Domus Aeliana - Culina

  • Ein Gerappel und Gerumpel hinter dem Ofen deutete an, dass die lauten Worte des Hausherrn nicht ungehört geblieben waren.
    Gleich darauf erschien Nakhti. Er wirkte ein wenig verschlafen und noch verwirrter als sonst.


    “Ja 'err? 'ier ich bin.“


    Der Sklave verneigte sich tief vor Quarto.

  • Endlich, nach vielen Formalitaeten, waren Methodius und sein neuer herr an den Praetorianern vorbeigelassen worden. Quarto fuehrte ihn durch die Gaenge des Palastes, und Methodius starrte. Er hatte eine solche Pracht noch nie gesehen. Fuerwahr, dies musste der Palast des maechtigsten Mannes der Welt sein.
    Bald erreichten sie das Quartier der Aelier. Methodius blickte sich um. Es war sehr, sehr schoen hier. Ein so harmonisch eingerichtetes Heim hatte er noch selten gesehen. Doch sein neuer Herr gab Methodius nicht viel Zeit, um zu starren. Er wies ihn zu einer Tuer hin, wohinter sich die Kueche befand.
    Als sie dort angekommen waren, begann Quarto etwas merkwuerdiges zu tun. Er rief ganz laut etwas, was wie "Nackti" klang.
    Methodius starrte seinen herrn an, der noch ein zweites Mal "Nackti" bruellte. Was war los mit ihm? Entgeistert blickte er zu seinem herren, der ihn wohl auf die Schippe nehmen wollte, da oeffnete sich die Tuere.
    In den Raum trat ein muede aussehender Orientaler, der wohl so hiess. Beim grossen Sabazius, wer gab seinem Kind so einen Namen?
    Er blickte vom Orientalen wieder zu Quarto hin. Er hoffte, das Klarheit in die Sache gebracht werden wuerde.

  • “Das ist Methodius.“, sagte Aelius Quarto an Nakhti gerichtet, ohne sich weiter um die Verwirrung des Thrakers zu kümmern. Auch nicht um die des Aegypters, der für seine Begriffstutzigkeit ohnehin im ganzen Haushalt bekannt war.


    “Ich habe ihn vorhin auf dem Sklavenmarkt gekauft. Er ist ein gelehrter Mann und hat viel Geld gekostet. Ihr werdet ihn als einen der euren in eurer Mitte aufnehmen und gut behandeln. Er bekommt eine eigene Kammer. Kümmere dich darum, dass sie ihm hergerichtet wird. Was immer er sonst noch wissen will erklärst du ihm.“

  • Nakhti sah den Thraker an, als wäre er ein seltsames Tier und gerade vor seinen Augen aus einem großen, bunt gefleckten Ei geschlüpft.


    Dann verneigte er sich tief vor seinem Herrn und versicherte:
    “Ja 'err. Ich alles werde tun.“


    Dabei konnte er seine Hilflosigkeit jedoch kaum verbergen, denn wenn es in der Domus Aeliana jemanden gab, der vollkommen ungeeignet war einem anderen etwas zu erklären, dann war es wohl Nakhti.

  • “Schön. Ihr zwei werdet schon gut miteinander zurecht kommen.“


    Mit diesen Worten raffte der Consul seine Toga und verließ die beiden. Scheinbar warteten noch wichtige Staatsgeschäfte auf ihn... oder ihn plagte eine volle Blase. -.^

  • Auch nachdem sein Herr gegangen war, stand Nakhti noch immer reichlich erstaunt und verunsichert da, sah den Anderen an und kaute auf der Unterlippe.


    “Ä'... ich Nak'ti.“, sagte er schließlich und legte den Kopf schief.

  • Methodius' Herr und der Sklave tauschten ein paar Worte. Methodius horchte auf. Eine eigene Kammer? Das klang unglaublich. In einem Einzelzimmer hatte er schon lange nicht mehr geschlafen, er wuerde sich sicher dort gut fuehlen. Hoffte er einmal.
    Quarto und der Sklave verabschiedeten sich mit ein paar unbeholfenen Worten, und Methodius stand nun alleine mit dem Aegypter da. methodius hatte immer gedacht, er waere ein Paradebeispiel von Verklemmtheit, doch der Aegypter schien ihm in nichts nachzustehen.
    "Hm...", fing Methodius an. "Ich bin Methodius. Freut mich, Nakhti." Er versuchte, den Namen ordentlich auszusprechen, doch es fiel ihm dann auch nichts mehr ein. "Oeh... bist du schon lange hier bei den Aeliern? Und woher kommst du?", versetzte er dann nach einem kurzen, ein bisschen peinlichen Schweigen.

  • “In Syene ich geboren bin, wo großer Nilus über Felsen springt. Aber schon lange ich 'ier bin, ja.“


    Nakhti kratzte sich an seinem kahlgeschorenen Hinterkopf.


    “Gut 'ier. Immer viel zu essen und keine Schläge.“

  • "Ah, Aegyptus!", meinte Methodius und laechelte. "Ich kannte mal jemanden von Aegyptus, aber der war aus Alexandria. Ich bin aus Thrakien. Aus By... ich meine, aus der Naehe von Deultum*." Er atmete tief aus, als Nakhti ihm von den Zustaenden hier erzaehlte. "Das ist gut. Weisst du, ich war bis jetzt nicht immer nur bei netten Herren... aber keine Schlaege klingt sehr gut." Ein Stein fiel ihm vom Herzen. "Sag, ich kenne mich hier ueberhaupt nicht aus... kannst du mir dsas Haus ein bisschen zeigen? Sonst verlaufe ich mich hier staendig."


    Sim-Off:

    *Burgas im heutigen Bulgarien

    ir-servus.png

    Sklave - Lucius Aelius Quarto

    Einmal editiert, zuletzt von Methodius ()

  • Natürlich hatte Nakhti noch nie von einem Ort namens 'Deultum' gehört. Aber weil es nicht seine Art war und weil er von den meisten Orten der bekannten Welt noch nichts gehört oder gar gesehen hatte, fragte er nicht nach.


    Stattdessen machte er eine ausladende Geste und sagte:
    “Ja, ich dir alles zeige. Das 'ier die Culina ist. 'eute sie nicht 'ier, aber sonst die fette Frau 'ier 'errscht. Aus Gallien sie ist. Sie kocht. Gut, sie kocht. Aber streng sie ist, wenn in Topf du fasst, oder du Wurst aus Speisekammer nimmst. Du es kannst tun, aber nicht erwischen lassen du dich darfst.“


    Bei den letzten Worten hob er warnend den Zeigefinger.

  • Bei Nakhtis Worten begann Methodius zuerst zu grinsen. Dann begann er herzhaft zu lachen. "Eine Wurst! Haha, das ist eine prima Sache! Danke sehr fuer die Warnung!", grinste er Nakhti an. "Ich habe schon gallische Wuerste gegessen. Sie waren einfach ausgezeichnet. Und je dicker die Frau, desto besser die Wuerste. Sag, geschieht es oft, dass man hier eine Wurst mitgehen lassen kann?", fragte er neugierig, von dem Hunger, den er jetzt immer staerker verspuerte, angestachelt.

  • “Wenn fette Frau nicht schaut, dann immer. 'ier alles im Überfluss da. Unser 'err se'r reicher Mann ist. Aber Geld i'm egal ist, ich glaube. Würste auch. Du 'unger 'ast?“

  • Der Gute schien Gedanken lesen zu koennen. "Ja, wenn du so fragst... ich koennte einen Baeren verschlingen. Gibt es hier was? Selbst wenn die dicke Gallierin nicht hier ist?" Sein Blick schweifte ueber die Toepfe und Geraete, die in der Kueche aufgestellt waren. Was sie wohl enthielten?

  • “Ja.“, antwortete Nakhti und grinste verschwörerisch.


    Er ging zu einer niedrigen Tür an der Schmalseite der Küche und öffnete sie. Dahinter verbarg sich scheinbar eine Vorratskammer. Denn er verschwand darin und kam gleich darauf beladen zurück.
    Er brachte Methodius einen halben Laib Brot vom gestrigen Tage, dazu Käse, sogar ein kleines lukanisches Würstchen und zwei Winteräpfel, die noch fast ganz glatt waren. Das alles legte er auf ein Holzbrett, das bereits auf einem der einfachen Arbeitstische lag und mit ein paar verdächtigen Brotkrümmeln verziert war. Zum Schluss stellte er eine Karaffe mit Öl dazu.


    “Iss! Du keine Sorge 'aben musst. Die fette Frau auf Markt ist. Das lange dauern kann. Sie nicht kommt so schnell.“

  • Methodius' Augen leuchteten auf, als er Nakhtis Worte hoerte. Endlich, die Aussicht auf ein gescheites Essen schien nahe.
    Sein Blick folgte dem Aegypter. Er merkte sich genau die Stelle, an der Nakhti herumwuehlte, um etwas Essbares aufzutreiben. Er wuerde die Tuer sicher nicht vergessen - seine eigenwillige Form und seine offensichtliche Position wuerden so etwas schwer machen.
    Mit freude registrierte er, dass Nakhti etwas aufgetrieben hatte. "Du bist ein Genie!", rief er aus und sprang auf. "Danke! Hmmm, dass riecht gut..."
    Er goss etwas von dem Oel auf das Brot, welches dadurch die Haerte, die es in den letzten 24 Stunden angenommen hatte, verlor. Herzhaft biss er hinein. "Das ist grossartig, dass muss ich mir merken.", meinte er, waehrend sein Mund noch immer voll mit Brot war. Anschliessend wuerfelte er die Wurst hinunter und probierte etwas vom Kaese. "Das is hervorragend... magst du den Apfel da noch? Und wir koennen den Kaese teilen.", schlug er vor.

  • Noch nie hatte jemand Nakhti ein 'Genie' genannt. Es war auch absurd, aber vielleicht war dies der Anfang einer sehr eigenwilligen Freundschaft. :D


    “Ich nicht 'ungrig.“, antwortete der Ägypter, freute sich aber sichtlich, dass es dem Anderen zu schmecken schien.

  • Nakhti konnte man die Freude darueber ansehen, dass Methodius ihn als Genie tituliert hatte. Er laechelte zurueck und nahm noch einen Bissen vom Brot, der bedeutend groesser war wie der vorige.
    "Hm, na gut... offenbar kriegt man hier genug zu essen.", meinte Methodius zwischen zwei Bissen. "Sag, sind alle Aelier so freundlich zu uns wie Quarto? Oder gibt es da auch andere Typen?"

  • “Ach“, meinte Nakhti und machte dabei eine schwer zu deutende Geste, “nicht me'r viele andere 'ier. Die junge 'errin vermä'lt sich 'at und 'aus verlässt. Der junge 'err auf Reise ist, schon lange er fort. Dann noch 'errin da, Frau von 'errn Aelius Quarto. Aber du sie nur selten wirst se'en. Außerdem kleiner So'n von 'errn, aber der viele Kindermädchen 'at und du nicht mit i'm wirst zu tun bekommen.“

  • "Hmmm.", meinte daraufhin Methodius. "Dann scheint es so zu sein, dass wir mehr oder weniger sturmfrei haben, wenn Quarto nicht daheim ist." Er grinste ob des unerhoerten Gedanken und schlang das letzte Stueck Kaese hinunter. Dann verging er sich an den Aepfeln. Aus auch diese nur mehr in Gestalt von 2 traurigen Apfelbutzen existierten, lehnte sich Methodius zurueck. Er war satt. Zum ersten mal seit langem.
    "Gibt es sonst noch solche verborgenen Wunder hier in der Culina?", fragte er Nakhti.

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