“Und ich freue mich, dich kennen zu lernen, Tiberius Decimus Crassus. Wie geht es deinem Vater? Gut, hoffe ich?“
Besagter Vater – Titus Decimus Verus mit Namen – war ein Klient des Senators.
“Und ich freue mich, dich kennen zu lernen, Tiberius Decimus Crassus. Wie geht es deinem Vater? Gut, hoffe ich?“
Besagter Vater – Titus Decimus Verus mit Namen – war ein Klient des Senators.
"Oh...ja, ich denke schon", entgegnete der Decimus. In Wirklichkeit hatte er selbst nicht allzu viel Kontakt mit seinem Vater, auch wenn dieser aufgrund seines Amtes nun fast immer in Rom weilte.
"Ich muss zugeben, dass er derzeit sehr beschäftigt ist und ich in den letzten Tagen nicht viel mit ihm gesprochen habe. Er machte mich jedenfalls auf dich aufmerksam, was meine Kandidatur betrifft", leitete Crassus nun zum eigentlichen Thema über.
“Ach ja, deine Kandidatur. Natürlich.
Bitte, nimm doch Platz und dann erzähle mir davon.
Ach, möchtest du eine kleine Erfrischung? Einen leichten, angemessen verdünnten Wein vielleicht?“
Tiberius nickte leicht, schließlich war es in den letzten Tagen und vor allem heute heiß wie selten zuvor. Eine Erfrischung war somit also eine willkommene Geste.
"Gerne doch."
Crassus wartete bis der Wein von einem der Diener gebracht wurde, ehe er einen Schluck von diesem nahm und überlegte wie er am besten beginnen sollte.
"Nun, wie du meinem Schreiben entnehmen konntest, Senator, beabsichtige ich bei den nächsten Wahlen des Cursus Honorum für das Amt des Vigintivirs zu kandidieren. Natürlich möchte ich so viele Senatoren wie möglich auf meiner Seite haben, um auf halbwegs realistische Wahlsiegchancen zu treffen. Mein Verwandter, Senator Decimus Livianus, kümmert sich bereits darum mir rechtzeitig den nötigen Ordo Senatorius zu beschaffen und ansonsten konnte ich einige weitere Senatoren für mich gewinnen, nicht zuletzt meinen Patron Purgitius Macer", führte der Decimus kurz aus. Natürlich hoffte er inständig, dass Livianus bei seinem Vorhaben Erfolg haben würde, ansonsten würde Tiberius womöglich zuletzt noch seine Kandidatur zurückziehen müssen.
“Aha, Senator Spurius Purgitius Macer ist also dein Patron.“
"Richtig."
Ob dies nach Quartos Ansicht positiv oder negativ war, würde dieser sicher noch weiter ausführen.
“Warum?“
Der Senator sah Decimus Crassus fragend an und fest in die Augen.
“Ich bin deines Vaters Patron. Wieso bist du nicht ebenso mein Klient geworden?“
Hier war also der Hund begraben.
"Ich bin schon lange bevor du meinen Vater, Senator, als Klient angenommen hast, der Klient von Senator Macer. Ich arbeitete damals für die Cura Aquarum und Purgitius Macer war mein Vorgesetzter. Ich muss allerdings in diesem Zusammenhang sagen, dass er sich seither für mich eingesetzt hat und ein guter Patron war und ist."
Tiberius wartete kurz die Reaktion seines Gegenüber ab.
"Ich hoffe natürlich dass dies unser Verhältnis und eine mögliche Unterstützung deinerseits nicht trübt."
“Oh, nein, nein. Selbstverständlich nicht. Ich verstehe deine Beweggründe und Senator Purgitius ist ein hochgeschätzter Mann, dessen Stimme im Senat großes Gewicht hat, obwohl er im cursus honorum nie über das Amt eines aedilis hinaus gekommen ist.
Du möchtest also meine Unterstützung, wenn du dich um das Amt eines vigintivirs bewirbst? Die sollst du bekommen!
Ich werde auf deiner Seite sein und dir meine Stimme geben.“
Tiberius lächelte, er hätte auch nicht erwartet dass Aelius Quarto etwas gegen seinen Patron einzuwenden hatte.
"Das freut und ehrt mich zugleich Senator."
Erneut nahm Tiberius einen Schluck von seinem verdünnten Wein.
“Du hast also für die cura aquarum gearbeitet?“
"Ja, ich war für kurze Zeit Aquarius in Rom, bevor es mich zur Stadtverwaltung nach Mantua zog, wo ich eine Amtszeit als Magistratus und eine Amtszeit als Duumvir ableistete."
“Ah, ja, dass ist ausgezeichnet. Mantua, ja, dass kenne ich, aber es ist schon viele Jahre her, dass ich dort gewesen bin. Damals war der jetzige Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus Legat der I. Legion und ich habe ihn besucht, im Stammlager der Legion in, ja, genau, in Mantua.“
Er strich sich über den Bart.
“Ich finde es vorbildlich, dass du dir als magistratus und sogar als duumvir einer italischen Stadt erste Meriten erworben hast, bevor du nun den Schritt in den cursus honorum wagst. Das ist wirklich der allerbeste Einstieg in eine politische Karriere und ganz bestimmt wird dir das auch bei den anderen Senatoren viel Zustimmung einbringen.“
"Es stimmt mich zufrieden, dass du zuversichtlich bist, was die kommenden Wahlen angeht, Senator. Als ich vor über einem Jahr nach Rom kam, dachte ich als Mann meines Standes nicht einmal daran irgendwann einmal die ehrbaren Pforten des Cursus Honorum beschreiten zu dürfen. Nun ist es fast so weit."
“Natürlich immer vorausgesetzt, deiner Erhebung in den ordo senatorius steht nichts im Wege. Sonst werden dich die consuln nicht zur Wahl zulassen.“
"Richtig. Wie gesagt, hoffe ich, dass sich alles bis zu den kommenden Wahlen regeln lässt. Wenn ich richtig informiert bin wird wohl der Praefectus Urbi darüber entscheiden."
Als Crassus den praefectus urbi ins Spiel brachte, wurde Aelius Quarto sichtlich aufmerksam.
“Der praefectus urbi, tatsächlich? Bist du Potitus Vescularius Salinator, dem praefectus urbi, schon einmal begegnet? Hat dein Verwandter, Senator Decimus Livianus, hat er denn ein gutes Verhältnis zu ihm?“
"Nein, persönlich habe ich ihn noch nicht getroffen. Ob Livianus ein gutes Verhältnis hat weiß ich auch nicht, ich weiß nur, dass der Kaiser derzeit absent ist."
Natürlich wusste Tiberius, dass Quarto der Bruder des Kaisers war.
“Ja, dass ist er.“, bestätigte Aelius Quarto, ohne auf den Grund – den angegriffenen Gesundheitszustand des Kaisers – näher einzugehen.
“Der praefectus urbi ist sein Stellvertreter hier in Rom, während seiner Abwesenheit. Das ist natürlich eine enorme Aufgabe und verlangt einen loyalen Mann, der kraftvoll entscheiden kann, ohne dabei seine eigenen Befugnisse und Grenzen aus dem Auge zu verlieren.“
Mehr sagte er nicht, aber man hätte den Eindruck gewinnen können, dass er Vescularius Salinator diese Fähigkeiten absprechen wollte.
Natürlich hätte Tiberius jetzt fragen können, warum Quarto als des Kaisers Bruder nicht während dessen Abwesenheit als Stellvertreter agierte. Aus Gründen der Diskretion ließ Crassus dies aber vorerst sein.
"Ich muss zugeben, ich kann nicht viel über den Präfekten sagen. Ich bin auch gar nicht in der Stellung dazu. Auf jeden Fall scheint ihm unser ehrenvoller Imperator zu vertrauen."
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