- Officium XXV
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- Officium - Procurator a libellis
- Quintus Decimus Mercator
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Da es diesmal eher offizieller Natur war und Callidus um diese Tageszeit meistens im Verwaltungstrakt des Palastes zu finden war, beschloss Marcellus seinen Verwandten in dessen Officium aufzusuchen. Es dauerte zwar einige Zeit bis er das richtige Büro endlich gefunden hatte, doch wurde er zumindest nicht, wie jeder Normalsterbliche, von Prätorianern behelligt, sondern konnte einfach von einen Trakt des Palastes in den anderen marschieren. Am Officium angekommen klopfte er höflichkeitshalber an und wartete auf Antwort vom Inneren des Raumes.
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...und aus jenem Inneren des Raumes wurde eine Stimme laut, die den Verwandten hineinbat.
Callidus erhob sich sogleich und begrüßte Marcellus, der ihn im officium aufgesucht hatte.> Sei mir gegrüßt, Marcellus. Was führt dich zu mir? <
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Als Marcellus die Stimme aus dem Inneren des Raums hörte, öffnete er die Türe und trat ein. Mit einem Kopfnicken begrüßte er seinen Verwandten, der sofort hinter seinem Schreibtisch aufgestanden war. Da außer Callidus niemand im Officium war, hatte er nicht das Gefühl irgendwo gestört zu haben und kam daher nach dessen Aufforderung auch sofort zur Sache.
"Salve Callidus! Mein Besuch ist heute eher offizieller Natur, daher habe ich es auch vorgezogen, dich gleich in deinem
Officium zu besuchen. Ich möchte dich auch nicht all zu lange aufhalten.Es geht um einen neuen Posten. Wie du ja weißt ist meine letzte Amtszeit vor kurzem zu Ende gegangen und nach der kleinen Pause die ich mir gegönnt habe, suche ich nun wieder nach einer neuen Aufgabe und habe dazu auch schon einige Überlegungen angestellt. Vor kurzem habe ich erfahren, dass in der Provinz Aegyptus einige Ritterposten frei geworden sind und daher wollte ich fragen, ob du beim Kaiser diesbezüglich ein gutes Wort für mich einlegen könntest. Als Procurator a Libellis hast du nicht unerheblichen Einfluss am Hof und auf den Kaiser und da du vermutlich mit ihm des Öfteren im schriftlichen Kontakt stehst, warst du meine erste Anlaufstelle. Meine Bitte an dich wäre also, mich als neuen Iuridiculus für Aegyptus vorzuschlagen. Der Abstand zu Rom würde mir bestimmt gut tun. Ich habe sowohl den Cursus Iuris abgelegt, als auch des Examen Secundum an der Academia Militaris. Ich denke, dass dies zwei wesentliche Vorraussetzungen für diesen Posten sind, die ich erfülle."
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Callidus verfolgte die Worte des Marcellus genau. Jener selbst hatte das Geschäft angesprochen und bei diesen Dingen hatte der Aelier natürlich ein waches Ohr.
> Ich erinnere mich gut an deine Amtszeit als praefectus annonae.
Der princeps eröffnete dir damit ein hohes und angesehenes Amt. So er mit dir zufrieden war, wird er dir jenes in Aegyptus nicht verwehren. Ich bin auch gern bereit ihm schon bald mit den nächsten Briefen in dieser Angelegenheit zu schreiben und ihm deinen Wunsch mitzuteilen. Aegyptus lag dem Augustus von jeher am Herzen und er wird es gern sehen, wenn die dortige Verwaltung mit von ihm Erlesenen besetzt ist. <Der letzte Satz des Callidus war so allgemeingültig, dass er auf alle auch zuvor herrschenden Kaiser hätte angewendet werden können. Denn welcher hätte schon Aegyptus vernachlässigen wollen?
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"Ich bin ganz deiner Meinung Callidus und dir selbstverständlich zu Dank verpflichtet. Ich für meinen Teil hoffe auf eine baldige und positive Antwort des Kaisers und wäre die verbunden, wenn du mir bescheid geben könntest."
Marcellus nickte seinem Verwandten dankend zu. Er hatte zwar auf diese Antwort gehofft, dennoch war es eine Erleichterung, als sie ausgesprochen war. Nun konnte er wirklich nur noch hoffen, dass man sobald als möglich vom Kaiser eine Antwort erhielt - was zurzeit bestimmt nicht einfach war.
"Übrigens konnte ich bereits mit Adria sprechen. Sie war von unserem Vorschlag ein Fest zu veranstalten sichtlich angetan. Aber mehr besprechen wir später. Ich möchte nicht all zu lange dein Officium für unsere privaten Angelegenheiten blockieren. Ich bin mir sicher es warten bereits andere Aufgaben auf dich."
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Callidus machte sich eine Notiz in dieser Sache, so dass das Anliegen des Marcellus nicht in Vergessenheit geraten konnte.
> Ich werde dir Nachricht zukommen lassen, sobald ich jene selbst vom Augustus erhalten habe. <
Als das Fest zur Sprache kam, blickte Callidus den Verwandten erfreut an.
> Ich hatte auf Adrias Zusage gehofft und sie in Gedanken vorweggenommen. Ich werde mir etwas zur Unterhaltung der Gäste einfallen lassen. Sie sollen die domus Aeliana nicht verlassen, ohne gut unterhalten worden zu sein.
Wir werden uns dann bald im Haus darüber unterhalten können. < -
"Gut. Dann werde ich dich nun nicht weiter stören Callidus. Draußen warten bestimmt bereits die nächsten Besucher. Wir sehen uns später im Domus."
Marcellus hob verabschiedend die Hand und verließ dann wieder das Officium seines Verwandten. Am Weg nach draußen Sinnierte er darüber, wie lange es wohl dauern würde, bis man eine Antwort vom Kaiser erhielt. Vermutlich lange, jedoch würde er Callidus am Besten am Abend noch einmal danach Fragen. Wenn einer Erfahrungswerte damit hatte, dann er.
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Noch bevor die schockierten Rufe vom Forum bis zum Palatin hinauf dringen konnten, hatten berittene Boten mit donnerndem Hufschlag die Tore zum Kaiserpalast passiert und waren eiligst bis zu den höchsten anwesenden Hofbeamten vorgedrungen, um ihnen die traurigen Nachrichten zu überbringen. Insbesondere die Weitergabe der Nachricht an die Augusta verlangte mehr Gefühl, als ein schneller und gewissenhafter Soldat aufbringen konnte und wurde daher einem Beamten überlassen, der der Augusta auch den letzten eigenhändigen Brief ihres Mannes übergeben sollte.
Auch für andere Beamten gab es Briefe, die der Kaiser vor seinem Tod diktiert hatte. So auch für Aelius Callidus:
Ex officio imperatoris
castra aestiva ad Dura EuroposDer Imperator Caesar Augustus grüßt zum letzten Mal sein geliebtes Rom!
Ja, du hast es richtig gelesen, dies ist der letzte Brief, den ich dir überbringen lassen kann. Dass du diesen Brief in Händen hältst ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die bösen Omen aus Rom erfüllt haben und die Götter mich in elysische Gefilde befohlen haben.
Ich schreibe dir diesen Brief im Angesicht der Mauern von Dura Europos. Bis hierher hat uns unser Weg geführt und an diesen Mauern wird sich das Schicksal des Feldzuges entscheiden. Mein Schicksal ist entschieden seit jenem Tag am Chaboras, an dem ein parthischer Pfeil sein Ziel nicht verfehlte. Die Ärzte haben ihr Bestes getan, doch jede Kunst findet eines Tages ihr Ende im Willen der Götter. Mein Weg endet hier, ohne ins Ziel zu bringen, was ich gestartet habe. Dies wird mein Sohn für mich tun müssen, in dessen Hände ich das Schicksal Roms lege. Boten sind schon auf dem Weg zu ihm. Bestätige ihm den Empfang dieses Briefes und bereite alles für seine Ankunft vor. Den Senat lasse ich ebenfalls unterrichten, ebenso alle Statthalter, dass die Truppen auf meinen Sohn eingeschworen werden.
Der Bote bringt weitere Dokumente, die nach meinem Tod zusammengestellt werden. Du wirst erkennen, was mit diesen zu tun ist. Einige sind für die Acta Diurna bestimmt, um mit der Bekanntgabe meines Todes veröffentlicht zu werden. Ich verlasse Rom nicht gerne, aber ich folge dem Willen der Götter. Lebe wohl, mein ewiges Rom.
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Als man in sein officium stürmte, war Callidus von seinem Stuhl aufgesprungen. Erschrocken starrte er die Boten an, Praetorianer, die vor ihm standen und ein Schriftstück in Händen hielten.
Der Aelier nahm den Papyrus entgegen und las.
Sein Gesicht wurde bleich, er kehrte benommen zu seinem Stuhl zurück und ließ sich nieder. Zweimal las er gar das Schreiben, um dessen Inhalt zu begreifen. Zu plötzlich kam die Nachricht, die ihn nun ereilte, obwohl man hätte jeden Tag auch mit ihr rechnen müssen.
Mit einem Handzeichen schickte er die Boten aus dem officium, die dort verharrten. Immer wieder überflog er den Brief an einigen Stellen. Doch fähig, das umzusetzen, was dort stand, war er in diesem Moment nicht. Seine Gedanken konnte Callidus gar nicht dazu ordnen, um den Anweisungen Folge zu leisten.
Fast regungslos legte er das Schreiben seines princeps auf den Tisch, lehnte sich zurück mit starrer Miene und atmete tief durch. -
Die Cubicularia hatte es auf dem Weg über das Forum gehört. Nicht nur diese schrecklichen Worte "Der Kaiser ist tot".
Nein, auch andere schreckliche Worte wie "Untergang" oder "dunkle Mäche".
Sie war so schnell es ging in den Palast gehastet. Ihr erster Gedanke war die Kaiserin. Doch wenn es stimmte, wäre es sicher ein ungünstiger Moment gewesen zu ihr zu stürmen. Deswegen stand sie nun bei ihrem zweiten Gedanken: vor der Tür von dem Mann im Palast, der mehr wissen musste als die anderen, und klopfte an. -
Im Geiste wieder gefasst rief Callidus...
> Bitte, tritt ein! <
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Amatia war keineswegs gefasst, als sie ins Officium stürmte.
"Der Kaiser ist tot? Stimmt es wirklich?" Auf jede freundliche Begrüßung hatte sie vergessen.
"In der Stadt reden sie davon. Du weißt sich mehr.
Oder?"
Mit großen Augen blickte sie ihn an und wartete auf beruhigende Worte. -
Es war wahr, die Nachricht hatte sich bereits ausgebreitet und war keine Sache von höchster Vertraulichkeit. So konnte Callidus guten Gewissens auch der cubicularia die Wahrheit sagen.
> Der Imperator Caesar Augustus ist bereits auf dem Weg nach Rom. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Lucius Ulpius Iulianus, dessen Vater, verstarb an seinen Wunden, die er sich während des Kampfes durch heimtükische Pfeile zugezogen hat. Caius Ulpius Aelianus Valerianus wird bald eintreffen udn sich des Staates annehmen. <
Callidus musste versuchen die Gemüter im Palast zu beruhigen. Nichts sollte hier daraufhinweisen, dass der Augustus tot war. Für Panik gab es keinen Grund, zumindest noch nicht, und die Amtsgeschäfte im Palast sollten wie täglich erledigt werden.
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Der Kaiser war also wirklich tot.
"Wie schrecklich!"
Doch ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder und sie atmete tief durch. Daran konnte man nichts ändern, und daß die Pfeile heimtückisch waren, gab seinem Sterben auch noch einen Hauch von Heldenhaftem auf das Rom ruhig stolz sein konnte.
Es schien ihr jetzt auch ganz natürlich, den Valerianus als ihren nächsten Kaiser zu bekommen, wer sonst. Eigentlich kein Grund für Sorge, aber sie wollte noch sichergehen.
"Aber es ist doch mit Valerianus als Nachfolger alles gut, oder?
Kommt er denn nach Rom? Müssen wir irgendetwas vorbereiten?
Ach, die arme Kaiserin..." -
> Er wird schon bald in Rom eintreffen. Unterrichte das Personal, dass es keinen Grund für Aufregung gibt. <
...versuchte Callidus weiterhin zu beruhigen. Und er stieß innerlich Gebete an die Götter aus, dass alles so einfach würde laufen, wie er es sich erhoffte.
> Es wird Vieles geben, was vorbereitet werden muss. Das gesamte Dienstpersonal des Palastes wird den jetzigen Augustus begrüßen, doch dazu werde ich dich zu gegebener Zeit noch näher unterrichten. <
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Mattiacus hatte vom Tod des Kaisers von den Ausrufern am Forum erfahren. Sofort war er zum Palast geeilt und suchte den Procurator a libellis auf.
*Klopf Klopf*
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Bei jedem laut erschrak der Aelier erneut. Er besaß zwar die Routine für seine Arbeit, doch die derzeitige Situation erforderte mehr als nur das.
Er bat den Ankömmling herein.> Tritt ein! <
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Zitat
Original von Marcus Aelius Callidus
> Er wird schon bald in Rom eintreffen. Unterrichte das Personal, dass es keinen Grund für Aufregung gibt. <...versuchte Callidus weiterhin zu beruhigen. Und er stieß innerlich Gebete an die Götter aus, dass alles so einfach würde laufen, wie er es sich erhoffte.
> Es wird Vieles geben, was vorbereitet werden muss. Das gesamte Dienstpersonal des Palastes wird den jetzigen Augustus begrüßen, doch dazu werde ich dich zu gegebener Zeit noch näher unterrichten. <
Sie nickte.
"Werde ich machen. Danke.
Dann werde ich dich nicht länger auffhalten."
Und sie huschte davon, zu den anderen Angestellten um die Neuigkeiten zu erzählen. -
Mattiacus betrat das Officium. Er war etwas aus dem Atem.
"Salve Callidus" schnaufte er heraus.
"Ich habe es eben von den Ausrufern auf dem Forum gehört. Ist es wirklich war? Ist der Princeps gefallen?"
Es musste war sein, sonst würden die offiziellen Ausrufer es nicht verkünden.
Mattiacus atmete kurz durch. Sein Puls und er selbst beruhigte sich langsam."Wie ist unser, damit meine ich den gesamten Hofstaat und die Administratio, Vorgehen in dieser schwierigen Situation? Was ist jetzt zu tun?" sagte er ganz ruhig und gefasst.
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