Ein Spaziergang am Hafen

  • Schweigend gehen die zwei jungen Frauen nebeneinander her den Weg zum Hafen hinunter. Während Helena noch hin und wieder die Laune des schlafenden Minervina-Bündels überprüft, lässt Livia den Blick über das weite blaue Meer schweifen.


    Als sie am Ufer angekommen sind, bleiben sie beide stehen und genießen den Anblick und die frische Meeresluft in vollen Zügen. Die Sklavin wartet mit den warmen Umhängen in gebührendem Abstand hinter ihnen. Erst nach einer Weile schaut Livia zu Helena herüber.


    "Ja, das war wirklich eine gute Idee von dir. Und? Wie ist es? Bist du noch fit genug? Wie geht es der Kleinen?"


    Neugierig tritt sie zu Helena und betrachtet das kleine schlafende Gesichtchen von Minervina.

  • Mir geht es sogar noch viel besser. Ich ahnte ich brauchte einfach nur mehr frische Luft. Eines Tages wäre ich krank geworden weil ich immer nur Wände gesehen hätte...


    Ich lächelte Livia dankbar an, auch wenn sie mich schon beinahe zu sehr umsorgte. Ich war es aus meinem früheren Stand heraus schon gewohnt, völlig allein mit Problemen auszukommen - ob sie wusste das ich gebürtige Plebejerin war? NUn, zumindest war es eine angesehene Plebejerfamilie!


    Es ist wirklich sehr schön hier, auch zum spazierengehen. Wir müssen in friedlicheren Zeiten unbedingt einmal durchs Grüne, mit der ganzen Familie! Ich möchte das Minervina möglichst schnell die Welt kennenlernt, denn sie ist wundervoll!
    Ich wandte mich zu der Sklavin um und drängte meine aufkommenden Gefühle des Mitleids zurück. Diese Zeiten mussten vorbei sein, ich war nun eine Patrizierin und konnte mich daher sehr glücklich schätzen. Die Umstellung war schwer und manche Plebejereigenschaften ließen sich einfach nicht abgewöhnen, doch ich fand, ich schlug mich nicht schlecht!

  • Livia lächelt erleichtert. "Das freut mich. Du musst wissen... Ich kenne mich nicht wirklich aus mit Schwangerschaften und Geburten. Ich hoffe ich bin nicht überängstlich Da ich ja nur meine zwei älteren Brüder habe, hatte ich die die Gelegenheit soetwas mitzuerleben. Und direkt nach der Geburt sahst du so schwach aus.
    Hmm... Meine Brüder... Hast du inzwischen eigentlich neues von Lucidus gehört? Ich frage mich wirklich wo er steckt und was an diesen schrecklichen Gerüchten dran ist. Quirinalis ist übrigens kürzlich Hals über Kopf nach Rom abgereist. Er hat mir lediglich eine kurze Notiz hinterlassen."


    Sie wirkt ein wenig abwesend, sammelt ihre Gedanken jedoch schnell wieder.
    "Nun. Wie dem auch sei. Es scheint euch ja wirklich schon wieder besser zu gehen... Oh ja... Friedlichere Zeiten. Hoffentlich ist dieses schreckliche Töten bald vorüber. Ich bete jeden Tag zu den Göttern für Maximus."


    Livia bemerkt Helenas Blick zu der frierenden Sklavin.
    "Mach dir keine Gedanken. Sie wird sich schon nicht erkälten und dadurch ausfallen. So kalt ist es auch wieder nicht. Doch nun einmal zu uns... Wir haben uns ja noch garnicht richtig kennengelernt. Kommst du auch hier aus Tarraco? Was ist deine Berufung? Und wo hast du Maximus kennengelernt?"
    Neugierig schaut sie ihre hübsche Cousine von der Seite an und hofft, sie mit ihren vielen Fragen nicht zu sehr zu überrumpeln.

  • Achje, ich wusste gar nicht wo ich bei diesem Wortschwall anfangen sollte und hatte schon Mühe die ersten Fragen überhaupt noch zu behalten bis sie geendet hatte. Dann begann ich zu sprechen.


    Ja, die Geburt war sehr anstrengend für mich. Das Kind war verkehrt herum in mir und das erschwerte das ganze noch, zumal ich ohnehin gefährlich schmal gebaut bin. Aber ich habe es gut überstanden und Minervina scheinbar auch!


    Ich blickte verwundert drein als die begann von Quirinalis zu sprechen.


    Nun, ich kenne ihn noch weniger als dich. Unserer Hochzeit liegt ja noch nicht allzu lang zurück. Und Lucidus kenne ich auch nur vom Hörensagen. Leider. Ich weiß das Maximus von ihm großgezogen wurde. Doch mehr ist auch mir unbekannt.


    Das Gespräch kam auf Maximus. Oh es tat mir weh, wie sehr vermisste ich seine Nähe, seinen Körper. Bislang hatte ich seine Nähe nur eine einzige Nacht und das war an der Hochzeit. Sonst war er immer im Kastell oder in der Schlacht.


    Ja, ich vertraue auf die Götter dass sie mir meinen Mann gesund wiederbringen. Und ich hoffe das bald. Ich vermisse ihn sehr, es ist nicht leicht die Frau eines Soldaten zu sein...


    Und da kamen schon die nächsten Fragen und ich begann zu lachen. Es war herrlich mit Livia unterwegs zu sein. Ich hatte keine Angst einen Ausfall der Sklavin zu haben, sondern tat sie mir leid. Nunja...


    Nein, meine Lebensgeschichte ist ziemlich lang, doch ich mache es mal sehr kurz. Ich wurde in der Stadt Roma geboren, mit ngefähr 5 Jahren bin ich nach Achaia zu meinem Onkel gezogen, da ich noch eine Zwillingsschwester hatte und wir ziemlich viel Mist gebaut haben. Als er starb war ich 19 und kehrte nach Roma zurück. Doch bald reiste ich, um einen Freund in germanien zu besuchen und die Tempestas zu weihen. Damals diente Maximus noch bei der Legio II Germanica und in Mogontiacum habe ich ihn beim Tempel kennengelernt. Wir kamen uns rasch näher. Ich habe dann seinetwegen meine Versetzung vom Cultus Deorum nach Germanien beantragt und habe ihn dann wenig später heiraten dürfen. Nun sind wir gemeinsam nach Hispania umgezogen. Ja Und zurzeit bin ich Questor Urbanus, jedoch sehr bald wieder Sacrificula. Wie ich schon sagte, ich diene der Fortuna!


    Und wie stehts mit dir?

  • Livia lächelt ein wenig zerknirscht. Scheinbar hat sie es mit den Fragen doch ein wenig übertrieben.


    "Mein Leben war wohl nicht ganz so turbulent wie das deine. Ich bin wohlbehütet mit meinen Brüdern zusammen aufgewachsen, habe mir harmlose Gefechte mit Quirinalis geliefert und zu Lucidus aufgeschaut wie zu einem zweiten Vater."


    Sie zwinkert Helena verschmitzt zu.


    "...ganz grob zusammengefasst. Und dann bin ich eben nach Rhodos geschickt worden. Dort war es wunderbar. Ich habe viele schöne Dinge gesehen und gelernt. Im Anschluss habe ich dann noch eine kleine Reise durch Europa gemacht... Und jetzt bin ich wieder hier..."


    Lächelnd bemerkt sie, dass die kleine Minervina aufzuwachen beginnt und leise gluckst.


    "...wie du ja sicher weißt bin ich derzeit eben als Scriba in Carthago Nova unter Quirinalis als Magistratus tätig. Und für die Zukunft..." Sie grinst verschmitzt. "...habe ich mich nicht nur zur Curia Provincialis, sondern auch als deine Nachfolgerin im Cursus Honorum beworben. Was hältst du davon?"

  • Aufmerksam lauschte ich Livias Worten. Sie war in Rhoddos gewesen? Ich hatte damals in der Stadt Athenae gelebt. Griechenland stellte für mich mehr Heimat dar als Roma. Hier in Tarrco begann ich mich aber auch langsam einzuleben!


    Du bist vielleicht nicht auf eine so turbulente Art und Weise wie ich herumgekommen, aber doch sehr! Womöglich noch mehr als ich. Ich würde gerne noch einmal wieder nach Griechenland zurückkommen.


    Plötzlich vernahm ich ein glucksendes "uaaaah" und sah auf die kleine Minervina in meinen Armen. Sie wachte gerade auf und blickte mich aus ihren großen Kulleraugen an, dann sah sie zu Livia. Doch bald wurden wir uninteressant, denn hinter Livia sah man das Meer und die Möwen. Sie zeigte begeistert lachend dorthin.


    Soso, gefällt dir das meine Kleine? Aber es ist ein wiklich schöner Anblick, nicht wahr?


    Als ich mit der Kleinen sprach, erzählte Livia weiter. Und sie begann vom Cursus Honorum zu sprechen.


    Ach, das finde ich ja toll! Also möchtest du den Questor Urbanus machen? Wenn ich dir helfen kann, dann kannst du dich jederzeit an mich wenden! Das ist wirklich schön, dann bleibt das Amt ja in der Familie!

  • Nachdem wir noch eine Weile aufs Meer geschaut haben, sah ich von weitem ein großes Schiff kommen. Es war in den momentanen Aufregungen kein allzu häufiger Anblick und ich zeigte Minervina das Schiff.


    Schau mal da!

  • Die Balken des Dreimaster mit dem wir Tarraco ansteuerten knarrzten, als ob das Schiff die Stadt zur Ankunft begrüssen würde. Ich war gespannt, ob ich hier jemanden aus meiner Familie treffen würde, von der ich noch im Kindesalter entführt worden war. Im fernen Norden konnte mir jemand einen Tip geben, dass ich in Tarraco suchen sollte. Ich konnte mich noch düster erinnern, dass ich einen Bruder in meinem Alter hatte...


    mal sehen, ob Hispania mir Glück bringt. Am Hafen konnte ich zwei Frauen erkennen, die so hübsch waren, dass sie nur Patrizierinnen sein konnten. Eine davon hielt ein Baby auf dem Arm.


    Aus der Ferne hob ich die Hand zur Begrüßung...

  • Ich bemerkte, als das Schiff näher kam, wie uns zugewunken wurde und blinzelte einmal gegen die Sonne an, um es genauer zu erkennen.


    Sag, Livia, kennst du den Mann dort? Meint er uns?


    Ich blickte mich um und konnte sofort registrieren dass diese Frage überflüssig war. Hier war niemand außer uns. Ein wenig irritiert winkte ich zurück, doch ganz wohl war mir nicht.

  • Langsam näherte sich das Schiff dem Hafen und ich erkannte die beiden Frauen besser. Sie hatten edle Kleider an, es bestand kein Zweifel, sie mussten Patrizierinnen sein. Vielleicht konnten Sie mir weiterhelfen, meine Familie zu finden...

  • Verwundert blickt Livia zu dem Schiff und versucht etwas auszumachen.


    "Meinst du? Na, ich weiß nicht... Außerdem - wer weiß, wer das ist. Möglicherweise ein Pirat, oder ein Landstreicher oder sonst ein Tunichtgut..."


    Im Gegensatz zu Helena beschließt sie, dass es unter ihrer Würde sei, fremden Männern auf irgendwelchen Schiffen zuzuwinken. Misstrauisch wartet sie ab und beobachtet das näherkommende Schiff.

  • Ich verdrehte innerlich die Augen über meine Torheit. Ich hätte es mir denken können... müssen. Als Plebejerin war das vielleicht noch akzeptabel aber nicht als verheiratete Patrizierin. Irgendwie hatte mich der Drang einfach überkommen, so hatte ich Publius ja auch kennengelernt. Vielleicht benahm ich mich ab heute wirklich einmal eher wie eine Patrizierin. Ob mir das sehr schwer fallen wird?


    Schnell straffte ich meine Haltung ein wenig und sah selbstsicherer drein, nicht mehr so tollpatschig naiv wie ein kleines Mädchen. Ich blickte kurz zu Livia und bewunderte sie ein wenig für ihre gekonnte Kühlheit. Ob ich auch eines Tages so sein würde? Oder fehlte mir dazu einfach die Erziehung? man würde sehen.


    Ja, das ist durchaus möglich. Doch er sieht nicht besonders schmutzig aus, auch wenn das nichts auszusagen hat!


    Das Schiff war nun schon am Hafen und es verschwand hinter den ganzen Masten aus meiner Sicht, sodass ich meine Aufmerksamkeit wieder Livia und Minervina schenkte.

  • Als wir anlegten sah ich die Frau mit dem Kind auf dem Arm verstohlen wegschauen, als ob sie mich ignorieren wollte. Diese Patrizierinnen! Sie waren sich Ihres Standes bewusst und das machten sie auch Ihrer Umgebung unmissverständlich klar. Aber was sollte man tun? Sie konnten es sich leisten, schließlich brachte Ihr Stand seit Generationen die bezaubernsten Schönheiten hervor. Wie auch immer, vielleicht können Sie mir zumindest sagen, ob es hier einen Publius in meinem Alter gibt.


    Ich holte meine wenigen Sachen und ging von Bord. Wahrscheinlich hatte sie erst später gesehen, dass ich nicht aus Ihren Kreisen stamme und hat deswegen weggesehen. Warum beschäftigt dich, was sie denkt? Du bist hier, um deinen Bruder zu suchen. Nicht wegen der Frauen....erstmal...


    An Land ging ich an den anderen Schiffen vorbei, die mindestens ebenso groß waren wie die 'Hispania Pulchra", mit der ich gekommen war.


    Am Ende des Hafens angekommen sah ich die beiden Damen und hielt direkt auf sie zu...

  • Misstrauisch beobachtet Livia wie der Fremde sich nähert. Sie mustert ihn mit unauffällig von oben bis unten.


    "Hmmm... Wie mir scheint, werden wir es bald herausfinden. Er geht direkt auf uns zu und macht nicht den Eindruck, als wolle er einfach so an uns vorüber gehen."


    Ihre linke Augenbraue schiebt sich skeptisch nach oben. Livia hat jedoch nicht vor, neugierig auf den Ankömmling zu warten und wendet ihren Blick von dem Pfad ab. Gleichgültig blickt sie wieder auf das Meer hinaus und genießt den schönen Anblick der Weite und des blauen Wassers. Ein leichtes Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht während sie zu Helena gewandt schmunzelnd eine leise Bemerkung macht.


    "Ob es deine Schönheit war, die ihn angelockt hat?"

  • Ich sah auch in Richtung des Mannes der sich uns näherte und mussterte ihn aus den Augenwinkeln eingehend. Er wirkte ordentlich gekleidet und nicht gerade so, als wenn er aus dem letzten Loch kommen würde ( :D ) und wie Livia sagte - er wirkte auch nicht so als wenn er direkt an uns vorbeigehen wollte. Leise tuschelte ich zurück.


    Diese spitze Bemerkung hättest du dir sparen können. Ich glaube kaum, dass er meinetwegen auf uns zuhält, da ich ohnehin ein Kind auf den Armen halte. Es ist sicherlich eher deine Frische die ihn herkommen lässt!


    Ich grinste sie an. Ich begann sie immer mehr zu mögen. Aber ich sah ihn ihr leider nicht nur eine Freundin, sondern bewunderte ich sie auch ein wenig aufgrund ihrer Selbstbeherrschung. Dann sah ich zu dem Manne, der immer näher kam und den man nun schon hätte grüßen können.

  • Wider Erwarten konnte ich die edlen Damen tuscheln sehen, allerdings wusste ich noch nicht, ob das ein gutes oder ein böses Omen war. Meine bisherigen Erfahrungen mit meinem Wirken auf das weibliche Geschlecht konnten mir hier nicht zur Beurteilung der Lage weiterhelfen, denn diese Damen konnte man nicht mit den Bekanntschaften im hohen Norden vergleichen.


    Ich verneigte mich leicht.
    "Guten Tag meine edlen Damen!" begann ich das Gespräch mit einem über beide Ohren grinsenden Gesicht, nicht wissend ob dieser Einstieg als kess oder dümlich aufgefasst werden würde.

  • Da hielt er tatsächlich - wie Livia prophezeihte vor uns und sprach uns an. Ich war verwirrt - war Livia die zweite Sybille, dachte ich mit einem inneren Grinsen. Nagut, es war nicht besonders schwer vorauszusehen.


    "Salve!"


    Meine Begrüßung ließ nicht auf große Redegewandtheit schließen doch darauf kam es mir in diesem Moment nicht an. Ich wollte lieber der etwas erfahreneren Livia den Anfang überlassen und von ihr lernen, wie eine Patrizierin mit dieser Situation umging. oh ich hatte wirklich viel zu lernen.

  • Mit kühlem Blick mustert Livia den Fremden nun aus der Nähe. Dieses Grinsen ist ihr nun auf Anhieb suspekt.


    "Salve." antwortet sie ebenfalls kurz angebunden.


    Sie verstummt wieder und schaut ihn abwartend an, nicht bereit ihm weiter entgegen zu kommen.

  • Ich konnte diese Stille einfach nicht mehr ertragen und das liebenswürdige Plappermaul kam wieder in mir hoch. Ich setzte ein nicht ganz unehrliches, freundliches Lächeln auf.


    Was führt dich zu uns?


    fragte ich, zwar noch immer kurz angebunden, doch keineswegs mehr unhöflich. Ich mochte unfreundliche Stille einfach nicht und so hatte ich mich meiner Schwäche hingegeben. Irgendwann würde ich noch einmal von Livia oder Claudia gerügt werden...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!