Ein Landsitz des Kaisers

  • "Ich kann unmöglich meine Informanten preisgeben, aber ich hörte es inzwischen schon aus zweierlei Munde."


    Schwer seufzte ich auf. Ich fragte mich derzeit, ob ich die Einzige innerhalb meiner Gens war, die davon wusste. Womöglich war dieser Punkt für Sophus sonnenklar und er würde mich auslachen wegen meiner Unwissenheit. Möglicherweise war dem aber auch nicht so. Wer weiß? Ich musste dieses Thema unbedingt einmal bei ihm ansprechen.


    „Was mich jetzt stark irritiert ist die Tatsache, dass offenbar einige diese Angelegenheit für abstrus und abwegig halten und andere diese als selbstverständlich hinnehmen. Wie soll man sich dieses bloß erklären?“


    Ratlos blickte ich Quarto an.

  • “Man soll für selbstständig halten, dass unterschieden wird zwischen Patriziern erster und zweiter Klasse? Nun, ich kann mir vorstellen das dieses Thema vielen Plebejern herzlich egal sein wird…“
    Er stellte seinen frisch gefüllten Becher ab.
    “…doch möchte ich mir gar nicht den Aufschrei ausmalen, der sich innerhalb der Patrizier erhebt, wenn eine Familie von ihnen den anderen vorgezogen würde.“
    Er nahm einen Schluck und überlegte.
    “Aber wenn du bereits mehrfach derlei gehört hast, dann scheint mehr an der Sache zu sein, als ich zunächst vermutet habe. Sehr interessant.“

  • 'Ich sollte mich mit den Tiberiern kurzschließen, denn die betraf es auch', dachte ich bei mir. Nein! Zuerst würde ich mal mit Sophus reden.


    "Einen Aufschrei wird es allerdings geben. Zumindest bei denen, die diese Tatsache überfährt. Ich will allerdings nicht ausschließen, dass der eine oder andere davon weiß. Gut möglich, dass ich die einzig Unwissende unter den Patriziern bin, aber lass uns lieber das Thema wechseln. Es verdirbt mir sonst noch den ganzen Abend."


    Nachdenklich griff ich zu einer Olive und lutschte sie mehr als dass ich sie wirklich aß. Meine Augen weilten währenddessen auf Quartos Gesicht, aber ich nahm nicht wirklich wahr, was ich dort sah. Meine Gedanken waren gar nicht vor Ort. Sie streiften durch die Vergangenheit und suchten nach Erinnerungen.

  • Quarto nippte nachdenklich an seinem Wein. Dann riss er sich aus seinen Gedanken los.
    “Ja, vielleicht sollten wir in der Tat über andere Dinge sprechen.
    Zum Beispiel über den nächsten Gang. Hadrianus, mit was überraschst du uns als nächstes?“

  • Der nächste Gang Vetter? Lukanische Würste aus dem Blut eines der ältesten patrizischen Geschlechtern. Bezahlt von den Patriziern, die sich nicht eines so alten Blutes rühmen können. meinte ich scherzhaft und mußte lachen.


    Nein, Spaß beiseite, wenn ich mich recht entsinne, wäre jetzt ein kleines Gang zur Verdauung angesagt. Weizenmehlgrütze und Picenter-Brot. Aber nachher gibt es noch Pfauenbrust mit Flamingozungen. Ein Gedicht sage ich Dir.


    Ich stand ersteinmal auf, um mich wieder zu erleichtern.

  • „Ein wirklich makaberer Witz, mein lieber Hadrianus“, sagte ich und musste lächeln.


    Schon möglich, vielleicht sah ich alles viel zu eng. An diesem Abend wollte ich mich nur noch den Vergnügungen hingeben. Das nahm ich mir zumindest vor.


    ‚Pffft, Flamingozungen.’
    Ich musste innerlich grinsen. Solche hatte ich wirklich noch nie probiert. Schon allein die Größe derer stachelte meine Neugierde an. Gespannt wartete ich auf den nächsten Gang.

  • Ja liebe Deandra. Irgendwo sollten hier auch noch gesottene Pfauenhirne herumstehen. Ich richtete mich auf und schaute nach der Schüssel. Den anderen Gästen schien es auch sehr gut zu munden, was mich freute.


    Ich winkte einem Sklavenmädchen, welches nicht weit von uns entfernt stand. Sie hatte nur eine Aufgabe: ihr langes Haar zum Händeabwischen bereitzuhalten.


    Sodann begutachtete ich den Fleck, der immer bedrohlicher anzuwachsen schien bei dem fettigen Braten, den ich vorhin aß.

  • Ein Fischer hatte mich nach Capri bringen wollen, doch sein Seelenverkäufer brauchte so lange, dass ich schon einige Gänge verpasst haben musste, als ich endlich ankam. Ich erreichte dann auch bald den Landsitz zu dem mich Hadrianus, der freundliche Priester des Apoll geladen hatte - zu einigen Köstlichkeiten...


    Ein Sklave sah mich kommen und geleitete mich in einen Saal wo die "kleine Feier" schon in vollem Gange war, nicht allerdings ohne mir auf dem Weg etwas von der Ente, die gerade abgetragen wurde zu empfehlen und einen Becher Weines.


    Dann schaute ich mich nach dem Gastgeber um..

  • Isch schaute von meinen Fleck auf der Toga auf. Da stand er. Maja nicht gerade der Apollo, aber zumindest ein wir bekanntes Gesicht.


    Ich stand auf und lief auf ihn zu.
    Willkommen zu unserer kleinen Feier! Leiber zu spät kommen als überhaupt nicht!Komm doch zu uns. Ich machte eine einladende Bewegung und ging in unsere Ecke zu Deandra und Quarto zurück.

  • Quarto erhob sich, um den neuen Gast zu begrüßen.
    “Salve! Wir kennen uns glaube ich noch nicht. Mein Name ist Lucius Aelius Quarto.
    Du kommst wohl gerade richtig für den exotischen Höhepunkt dieses auserlesenen Mahls.“

  • Salve Hadriane! na klein, würde ich dieses Festmahl nun nicht nennen, zumal auch die Gäste - wenn man von meiner Person absieht - äußerst erlesen sind, vor allem natürlich die liebreizende Deandra, sagte ich mit einer angedeuteten Verneigung zu Deandra und setzte mich dazu, nicht ohne mir noch einen Wein einschenken zu lassen.

  • "Stephanus, du bist ein Schmeichler, aber ein sehr sympathischer", erwiderte ich lächelnd auf die netten Worte. Ich freute mich wirklich über das bekannte Gesicht.


    "Klein ist dieses Fest wahrlich nicht zu nennen und ebensowenig das angebotene Bankett. Auch dein Sohn war hier für einen Moment zu sehen, doch inmitten der Menschen verliert man sich aus den Augen. Ich sah ihn seither nicht mehr."

  • „Oh“, entfuhr mir, als plötzlich eine nach der anderen Lampe gelöscht wurde. Etwas merkwürdig fühlte ich mich schon. Als dann aber die Feuerdarbietung begann, war ich wirklich begeistert.


    „Das ist wundervoll und sehr beeindruckend!“, lobte ich.


    Der Abend gestaltete sich wirklich überraschender, als ich es jemals vermutet hatte.

  • Da mein Magen sich langsam füllte, war diese kleine Pause für meine Verdauung sehr vorteilhaft. Allerdings, so dachte ich mir, nicht nur das und schon entwich ein bewunderndes "Oh...Ah..Oh" dem Geflecht meiner Zähne.

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