Ein Landsitz des Kaisers

  • Ein Opfer für die Götter vor dem Mahl – es war Sitte und nicht zu umgehen. Außer mir selbst, gestand ich bisher niemandem ein, wie sehr mich doch diese Opferungen berührten, doch die Beschwichtigung und Anbetung der Götter gingen vor und ja, ich glaubte mit ganzem Herzen an ihre Macht.
    Die Traditionen standen bei den Aureliern sowieso hoch im Kurs. Vielleicht mehr noch als bei anderen Familien. Meine Empfindlichkeit musste sich also meinen eigenen Leitidealen unterordnen.


    Ohne zu Zögern folgte ich.

  • Vor dem kleinen Altar knieten wir uns nieder und ich sprach, nachdem der Weihrauch entzündet wurde:
    Schmaus-Iupiter, weil Dir in diesem Haus, in dieser Familie, in dieser Sklavenschaft ein kleiner Becher von Wein für den Schmaus gemacht werden soll, deshalb sei geehrt, durch diesen persönlichen Schmaus da, der Dir darzubringen ist.


    2 Sklaven erschienen und trugen Brot, Kuchen, Obst und Wein zu dem Altar. Nachdem sie alles abgelegt hatten und zum Schluß die Blumen zur Dekoration angerichtet wurden stand ich auf und wusch mir die Hände in dem Becken neben dem Altar.


    Dann nahm ich einen Becher Wein und sprach:


    Schmaus- Iupiter, sei geehrt durch diesen Schmaus, der Dir darzubringen ist, sei geehrt durch den zu Boden gegossenen Wein. Wenn Du willst, gib dem Ianus und der Vesta. Auf jeden Fall bitte ich Dich dem Apollo zu geben.


    Nach einer kleinen Weile des Gedenkens an die göttliche Einladung zu diesem Festessen erhoben sich die Gäste und wir gingen zu Tisch.

  • Quarto hatte der Zeremonie schweigend und andächtig beigewohnt. Aber als man sich jetzt zum Mahl niederlegte, freute er sich schon auf die Speisen, die nun gereicht würden. Am Anfang würden wohl traditionell ein paar hart gekochte Eier stehen.

  • Wir hatten Zeit. Die Liegen für die Männer waren bequem und die Stühle für die Frauen gut gepolstert.


    Als erstes kamen die Eier. Für alle schön blau und hart gekocht. Ich aß sie lieber weich und so bekam ich meins extra serviert. :D


    Sodann wurde nach und nach die Vorspeise serviert. Wir aßen mit Bedacht und erzählten, denn der Abend war lang.


    Es wird an Vorspeise in folgender Reihenfolge serviert:


    Seeigel, rohe Austern, Riesenmuscheln, Muscheln, Drosseln unter Spargel, gemästetes Hühnchen, eine Schüssel mit Austern und Riesenmuscheln gemischt, schwarze Schnecken, weiße Schnecken, dann wieder Muscheln, Venusmuschel, Brennesselsalat, Feigendrosseln, Ziegen- und Eberlenden, paniertes Mastgeflügel, wieder Feigendrosseln, 2 Sorten Purpurschnecken.

  • Zitat


    Es wird an Vorspeise in folgender Reihenfolge serviert:


    Seeigel, rohe Austern, Riesenmuscheln, Muscheln, Drosseln unter Spargel, gemästetes Hühnchen, eine Schüssel mit Austern und Riesenmuscheln gemischt, schwarze Schnecken, weiße Schnecken, dann wieder Muscheln, Venusmuschel, Brennesselsalat, Feigendrosseln, Ziegen- und Eberlenden, paniertes Mastgeflügel, wieder Feigendrosseln, 2 Sorten Purpurschnecken.


    Nun ja, wer Wert auf noch erkennbare Körperformen legte, musste bei römischen Gängen immer hübsch vorsichtig sein. So ein Festgelage zog sich meist über Stunden hin. Aus diesem Grunde kostete ich mal von dem Hähnchen, nahm ein paar Muscheln und probierte den Brennnesselsalat. Der war sicher sehr vitaminreich, wobei ich ansonsten getrocknete Brennnesselblätter für die Pflegespülung meiner Haarpracht nahm.


    „Die Muscheln sind wirklich sehr delikat“, lobte ich diesen ersten Gang.

  • Ich war schon nach dem gemästeten Hühnchen pappensatt und so zwang ich mir die Eberlende richtiggehend hinein. Aber da man ja die ganzen Leckereien nicht ungestraft stehen lassen durfte, stand ich an dieser Stelle das Erste Mal, um die Latrine zu besuchen. Dort zückte ich eine kleine Feder zum Gaumenkitzeln und so wurde Platz für die nächsten Gänge. Ich würde heute meine Feder öfters gebrauchen, wie so viele meiner Gäste.


    Als ich wiederkam wurde schon ein Teil des Hauptganges serviert.


    Leckeres Schweinseuter. Zart und saftig. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Und den riesigen Kopf des Ebers sah ich auch schon auf einem Tisch in der Nähe Deandras stehen, der, so schien es sie anflehte: Komm beiß mich. :D

  • Ich wählte von diesem Gang das Euter, denn es war ein lockeres, fast wie mit Luft gefülltes Fleisch. Da musste man keine Sorge um die Linie haben.


    Als Adrianus zurückkam bemerkte ich einen Fleck auf seiner Kleidung.


    „Wo auch immer du warst, was auch immer du gemacht hast, aber dein Gewand ist befleckt“, gab ich leise den Hinweis darauf. :D

  • Ich lächelte und rief einen Sklaven. Mein Vetter hat noch Hunger. Bitte laßt eine Schüssel mit dem Rindseuter für kommen! Für die anderen Gäste bitte das Geflügel.


    Alsbald wurden Enten, gekochte Krickenten, Mastgeflügel und Hasen aufgetafelt.


    Die Köche verstehen ihr Handwerk werter Vetter. Ich aß einmal Schwein, was wie Geflügel schmeckte. Und Schaf, daß so raffiniert gewürzt war, daß man dachte, es sei das edelste Fleisch.


    sagte ich in die Runde wärend sich Quarto am Euter quälte. :D

  • Quarto schob den Teller von sich. “Danke, aber ich schätze Euter in etwas anderer Forum mehr.“
    Verstohlen blickte er zur Seite.
    Dann zeigte er auf die Enten und sagte zu einem der Sklaven: “Bring mir mal davon etwas. Was war das noch gleich?“

  • „Die Köche verstehen sich wirklich auf das leckere Zubereiten des Speisen“, stimmte ich anerkennend zu und ließ mir ein paar Happen von der Ente reichen. Nach dem Verkosten nickte ich zufrieden und dachte sogleich an Ostia – mein Zuhause.


    „Nicht jeder besitzt ein solches Geschick. Nehmt unsere Sklaven, die seit kurzem die Perle der Aurelier vertreten müssen. Wir ließen sie in Rom zurück und werden nun von Nachwuchsköchen verpflegt. Ich meine seither gibt es bei uns täglich Schweinefleisch, welches nur verschiedene Farben annimmt. Das Silphium ist fingerdick gepflastert wie mir scheint und andere Gewürze kennen sie offenbar nicht. Es ist wirklich ein Krampf mit schlechten Köchen.“


    Ich seufzte. Wer sich bei solchen Verhältnissen nicht das Essen abgewöhnte war selbst dran Schuld.


    „Ich habe eine Frage der besonderen Art“, begann ich das Gespräch auf ein ganz neues Thema zu lenken. Leicht viel mir nicht, was ich zu sagen hatte und bedeutungsvoll blickte ich die beiden Herren an.


    „Mir kam kürzlich etwas sehr Abstruses zu Ohren und ich würde gern in Erfahrung bringen, was man am Hofe in folgender Sache munkelt.“


    Wieder machte ich eine Pause. Um weiter zu sprechen, musste ich meinen Stolz überwinden.


    „Aus hier nicht offenbarter Quelle wurde mir zugetragen, dass die bisherige Stellung der Patriziergens Aurelia im Vergleich zu der der Flavia in ein anderes Licht gerückt werden soll. Betroffen ebenso die Tiberia? Um es genau zu sagen“, ich atmete bedrückt und es fiel mir schwer meine Gedanken als Worte über meine Lippen zu lassen. „Sie sollen nicht mehr gleichgestellt sein. Offiziell herabgewürdigt zum - in meinen Augen minderwertigen - Geldpatriziergeschlecht. Ist etwas dran an diesen Gerüchten?“


    Fast ängstlich blickte ich Hadrianus und Quarto an. Ich wollte im Grunde keine Bestätigung dessen, aber natürlich die ganze Wahrheit über den Sachverhalt. Wer, wenn nicht sie, mussten es wissen.





    edit: falsche Formatierung korrigiert

  • Ente knusprig. antwortete der Sklave.
    und dachte dabei an die Mühen der Zubereitung.
    Für 4 Personen: 3 Entenbrustfilets, 2 Messerspitzen Laserpicium, 1 El. Kümmel, 3 El. Koriandersamen, 3 Datteln, 1 El. Aceto Balsamico, 200g Honig, 5 El. Olivenöl, 7 El. Liquamen, 1 Prise Mehl, 1,5 Handvoll Pinienkerne. Das Entenfleisch in Würfel schneiden und mit Pfeffer und 1 Messerspitze Laserpicium würzen, dann in der Pfanne anbraten. Für die Sauce den Kümmel, die Koriandersamen, die Datteln und die Pinienkerne in einem Mörser zerstoßen. Anschließend Essig, Honig, Liquamen, Öl und 1 Messerspitze Laserpicium hinzugeben, so dass eine süßsaure, nicht zu dünne Sauce entsteht. Diese zum Fleisch geben und ca. 30 Minuten auf kleiner Flamme dünsten, am Schluß mit etwas Mehl binden.

  • Ich lachte laut auf, als ich Deandras Sorgen vernahm.


    Mit was für Sorgen sich die Patrizier auch heute herumschlagen. Die einen schreiten Meilenweit ihre Ahnenreihen entlang,vergessen dabei, daß sie die Letzten sind, die noch schreiten können und bidlen sich noch etwas darauf ein und die anderen wollen auch gern so weit schreiten und ärgern sich, daß ihr Weg so kurz ist. Was bedeutet es schon Patizier zu sein. Geld hat man oder eben nicht. Und in der Unterwelt wandeln wir auch alle gleich vor dem Pluto herum.

  • Wie konnte ich nur annehmen, dass ein Plebejer in dieser Hinsicht der richtige Gesprächspartner ist. Das war töricht. Also würde ich abwarten müssen, ob sich die Gerüchte bewahrheiteten oder nicht.


    „Wie ich sehe, bist du nicht unterrichtet, denn eine Antwort auf meine Frage war dies nicht. Sehr bedauerlich!“


    Gedankenvoll winkte ich einer Sklavin. Mein Saft war zur Neige gegangen.




    edit: Wort vergessen

  • Ich versuchte mich in ihre Gedankenwelt hineinzuversetzen.


    Glaubtest Du denn, daß Du dem altem patrizischem Stand angehörst? So wie Du sprichst, bedeutet es wohl einen Schock für Dich, nur einer Familie anzugehören, die erhoben worden ist. Aber laß Dir gesagt sein. Ahnen haben wir alle und die Götter werden schon wissen, was sie tun. Sprachs und schob mir eine honigummantelte Dattel in den Mund. Aber sag, sind die Aurelier nicht erst durch ihren alten Pater in den patrizischen Stand erhoben wurden. Hat man Dir das vorenthalten?

  • “Ich höre zum ersten Mal davon.“, entgegnete Quarto, während er ein Entenbrüstchen begutachtete.
    Dann wandte er sich ganz der Dame zu.
    “Die Gens Flavia soll gegenüber den anderen Patrizier-Gentes hervorgehoben werden? Wie soll das geschehen?
    Auch kommt mir der Begriff ‚Geldpatrizier’ höchst seltsam vor, weiß doch jeder, dass der Stand eines Patriziers sich aus einer lange Ahnenreihe begründet, die bis zu den Gründern unserer herrlichen Stadt zurück reicht.“

    Er überlegte kurz, indessen er einen Bissen mit tiefrotem Wein herunterspülte.
    “…oder eben, dass die Familie von einem Kaiser einst in diesen Stand erhoben wurde.“
    Er legte den Rest der Ente fort.
    “Es mag sein, dass sich die Stellung der Patrizier in unserer Gesellschaft in Zukunft wandeln wird, doch eine Herabwürdigung einzelner Gentes, nein, dass wäre mir neu.“

  • All meine Befürchtungen bewahrheiteten sich.


    „Mir wurde Stolz und Würde beigebracht und ja - nie ließ man mich daran zweifeln, dass das Geschlecht der Aurelier ein altes und ehrbares ist.“


    Ich musste einhalten. Ein dicker Kloß saß mir im Hals und drohte mich zu ersticken.


    Die Worte des Quarto rauschten an mir vorbei.

  • Ich musste schlucken, ehe ich meine Sprache wieder fand.


    "An jedem Gerücht ist etwas echt. So zeigte es sich in der Vergangenheit und ich fürchte, auch diesmal bildet es keine Ausnahme."


    War ich wirklich im falschen Glauben aufgezogen worden? Derzeit war meine Welt erschüttert. Wer konnte mir genaueres sagen? War es überhaupt ein Drama in Geldadel und Blutadel zu unterteilen? Alleine konnte ich dieses wohl nicht klären. Crassus weilte nicht mehr unter uns. Ihn hätte ich jetzt gern befragt.


    Endlich wurde mir bewusst, wie nett sich Quarto verhielt und ich wollte mich dafür bedanken.


    „Ich danke sehr für die netten Worte.“


    Etwas krampfhaft lächelte ich ihn an.

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