“Meine Liebe, geht es dir gut?“, fragte Quarto besorgt, denn das war ihm nicht entgangen.
Domus Aeliana - Cubiculum Quarto
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"Es geht schon wieder."
Sie atmete tief durch, bevor sie weitersprach. "Ich kann es nur kaum noch erwarten, bis ich mir eine lange Pause von allem gönne und nur noch die Familie wichtig ist. Bald."
Der Gedanke brachte sie zum lächeln.
Sie gab ihrem Gatten noch einen Kuss auf die Stirn und ging zur Tür. -
Quarto hatte einen Brief seines wohl bedeutensten Klienten erhalten und ließ ihn sich von einem Schreiber vorlesen:
Lucius Aelius Quarto
Domus Aeliana
Roma
ItaliaSalve Quarto, Salve Patron,
Ich entsende dir meine Grüsse aus Germania und hoffe, dass es dir und deiner Frau gut geht.
Mir selbst geht es mittlerweile wieder besser, wenn mich auch die Sitution die ich hier antraf mir zu einem erneuten Schwächeanfall verhalfen.
Diese Situation ist auch der Grund meines Briefes an dich. Ich habe eine kleine Bitte, die ich hiermit an dich herantragen möchte.
Ich fand hier in Germania Inferior und vor allem in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium eine extrem zersetzte Verwaltung vor. Vor einiger Zeit legte die hiesige Comes ihr Amt nieder und obwohl sich bereits ein Nachfolger gefunden hat, gibt es noch immer viele Ämter die nicht ausgefüllt werden können. So fehlt es an Magistrati, einem zweiten Duumvir und auch an einem neuen Magister Scriniorum.
An dieser Stelle komme ich nun mit meiner Bitte an dich. Ich hörte von meinem Sohn, dass es in letzter Zeit häufig Personen gab, die bei dir um eine Anstellung am Hof gebeten haben und dass du nur wenigen von ihnen einen Posten angeboten hast. Daher würde ich dich gerne darum bitten, den einen oder anderen, den du für den Hof als nicht brauchbar erachtest, darauf hinzuweisen, dass es in der Colonia und der Regio Inferior offene Posten und gute Chancen für engagierte Mitarbeiter gibt.
Ich wäre dir dankbar, wenn du mir diesen Gefallen erweisen könntest und würde mich dafür bei nächster Gelegenheit erkenntlich zeigen.Ich würde mich über eine Antwort deinerseits freuen und verbleibe in Erwartung ebendieser.
[Blockierte Grafik: http://de.geocities.com/crazylx5/Signatures/sigpf.png]
ANTE DIEM V KAL OCT DCCCLVI A.U.C.
Villa Rustica Prudentia, Colonia Claudia Ara AgrippinensiumNachdem der Schreiber geendet hatte, sagte Quarto: “Mmmh, gut, gut. Spitze deinen Kiel ich will sofort eine Antwort verfassen.“
Dann diktierte er das Antwortschreiben, welches vom Schreiber umgehend ins Reine geschrieben wurde, so dass Quarto es unterzeichnen und siegeln konnte.An
Gaius Prudentius Commodus
Villa Rustica Prudentia, Germania InferiorSalve Gaius Prudentius Commodus!
Ich habe Deinen Brief erhalten und was Du mir schilderst ist betrüblich. Die Regio Germania Inferior ist sicherlich ein rauer Landstrich, wie ich auf einer Reise vor gut einem Jahr selbst erleben konnte. Der Dienst dort, im Norden unserer germanischen Provinz, gilt allgemein nicht als besonders angenehm und schwächliche Naturen bevorzugen ohnehin ein Amt im friedlichen und sonnigen Apulia, auf Sicilia, in Gallia Narbonensis oder auf Cyprus.
Dennoch bin ich natürlich der Ansicht, dass gerade Germanien nach unseren Besten verlangt, denn dort, an der Grenze zu den ausgedehnten Territorien der Barbaren, muss Rom gut vertreten werden und wir müssen ein leuchtendes Zeichen unserer überlegenen Kultur setzen und den Glanz des Römischen Imperiums zum strahlen bringen.
Tatsächlich ist es so, dass sich regelmäßig Interessenten für Ämter auf dem Palatin bei mir einfinden. Häufig muss ich sie abweisen, weil sie entweder nicht die nötige Erfahrung mitbringen, die Standesvoraussetzungen nicht erfüllen oder, was eigentlich in letzter Zeit die Regel ist, einfach kein freies Amt zur Verfügung steht.
Jenen gab ich auch bisher gerne den Rat, sich um eine Karriere in den Pronvinzen oder den Coloniae Roms zu bemühen, denn das ist meiner Ansicht nach der beste Weg, später auch einmal in Rom zu höheren Ämtern berufen zu werden.Darum fällt es mir leicht, Dir zuzusagen, in Zukunft verstärkt auf den Mangel an Magistraten in Germania Inferior hinzuweisen und auf die guten Aufstiegsmöglichkeiten, die sich dort bieten.
Ansonsten hoffe ich, dass es Dir gesundheitlich besser geht und Du Dich auf Deinem Landgut gut zu erholen vermagst. Mögen die Götter Dich schützen und Dir stets wohl gesonnen sein.
gez. Lucius Aelius Quarto
[Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Gens%20Aelia/SiegelAeliaPapyrus.gif]
ROM - ANTE DIEM VI NON OCT DCCCLVI A.U.C. (2.10.856/103 n.Chr.)
Nachdem das Schreiben versiegelt war, rief Quarto nach seinem ägyptischen Leibsklaven und trug diesem auf, den Brief zum Cursus Publicus und damit auf seine lange Reise in den Norden des Reiches zu bringen.
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Nakhti verneigte sich und machte sich auf den Weg, ohne noch viele Worte zu verlieren.
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Zwar hatte die Sklavin schon kurz nach Ankunft des Besuchers Auftrag bekommen, nach dem Hausherren zu sehen, doch nur die Götter wissen, wie sie die Zeit schon wieder vertrödelt hatte, denn erst jetzt klopfte sie an die Tür, öffnete vorsichtig und brachte dem Herren die Einladung.
"Verzeih die Störung. Deine Gattin schickt mich, ihr Bruder ist zu Besuch. Die beiden haben es sich im Tablinum gemütlich gemacht und würden sich freuen, wenn du zu ihnen stoßen würdest."
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“Ihr Bruder?“ – Also sein Schwager, kannte er den schon? – “Ähm… ja… ich komme gleich dazu.“
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Quarto saß in seinem gemütlichen Cubiculum am Fenster. In der Rechten hielt er eine Schriftrolle, doch las er nicht, sondern stierte nur gedankenverloren hinaus auf den Platz, der sich vor der Domus Aeliana zwischen Domus Tiberiana und Templum Apollinis Palatini erstreckte.
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Da trat sein Leibsklave Nakhti ein.
“’err, Senator Prudentius Commodus ’ier ist. Er dich sprechen möchte.”
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“Oh! Ja natürlich, sehr gerne. Er möge bitte herein kommen.“
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Commodus wartete vor der Tür und als er hörte, dass Quarto ihn mehr oder weniger hinein bat, schob er sich langsam zur Tür hinein. Ein wenig Unverschämtheit würde Quarto ihm aufgrund seines Alters sicherlich verzeihen.
"Salve, Patron." sagte er.
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“Salve Senator Gaius Prudentius Commodus, treuester aller meiner Clienten. Bitte, setz dich doch.”
Quarto bot dem alten Mann einen Stuhl an, der dem seinen gegenüber stand.“Es freut mich sehr dich zu sehen. Darf ich dir etwas bringen lassen?“
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Commodus kam nun richtig in den Raum hinein und ging zu dem Stuhl den Quarto ihm angeboten hatte. Er nahm dort Platz und sagte: "Es freut mich auch wieder einmal hier zu sein. Ein wenig Wasser für einen alten Mann." Er lächelte.
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“Wasser… gewiss.“
Quarto nickte einem bereitstehenden Sklaven zu. Er schien ein wenig enttäuscht zu sein, angesichts dieses doch sehr profanen Wunsches.Der Sklave brachte das gewünschte Nass in einem Krug und einen dazu gehörigen Becher.
Derweil sah der Gastgeber seinen Gast erwartungsvoll an.
“Ich nehme an das dich ein konkretes Anliegen zu mir führt?“ -
Commodus nahm den Wasserbecher dankend entgegen und antwortete dabei auf Quartos Frage.
"Im Prinzip sogar mehrere. Zum einen habe ich mich vom Consul als Praetor auf die Kandidatenliste setzen lassen und hoffe auf deine Unterstützung."
Commodus trank einen kleinen Schluck.
"Und das zweite wäre, dass ich gerne eine Einladung aussprechen würde."
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“Als Praetor? Das freut mich. Natürlich werde ich dich nach besten Kräften unterstützen. Ich nehme an, dass du zu deiner Kandidatur im Senat Rede und Antwort stehen wirst?“
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"Ja, lediglich als Praetor, wie es die Empfehlung unseres Kaisers war." antwortete er. "Natürlich werde ich, wenn der Consul dem Senat die Kandidatenliste vorlegt, mich zu meiner Kandidatur äussern."
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“Sehr gut, ich werde da sein und dir den Rücken stärken, auch wenn ich kaum glaube, dass ein Mann wie du es nötig haben wird.
Du sagtest etwas von einer Einladung?“
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"Ich danke dir trotzdem, auch wenn ich hoffe, dass du Recht behalten wirst und ich keinen Zuspruch benötigen werde." sagte Commodus ernst.
Aber dann schwang seine Stimmung auch schon wieder um und er lächelte erfreut.
"In der Tat.. Ich würde dich und deine reizende Gemahlin gerne zu einem kleinen Essen in mein Haus einladen. Keine grosse Angelegenheit oder Feierlichkeit, sondern lediglich ein kleines Essen unter Freunden." sagte er und fügte hinzu: "Nebenbei möchte ich die Gelegenheit nutzen um einer jungen Verwandten von mir einen ersten Kontakt mit der römischen Gesellschaft zu ermöglichen."
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“Gerne. Auch ich beherberge seit ein paar Wochen eine junge Verwandte in meinem Haus: Aelia Paulina, die Tochter meines Onkels Publius Aelius Hadrianus Afer. Man muss diese jungen Leute am besten selbst in die Gesellschaft einführen, sonst tun sie es selbst und ohne das man noch lenkend darauf einwirken könnte.“
Quarto gab sich da augenscheinlich Illusionen hin. Als hätte er wirklich die Autorität, Paulina vor unbedachten Taten zu bewahren. Außerdem tat er so, als sei er ein Kenner der gesellschaftlichen Lustbarkeiten Roms, was er natürlich keineswegs war.
“Wann soll es stattfinden, dass Gastmahl, meine ich.“
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"Ja, diese Befürchtungen kenne ich. Prudentia Aquilia, so ihr Name, ist in Germania aufgewachsen und hat daher einige etwas..." Er suchte nach dem richtigen Wort "... unrömische Ansichten." sagte er.
"Wie wäre es, wenn du die junge Paulina ebenfalls mitbringst?" fragte er.
"Ich bin mir über den Termin noch nicht hundertprozentig klar, doch hatte ich das Ende der nächsten Woche, also in etwa zu den Wahlen, ins Auge gefasst."
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