    Zweifellos wollte sie ihren Nachbarn verklagen, der seine Sänfte immer zu Nahe an ihrer Tür abstellte...oder etwas in der Art.
    „Dafür seid ihr hier doch da! Das hat zumindest dein Scriba Marcus Rufius Larius Maximus Lentullus gesagt.“
    Iuppiter, Iuno und Minerva, hatte der tatsächlich so viele Namen?
    Ich nahm mir jedenfalls vor, den Kerl bei Gelegenheit kopfüber in eine öffentliche Latrine zu stecken.


    „Eigentlich...“
    „Also, es geht um Folgendes...“
    Als sie bei der Nachbarskatze angelangt war, schaltete ich auf Durchzug und beobachtete, wie das Auge ihres Sklaven hin und her hüpfte.
    „Du siehst also, ich brauche jemanden mit fundiertem juristischem Wissen.“, beendete sie ihren halbstündigen Vortrag. Als ob ich nichts Wichtigeres zu tun hätte.
    „Ich verstehe vollkommen.“


    Ich verstand gar nichts. Ich hatte ja nichtmal zugehört.
    „Aber wenn du einen Anwalt brauchst, bist du hier falsch...sieh dich doch mal auf dem Forum um, da hängen oft Anzeigen...“
    „BITTE?“, empörte sie sich. „Warum lässt du mich denn hier meine ganze Geschichte erzählen, wenn du mir doch nicht helfen kannst?“
    So und so ähnlich zeterte sie nochmal eine Viertelstunde weiter, ehe sie endlich nach dem Weg nach draußen fragte.


    Ich selbst richtete meinen Blick auf die Unterlagen auf meinem Tisch, als wären sie besonders wichtig, oder interessant. (In Wirklichkeit beschwerte sich ein Maultierhändler über den Gestank, den die Schweine seines Nachbarn von sich gaben.)
    „Wie?“, wunderte ich mich.
    „Das hier ist doch wie ein Labyrinth, schon beim Herweg haben wir dreimal nachfragen müssen, wo es lang geht.“
    Ich erklärte ihr den Weg.


    Eine Stunde später sah ich sie von meinem Fenster aus das Freie erreichen. Und damit konnte sie noch sehr zufrieden sein. In den Gängen wurden schließlich regelmäßig Skelette gefunden und Männer, die dick wie ein Transportschiff hineingegangen waren, kamen Tage später spindeldürr und blinzelnd wie eine Eule wieder heraus.


    Mit einem dumpfen Knall landete mein Kopf auf der Tischplatte. Warum nur immer ich?

  • Irgendwie stieg der Lärmpegel an. Um zu ergründen woran das lag, hob ich den Kopf und entdeckte meinen Lieblinsgsscriba. Anklopfen musste ich ihm irgendwann mal beibringen.


    "Was gibts denn?"
    "Da sind zwei Damen."
    "Ich weiß, man hört sie ja von hier bis zur Subura."
    Gut, das war ein bisschen übertrieben, aber die zwei Damen, die er wohl meinte, hörte man mehr als deutlich im Nebenzimmer streiten.
    "Ja..."
    "Was ist?"
    "Ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich ein bisschen gedulden, da meine Vorgesetzte zur Zeit sehr beschäftigt ist..."
    Das erste (und wahrscheinlich einzige) Mal, dass ich Fusculus für einen kurzen Moment mochte.
    "Und weiter?"
    "Sie haben gemeint, ich wäre ein Lügner und solle zusehen, dass ich sie ankündige."
    "Lass dich nicht so nennen Fusculus, sie sollen, wie alle anderen auch, Trottel zu dir sagen."
    Er sah mich ein wenig irritiert an und ließ die wilde Meute, die nichtmal jetzt aufhörte zu streiten, herein.


    "Also du bist unmöglich!"
    "Tut mir Leid, aber wenn wir nicht bald eine lukrativere Arbeit finden, werden wir alle auf der Straße stehen!"
    "Dann hättest du wenigstens eine Arbeit!"
    "Du hälst mein Privatleben gefälligst da raus, du Schwachkopf!"
    "Verschieb jetzt deinen Frust nicht auf mich, du billige Klampfe!"
    "Das Wort heißt "Schlampe", du beknackte Nuss! Ich, ich bin eine billige Schlampe!!!"


    Ich war richtig stolz auf mich, denn meine Reaktion beschränkte sich nur auf ein -.^
    "Äh...hallo?", wandte ich vorsichtig ein.
    Sie hielten tatächlich kurz inne.
    "Was soll das denn, bitte?"
    "Alles begann damit, dass mein Urgroßvater Fabius überfahren wurde, und zwar von dem Milchkarren ihres Urgroßonkels Macrinius."
    Warum musste ich auch fragen?
    "Einfach so eiskalt überfahren?", fragte ich, ohne große Hoffnung hier jemals wieder herauszukommen.
    "Er war eiskalt! Urgroßvater war nämlich schon tot! Unglücklicherweise haben damals gerade die Totengräber gestreikt. Da hat die Familie ihn vorübergehend als Vogelscheuche aufgestellt! Der Sturm hat ihn umgeworfen. Und Macrinius hat ihn als Prellbock benutzt!"
    Seit wann ließ man Geisteskranke eigentlich frei herumlaufen?

  • "Daria, was ist 3 mal 7?", begann die eine nun völlig unvermittelt.
    Während ich sie stirnrunzelnd ansah, machte die anderen ein nachdenkliches Gesicht.
    "So, 10 Minuten Ruhe."
    "Also...", setzte ich an, wurde jedoch sofort wieder von der redefreudigen Dame unterbrochen. Sprach ich denn seit neuestem Spätsuaheli?
    "Es geht um folgendes..."
    Es klopfte.
    Es klopfte!
    Meine Rettung! Ich nahm mir vor, demjenigen, der vor meiner Tür stand, die Füße zu küssen. Zumindest im übertragenen Sinn. 8)


    "Du entschuldigst?", sagte ich.
    So schnell war ich in meinem Leben noch nicht an der Tür gewesen.
    "Commodus! Ich bin wirklich froh dich zu sehen!"
    Schnell wandte ich mich um und scheuchte die beiden Weiber, was auch immer sie denn nun gewollt hatten, aus dem Officium. Fusculus würde sich sicher über Gesellschaft freuen.
    "Komm doch rein.", meinte ich nun wieder an Commodus gewandt.

  • Commodus trat ein. In seinem Gesicht war die Verwunderung deutlich zu sehen.


    "Ich grüße dich Aelia, ich freue mich auch sehr dich zu sehen." sagte er, noch immer recht irritiert.


    Er lächelte.


    "Wie geht es dir?" fragte er dann.

  • Lächelnd bedeutete ich ihm, sich zu setzen und nahm selbst auch wieder hinter meinem Tisch Platz.


    "Nachdem ich diese beiden Harpyen los bin, geht es mir hervorragend, danke der Nachfrage.", antwortete ich.
    "Wie steht es bei dir? Was macht Germanien?"

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