Ein Landsitz des Kaisers

  • Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    Quarto nahm den Becher und folgte dem Gastgeber. Er ließ sich rechts neben einer äußerst attraktiven Dame nieder und war kurzzeitig abgelenkt. Dann ergriff er das Wort:
    “Auf dein wohl, einen guten Tropfen soll man ehren.“
    Einen Schluck kippte er als Opfer für die Götter auf den Boden, den Rest in seinen Schlund.
    “Du also bist Hadrianus. Ich habe von dir gehört. Du bist ein Mündel des Kaisers?
    Man sagt, du seiest der Sohn des Publius Aelius Hadrianus Afer. Stimmt das?“


    Auf dem Weg in die Ecke antwortete ich:


    Stimmt. Publius Aelius Hadrianus. Sohn des Hadrianus, der den Ruhm in Afrika für Rom mehrte und fortan Afer genannt wurde. Leider ist mein Vater schon früh verstorben. Ich war noch ein Knabe. Fortan kümmerten sich ein Ritter und der Kaiser um mich. Die Götter mögen sie schützen.


    Angekommen stellte ich Deandra den Beamten vor.


    Der Kaiserliche Sekretär... Verflixt, wie hieß der eigentlich?

  • “Edle Dame, die Götter müssen mich lieben, denn sie haben mich in deine Gegenwart geführt.“, begrüßte Quarto die Schönheit. Dunkel erinnerte er sich, ihr bereits einmal im Pantheon begegnet zu sein.
    “Des Kaisers Sekretär bin ich nicht. Diesen Titel darf wohl der Magister Officiorum für sich beanspruchen. Ich diene dem Kaiserhof lediglich als Praefectus Augusti.
    Mein Name ist Lucius Aelius Quarto und wenn dieser junge Mann, unser Gastgeber, tatsächlich der Sohn des Publius Aelius Hadrianus Afer ist, dann bin ich sein Vetter!“

    Quarto lächelte, zuerst schelmisch, dann gerührt.
    “Ja, Hadrianus, dein Vater war der jüngere Bruder meines Vaters, Gaius Aelius Maccalus. Es ist Jahre her, dass ich vom frühen Tod des Afer hörte. Ich war damals in Achaia und von dir, seinem Sohn, habe ich nie erfahren.
    Bis vor ein paar Tagen…“

    Der gestandene Mann wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
    “Verzeihung, ich hatte nach all den schweren Jahren nicht mehr damit gerechnet. Wer hätte sich träumen lassen das noch andere Äste unserer Familie Früchte tragen würden.
    Ich glaube es ist der richtige Zeitpunkt Iulianus seinen besten Weine zu rauben, den er hier lagert. Der edelste Tropfen ist gerade gut genug, um auf dieses Wiedersehen zu trinken.“

  • Ich war baff und schaute ersteinmal sprachlos drein. Ein Sohn eines Bruders meines Vaters? Im Palast? Hier vor mir? Ein tiefer Schluck Wein ließ mich für einen klitzekleinen Moment die Augen schließen. Tatsächlich. Es war kein Traum. Er stand immer noch vor mir und strahlte mich an.
    Vetter! kam es leise über meine Lippen. Vetter! und ich fiel ihm um den Hals, meine Erziehung vergessend.

  • Lächelnd grüßte ich den Magister. Offenbar hatten sich an diesem Abend die charmantesten aller Männer hier versammelt.


    ‚Interessant’, dachte ich auch bei mir. Was man alles so nebenbei auf diesem Fest erfährt…Da ich nicht umhin kam mitzuhören, machte ich auch erst gar nicht den Versuch, mich höflich abzuwenden. Es hätte unglaubhaft gewirkt.


    „Oh, wenn mir jemand bei der Gelegenheit vielleicht auch einen Fruchtsaft oder ein Wasser besorgen könnte…“, warf ich auf das passende Stichwort von Quarto hin ein. Doch dann überraschten mich die Ereignisse...

  • Herzlich, wenn auch etwas unrömisch, umarmten sich die beiden so unterschiedlichen Männer. Dann riss Quarto sich los und rief, um der Situation wieder Herr zu werden: “Hadrianus, lass Wein bringen. Die Dame hat Durst! Ein ordentlicher Falerner oder Caecubier wäre jetzt grad gut genug. Außerdem hast du mich noch immer nicht mit diesem bezaubernden Geschöpf bekannt gemacht. Was soll sie von uns denken?“

  • Ich klatschte in die Hände und winkte dem Sklaven, endlich den Wein zu bringen.


    Aelius Quarto, wies ich herausstellte der Praefectus Augusti und nicht der Magister Officium und mein Vetter, wie er mir mitteilte. Ich hatte es wohl immer noch nicht richtig verarbeitet.
    Aurelia Deandra. die Magistratin aus Ostia, welche die Stadt mit ihrem Charme und ihrem Geist und den Rest der Welt mit den entzückendsten Pferden des Reiches zu begeistern weiß.


    Endlich kam der Wein. Wo nur die anderen Gäste blieben?

  • "Sehr erfreut, Lucius Aelius Quarto!", sagte ich und lächelte mein Gegenüber an. "Ich würde gerne etwas aus dem Leben eines Magistratus erfahren."




    "Ach bitte", wandte ich mich kurz an Hadrianus. "Wenn es vielleicht für meinen verwöhnten Gaumen auch so etwas wie Obstsaft hier gäbe, wäre ich hoch erfreut." Zwinkernd wiederholte ich meine Bitte an den Gastgeber.




    edit: falsch formatiert

  • “Ich bin noch nicht sehr lange im Palast und für mich ist das Leben dort auch noch neu und unbekannt. Eine Zeitlang war es etwas bedrückend, denn Laecas Aufstand hatte eine Zunahme der Wachen und Kontrollen zur Folge. Prätorianer wohin man sieht.
    Doch jetzt ist meine Schwägerin mit ihrem kleinen Sohn aus Dalmatien gekommen und das hebt die Stimmung sehr. Man glaubt kaum, was so ein kleines Kind in einem so riesigen Komplex wie dem Kaiserpalast bewirken kann.
    Du kennst den Palatin?“

  • Ich blickte erstaunt auf und winkte abermals einem Sklaven.


    Die Magistratin wünscht Obstsaft!


    Obstsaft? Wir haben noch Traubensaft im Keller. Ich werde ihn holen, Herr!


    Zu Aurelia gewandt:


    Der Saft ist schon unterwegs. Wenn ihr möchtet, lasse ich euch ein äußerst seltenes Getränk kommen. Es stammt aus der Frucht eines Baumes, den man nur in Persien findet, dem Prunus persica, wie man ihn nennt.

  • „Der Hügel Palatin?“ Ich schmunzelte.


    „Unter den Villen der Oberschicht, die sich in dieser bevorzugten Wohngegend befinden, gehört auch die Villa der Aurelier. Ich wuchs dort auf und zog unlängst erst nach Ostia. Immer wieder zieht es mich jedoch dorthin zurück.“


    Ich sann kurz über seine weiteren Worte nach.


    „Ein kleines Kind im Palast, oh ja, ich kann es mir gut vorstellen.“ Bildhaft förmlich. Wie gut, dass ich noch keine Kinder besaß. Ich würde mich dem noch nicht gewachsen fühlen.


    Gespannt wartete ich auf den mir unbekannten Saft. Zumindest vom Namen her kannte ich die Frucht nicht. Ich musste einfach abwarten. Gut möglich aber, dass mir der Geschmack schon vertraut war.

  • "Ich verstehe. Dann sind dir ja auch die kaiserlichen Palastanlagen geläufig. Ich kannte sie aus meiner Jugend, doch dann lebte ich lange Zeit in der Fremde. Die meiste Zeit in Griechenland.
    Du lebst in Ostia? Es soll dort recht ungezügelt und und ausgelassen zugehen, habe ich gehört. Was früher Baiae, sei jetzt Ostia, hört man. Ein Ort der Feste und exotischen Gelage."

  • "Leider nein.", gab er lächelnd zurück.
    "Ich war erst einmal dort und besuchte meinen alten Freund Lysias in einem vornehmen Haus. Es gehörte, lass mich nachdenken... Es war die Villa der Familie Tiberia.
    Dort ging es zwar lebhaft zu, doch nicht in der Art, die ich gerade gemeint habe."

  • „Oh, die Villa Tiberia“, erwiderte ich überrascht. Viele Erinnerungen verbanden mich mit dieser. Schöne, wie die Hochzeit von Helena und Maximus und weniger schöne, wie meine Trennung von Tiberius Vibullius und dessen Verbannung.


    „Ich kenne die Tiberier sehr gut. Mit einigen stehe und stand ich in engem Kontakt“, fügte ich etwas zerstreut an. Der einstige Pater der Familie war heute mein Bruder. Eine verrückte Zeit lag hinter mir.


    Dann riss ich mich zusammen. Mit einem schelmischen Lächeln auf dem Gesicht beugte ich mich etwas vor.


    „Welche Art meintest du denn, als du von Ausgelassenheit und Ungezügeltsein sprachst?“

  • Als die Dame sich so vorbeugte, kostete es Quarto beträchtliche Mühe, dass sein Blick nicht abglitt und unziemlich im tiefen Dunkel ihres verheißungsvollen Dekolleté eintauchte.
    Doch er zwang sich ihr ins Gesicht zu sehen.
    “Oh, meine Dame, ich weiß darüber nicht viel. Ich hörte von sagenhaften Tänzerinnen aus dem fernen Hispania. Man erzählt sich Erstaunliches über ihre gelenkigen Darbietungen. Von androgynen Aethiopiern war mal die Rede und von Schönheiten aus Syria und dem Lande Nubia.
    Man sagt, früher sei Ostia nur eine gewöhnliche Hafenstadt gewesen, mit den rauen, einfachen Sitten der Seeleute. Doch heute sei es ein Hort exotischer Freuden und bunten Treibens.
    Aber bitte, all dies kenne ich nur vom Hörensagen und du weißt; die Leute übertreiben gerne bei der Beschreibung ihrer amourösen Abenteuer.“

    Er nahm noch einen Schluck Wein. Der war wirklich gut.

  • Wir sollten mit dem Speisen beginnen meinte ich gedankenverloren, als ich in Deandras Augen sah und lächelte sie an.


    Darf ich bitten?


    Ich drehte mich um und rief in den großen Saal zu den anderen Gästen


    Die Götter werden gleich zum Speisen erscheinen. Ich bitte darum, Ihnen die Gunst zu erweisen!

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