Das Zimmer von Didia Flaccida

  • Flach atmend lag ich in meinem Bett.
    Oh, diese Sklavin...


    Wer konnte denn auch ahnen, dass das Wasser im Tiber so schädlich war? Nun lag ich da und hatte Typhus. In den ersten paar Tagen hielten wir es noch für eine Grippe...tja, nichts wars.
    Naja, mir konnte es wohl jetzt auch egal sein, was um mich herum geschah nahm ich ohnehin kaum noch wahr.
    Wegen der Ansteckungsgefahr durfte nur eine Sklavin mein Zimmer betreten. Jene Sklavin, über die ich mich so geärgert hatte (harhar).


    Etwa 1 1/2 Wochen lag ich so darnieder, ehe schließlich Pluto seine Hand nach mir ausstreckte.

  • Gerade schlenderte Gabriel so durch das Haus, um eine bessere Orientierung zu bekommen, als plötzlich eine Tür eines ihm fremden Zimmers aufgerissen wurde. Er befand sich hier in einem Trakt des Hauses mit einigen Privatgemächern, soviel wusste er schon, als eine Sklavin auf den Flur taumelte und irgendwas stammelte davon, daß da sich jemand nicht mehr rührte.


    Gabriel hatte keine Ahnung, was sie nun wirklich meinte, aber an ihrem schreckerweiteten Augen und dem blassen Gesicht sah er, daß hier etwas nicht stimmte, also betrat er eilig den Raum und fand eine Frau leblos in ihrem Bett wieder.
    Gabriel hatte noch keine Ahnung, was war und daß diese Frau an Typhus gelitten hatte, also legte er seine Finger an ihre Halsschlagader und stellte mit Entsetzen fest, daß jegliches Leben aus ihr gewichen war.
    Um noch sicherer zu gehen, legte er sein Ohr an ihre Brust. Aber er vernahm keinen einzigen Herzschlag mehr. Und dann betrachtete er das Gesicht der Toten. Sie war bleich und eingefallen.


    Gabriel drehte sich zu der Sklavin um und sagte nur betreten: »Sie lebt nicht mehr ...«

  • Käsebleich im Gesicht stand die Sklavin im Türrahmen. Wirklich traurig war sie nicht über den Tod dieses alten Drachens 8)


    Dass sich Gabriel hingegen so sehr der Leiche näherte machte ihr mehr Sorgen. "Sie...sie hatte Typhus, weißt du...es war nur eine Frage der Zeit...", murmelte sie.

  • Gabriel sah die junge Sklavin nun selber ratlos an. Irgendwie war ihm unwohl, denn er hatte keine Ahnung, wie man sich vor dieser Krankheit schützte. Etwas ungläubig starrte er seine Hände an. Er hatte sie angefasst ... was würde er nun für einen kleinen Schluck Wein geben ;)


    Er seufzte. Nur die Ruhe, Gabriel. Von Toten kann man sich sicherlich nicht anstecken ..., dachte er, aber irgendwie überzeugten ihn seine Gedanken nicht. Und dann sah er die etwas hilflose junge Sklavin. Er konnte sie ja nun ncht einfach im Stich lassen, dieses arme junge Ding.
    »Also, ja ... eh ... « Unbewusst kam der kleine Retter in der Not aus ihm heraus. Also streckte er die Schultern, setzte eine ernste Minie auf und schritt noch einmal zu der Toten, um ihr ihre Augenliider zu schliessen.
    »Ich werd das schon machen, keine Angst. Gabriel wird helfen ...«
    Wenn er ehrlich war, wußte er selber überhaupt nicht, was er tun sollte, aber er konnte ja nicht sein Gesicht vor der jungen Sklavin verlieren.
    »Hast du sie angefasst?«

  • "Manchmal...ich musste es, ich habe sie gepflegt...", antwortete sie tonlos.
    Reine Bosheit. Flaccida wollte sie nur bestrafen, weil sie sie dafür verantwortlich machte, dass sie krank geworden war. Oh diese Hexe!

  • »Gepflegt?« Ach du Schande, dachte Gabriel. Er jedoch wollte ruhig bleiben und wußte nun nicht so recht, wo hin mit seinen Händen, die die Tote berührt hatten..
    »Wer ist ... eh, wer war sie denn?«

  • »Ach herrje ...« seufzte er nun. Aber irgendwie war ja klar, daß diese Frau irgendwie verwandt war mit jemanden aus dem Hause. Und nun durfte Gabriel seinem neuen Herren auch noch eine Todesbotschaft übermitteln. Wie sollte er das anstellen? Er hatte schon Tote gesehen, damals bei den Bandenschlachten in Damascus und auch anders wo, hatte er doch selber schon jemanden umgebracht. Aber dies nun richtig an seinen Herren formulieren?


    Wieder seufzte er und für einen Moment dachte er nicht nach und strich sich mit den Händen durch seine Haare, während er die Tote musterte.


    »Bevor ich Falco die Nachricht überbringe, klär mich mal auf. Wie standen sie zu einander?«

  • "Ich...weiß nciht so recht...", murmelte die Sklavin und machte ein ratloses Gesicht.
    "Aber sagen wir es so...die Frau war nicht unbedingt der beliebteste Mensch auf Erden."

  • »Ah ... « erwiderte Gabriel nun nur. Immer noch starrte er auf die Frau. Doch bevor er Faalco rufen wollte, trat er noch einmal an das Bett und richtete das Bettzeug irgendwie etwas netter hin.
    Er war selber etwas unsicher und wußte sich keinen Rat.

  • Sie nickte kurz und verschwand dann aus dem Zimmer, um ihren Herrn zu holen.


    Indes machte es den Anschein, dass Flaccida noch ein wenig am Leben hing, denn ohne Vorwarnung zuckte kurz ihre linke Hand...

  • Als Gabriel plötzlich das Zucken der Hand wahr nahm, machte sein Herz vor Schreck einen gewaltigen Sprung, ebenso wie seine Beine, denn plötzlich fand er sich zwei Meter weiter von dem Bett der angeblich Toten wieder, welche er nun ungläubg anstarrte. Seine Gedanken überschlugen sich. Hatte er sich getäuscht? Er war schliesslich kein Medicus!
    Aber wenn sie lebte ... wenn auch nur noch schwach? Und die Sklavin war unterwegs, Falco, seinen Herren zu holen.
    Warum musste ausgerechnet ihm das immer passierren.


    Für einen Moment stand er einfach nur hilflos hier rum und nun sehnte er sich noch mehr nach einem Becher Wein, ach was, nach einer ganzen Karaffe, die er am liebsten schon intus gehabt hätte. Aber nein, alles half nichts, er brauchte nun einen klaren Kopf.
    Typhus war ansteckend, senierte er. Aber doch eher über Ausscheidungen, wie Durchfall. Wollte er sich dem Risiko aussetzen? Was aber, wenn er ihr nun nicht die eventuell lebensrettenden Maßnahmen zu teil werden ließ. Gabriel glaubte eh, bei seinem Herren in keinem guten Licht zu stehen.


    Also gab sich Gabriel einen Ruck. Er konnte doch hier nicht tatenlos zu sehen ...


    Er näherte sich der Frau, wenn auch langsam. Doch dann gab er ihr einen Rück, fühlte noch einmal den Puls. Er war kaum spürbar. Aber warum war er eben nicht da.
    Zum Hades, da musst du nun durch, Gabriel ..., dachte er und dann merkte er, wie falsch der Atem war. War da überhaupt ein Atem? Verflucht.
    Gabriel ward sich unsicher. Helfen oder nicht?


    Schließlich entschloss er sich und er vergaß alles um sich.


    Schließlich senkte er seine Lippen auf die der Frau und versuchte eine Mund-zu-Mund-Beatmung.

  • Doch vergebens, Flaccida war tot.
    Die Augen, noch immer geöffnet, wurden von einer Sklavin geschlossen, das blasse, wächserne Gesicht einer Toten sah nun ruhig und friedlich aus - wenn auch immer noch ein wenig bösartige Züge, die die Frau Zeit ihres Lebens inne gehabt hatte, erkennbar waren.


    Ohne viel Tamtam kümmerten sich die herbeigeorderten Bestattungsunternehmer um die Leiche, welche kurze Zeit später im engsten Familienkreis verbrannt und in die Familiengruft der Didier verbracht wurde.

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