[Officium] geschlossen und zur Renovierung vorgesehen

  • Ich hatte mich zurückgelehnt und nachgedacht, als mich das zweite Klopfen und die Reaktion meines Bruders aus den Gedanken riss.


    "Beunruhigend. Aber ich kümmer mich ersteinmal um den Anklopfer."


    Ich erhob mich, ging langsam zur Türe, öffnete und erblickte meinen Scriba.


    "Ich habe gerade eine wichtige Besprechung und werde nachher in Deinem Officium vorbeischauen, einverstanden?"


  • "Ähm... Gut. Das Officium ist gegenüber von deinem."
    Ich wartete auf keine Antwort von Balbus sondern verschwand einfach in meinem Officium.

  • Ich nickte mit dem Kopf und schloss dann die Türe.


    "Mein neuer Scriba. Ich habe einen beantragt, weil mir die Arbeit über den Kopf wächst und nichts geht über eine gute Verwaltung. Vielleicht eines der wenigen Dinge, die mir Vater beibringen konnte..."


    Ich trat zurück an meinen Platz und setzte mich.


    "Wo waren wir stehen geblieben?
    Wie kann ich Dir helfen?
    Was brauchst Du?"

  • "Ja so ein Scriba ist etwas feines. Hab ich in Rom immer sehr vermisst." sagte er schmunzelnd. Dann wurde er sofort wieder ernst und fuhr leiser fort:


    "Ich bräuchte eine Unterkunft in der ich und ein paar Kameraden unauffällig unterkommen können und von wo aus die Untersuchungen koordiniert werden. Ausserdem gehe ich davon aus, dass du hier sicherlich einige Kontakte zu gewissen dunklen Gestalten aufgebaut hast, die sicherlich nützlich sein könnten, wenn es möglich ist."










    .

  • Ich atmete tief durch und dachte nach.


    "Das mit der Unterkunft ist kein Problem. Ich kenne die meisten Vermieter in Tarraco, wir finden mit Sicherheit eine Insula, die leer steht, irgendwas in der Art, am besten in einer Nebenstrasse...


    Was die Kontakte betrifft... Solange ich nicht weiß in welche Richtung die Ermittlungen gehen sollen kann ich Dir nicht sagen, wer dafür in Frage käme. Ich habe einige Informanten in verschiedenen Lagern, doch wenn ich den falschen anspreche, habe ich nicht die Garantie, dass es uns etwas nützt. Der Schuß könnte nach hinten los gehen, die Kreise sind gewarnt und das wars."

  • "Gut, dann wäre das mit der Unterkunft schon mal weitestgehend geklärt."


    Er schaute sich schon wieder um und fragte sich, ob die Paranoia wohl dazugehörte. Dann sprach er wieder leise:


    "Also gut. Ich werde dir einen Namen nennen und ich bin mir sicher, dass du hinterher jemanden weisst."
    Er schaute sich wieder um.
    [size=7]"Flavia Messalina Oryxa."[/size] sagte er kurz und knapp.










    .

  • Wenn ich behauptet hätte, ich hätte mit den Namen gerechnet, hätte ich mit Sicherheit gelogen. Doch konnte es tatsächlich sein? Ich war überrascht und überwältigt. Ungläubig sah ich meinen Bruder an. Doch warum sollte mir mein Bruder einen Bären aufbinden?


    "Das ist in der Tat beunruhigend. Sie hat viele Kontakte hier in Tarraco und vor allem in Carthago Nova. Viele der Honoratoren sind ihr nahe verbunden und nicht wenige in der Administration verdanken ihr ihre Karriere. Zumal ihre Familie hier schon immer verwurzelt war. War sie nicht schon mit dem Legatus Augusti Pro Praetore vor ihr verwandt? Selbst zu dem Legatus Legionis Decimus Meridius hat sie Kontakte. Wie eigentlich zu jeden hier in dieser Provinz. Es gibt nicht einen, mit dem sie nicht einmal zu hatte..."

  • "Ich sehe, du verstehst wie problematisch diese Situation sein könnte. Ich hoffe du kennst jemaden, der mir Informationen liefern kann und der [size=6]entbehrlich[/size] ist."


    Er hoffte inständig, dass er seinem Bruder in dieser Sache wirklcih vertrauen konnte, schliesslich war auch er einer, der seine Karriere zu einem gewissen Teil ihr zu verdanken hatte.










    .

  • Ich betrachtete meinen Bruder nachdenklich und hätte vieles dafür gegeben um zu wissen, was er wirklich dachte.


    "Es ist schwierig. Normale Straßeninformanten und Kleinkriminelle helfen dir da nicht weiter. Sie können dir höchstens sagen, wer wann wo, wie oft zum Essen war, sich mit wem getroffen hat. Einen Sklaven zu bestechen, oder zu entführen und zu foltern würde schon mehr bringen, doch selbst da bin ich skeptisch. Wenn Messalina diesbezüglich wirklich etwas geplant hätte, dann sicher nicht von Hispania aus. Hispania bietet sich als Rückzugsort seit dem Tage nicht mehr an, an welchem die Legio nach Germanien verlegt wurde."


    Ich dachte laut.


    "Wieso taucht ihr nicht in Uniform auf und nehmt die ganze Gens gefangen, wie es sonst usus ist? Ihr könnt sie dann befragen und foltern, wenn ihr wollt, bis Rom die Informationen hat, die es braucht. Das Gerücht über das, was vorgefallen ist, wird sich sowieso nicht lange zurückhalten lassen, und wenn es ersteinmal auf der Strasse ist, dann werden sich wahre Geschichten mit Erfundenen und Gelogenen mischen, so dass eine stille und heimliche Ermittlung sowieso nicht mehr sinnvoll ist. Leute die sie lieben, werden alles tun um FÜR sie zu sprechen, Leute die sie hassen, werden noch zusätzliche Geschichten in die Welt setzen. Und der Schacher um ihre Besitztümer beginnt sofort. Sollte sie Mitwissen haben, werden sich diese in Sicherheit bringen, Zeugen beseitigen, Dokumente verbrennen. Und ihr steht mit leeren Händen da und habt zudem den zeitpunkt verpasst energisch und entschieden aufzutreten und ein Exempel zu statuieren.


    Versteh mich nicht falsch, aber ich kann hier auch nicht zaubern. Ich hab zwar Kontakte, aber an die Leute, die sich mit ihre treffen, und mit ihr unter vier Augen besprechen komm ich nicht ran. Da müsste schon einer auspacken. Und ohne Druck, ohne Bedrohung wird dies keiner tun. Mein Tipp daher: Nehmt sie fest, zieht die ganze schwarze Garde auf, lasst sie im Kerker verschwinden. Die Angst davor, jemand könnte reden, wird den einen oder anderen schwach werden lassen und öffnet den Mund. Alles andere hingegen ist vage.


    Und wenn sie unschuldig ist? Die Tat bleibt. Im Exil landet sie so oder so..."

  • Er hörte seinem Bruder aufmerksam zu und schwieg. Nachdem er geendet hatte sagte er:


    "Natürlich könnte ich einfach die Familie festnehmen. Doch ist es weniger mein Ziel einfach alle in den Cercer zu werfen, die Verbindungen zu ihr hatten. Viel mehr Interesse habe ich daran herauszufinden, wer hinter der ganzen Sache steckt. Sie kann es unmöglich allein geplant haben und auch die Familie ist dazu nicht fähig. Seit Catus' Verschwinden ist die Familie schwach und liegt weitestgehend brach. Der neue Pater ist gelinde gesagt ein Weichling."


    "Die Informationen, mit wem sie sich hier zum Essen getroffen hat, könnten um einiges mehr wert sein, als alles was ich aus ihrer Familie rausprügeln kann. Ich werde sicherlich auch noch die Familie festsetzen und verhören, allerdings will ich dies nicht überstürzen.


    Du erwähntest, dass sie enge Verbindungen nach Carthago Nova hat. Weisst du, zu wem genau dort?"










    .

  • Ich war nicht ganz seiner Meinung.


    "Ich weiß ja nicht, wie sie das Attentat durchgezogen hat, doch wenn sie es tatsächlich veranlasst hat, also durch einen Attentäter, dann wird sie sicher nicht so dumm gewesen sein in Rom zu bleiben, oder etwa doch? Sie wird damit gerechnet haben müssen, dass es scheitern könnte. Was, wenn der Attentäter versagte? Und offensichtlich hat er dies ja auch."


    Ich hielt inne.


    "Wie ich schon sagte, sie hatte Kontakt zu ALLEN Honoratoren in Tarraco und in Carthago Nova. Zu wem wie viel werde ich in Erkundung bringen, wenn Du es wissen musst. Das dauert allerdings seine Zeit."

  • "Naja, Rom verlassen konnte sie nicht mehr. Sie war persönlich anwesend als das Attentat verübt wurde und wurde sofort in die Castra Praetoriae gebracht."


    Er überlegte einen Moment.


    "Ich glaube, ich werde es doch auf deine Art versuchen." sagte er und wirkte total in Gedanken verloren. Er malte sich gerade aus, wie er die Villa stürmen liess. Vielleicht sollte man nicht direkt so aggressiv vorgehen.


    "Eine Frage hätte ich allerdings noch. Der Proconsul, steht er in irgendeiner engeren Verbindung zu ihr?"








    .

  • "Der Proconsul? Er ist gebürtig in Tarraco, soweit ich weiß. Doch ob er groß Kontakte hat? Ich denke nicht. Er war in Rom, als sie hier noch die Provinz leitete und ich denke Rom hat ihn nicht umsonst ihren Platz einnehemen lassen."


    Ich schenkte die beiden Becher nach.


    "Bruder, ich kann Dir echt keinen Rat geben. Das ist ein ganz heißes Eisen. Ich werde Dir eine Wohnung auftreiben und ich werde meine Informanten bemühen. Ich weiß nicht ob Du freie Hand hast, aber bevor Du ihre ganze Gens festnehmen lässt, würde ich mir Rückendeckung aus Rom einholen. Wenn Du hier zu schnell agierst, bist Du nicht nur Deine Karriere los und wenn Du zu langsam bist, ebenfalls..."

  • Also konnte er den Proconsul vorläufig erstmal ausser Acht lassen. Er nahm den wieder gefüllten Becher und trank einen Schluck.


    Er musste an Hungis Worte denken 'subtil wo nötig und brutal wo möglich'. Klang für ihn, als hätte er ziemlich freie Hand.


    Er nickte. "Ja, du hast vermutlich Recht. Aber ich glaube, ich weiss schon wie ich es tun werde." Er starrte in den Becher. "Bezüglich der Unterkunft danke ich dir schon mal im Vorraus."








    .

  • "Gut. Ich kann nur hoffen, dass es kein Erdbeben geben wird. Wenn Du erstmal den Knüppel auspackst, und er trifft den falschen, kann dich nicht mal mehr der Imperator retten..."


    Ich nahm einen Schluck.


    "Falls Du sonst Hilfe brauchst, Agenten, Ortskundige Führer, Ausweichquartiere, Beobachter, Sicherungspersonal, Türsteher, was auch immer, oder Verstärkung bei einer Razzia, lass es mich wissen. Darüber hinaus bin ich über Vorgänge in meinem Revier gerne vorher informiert. Ich les es nicht gerne in der Zeitung."

  • Beinahe hätte er gesagt, dass der Imperator ihn vermutlich sowieso nicht retten wollen würde, aber dies verschluckte er lieber.


    "Ich danke dir für dein Angebot und werde, falls nötig darauf zurückgreifen. Dass ich dich vorher über das informiere, was wir tun kann ich dir aber nicht versprechen, da das Überraschungsmoment durchaus wichtig ist."


    Er trank den letzten Rest aus seinem Becher. "Jetzt werde ich dich allerdings verlassen müssen, schliesslich warten noch einige wichtige Geschäfte auf mich. Ich werde heute gegen Abend noch einmal vorbeikommen. Ich hoffe bis dahin wirst du das mit der Unterkunft arrangiert haben."


    Er stand auf und reichte seinem Bruder die Hand.


    "Vale, Bruder. Bis heute abend." sagte er und machte sich danach auf den Weg nach draussen.


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