Seit Tagen weilte ich nun schon in Ostia und ich dachte desöfteren an die junge Pflanze im Garten der Villa Aurelia. Ob sie wohl gut gedeihen würde? Ich wollte es heute wissen und machte mich auf den Weg.
Ohne die Villa überhaupt zu betreten, ging ich dann auch sofort in den Garten. Schon von weitem sah ich den Sonnenschutz und musste schmunzeln. Eirene hatte also meine Hinweise befolgt.
Den Sonnenschutz noch in der Hand, warf ich einen ersten Blick auf das Pflanzlein. Etwas erschrocken war ich dann schon.
Vorsichtig stellte ich das Schutzgestell ab und kniete mich auf den Boden. Meine Hände auf den Schoß gelegt, saß ich dort eine ganz Weile und blickte etwas betrübt auf die Pflanze.
Sie sah matt aus, etwas ohne Kraft und kein einziges neues Blatt hatte sie seither geschoben. Das konnte nur bedeuten, dass sie noch immer nicht angewachsen war.
Was also fehlte dem Pflänzchen, dass es so gar nicht ins Leben kommen wollte?
War es, weil ich es sebst vernachlässigte und einer Sklavin die Pflege auftrug?
Oder war es der Gradmesser für die Güte der Verbindung der zwei Menschen, die es miteinander verband?
Lag es an ersterem, so würde ich dies leicht abändern können; lag es an letzterem, besaß ich keinerlei Macht. Ich war oft allein und es war auch nicht das was ich wollte, aber ändern konnte ich es nicht.
Selten sah ich Sterne, oft vermisste ich die Sonne und die Kälte des Winters schien nicht aufhören zu wollen - zumindest in Ostia nicht. Lange blieb ich so schweigsam sitzen. Selten fühlte ich mich so kraftlos, selten so allein. Nur hier konnte ich das zeigen; hier war ich allein. Niemand anderen sonst ging das etwas an.
Ich goß noch etwas Wasser auf die angetrocknete Erde und erhob mich dann. Ich würde regelmäßig wiederkommen.
So wie ich kam, ging ich wieder. Ich warf keinen einzigen Blick in die Villa, sondern kehrte sogleich nach Ostia zurück.