Methodius blickte in die Richtung, in die Nakhti deutete, und es schauderte ihm. "Was? Hier schlaefst du! Das ist ja furchtbar!", meinte er, als er auf den Boden um den Ofen blickte. "Ich meine, gibt es hier keine ordentliche Sklavenunterkunft? Muessen alle Sklaven am Boden schlafen?"
Domus Aeliana - Culina
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“Nein. Andere Sklaven schlafen in Kammer und 'aben Bett. Ich aber lieber 'ier. Warm 'ier. Gut für Nak'ti, 'ier!
Manche Sklaven zusammen wo'nen. Aber wertvolle Sklaven sogar eigene Kammer 'aben. Du wertvoll bist, du eigene Kammer 'ast! Ich dir zeigen soll?“ -
Zweifeld blickte Methodius zur Ecke hin und dann wieder zu Nakhti. Gut fuer Nakhti. Naja, wenn er es selbst so sah.
Genau, seine eigene Kammer! irgendwie schmeichelte ihn die Bezeichnung "wertvoll", doch jene (fragliche Wuerde), so genannt zu werden, wurde sofort ueberlagert von der Begierde, seine Kammer zu sehen.
"Ja, bitte mach das! Das waere grossartig!" -
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Methodius nickte und eilte dem Aegypter nach. Wie wohl seine Kammer aussehen wuerde?
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...wer kann sie erraten? In dem Fall wohl nicht mal Caius selbst, obwohl es seine eigenen Gedanken waren. Von der domus Iuniana war er gleich nach Hause gegangen, nicht zum Markt, wie er Axilla erzählt hatte. Und jetzt saß er in der culina auf einem Schemel, vor sich eine Schale gesüßten Honigbrei, und dachte nach. Ein Ellbogen war auf den Tisch gestützt, der Kopf schwer in die Hand gebettet. Mit der anderen hielt er einen Löffel, mit dem er geistesabwesend hin und wieder im Brei rührte, ohne zu essen. Der Koch warf ihm ab und an einen Blick zu. Kein Wunder, das war eben nicht normal für Caius.
Tja, da saß er nun. Was er inzwischen wusste, war dass er die Finger nicht von Axilla lassen konnte. Warum, wusste er allerdings nicht. Es war eben so! Das war eben auch das Problem. Seiana würde das (sofern es so weiterging) irgendwann herausfinden. Aber das war egal, denn Caius konnte ihr das nicht verheimlichen, erst recht nicht, wenn sie verheiratet waren. Und er konnte sie nicht heiraten, wenn er ihr das verheimlichte. Allerdings hatte er Axilla sozusagen versprochen, nichts zu sagen. Caius stöhnte und schob sich lustlos einen Löffel Brei in den Mund. Er hasste Komplikationen, die er selber lösen müsste. Der Koch trocknete irgendwas ab, warf das Tuch dann fort und ging hinaus. Caius war allein. Er zog eine Grimasse und widmete sich wieder dem anstrengenden Nachdenken.
Fakt eins: Er konnte Seiana nicht heiraten, ohne ihr vorher was zu sagen.
Fakt zwei: Seiana würde ihn ganz bestimmt nicht heiraten, wenn er nicht aufhören konnte, sich mit Axilla zu treffen.
Fakt drei: Axilla und er mochten sich vermutlich zu sehr, um aufhören zu können, sich zu treffen.
Fazit: Bockmist, blöder.
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»Na«, grüßte Katander, der eben herein kam und sich wortlos gegenüber auf den Schemel setzte. Nur AUgenblicke später kam der Koch wieder, holte sich den halbleeren Holzkorb und ging, um ihn aufzufüllen. Natürlich tauschte er dabei einen Blick mit Katander, der ihm verstohlen zunickte. Ja, dachten die denn, er wär blöd! Der Typ hatte Katander geholt! Caius schnaubte verärgert und stopfte sich Brei in den Mund.
»Also gut: Bist du krank?« fragte Katander?
»Nee, wieso auch.«
»Weil du irgendwie anders bist.« Nüchtern festgestellt.
»Na und? Muss ich immer gleich sein?« brummte Caius unwillig.»Nein«, gab Katander nach kurzem Zögern zu. Schweigen (bis auf die Schluckgeräusche).
»Oh mei, muss ich dir alles aus der Nase ziehen? Du weißt doch, dass ich dir helfe. Also, was ist los?« Katander seufzte, legte die Unterarme auf den Tisch und faltete die Hände. Ganz der brave Zuhörer.
»Nix«, fertigte Caius ihn ab.
»Nix?«
»Nix! Was willst du von mir? Manchmal bist du echt lästiger als ne Schmeißfliege«, grummelte Caius vor sich hin und stellte dann enttäuscht fest, dass er nichts mehr zu tun hatte. Die Schüssel war leer, also ließ er den Holzlöffel fallen und schob sie beiseite. Sich aufzuraffen, dazu fehlte ihm aber der Elan. Also blieb er sitzen.
»Quatsch. Lass mich raten: Axilla fand deine Blumengeschichte blöd. Oder sie denkt jetzt, du willst was von ihr. Oder... Sie war gar nicht da? Hat man dich nicht rein gelassen?«
»Nein. Ja. Ach Mann, Katander, du nervst. Echt jetzt.« Caius nörgelte herum, Katander nickte verständnisvoll.
»Also gut, es geht also um sie.«
»Um wen sonst?«
»Seiana?« Dafür erntete Katander einen finsteren Blick von Caius.
»War ja nur ne Vermutung.« Katander schniefte und schwieg. Die Stille war bald unerträglich.»Ich weiß nicht, was ich machen soll«, sagte Caius dann ernst und vermied es, Katander anzusehen.
»Wie, was du machen sollst?«
»Generell. Wegen der Hochzeit und so. Und wegen Axilla.« Katander hätte ihm ja gern gesagt, dass er sich das mal früher hätte überlegen sollen. Und dass er jetzt halt den Salat hatte. Aber er hielt die Klappe. Ihm war sein Leben lieb.
»Was ist denn mit der Hochzeit?« fragte Katander also vorsichtig.
»Ja, genau. Was ist damit. So wie's jetzt ist, geht das nicht. Das hat sie nicht verdient.«
»Wer jetzt, Axilla oder Seiana?«
»Seiana. Axilla. Beide.« Eine Pause entstand.
»Da hast du recht«, fasste Katander seufzend zusammen. -
Also.... Liebst du sie?»« fragte Katander nach einer neuen Pause und bemühte sich, nüchtern zu klingen.
»Wen meinst du?«
»Na, Seiana!«
»Ja. Ich glaub schon.«
»Du glaubst schon?« Katander riss die Augenbrauen hoch.
»Willst du sie aus Liebe heiraten oder wegen der Familie und so?«
»Beides, irgendwie.« Caius zuckte mit den Schultern.
»Aha.« Katander seufzte.
»Und was ist mit Axilla?«
»Die auch«, sagte Caius mit einer kleinen Verzögerung.
»Die auch? Was die auch?«
»Die hab ich auch gern.«
»Gern oder gern-gern?«
»Katander, echt.« Caius schüttelte verärgert den Kopf.
»Sind wir hier bei einer Eheberatung oder was?«
»Ja«, sagte Katander nüchtern.
»Sowas in der Art. Zumindest kommt es mir so vor. Dir nicht?«
»Doch, irgendwie schon...«
»Na also. Wen liebst du jetzt mehr? Oder ist das egal und du willst einfach nur das beste rausholen?«»Das Problem ist, dass Axilla so anders ist als Seiana. Du kennst Seiana doch. Sie ist einfach die perfekte Frau. Anständig und einfühlsam, distanziert und tugendhaft und das alles. Jeder Römer wäre blöd, sie nicht heiraten zu wollen, einfach weil sie perfekt ist«, erklärte Caius und untermalte das Ganze mit einer Geste.
»Mhm«, machte Katander.
»Und Axilla ist das Gegenteil. Sie ist nicht so...steif und irgendwie viel lockerer. Eben nicht perfekt. Aber dafür liebevoller, finde ich. Wenn ich bei ihr bin, dann ist das wie... Das ist einfach unkompliziert. Und bei Seiana muss ich aufpassen, was ich sage.« Caius zog eine Grimasse und zuckte mit den Schultern.
»Aha«, machte Katander nur. Er dachte an Elena und bekam eine Gänsehaut.
»Und was heißt das jetzt?«
»Keine Ahnung«, antwortete Caius niedergeschlagen. -
Katander seufzte. Er sah zwei Dinge auf sich zukommen. Zum einen das Ende seines Techtelmechtels mit Elena. Zum anderen einen gewaltigen Heulepos mit Leander. Er wusste, was er lieber in Kauf nehmen wollte, nur blöderweise hatte er da mal null Entscheidungsbefugnis. Er konnte höchstens die Entscheidung seines dominus in eine Richtung lenken oder es zumindest versuchen. Katander war sich sicher, dass er Caius soweit beeinflussen konnte, dass das klappte, was er wollte. Allerdings würde ihn sein Herr dann später wohl dafür hassen, ganz egal wie er sich entscheiden würde.
»Nüchtern betrachtet wär das vermutlich ziemlich dämlich, die Hochzeit abzusagen«, stellte Katander fest.
»Hm. Und wieso? Rein interessehalber.«
»Weil du sie deinen Eltern vorgestellt hast und Quarto und so ziemlich allen anderen Leuten, die auf die Hochzeit kommen würden. Was meinst du, was das für einen Eindruck hinterlässt?« Caius stöhnte auf. Daran hatte er nicht mal gedacht.
»So ein Mist.«
»Also hast du dich schon entschieden oder was?«
»Nein! Ich meine... Ich weiß es einfach nicht, ja? Außerdem! Sie hat gerade mein Kind abgetrieben, glaubst du denn ernsthaft, sie würde mich wollen? Dann hätte sie mir doch wenigstens was gesagt, findest du nicht?« Caius' Stimme war sachlich, er war also nicht beleidigt. Ein ungeborenes Kind war eben kein richtiges Kind.
»Weiß ich nicht. Hast du denn mit ihr mal darüber gesprochen?«
»Wie, gesprochen? Hallo, ich kann doch nicht hingehen und sie fragen, ob sie mich rein hyper..hypo...hypnotisch heiraten würde! Du hast manchmal eine komische Weltanschauung, Katander!« Caius schüttelte aufgebracht den Kopf, Katander sah ihn nur schmerzfrei an.
»Musst es eben geschickter anfangen. Allerdings solltest du vorher wissen, ob du dann lieber Axilla heiraten willst als Seiana. Sonst macht es keinen Sinn, das rauszufinden.« Caius glotzte ihn an, als hätte er zwei Köpfe.
»Am liebsten würde ich gar nicht heiraten«, maulte Caius dann.
»Tja. Das ist aber nicht drin«, raubte ihm Katander da jegliche Illusion. -
»Ich weiß«, erwiderte Caius gereizt. Fast wäre es ihm lieb, wenn eine von beiden plötzlich weggeschnappt werden würde, überlegte er. Dass das dann vermutlich Axilla sein würde, weil Seiana ja als vergeben galt, daran versuchte er nicht zu denken. Caius stand auf, nahm die Schüsel vom Tisch und stellte sie neben das Spülbecken.
»Und jetzt?«
»Geh ich auf die Latrine«, grummelte Caius.
»Nein, ich meine...«
»Ich geh jetzt aber. Vergiss es, Katander, ich hab echt keine Lust grad, noch weiter mit dir darüber zu reden.« Und damit ließ Caius ihn einfach stehen und trollte sich. Katander blieb ein wenig mit gemischten Gefühlen zurück. So hatte er seinen Herrn noch nie erlebt, wenn er sich richtig erinnerte. Und sie kannten sich schon seit der Kindheit. Obwohl... Da fiel ihm ein Ereignis ein, bei dem zwei Jungs ihm den Sandeimer geklaut hatten. Aber das konnte man wohl kaum vergleichen. Katander seufzte und zog ebenfalls von dannen. Viel gebracht hatte das ja nun nicht gerade. -
Caius konnte kaum kauen, so voll waren seine Backen. Ihm gegenüber saß Evidus, ein pausbäckiger Sklave. Und sein Teller war noch voller als der von Caius. Caius würde gewinnen! Grinsend fielen ihm einige Brotkrumen und eine Olive aus dem proppevollen Mund. Die Sklavenschaft drumrum johlte, aber die wenigstens feuerten Evidus an. Caius legte sich ordentlich ins Zeug. Er spülte mit Wein nach und stopfte sich dann den nächsten Happen zwischen die Kiemen. Angestrengt schluckte er, kauen war eh nicht mehr möglich. Aber dann platzte Katander rein, und Caius war kurz abgelenkt. Evidus nutzte die Chance und platzierte eins von seinen Brotstücken und eine Hand voll Käse von seinem Teller verstohlen auf dem von Caius. Dass Katander weiß war wie eine Wand, irritierte Caius nämlich so sehr, dass er das Kauen vergaß und nicht auf Evidus achtete.
Caius müffelte irgendwas. Zerkauter Käse rutschte aus seinem Mund und tropfte auf die Tischplatte. Katander sah ihn an.
»Da war ein Bote unten am Tor. Die Prätorianer haben eine Botschaft gebracht. Axilla ist beim Arzt. Du sollst sofort kommen. Irgendwas mit dem Kind...« Katander sprach abgehackt. Sowas wünschte man schließlich niemandem. Caius fiel nicht nur das Grinsen aus dem Gesicht, sondern auch das Essen aus dem Mund. Das heißt, er spuckte es förmlich in einem matschigen Einheitsbrei zurück auf den Teller. Dass Evidus in diesem Moment das Wettessen gewann, interessierte keinen außer ihm selber. Es starrten nur alle Caius an, der inzwischen selber bleich war und eben aufsprang.
»Ich bring ihn um«, knurrte er. Und dann war er raus. -
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»So, jetzt erzählt mal... Wo ist eigentlich das Gepäck? Steht das noch in Ostia auf dem Kai?« Katander lachte, war sich aber plötzlich nicht so ganz sicher, ob er da nicht genau ins Schwarze getroffen hatte.
»Hier gibt's ne Menge Veränderungen«, sagte er dann und sah dem Koch dabei zu, wie er Firas zwei Stullen schmierte.
»Aber erzähl du erstmal. Wie war die Überfahrt? Und warum hast du nun diesen Kaktus dabei? Ist der sowas wie ein Andenken?«
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Die ganze Zeit über hatte Firas sich umgeschaut. Ja, das war schon was anderes, als in einer kleiner Wohnung zu hausen und auch die Culina sah so aus, als würde hier wenig anbrennen. Als er den Koch erblickte, grinste der Syrer wie lange nicht mehr. Es war deutlich ein Anblick, der ihm gefiel.
Dann richtete er sein Augenmerk wieder auf Katander, der mit seiner Vermutung zwar nicht falsch lag, aber dennoch Firas' Geistesgegenwart zu unterschätzen schien. Ein wenig plusterte der Syrer sich auf, denn schließlich hatte er in all der Zeit dazu gelernt! Nicht nur, dass er – wenigstens in seiner Vorstellung – bald ein gefeierter Dichter sein würde, nein! Er hatte auch in dem Bereich der Aufbewahrung wichtiger Dinge hinzu gelernt.
“Aber neeeein!“, stieß er gedehnt aus und linste dabei doch immer wieder auf die streichzarten Hände des Koches mit dem verlockenden Brot in der Hand. Schnell winkte Firas ab. “Natürlich steht das nicht mehr am Kai!“ Dann schüttelte er den Kopf. “Tze...“, entfuhr es ihm. “Es ist in einer Lagerhalle daneben und wenn wir Glück haben, dann bringt ein Fuhrmann das heute Abend. Oder Morgen...oder so...“Im Anschluss verfolgte er weiter die Veränderungen, von der sein Gegenüber gesprochen hatte. Sie waren wirklich verlockend und würden ihm ausgezeichnet schmecken. Darüber hinaus glaubte er kaum, dass er selbst in Zukunft weiterhin für gebratenen Fleischmatsch in Teighälften, Geflügelstreifen mit Gemüse in ausgehöhltem Brot, oder Fleisch in wässrigem Gemüseaufguss zuständig war. Hoffte er zumindest. “Ich liebe Veränderungen!“, gab er schmatzend bekannt, nachdem er die Stullen in Empfang genommen hatte und schaute sich sogleich nach etwas Trinkbarem um. “Das ist toll!“, bestätigte er den Koch und sah dann wieder zu Katander.
“Die Überfahrt war in Ordnung. Guter Wind, guter Wellengang.“ Letzteren hatte er in seiner Position an der Reeling gut im Blick gehabt. “Aber jetzt geht es wieder. Die Leute an Bord waren auch sehr freundlich...“ Niemand hatte ihm über seine Rufe Schnell, ich muss da mal hin! einen Vorwurf gemacht. Alle waren zur Seite getreten. “Naja...es war schon seltsam, das Meer zu sehen. Also, ich meine...ausschließlich Meer zu sehen. Ja, das war schon was...“, beendete er das Revue-Passieren seiner Erinnerungen an die Highlights der Fahrt. Dann blickte er auf den Kaktus, der noch immer in seiner Armbeuge weilte.
“Oh...“, gab er von sich, “der...ja...das ist Ophelia!“ Der Syrer hatte inzwischen den Mund voll und presste die Worte zwischen der leckeren Stulle hervor. Sein Finger deutete auf die Pflanze. “Die aus den Gärten von Alexandria. Weißt du, das ist so was Heimisches. Ja, das Gefühl von...jaaaaaa....man hat halt was dabei...so....von daheim.“ Und ein Andenken? Und ob! Das sanfte Dichterherz wollte doch etwas, um die Musen zu nähren. Und Firas erschien ein Kaktus doch sehr aussagekräftig. “Ja, Ophelia,“ seufzte er schwer. “Ich hab's überwunden und das ist der Beweis!“ Er setzte den Kaktus geräuschvoll auf den Tisch und strahlte stolz vor sich hin.
“Und nun sind wir hier!“ -
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Und der Koch grinste zurück, allerdings hintergründig, denn der war andersrum.
»Öh, bist du sicher? Wenn da was verschütt geht... Archias reißt uns beiden den Kopf dafür ab. Wobei...hm...wenn wir das geschickt anstellen, merkt er nicht mal was von. Also, was soll's...« Katander winkte ab und der Koch platzierte ein Brettchen mit zwei geschmierten Brotscheiben vor Firas. Zwei kleine Tomätchen und eine stattliche Gurke waren direkt dazwischen zu einem Phallus zusammengelegt worden. Der Koc zwinkerte Firas zu und ging dann zum Herd zurück, um in einem Topf zu rühren.»Ich glaub, die wirst du nicht so mögen«, bemerkte Katander murmelnd und schüttete sich und Firas Wasser ein.
»Und dir war gar nicht schlecht?« erkundigte sich Katander dann noch mal genauer.
»Archias hat den Zwieback immer gleich wieder ausgekotzt, den ich ihm gegeben hab. Kannst echt froh sein, dass du nicht dabei warst... Naja, die Möwen hat's gefreut.« Zumindest in Landnähe. Irgendwann drehte ja auch die hungrigste Möwe ab. Katander hatte den Kopf auf seine Handflächen gestützt und sah Firas zu, wie der kaute. Wieder seufzte er. Und dann machte er ein peinlich betretenes Gesicht, als Firas behauptete, dass der Kaktus Ophelia war.
»Öh... du meinst...die Ophelia?« Die Sklavin von Archias, die irgendwann das Schicksal ereilt hatte und die Firas zum Anbeißen gefunden hatte? Katander sah den Kaktus mit anderen Augen an. Mit skeptischen Augen. Konnte es sein, dass Firas verrückt geworden war?
»Oh. Äh....öhm...chaire, Ophelia?« versuchte sich Katander und redete mit dem Kaktus. Mit einem Kaktus! Hilfesuchend wandte er sich dann zu Firas.
»Aber sonst gehts dir gut?« fragte er ihn.
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Firas hatte das Grinsen des Koches gar nicht recht bemerkt. Deshalb störte es ihn auch nicht, auch wenn sein Unterbewusstsein meldete, dass irgendwas mit dem Kerl nicht stimmen konnte. Auf das Gebilde auf dem Brett hatte er gar nicht geachtet, sondern Katanders eventuell berechtigten Einwänden gelauscht. Sicher konnte was verschütt gehen. Er wäre ja selber fast Verschütt gewesen, hätte er nicht diesen redseligen Händler für sich und seine Sache gewinnen können. Er hatte einen schwankenden Kahn gegen einen schwankenden Karren getauscht und war den Rest zu Fuß gegangen. Da hatte er ja Zeit gehabt, sich Gedanken über mögliche Verluste der Besitztümer zu machen, doch glaubte Firas fest an das Gute im Menschen und griff erst jetzt, nachdem er Ophelia abgesetzt hatte, beherzt nach der Gurke. Dabei zögerte er dann doch und gönnte dem Koch einen verwunderten Seitenblick, während sein direktes Gegenüber sich mit der Pflanze vertraut machte.
"Joa, ansonsten geht es mir gut." Firas blinzelte und hob mit zwei Fingern die Gurke an, um sie zu beäugen.
"Mir war schlecht, aber inzwischen geht es mir...etwas besser." Dabei drehte er die Gurke vor seinem Gesicht hin und her und bemerkte, wie sich ihm ob der nachgeahmten Wohlwollensbekundung des Koches - welche bei genauerer Betrachtung ja offensichtlich war - die Nackenhaare aufstellten.
Der Syrer verzog das Gesicht und erwachte erst dann aus der Gemüsebeschau. Wo waren sie stehen geblieben? Ach ja...das alte Thema!"Wenn du glaubst, ich wäre wirr im Hirn, dann irrst du dich!" Firas biss herzhaft in die Gurke und kaute geräuschvoll. Dann deutete er auf den Kaktus. Katander hatte sich, was das anging schon immer geirrt, sofern er es denn überhaupt vermutet hatte. Firas war sich da nie so ganz sicher gewesen. Inzwischen hatte er ja dazu gelernt und er hatte die Sache mit Ophelia wirklich gut überstanden. Er seufzte schwer und rollte mit den Augen. Die Gurke schmeckte etwas ranzig und er blickte verunsichert zum Koch hinüber. Das hätte ihm jetzt auch noch gefehlt. Im letzten Jahr war er zweimal ernsthaft verliebt gewesen. Das eine Mal mit Erfolg und das andere Mal, um seine Gefühlswelt zu kitten. Danach gab es nur noch die Musen. Ein liebestoller Koch aus Rom hatte ihm gerade noch gefehlt!
"Das ist NICHT Ophelia!" Der Sklave kaute aus und sah Katander ernst an. "Sie HEIßT nur Ophelia! Weil es ein wundervoller Name ist und überhaupt hat sie rein GAR NICHTS mit Ophelia zu tun!" Außer den vielen Gründen natürlich, die doch dafür sprachen. Trotzdem war ihm das Thema nicht recht. Es tat nicht mehr weh! Bei Weitem nicht! Dennoch zwickte es ein bisschen unangenehm.
"Tja...hm...", begann er mit der Umlenkung, "um noch einmal auf die Sachen zurück zu kommen. Der Transport wird ein bisschen teuer." Er verzog verschämt das Gesicht. "Aber was sollte ich denn machen!? Ich konnte die schlecht tragen, die ganzen Kisten!" Ja, Angriff war eine gute Verteigung. Zwar hatte Katander erwähnt, dass der Herr Archias wahrscheinlich eh nicht wissen würde, was noch da war und was nicht und vielleicht interessierte es ihn auch gar nicht wirklich, doch das Geld war ein Punkt, das er unbedingt ansprechen musste, BEVOR der Transporteuer erschien.
"Das kostet und die Firma da hieß...wie hieß sie doch gleich? Ach ja...'TransPORTOS für alles'. Der Zuständige heißt eben Portos und meinte, da kann er schneller was machen, wenn man mehr zahlt." -
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Firas und die Gurke sahen beide nicht besonders gut aus, fand Katander, also, im Sinne von Schlechtsein, nicht von Hässlichsein, aber wenn der Syrer sagte, dass es ihm gut ging... Katander zuckte mit den Achseln und drehte seinen Becher geräuschvoll auf dem rustikalen Holztisch hin und her. Er sah Firas nur verwirrt an, als der über Hirnwirrungen sprach, und sah etwas betreten in seinen Becher. Blöderweise war's den meisten Sklaven nicht gestattet, puren Wein zu trinken, erst recht nicht zu jeder Tageszeit. Wer wollte schon einen besoffenen Handlanger haben? Katander seufzte selbstmitleidig und betrachtete nochmal äußerst kritisch den Kaktus. Der klein, grün und hässlich war und Ophelia hieß. Weil der Name so schön war. Ja nee, is klaa. Katander runzelte kritisch die Stirn.
»Gut. Ich dachte schon, du hättest einen an der Waffel oder so«, kommentierte er nur und grinste schief. Mehr sagte er nichts dazu. War schon ein komischer Vogel, dieser Firas.
»Oh. Hm. Ein bisschen teuer? Wie meinst du das? Ich mein...wieviel bisschen teuer?« fragte er ihn argwöhnisch. Transportos...nee, von denen hatte Katander noch nie gehört. Er schüttelte den Kopf.
»Na mal gucken. So weit isses ja nicht von Ostia bis hierher. Ich hoff nur, dass du zumindest die teureren Sachen rausgenommen und mitgebracht hast.« Sonst hatten sie hinterher drei Sonnenuhren da stehen statt einer oder so. Katander suchte Firas mit den Augen ab, entdeckte aber außer dem Kaktus auf dem Tisch sonst nichts weiter.»Tja also.. Ähm... Weißt du, Archias ist nicht mehr mit Seiana verlobt«, sagte Katander dann und nahm die Hände vom Tisch, um sich damit auf dem Schemel festzuhalten.
»Das errätst du nie, wie's weitergeht«, murmelte er
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Der Argwohn in Katanders Nachfrage ließ Firas ein wenig schwerer schlucken als gewöhnlich. Besonders die Vermutung, der Syrer könnte daran gedacht haben die teueren Dinge mitzubringen, war schon was! Nein, daran hatte er natürlich nicht gedacht. Obwohl...das war nicht richtig: Daran gedacht hatte er, nur hatte er nicht über die Geistesgegenwart verfügt, diesen trägen Gedanken auch in die Tat umzusetzten. Der Sklave griff nun seinerseits nach dem Becher mit dem verdünnten Wein und spülte den Rest der Gurke herunter, was den geschmacklichen Genuss ein wenig dämpfte und einen schalen Nachgeschmack hinterließ. Könnte auch an üblen Gedanken liegen, dass nur die Hälfte der Habseligkeiten Rom auch erreichen würde. Doch wollte Firas nicht unbedingt Dämonen und böse Geister an die Wand malen. Stattdessen lächelte er zuversichtlich. Zumindest bemühte er sich sehr darum, denn Katanders suchender Blick prickelte schon ein wenig auf der Haut.
“Ne...hab ich nicht!“, gestand Firas schließlich und war froh über die neue Nachricht, die ein wenig von seinem schlechten Gewissen ablenkte.
“WAS?“, entfuhr es ihm dann lautstark und er riss die Augen auf. “Wie? Die beiden sind nicht mehr verlobt?“ Es ratterte in seinem Kopf und tausend Bilder zuckten gleichzeitig auf. Da war Alexandria, seine Ausflüge auf den Markt und in den Park, bei denen Seiana noch anwesend gewesen war. Da waren die vielen kleinen Dinge....und nun waren sie weg. Wie wahrscheinlich die Güter in Ostia. Der Syrer schüttelte den Kopf. Nein, das war ein Scherz von Katander. Oder nein, schien es nicht zu sein.
“Wie es weitergeht?“ Firas blinzelte ratlos. Es musste schon ein großer Klopfer sein, denn sein Gegenüber hielt sich schon am Stuhl fest. Firas tat noch einen mächtigen Zug von dem Wein, der weitaus weniger Umdrehungen hatte, als es ihm in diesem Moment lieb war. Doch ein klarer Kopf ging über das berauschende Hochgefühl des Optimismus, welches nur in einem soliden, guten Wein stecken konnte.
“Ne!“ Es war eher ein bellender Laut, den der Syrer von sich gegeben hatte und seine Augen weiteten sich noch mehr. Sollte er wirklich raten? Sollte er wirklich versuchen, die verwinkelten Wege des Herrn Archias nachzuvollziehen? Er hob eine Augenbraue und grinste schräg und ratlos.
Woher sollte er wissen, wie es weiter ging? Er wusste ja nicht einmal, wie es zu dem Bruch gekommen war!
“Herr Archias hat sich jemand anderen gesucht?“, mutmaßte er drauf los. “Oder er ist in eine dubiose Priesterschaft eingetreten?“ Firas war baff ob der Eröffnung und seiner eigenen Gedanken. Wilde Bilder übermannten ihn. “Du machst doch einen Scherz!“, winkte er schließlich ab und lachte schon mal prophylaktisch. Das wäre das Beste, denn dann brauchte er diese Nachricht nicht zu verarbeiten. -
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»Oh«, machte Katander nur und sah etwas enttäuscht drein.
»Naja, dann wollen wir hoffen, dass trotzdem noch alles da ist, wenn das Zeugs dann hier ankommt.« Obwohl er so gar nicht da dran glaubte. Er stützte seinen Kopf schwer auf die Handund malte mit dem Zeigefinger der anderen Hand schiefe Kringel auf die zerfurchte Tischplatte. Dann zuckte er zusammen, als Firas so plötzlich laut wurde. Er sah den Mitsklaven erst erschrocken, dann mürrisch an und nickte im Anschluss. War klar, dass Firas nicht erraten konnte, was in den letzten Wochen hier so abgegangen war. Katander seufzte tief, kniff dann die Augen zusammen und begann zu erzählen.»Also. Du erinnerst dich doch bestimmt an Iunia Axilla.« Katander wollte eine Grimasse ziehen, unterdrückte die aber im letzten Moment. Firas würde sich sicher erinnern, immerhin waren sie damals zu dieser dämlichen Inspektionsreise zusammen losgezogen.
»Die ist ja nun auch in Rom, seit ner Weile. Und was in Alexandrien angefangen hat, ging hier dann munter weiter. Immer wenn ich was gesagt hab, hat er nicht hören wollen, aber das kennen wir ja schon. Jedenfalls war Seiana dann eingeladen zur Hochzeit, ihr Patron hat geheiratet oder sowas, und da hat sie Caius mitgenommen. Und Iunia Axilla war auch da, mit irgendwem Fremdes. Und da ist er ausgerastet und hat ihrem Begleiter ne Schüssel Brei oder sowas über den Dötz gekippt.« Katander seufzte wieder und schüttelte den Kopf.
»Jedenfalls... War das glaube dann der Punkt, an dem das auseinander ging. Archias war sich wohl nicht mehr sicher, ob Seiana die Richtige war, was weiß ich. Mir erzählt er ja auch nicht mehr alles. Dann gab es einen Riesenzoff, und dann die Entlobung, aber irgendwie war er dann gleich mit Axilla verlobt und die ist jetzt schwanger, scheinbar auch schon ne Weile wohl. Und...ach, keine Ahnung, ich krieg irgendwie gar nichts mehr mit. Das geht alles viel zu schnell für mich. Wenigstens darf ich noch mit Elena zusammen sein. Und, naja, die Iunia wird wohl unsre neue Herrin.« Katander zuckte mit den Schultern.
»Wenn du mich fragst, dann hat Seiana eh nicht so nen Querkopf verdient«, fügte er noch hinzu und grinste dann boshaft.
»Und weil Axilla genauso verplant ist wie Caius, passen sie eigentlich auch ganz gut zusammen. Gleih und gleich gesellt sich ja gern, sagt man.« Katander griff nach seinem Becher und kippte ihn runter.
»Brauchst dir also keine Gedanken machen, wenn du mit deinem Kaktus redest. Da biste von nun an in bester Gesellschaft.«
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Firas machte die ganze Zeit große Augen, gleich nachdem ihm das Lachen vergangen war. Er hätte sich auch nicht vorstellen können, dass Katander einen Scherz gemacht hatte. Sicherlich hätte er sich das vorstellen können, doch warum hätte er das tun sollen? Das war keine Nachricht, über die man Scherze machen konnte, um sich getrost darüber zu erheiten. Nein, war es nicht. Ganz und gar nicht. Und an die Iunia Axilla konnte er sich sehr wohl erinnern, wie sie da gesessen hatte auf dem Pferd und sie auf die Reise gingen.
“Jaaaaa....“, gab er von sich, doch sollte dieser Laut rein gar nichts bewirken und nur unterbewusst vermeiden, dass ihm die Kinnlade herunter klappte. Vor seinem inneren Auge erschienen Bilder von Breischüsseln und begossenen Häuptern. Dazwischen war immer wieder das Gesicht des Herrn Archias, der in derartigen Dingen einen enormen Vorwärtsdrang entwickeln konnte. Der Sklave setzte den Becher ab, um besser lauschen zu können, auch wenn er es im ersten Moment nicht wirklich verstand.“Entlobt...hm..hm..“ Er nickte geschäftig, als ihm dieses Echo entfuhr. “..neue Herrin, ja...“ War er wirklich in Alexandria gewesen? Ihm kam es vor, als würde er soeben ein neues, unerforschtes Land entdecken. “Elena...jaja...“ Die Botschaft hinter Katanders Worten tropfte gemächlicher in seinen Verstand, als seine Ohren es aufzunehmen vermochten. “Keine Gedanken, hm hm...“ Sie hätten ihm doch wenigstens einen Brief schreiben können. Doch nun war es zu spät und er war informiert. Firas nickte wieder, während er seinen glasiger werdenden Blick wie genagelt auf die Tischplatte richtete. Gleich und gleich gesellt sich ja gern? Firas schaute nun doch auf. Bei allen Göttern! Klang Katander etwas vernachlässigt?
“Ha,ha,“ entfuhr es dem Syrer etwas hohl, während sein Gegenüber eine Andeutung auf ihn und seinen Gesprächspartner den Kaktus machte. Irgendwo landete in seinem Kopf nun ein weiteres Wort. “Schwanger?“, fragte er dann erstaunt und hob eine Augenbraue. “Oh je!“ Firas spülte das Gehörte mit einem weiteren Riesenschluck Weinwasser nach. Sein erster Gedanke war: Ach du Schreck!, doch den sprach er nicht aus. “Na dann Prost!“, sagte er verspätet und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Wenn das mal keine Neuigkeiten waren. Firas räusperte sich schließlich. “Aber sonst hat sich nichts verändert? Ich meine....außer dem Herrn Archias?“ Der würde sich wohl nie ändern und wie es aussah würde ihr chaotisches Leben weitergehen. Nur der Schauplatz war etwas pompöser geworden. “Hui...“ Das musste erstmal sacken.
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Während Katander so vor sich hin erzählte, kommentierte Firas immer mal wieder einzelne Passagen. Am Ende dann, als Katander seufzte und mit den Achseln zuckte und Firas betreten fragte, ob sich sonst noch was geändert hatte, abgesehen von...allem. Katander sah ihn ziemlich humorlos an und zuckte dann mit den Schultern.
»Sonst nix, nein.« Er sah Firas einen Moment an.
»Aber was nicht ist, kann ja noch werden, bekanntlich. Und irgendwie geh ich dauernd davon aus, dass noch was kommt.« Katander zog eine Grimasse und seufzte dann noch mal.»Sag mal, vermisst du Ägypten schon?« fragte er seinen Mitsklaven, der inzwischen aufgegessen hatte.
»Falls nicht, kann ich dir sagen: die Unterkünfte sind hier um einiges unbequemer. Du wirst dich nach dem Diwan sehnen, den's in Alexandrien gab.« Katander rümpfte die Nase. Da unten waren sie für sich gewesen. Hier teilten sie einen gemeinsamen Schlafraum mit den anderen männlichen Sklaven, und Damenbesuch war nicht nur deswegen ziemlich schwierig.
»Soll ich's dir mal zeigen?« fragte er.
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