- Officium XXV

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus[/I]


    Balbus blickte auf, als sich die Tür öffnete und war überrascht über den Eintretenden. Klar wusste er, dass Livianus wohl schon wieder in der Stadt sein sollte, aber dennoch war es eine Überraschung einen Mann, von dessen Tod ganz Rom überzeugt gewesen war, leibhaftig vor sich zu sehen.


    Nach kurzem Zögern erhob er sich. "Salve Senator, du störst mitnichten. Im Gegenteil freue ich mich sehr, dich hier zu sehen. Bitte komm rein und nimm doch Platz."
    Er deutete auf den Stuhl vor seinem Tisch und lächelte, war er doch wirklich erfreut über den Gast.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Balbus hörte sich die Beschwerde aufmerksam an und nickte dann leicht. "Ich werde mich darum kümmern, dass eine solche Behandlung nicht wieder vorkommen wird." sagte er, kam aber nicht herum noch hinzuzufügen: "Allerdings muss ich der Wache auch in einer Sache Recht geben. Der Zutritt zum Palast ist Sklaven schon seit langer Zeit verwährt. Das war schon so, als ich noch Centurio der Praetorianer war und ist auf eine Anweisung von Iulianus selbst zurückzuführen."

  • Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Balbus
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    Nach kurzem Zögern erhob er sich. "Salve Senator, du störst mitnichten. Im Gegenteil freue ich mich sehr, dich hier zu sehen. Bitte komm rein und nimm doch Platz."
    Er deutete auf den Stuhl vor seinem Tisch und lächelte, war er doch wirklich erfreut über den Gast.


    Livianus nickte dankend und setzte sich auf den angebotenen Stuhl. Er hatte sich an den Anblick überraschter Gesichter gewöhnt und reagierte daher nur mit einem Lächeln auf das anfängliche Zögern des Procurators. Ohne große Umschweife kam er gleich direkt zum Grund seines Kommens.


    "Ich danke dir Procurator. Einer meiner ersten Wege hat mich selbstverständlich hier her in den Palast geführt, um mich beim Kaiser zurück zu melden. Ich denke es gibt viel zu besprechen und ich würde gerne auch einiges mit ihm abklären. Ich habe gehört es geht ihm Gesundheitlich nicht besonders und er hat sich auf sein Landgut zurück gezogen?."

  • Auch Balbus nahm wieder Platz und nutze den kurzen Augenblick, den das dauerte um sich ein wenig zu sammeln.


    "Der Kaiser wird erfreut sein, dass einer der fähigsten Feldherren Roms wieder zur Verfügung steht." sagte Balbus.


    "Allerdings ist das, was du gehört hast leider wahr. Valerian weilt derzeit in der kaiserlichen Landvilla bei Misenum, in der Hoffnung, dass die dortige Luft seiner Gesundheit zuträglicher ist, als der Mief Roms. Du wirst also, wenn du ihn persönlich sprechen möchtest, nach Misenum reisen müssen. Oder du wendest dich an den Praefectus Urbi, den Valerian während seiner Abwesenheit mit allen Regierungsgeschäften betraut hat."
    Ein gewisser Unwille kam in ihm auf, als er an die regelmässigen Wanderungen in die Castra Praetoria dachte, die er unternehmen musste, weil der Vescularier es nicht für nötig erachtete, sich in den Palast zu begeben.

  • Livianus lächeln wurde bei Balbus ersten Satz etwas breiter.


    "Ich danke dir für deine schmeichelnden Worte, aber ich fürchte, dass nicht alle hier in Rom der gleichen Meinung sind. Ein Feldherr der in die Hände seines Feindes gerät ist wohl in den Augen der meisten alles andere als fähig."


    Der Senator hatte im Laufe seines Lebens durchaus gelernt selbstkritisch zu sein und manchmal auch eine gewisse Selbstironie zu entwickeln. Doch dann wurde er wieder ernster und ließ sich die Worte des obersten Hofbeamten durch den Kopf gehen.


    "Hmmm…. Um ehrlich zu sein würde ich es vorziehen direkt mit dem Kaiser zu sprechen und ich denke, dass auch er mich sehen möchte, sofern es sein Gesundheitszustand zulässt."


    Warum sich mit dem Schmiedl zufrieden geben, wenn man direkt zum Schmied gehen konnte. Noch dazu wo Livianus nur wenig über den neuen Statthalter Roms wusste und selbst Kaiser Valerian nur sehr flüchtig kannte. Nein. Es war auf jeden Fall besser mit dem Kaiser persönlich zu sprechen und nebenbei konnte sich Livianus auch selbst ein Bild von dessen tatsächlichen Gesundheitszustand machen.


    "Ich werde nach Misenum reisen. Ich bitte dich den Kaiser über mein Kommen in Kenntnis zu setzen."

  • "Ich habe dich im Feld erlebt und wüsste nur wenige Männer, an deren Seite oder unter deren Kommando ich ähnlich zuversichtlich erneut in die Schlacht ziehen würde." kommentierte Balbus das erste Thema nochmal.


    Dann nickte er. "Ich werde noch heute einen Boten losschicken um dich anzukündigen."

  • "Ich danke dir."


    Die eben gehörten Worte machten Livianus nicht nur stolz, sondern bewiesen auch einmal mehr, dass Männer des Militärs einfach ein gänzlich anderes Verständnis dafür aufbrachten, was Livianus widerfahren war und welchen Stellenwert ein Mann wie er in der römischen Gesellschaft einnahm. Die Meinungen solche Männer wie Bablus, waren auch die einzigen, auf die der Senator tatsächlich etwas hielt. Alle anderen konnten ihm gestohlen bleiben.


    "Wie steht es sonst um Rom Procurator? Du erwähntest, dass der Kaiser dem Praefectus Ubri sämtliche Regierungsgeschäfte übertragen hat? Ungewöhnlich wie ich meine. Die Macht des Stadtpräfekten hat sich bisher während der Abwesenheit des Kaisers ausschließlich auf Rom beschränkt. Doch nun klingt es ganz so, als wäre er der mächtigste Mann im ganzen Reich."

  • Balbus nickte leicht.
    "Valerian hat ihm alle Entscheidungsgewalt übertragen, was die kaiserlichen Verwaltungsstrukturen angeht. Wir haben zwar immernoch die Möglichkeit uns direkt an ihn zu wenden, aber im Prinzip wird jede wichtige Entscheidung mittlerweile in der Castra Praetoria getroffen."
    In Balbus Stimme lag mehr als nur Missfallen, denn er sah im amtierenden Stadtpraefecten eher eine Gefahr für Rom und war der Meinung, dass die Entscheidungsgewalt im Palast zu liegen hatte und nicht bei irgendeinem dahergelaufenen Emporkömmling der die letzten Jahre im Illyricum versauerte.


    "Unter uns gesprochen, gehen hier in den Gängen die Gerüchte um, dass auch als Valerian noch hier war, die meisten Entscheidungen nicht von ihm, sondern vom Praefectus Urbi getroffen wurden."

  • Livianus merkte den Unterton, der in Balbus Worten lag und als er schließlich offen Aussprach, dass dieser Stadtpräfekt bereits vor der Erkrankung des Kaiser großen Einfluss auf wichtige Entscheidungen am Hofe hatte, wurde er nur noch in seine Vermutungen bestätigt. Fast verschwörerisch wirkend beugte er sich ein wenig mehr in Richtung Balbus und senkte seine Stimme.


    "Das kann doch nicht sein! Ich habe zwar auch Valerianus nicht besonders gut gekannt, aber dafür den göttlichen Iulianus. Und dieser hätte nie eine Marionette als seinen Nachfolger bestimmt. Wer ist dieser Vescularius überhaupt? Ich könnte mich nicht erinnern, dass sein Name zuvor jemals in Rom oder im Palast gefallen ist."

  • Auch Balbus beugte sich etwas vor und sprach nun leiser.


    "Ich denke nicht, dass Iulianus absehen konnte, dass es zu so etwas kommen würde. Er hat Valerian soweit ich weiss auch über längere Zeit nicht mehr gesehen, seit dieser im Illyricum stationiert wurde. Und dort scheint Valerian dann auf Vescularius getroffen zu sein. Er war Statthalter des Illyricums, bevor er mit Valerian nach Rom kam und dann sofort Vinicius Hungaricus als Stadtpraefecten ablöste. Ich kannte den Namen vorher auch nur von Berichten der Speculatores aus der Provinz."

  • "Ich verstehe. Und was haben die Speculatores über diesen Mann berichtet? Gibt es irgendetwas erwähnenswertes, das für oder vielleicht sogar gegen ihn spricht? Einen ehemaligen Statthalter mit einer solchen Machtfülle auszustatten ist entweder sehr naiv oder es steckt mehr dahinter als man auf den ersten Blick erkennen kann. Hat der Senat das denn einfach so hingenommen?"

  • Selbst bei einem Mann wie Livianus würde Balbus natürlich nicht im Detail über die Berichte der Speculatores sprechen, denn diese waren viel zu geheim als dass sie einfach so ausgeplaudert werden durften. Daher war seine Antwort auch eher dünn: "Sein Name tauchte eigentlich nie in wirklich erwähnenswerten Zusammenhängen auf, sondern meist nur in den regelmässigen Berichten über den Zustand der Verwaltung und der Truppen. Alles in allem schien er immer ein recht uninteressanter Mann zu sein. Ich muss gestehen, dass ich anfangs gar nicht wusste, woher mir der Name bekannt vorkam, als ich ihn das erste Mal nach Valerians Ankunft hörte."
    Er sagte es wie es war: der Vescularier war buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht.


    "Der Senat hat zumindest nicht öffentlich dagegen protestiert. Was einzelne Senatoren dazu sagten, weiss ich leider nicht, da solltest du dich an Aelius Quarto wenden, der zu dem Zeitpunkt noch Consul war."

  • Balbus sprach den Mann an, nach dem Livianus als nächstes Fragen wollte. Es war daher eine passende Überleitung. Fassungslos schüttelte Livianus den Kopf.


    "Und Quarto? Ich kenne ihn als fähigen Politiker und treuen Anhänger der Gens Ulpia. Es verwundert mich, dass er diese ganze Sache einfach so hinnimmt. Vor allem da es sich ja beim amtierenden Kaiser um seinen Bruder handelt. Umso erstaunlicher, dass er die Regierungsgeschäfte nicht auf Quarto übertragen hat."

  • "Er hat Quarto damit betraut, sich darum zu kümmern, das alles, was ihn in Misenum erreichen soll, ihn möglichst schnell erreicht." sagte er. "Das ist alles, was er ihm zugestanden hat. Aber glaube mir, Quarto ist der letzte, der es einfach so hinnimmt. Nur leider verlässt sich Valerian sehr stark auf Vescularius und ist daher ein wenig taub geworden für die Worte seines Bruders. Leider."

  • Livianus würde es sich bestimmt nicht nehmen lassen auch mit Quarto bei passender Gelegenheit über diese Sache zu sprechen. Die Informationen, die er hier in diesem kurzen Gespräch erfahren hatte, waren mehr als besorgniserregend. Natürlich wusste er, dass man sich auf eine einzige Aussage allein, auch wenn es die des Procurator a libellis höchst persönlich war, nicht stützen konnte um ein endgültiges Urteil über die aktuelle Lage zu fällen. Doch es wäre zu merkwürdig, wenn Balbus tatsächlich alleine mit dieser Meinung dastand. Man musste sich umhören und das möglichst unauffällig. Ein kurzes Gespräch hier und ein kurzes Gespräch dort. Wäre an dieser Geschichte tatsächlich etwas dran, so würden sich Abgründe auftun, mit denen Livianus vor seiner Rückkehr nach Rom niemals gerechnet hätte. Doch zuerst musste er den Kaiser treffen. Vielleicht konnte diese Audienz bereits die eine oder andere Frage beantworten.


    "Eine Merkwürdige Sache, das mit dem neuen Stadtpräfekten. Du hast im Moment wohl am meisten mit ihm zu tun. Wie ist dein Eindruck über diesen Mann und wie beurteilst du seine bisherigen Entscheidungen?"

  • Balbus musste einen Moment nachdenken, denn trotz seiner doch recht offenen Abneigung gegen den Vescularier, wollte er sich wenigstens halbwegs taktvoll ausdrücken.


    "Nun ja, menschlich fehlt ihm eine gewisse,..." er suchte ein passendes Wort "... Wärme oder besser ein gewisses Taktgefühl, weshalb er es sehr schnell schafft Menschen gegen sich aufzubringen. Er ist sehr direkt und vermag nicht, oder vermutlich eher wünscht nicht, seine Meinung so kundzutun, wie es der Situation angemessen ist. Ich muss gestehen, dass ich mich wirklich schon öfters gefragt habe, wie dieser Mann es geschafft hat den Cursus Honorum erfolgreich zu beschreiten."
    Soviel zu seinem Eindruck von dem Mann.
    "Was seine Entscheidungen angeht, sind manche für mich nicht nachvollziehbar. Zum Beispiel war es ihm bei der letzten Sitzung des Consiliums scheinbar extrem wichtig, den Statthaler in Germania, Vinicius Lucianus, auszutauschen. Auch einen Kandidaten präsentierte er sofort und der wurde nicht weiter beraten, sondern eigentlich sofort abgenickt. Und so wichtig wie ihm die Ablösung des Vincius Lucianus war, so wichtig war es ihm scheinbar auch, dass sein Nachfolger Vinicius Hungaricus war, der damals gerade erst aus Hispania zurück war und noch nicht einmal die Gelegenheit hatte sich in Rom wieder heimisch zu fühlen."

  • Livianus dachte kurz über das gehörte nach und versuchte sich Reim darauf zu machen. Schließlich kam er sogar zu einem Gedankengang, den er Balbus nicht vorenthalten wollte.


    "Nun, die beiden Vinicier sind eine nicht zu unterschätzende Macht. Beide Consulare und beide Männer mit starkem Rückhalt aus der Oberschicht. Vor allem der langjährige Prätorianerpräfekt Hungaricus könnte hier in Rom mit seinem Wissen, seinen Kontakten und seinem Einfluss eine nicht unbedeutende Gefahr darstellen wenn man vor hat……."


    Weiter sprach Livianus nicht. Es war einfach undenkbar. So weit würde dieser Aufsteiger nicht gehen und hatte nach so kurzer Zeit auch nicht genügend Einfluss. Vermutlich kostete er nur die kurze Zeit seines Höhenflugs aus und verschwand danach wieder ebenso schnell in der Versenkung, wie er laut Balbus Berichten aufgetaucht war. Er versuchte es daher mit einer anderen Möglichkeit.


    "Vielleicht hatte der Stadtpräfekt einfach nur Angst der Vinicier könnte eigene Ambitionen entwickeln, die momentane Lücke im Machtgefüge zu füllen und hat es daher vorgezogen ihn in eine andere Provinz zu entsenden, um ihn auf Eis zu legen. Merkwürdig ist es dennoch, dass er ausgerechnet seinen Bruder beerbt. Die Legionen in Germanien sind dadurch auf einen längeren Zeitraum sehr stark auf das Haus der Vinicier gebunden."

  • Balbus nickte. "Ähnliche Gedanken hatte ich auch. Wobei es dann sicherlich besser gewesen wäre Hungaricus in eine ferne Provinz zu schicken, statt ihn quasi direkt vor der Palasttür zu stationieren und ihm das Kommando über eine solch große Armee zu geben."

  • "Da muss ich dir beipflichten. Hmmm….. Ein wahrlich merkwürdiges Vorgehen. Man sollte den Präfekten zumindest nicht aus den Augen lassen."


    Ein wichtige Frage in diesem ganzen, fast schon verschwörerisch wirkenden Gespräch, hatte Livianus bisher ausgelassen. Auch wenn die Möglichkeiten mehr als gut standen den Kaiser persönlich gegenübertreten zu können, wollte der Senator diese Information bereits vorab. Es könnte ebenso ein Indiz sein, dass Vescularius Verhalten etwas erklären konnte.


    "Wie steht es eigentlich genau um die Gesundheit des Kaisers? Ist es etwas Besorgniserregendes? Und wie weit hat er die Zügel noch selbst in der Hand?"

  • "Was genau es ist, weiss ich leider auch nicht." sagte er ehrlich. "Und im Prinzip ist es sehr wechselhaft. Er hat Tage, an denen er vor Kraft strotzt und an denen man denkt, er könnte sich in die Arbeit stürzen und dann aber auch wieder Tage, an denen er vor Hustenanfällen kaum einen ruhigen Moment hat. Aber die Medici hoffen, dass das Klima am Golf von Neapolis hilft."


    Die letzte Frage wollte Balbus nicht beantworten, denn er konnte schlecht sagen, dass der Kaiser kaum etwas selbst entschied und die Verwaltung des Imperiums weitestgehend von den Palastbeamten und dem PU geführt wurden, selbst als der Kaiser noch in Rom war.

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