[Villa Pellacia] Bibliotheca/Bibliothek

  • Lange hatte ich Sophus nicht mehr gesehen und die Sehnsucht wuchs von Stunde zu Stunde. Auch machte ich mir Sorgen, weil er nicht mal zum Essen aus seinem Studierzimmer kam. Diese Quaestorenarbeit fraß ihn irgendwann noch einmal auf und ich fand, er müsse auch mal etwas Abwechslung haben.


    Schnell ließ ich mir ein paar leckere Happen zubereiten und begab mich zur Bibliothek. Sophus bemerkte mich nicht einmal, als ich den Raum betrat. Er saß mit dem Rücken zur Feuerstelle und war vollkommen in seine Arbeit vertieft. Schmunzelnd schüttelte ich meinen Kopf. Leise trat ich hinter ihn, legte meinen Arm um ihn und flüsterte:


    „Jetzt ist erst mal eine Pause angesagt.“


    Entschlossen schob ich die Akten und Berichte auf dem Schreibtisch beiseite, stellte den Teller mit herzhaften Köstlichkeiten ab und setzte mich kurzerhand auf Sophus’ Schoß.


    „Auch ein Quaestor Consulum muss einmal essen“, erklärte ich lachend und hielt Sophus einen Happen zarten Hähnchenfleisches vor den Mund.


    Währenddessen schweifte mein Blick kurz durch den Raum. „Völlig ungesund auch, in dieser schlecht gelüfteten und staubigen Bibliothek, ganze Tage zu verbringen. Dabei ist deine Gesundheit vonnöten, wenn du an meinen Plänen der nächsten Zeit teilhaben willst.“


    Ich strich ihm durch sein Haar und betrachtete ihn. Er sah müde aus.

  • Sophus legte eines der alten Dokumente beiseite, die er eben noch gelesen hatte. Noch immer waren alle Versuche, Genaueres über die Herkunft des Sarmaticus herauszufinden, erfolglos verlaufen. Es blieb folglich nur die Hoffnung, in den endlos langen Regalen der familieneigenen Bibliothek zu forschen.
    Aber das konnte warten.


    "Pläne?", schmunzelte er und schnappte nach dem Hähnchenfleisch.
    "Pläne sind gut."

  • Schnell zog ich meine Finger weg als Sophus herzhaft zubiss.


    „Ich sehe du lebst noch“, neckte ich ihn lachend, „und damit das so bleibt, gibt es noch etwas zur Stärkung.“


    Meine Augen hielten ihn gefangen. Ich drückte meine Lippen auf eine Feige und bot sie ihm lächelnd an. Ich senkte meine Stimme und flüsterte leise:


    „Pläne habe ich immer, doch diesmal sind es besondere. Möchtest du wissen, was ich vorhabe?“

  • „Gut, das freut mich!“, erwiderte ich und belohnte Soph mit einem Lächeln.


    Ich erhob mich kurz von seinem Schoß, aber nur um mich - mit gerafftem Kleid - diesmal rittlings drauf zu setzen. Ich bot ihm zuvor noch einen weiteren Fleischhappen an, denn leicht gesättigt, würde er vielleicht meine Pläne etwas besser verdauen können.


    „Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich zu meiner und deiner Freude, einen schönen Nachmittag organisieren kann“, begann ich begeistert. „Oft bist du so ernst und glaub mir, ich mag vor allem auch diese Seite an dir, aber etwas Zerstreuung und Vergnügen würde dir sicher auch sehr gut tun und dir neuen Elan für die nächsten Tage des Aktenstudiums vermitteln.“


    Eine große, pralle Traube vor Sophus’ Mund füllte die kleine Gedankenpause.


    „Ich dachte an einen gemeinsamen Badespaß mit uns befreundeten Familien und da die öffentlichen Bäder weder besonders hygienisch noch offen für beiderlei Geschlechter sind, dachte ich an ein privates Badefest in unserer Villa.“ Von meiner eigenen Idee begeistert, sah ich Sophus mit funkelnden Augen an.


    Ich hielt bereits eine leckere Beere elegant zwischen zwei Fingern, drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen und steckte ihm die Frucht in den Mund.


    „Es wären nur ein paar kleine Renovierungsarbeiten nötig, ganz unerhebliche wie ich meine, dann besäße unsere Villa in Rom ein vortreffliches Schwimmbad, denn die Räumlichkeiten hier in Ostia sind einfach zu begrenzt. Du bist doch einverstanden, Flavius?“


    Mit glänzenden Augen sah ich Sophus an und beantwortete mir die Frage gleich selber. „Ganz bestimmt bist du das. Ich habe da gar keinen Zweifel.“


    Das nächste Obststück fand seinen Weg in den Mund von meinem Liebstenb und meine Lippen verschlossen für einen Augenblick die seinen. Mit vielen weiteren kleinen Küsschen bedeckte ich sein Gesicht und seinen Hals und richtete mich danach auf.


    „Du sagst ja gar nichts, mein Liebster?“ =)

  • Wieder einmal verdrehte Sophus die Augen.
    Wo sollte das alles mit dieser Frau nur enden?


    "Badespaß, hm?"


    Er seufzte, nahm eine der Feigen und schaute Deandra tief in die dunklen Augen.


    "Werde ich jemals aus dir schlau?"

  • Irritiert über die Reaktion von Sophus, verlor sich mein Lächeln und machte einer eher besorgten Nachdenklichkeit Platz.


    „Was verstehst du an mir nicht?“ Verwundert, fast erschrocken blickte ich ihn an.


    „Ich sage stets was ich denke. Nie musst du befürchten, dass ich unaufrichtig bin. Vielleicht habe ich etwas mehr Feuer als andere, nehme und erwarte vom Leben ziemlich viel, aber sag, ist das so falsch? Sagtest du nicht selber, ein Menschenleben ist so kurz, dass es falsch wäre, sich das Herz mit Schwerem zu belasten? Und sagtest du nicht auch, dass nur die glücklichen Menschen eines Tages als Sternenlicht am Nachthimmel glänzen? Es war die zu erwartende Freude und der in Aussicht stehende Spaß, der mich dieses Badefest planen ließ. Ich sah es als eine Möglichkeit, dich endlich einmal wieder zu erleben, denn derzeit bist du mir trotz räumlicher Nähe so unendlich fern. Es ist als weiltest du noch in Mantua.“


    Verstand er wirklich nicht was mich bewegte? Offenbar vermisste er mich kein bisschen und irgendwie tat das weh. Mit großen, etwas leeren Augen blickte ich ihn an.

  • „Nun, da gibt es mehrere Möglichkeiten“, begann ich und versuchte dabei, seine Gedanken zu ergründen. Ein ziemlich schwieriges Unterfangen; er war ein Meister im Verbergen von Gefühlen und Gedanken.


    „Wenn du selbst kein Interesse hast, dann werden wohl nur die Frauen von befreundeten Familien geladen. Die Flavier, die Didier, eventuell die Tiberier, falls diese den weiten Weg nicht scheuen. Ich hatte aber durchaus gehofft, dass du ebenfalls teilnehmen wirst. In diesem Falle überlasse ich es dir, ob es nur bei meinen Freundinnen bleibt oder ob deren Brüder und Männer ebenfalls geladen werden. Jeder weitere Gast wäre mir dann auch willkommen.“


    Ich seufzte kurz. „Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen. Da gibt es so viele offene Wünsche und …“ Mitten im Satz brach ich ab. Mir war klar, vernünftig sein wäre angebracht, aber es war keine besonders ausgeprägte Tugend von mir.

  • "Auch ich wünschte, es wäre uns mehr Zeit für Zweisamkeiten gegeben, doch so sehr ich es bedaure: Auch - und ganz besonders nach - meiner Amtszeit wird uns noch weniger Freiraum beschieden sein. Noch überlege ich, das berufliche Hindernis möglichst gering zu halten, doch es steht fest, dass wir uns noch seltener als im Moment sehen werden. Glaube mir, um jede Minute in deiner Gesellschaft bin ich den Himmlischen zu tiefstem Dank verpflichtet. Ob ich freilich an dem Badefest teilnehmen kann, ist keinesfalls gewiss."


    Es schmerzte ihn, Deandras Augen mit Traurigkeit erfüllt zu sehen.
    Wie er sie nur etwas aufmuntern konnte?


    "Aber wer weiß...mit einem Ross kann ich vielleicht schneller zu dir eilen...", meinte er augenzwinkernd.

  • „Wenn es denn helfen würde, gäbe ich dir gern zehn oder mehr Rösser“, erwiderte ich in dem Versuch, der Situation noch etwas Komisches abzuringen, aber so richtig zum scherzen war mir nicht zumute. Ich fragte mich, wie wohl andere mit solchen Situationen klar kamen. War ich zu ungeduldig? Zu wenig einsichtig? Zu selbstsüchtig vielleicht?


    In jedem Fall hatte ich noch nie, mir Hinderliches einfach so hingenommen. Stets lief ich dagegen an und wenn es sein musste mit dem Kopf durch die Wand. Es würden sich schon Mittel und Wege finden. Notfalls beantrage ich Trennungsentschädigungen vom Militär. :D
    Über Zukünftiges wollte ich mir also jetzt noch keine Gedanken machen. Es gab genügend Aktuelles zu klären.


    „Ich lege die Entscheidung über das Badefest in deine Hände. Du weißt, ich freue mich, wenn du es dir einrichten kannst. Vielleicht ist es dir möglich, das in ein paar Tagen besser einzuschätzen. Gib mir dann einfach Bescheid.“


    Nachdenklich schaute ich ihn an. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht und ein Gedanke durch den Kopf.


    „Wie wollen wir nur jemals die von dir aufgestellte Kussbilanz erreichen, wenn uns so wenig Zeit miteinander vergönnt ist?“ Auf eine Antwort war ich jetzt wirklich sehr gespannt.

  • Sim-Off:

    Der römische Dichter Catull meinte in jenem Carmen-Gedicht den Ausdruck der Kussbilanz im Hinblick auf jene "strengen, alten Männer" ironisch. ;)


    "Dann müssen wir uns wohl ranhalten, oder?"


    Grinsend gab er Deandra einen Kuss.

  • „Naja, so sehe ich das auch“, pflichtete ich ihm schmunzelnd bei und erwiderte seinen Kuss.


    Die Gedanken schalteten sich ab, übrig blieb nur noch die Wahrnehmung – seine Berührung, sein Duft, die Wärme seiner Haut… und die eigenen Empfindungen im Körper, die unwillkürlich erwachten…


    Sim-Off:

    Selbst wenn es ein Gesetz gäbe, welches festschriebe, dass diese Kussbilanz nur ironisch aufgefasst werden darf, wer will mich dazu zwingen, mich daran zu halten? ;)

  • Ich hatte es nicht beabsichtigt, aber es ließ sich nicht vermeiden – meine Phantasie schmückte seine Worte reichlich aus. Irgendwie war mir plötzlich heiß und ich strich mir nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht, so als könne das Erleichterung bringen.


    ‚Meine Güte, bist du verdorben’, schalt ich mich selbst. So unschuldig wie möglich antwortete ich dann:


    „Öh, … nein… nicht wirklich…“ Ich schluckte.


    „Denkst du grad jetzt an ein Ross?“, spekulierte ich aufs Gradewohl.

  • „Ja klar, was auch sonst“, erwiderte ich leise und erhob mich von seinem Schoß.


    Mit abgewandtem Gesicht, versuchte ich erst mal meinen Herzschlag zu regulieren. Ich griff nach einer Dattel und ging zum Fenster. Ohne so richtig zu bemerken, was ich da eigentlich kaute, studierte ich die ersten aufgebrochenen Knospen an den Bäumen.


    Der letzte Bissen verschwand im Mund, ich schluckte und hatte halbwegs meine Sicherheit wieder.


    „Wir könnten sofort aufbrechen“, schlug ich mit einem zaghaften Lächeln vor. „Wenn du mir schon mal deine Farbwünsche nennst, könnte ich mir auf dem Weg dorthin überlegen, welche Hengste überhaupt in Frage kommen. Oder dachtest du eher an eine Stute?“


    Ich sah ihn an und es gelang mir sogar, den Blick dabei nicht zu senken.

  • Er lächelte sie an und folgte an's Fenster.


    "In Mantua sah ich, dass dein Wagen von einem edlen Schimmel gezogen wurde. Ein solches Prachtexemplar würde ich allzu gerne mein Eigen nennen dürfen. Ich bin schon sehr gespannt, was du in Ostia auf die Beine gestellt hast. Bislang konnte ich deine Arbeit nur vom Hörensagen beurteilen."

  • Immer noch aufgewühlt von eben und nur geradeso die äußere Sicherheit bewahrend, ist das natürlich so eine Sache, wenn der Grund all der Aufregung sich auch noch nähert. Wie soll man da sein Herz beruhigen? Wie wieder Sicherheit finden? Und überhaupt - was verlieh ihm eigentlich so viel Macht?


    Mein ganzes Erstaunen über diese Tatsache legte ich jetzt in meine Antwort hinein.


    „Du bevorzugst Schimmel?“ Überraschender konnte ich fast nicht klingen. In Gedanken hatte ich mir bereits drei prächtige Rappen zurechtgelegt.


    „Aber kein Problem. Bei Schimmeln ist die Auswahl fast noch größer. Ich wüsste nur zu gern, warum du grad ein solches Tier bevorzugst.“


    Ich selbst mochte Schimmel auch ganz besonders gerne, allerdings stand ich damit ziemlich allein. Schimmel benötigten sehr viel Pflege, wollten sie schön anzusehen sein. Gepflegt waren sie allerdings eine ganz besondere Augenweide. Vor allem das Dunkel der Augen und das ganze Pigment kam so schön heraus...


    Ich seufzte kurz. Pferde – sie boten eine herrliche Ablenkung im Moment.

  • "Die Anmut eines gut gehaltenen Schimmels ist einzigartig im Reich der Tiere."


    Sophus musste schmunzeln, als er Deandra musterte. Unter den Menschen waren solche Perlen fast nie anzutreffen...manchmal aber eben doch...


    "Bevor ich es wieder vergesse..."


    Sophus ging zu seinem Schreibtisch, öffnete das Schloss eines der zahlreichen Schubladen und holte einen Gegenstand hervor, der im einfallenden Sonnenlicht blendend hell glitzerte.


    "...lange habe ich gesucht, um etwas zu finden, welches deiner würdig sein könnte. Zugegeben - ich habe es nicht vollbracht."


    Er trat an Deandra heran und legte ihr eine Kette aus purem Gold, Silber und Edelsteinen um den zierlichen Hals.


    http://www.ratatoskr.de/042425.jpg


    Sim-Off:

    -> WiSim.

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