[Villa Pellacia] Cenacula/Ein Zimmer

  • Zu Hause. Mein Blick glitt über die Wände und das Fenster, von dem man eine herrliche Sicht auf die Stadt und dann das Meer im Hintergrund hatte. Er verweilte eine Weile dort. Nach einige augenblicken, welche mir endlos erschienen, riß ich mich davon los und ging noch einmal zurück auf den Flur und ließ nach Cadior rufen. Sogleich machte ich mich daran, mein Testament zu verfassen, welches er in den Tempel der Vesta nach Rom bringen sollte.


    Ich faltete es zusammen und siegelte es. Dann griff ich in den Aktenstapel und holte ein Pergament hervor. Dieses wickelte ich um meinen Gladius und verschnürte es gut. Die Enden dieser Schnüre versiegelte ich auch.
    Nun, da ich alles erledigt hatte, wartete ich auf Cadior.

  • "Antoninus", begrüßte ich den seltenen Gast und dabei Familienmitglied der Aurelier.


    "Deandra ist nicht hier, sie ist gerade auf dem Weg nach Rom. Wenn du jemanden sprechen willst, wirst du warten müssen, denn auch sonst befindet sich niemand außer mir im Haus."

  • Niemand anderes hier? Der Götter Wege sind manchmal erstaublich, Ich habe einen Auftrag für dich. Schwöre bei deiner Herrin und den Manen der Aurelier, daß du ihn gewissenhaft ausführen wirst. Es soll auch nicht dein Schaden sein.


    antwortete ich etwas zögerlich, als Cadior endlich kam und sich für bereit erklärte.

  • "Bei den Manen der Aurelier kann ich schwören, denn der Familie fühle ich mich eng verbunden. Eine Herrin jedoch habe ich nicht."


    Verwunbdert blickte ich auf den selten gesehenen Antoninus. Ernst erschien mir sein Anliegen, deswegen fügte ich noch hinzu:


    "Heilig sind mir vor allem die germanischen Götter, wenn dir das Beruhigung ist..."

  • Dann nimm diese, wenn dir es besser deucht. Ich stand auf und ging zu dem Tisch. Dies ist mein Testament. Du wirst es nach Rom zum Haus der Vestalinnen bringen und dieses Schwert bringst du persönlich nach Corsica. Du weißt zu wem?

  • Ich kniff iritiert meine Augen zusammen. Was sollte dieser unsinnige Wunsch?


    Antoninus war mir außerdem nicht weisungsbefugt. Niemand war das mehr. Ich war frei.



    Ich überlegte: Auf der einen Seite stand meine Abneigung gegen Anweisungen, auf der anderen die Tatsache, dass Antoninus nur eine Bitte geäußert hatte, wenn auch eine absonderliche.


    Nach endlos scheinenden Augenblicken ging in dann doch mit einem Stuhl zum Fenster. Mit gerunzelten Brauen blieb ich abwartend stehen.

  • Ich setzte mich und zog ein kleines aber scharfes Messer hervor und gab es dem Cadior. du wirst mir jetzt die Adern öffnen und dann deinen Auftrag ausführen. Sorge dafür, daß das Zimmer verschlossen ist, wenn du gehst.

  • Mehrere Augenblicke schaute ich Antoninus an, sah aber nichts als Entschlossenheit in seinem Gesicht. Schweigend nahm ich das Messer entgegen und legte es behutsam auf einen nebenstehenden Tisch.


    Ich besorgte mir Binden, einige an der Zahl, und band mit diesen seine Armbeugen und Kniegelenke ab. Jede Unsauberkeit im Schnitt würde den ungehinderten Ablauf des Blutes stören und damit den Tod hinauszögern oder gar verhindern.


    Ein letzter Blick, dann setzte ich die scharfe Klinge an. Leicht durchtrennte sie Fleisch und Vene des linken Armgelenks. Blut sickerte aus... und Antoninus zeigte keinerlei Reaktion.


    Nachdem auch ein sauberer Längsschnitt die Vene der rechten Armbeuge eröffnet hatte, schnitt ich beide Venen der Kniegelenke auf. Mit dem Lösen der Binden trat das Blut gleichmäßig aus dem Körper aus.


    "Grüße die Götter, deine und meine, wenn du bei ihnen bist."


    Dann verließ ich den Raum.

  • Gerade als ich im Begriff war mich etwas umzusehen hörte ich leise Stimmen, die aus irgendeinem der Zimmer zu kommen schienen. Ich freute mich das anscheind doch jemand zu hause war. Ich folgte den Geräuschen bis ich die entsprechende Tür fand.


    In diesem Augenblick stürmte gerade eine Person hinaus. Ich begrüßte den Mann mit freundlichen Worten.
    "Ich grüße dich, bist du der Herr dieses Hauses?"

  • Mit stoischer Ruhe beobachtete ich die Vorbereitungen von Cadior. Auch seine Schnitte machte er gut und fast schmerzfrei. Als nun das dunkle und warme Blut langsam und gleichmäßig herunterfloß bedeutete ich ihm zu gehen und seinen Auftrag zum Abschluß zu führen. Mein Blick glitt hinweg über den Garten, die Häuser Ostias bis hin zum Meer. Meinen Gedanken kreisten um den einen wahren Freund, den ich jetzt erst nach langer Zeit in der Unterwelt wieder sehen würde. Solange würde ich mich gedulden müssen.


    http://www.scoweb.de/suedsee/i…nenuntergang%20Moorea.jpg


    Das Blut rann und ich merkte, wie mir die Lebensgeister schwanden. Die Sonne verschwnd ebenfalls im Meer und es wurde dunkel. Mein Blick trübte sich und ich schloß die Lider. Dann waren es nur noch ein paar Augenblicke, bis mein Herz stillstand und ich von dieser Welt ging.

  • Von Cadior geführt und nur widerstrebend folgend, betrat ich das Zimmer.


    Mein Blick fiel sofort auf Antoninus und ein Zittern lief durch meinen Körper. Fassungslos starrte ich den Toten an - unfähig mich zu rühren, unfähig überhaupt zu begreifen.


    Ein Kälteschauer erfasste mich und er ließ mir das Blut in meinen Adern gefrieren. Mein Brustkorb war zusammengepresst und gestattete kaum einen Atemzug. Der ganze angesammelte Kummer stürzte nun in Form von Tränen aus meinen Augen.


    "Warum hat er uns das angetan?", fragte ich fassungslos. "Er hätte zu mir kommen können. Sicher hätte ich ihm geholfen!"


    Ich war so enttäuscht, fühlte mich trotz der Menschen so allein. Nur ein Haufen Elend - erschüttert bis an alle Grenzen.

  • Mehr mechanisch als bewusst und überlegt, gab ich nach endlos langen Minuten - gefüllt von Selbstvorwürfen - schließlich meine Anweisungen.


    "Cadior, geh bitte und hole die Männer. Sie sollen den Toten in den kleinen Empfangsraum bringen. Er wird dort aufgebahrt und die Sklaven sollen ihn baden, einkleiden und salben."

  • Zögerlich ging ich zu meinem Bruder. Tief atmete ich durch. Meine eigene Schwäche sollte nicht seine Überfahrt über den Styx behindern.



    Als eine seiner nächsten Verwandten küsste ich ihn und fing damit seine Seele ein. Ich legte Antoninus eine Münze in den Mund und drückte diesen sanft zu. Seine Augen waren bereits geschlossen.


    Nun rief ich seinen Namen und hoffte darauf, dass mir bald meine Brüder oder gar Sophus zur Seite stehen würden, um Antoninus auf sein lectus funebris ins Atrium zu tragen.





    edit: Der Link hat geklemmt

  • Der Anblick des toten Antonius war nicht gerade angenehm für mich.
    Ich versuchte Aurelia so gut es ging zu trösten und ihr zur Seite zu stehen. Dann brachten Cadior und ich die Leiche ins Atrium wo ihm sein letzte Ehre erwiesen würde.

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