Ein Spaziergang am Hafen

  • Es gibt also auch freundliche Patrizierinnen. Wieder etwas gelernt. Während die augenscheinliche Mutter auf das Gespräch einging, übte sich Ihre Freundin in kühler Unantastbarkeit.


    Die Mutter schien sympathischer.


    "Ich komme aus dem Norden, meine Dame. Mein Name ist Decius Metellus und ich bin auf der Suche nach meinem Bruder. Man sagte mir, er würde sich in dieser Gegend aufhalten. Sein Name ist Publius Maximus..."

  • Ich sah ihn, noch eben freundlich lächelnd nun verwirrt an. Sicher, es gab viele Publlius Maximus, doch... nein, das wäre ein viel zu großer Zufall gewesen. Und Bruder? Ich erkannte kaum Ähnlichkeit... Oder doch... Ein wenig war vorhanden. Die Augen waren bei näherem Betrachten fast gleich.


    Ich bin Helena Tiberia und dies ist Tiberia Livia. Doch um zu deiner Frage zurückzukommen... Der Familienname ist dir unbekannt? Denn es gibt viele die diese Namen im römischen Reich tragen, oder sagen wir es so: Es sind nicht wenige.


    Er wirkte ehrbar, soweit ich das nach den wenigen Worten beurteilen konnte. Bisher hatten mich meine Menschenkentnisse noch nicht ein einziges Mal getäuscht...

  • Innerlich den Kopf schüttelnd registriert Livia, wie Helena bereits wieder ihr weiches Herz durchscheinen lässt, lässt sich dies jedoch nicht anmerken. Mit abweisendem Blick behält sie den Fremden weiterhin im Auge, ist jedoch nicht bereit, Weiteres zu diesem Gespräch beizutragen. Ganz offensichtlich erscheint ihr dies als komplett vergeudete Zeit. Nach einer Weile beginnt sie sogar, gelangweilt die umherfliegenden Möwen zu beobachten.

  • Die mir immer sympathischer erscheinende Mutter schien ein wenig die Fassung verloren zu haben. Erst wenige Minuten festen Boden unter den Füßen und schon ereignete sich mehr als auf der langen Schifffahrt bis nach Tarraco. Ihre Freundin schien sich ganz dem patrizischen Geschlecht nach zu geben und allem fremden argwöhnisch gegenüber zu stehen, aber vielleicht täuscht der erste Eindruck ja ( :D)


    "Nun, mein Bruder dürfte wohl einfacher ausfindig zu machen sein. Erlaubt mir kurz auszuholen: Als Baby,etwas älter als das süße Geschöpf, das ihr in Armen haltet, wurde ich entführt und musste seitdem ein - sagen wir nicht ganz so einfaches Leben führen. Ihr müsst wissen, ich war noch zu klein, um mich selbst daran zu erinnern und alle meine Informationen gründen sich auf Aussagen eines ehemaligen Entführers von mir. Er sagte mir, mein Bruder wäre aus dem Geschlecht der Tiberier...wie war euer Familienname habt ihr gesagt?"

  • Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Was war die Welt doch klein. Ich runzelte meine Stirn und öffnete meinen Mund... Doch einen lauten brachte ich erst nicht heraus, schloss ihn wieder und schluckte einmal. Publius hatte mir nie von ihm erzählt, aber vielleicht war er ja selbst zu jung gewesen, um sich noch richtig zu erinnern. Oder tat es ihm zu sehr weh erinnert zu werden?


    Ja, ich bin Helena Tiberia, Gemahlin des Publius Tiberius Maximus. Vermutlich der, den du suchst...


    Ich wusste nicht wie ich weiter mit ihm sprechen sollte, ich war einfach nur baff über die Selbstverständlichkeit seiner Worte. Ich hatte ihn tatsächlich für einen Pöbel gehalten, doch er war Patrizier wie Livia und ich. Oder gaukelte er es einfach nur vor? Ich glaubte das irgendwie nicht...

  • Das war allerdings eine Überraschung! Mein Bruder hatte Frau und Kind und anscheinend auch noch eine große Verwandschaft...und ich war mit Patriziern verwandt. Das muss man erst mal begreifen! Ich starrte sie wirr an und musste mich kurz darauf auf den Boden setzen, als müsste meine gesamte Energie auf einmal nur zum Begreifen des gerade Erfahrenen verwendet werden. Ich war mit Patriziern verwandt, für die ich Zeit meines Lebens nicht mehr als Spott und Missgunst übrig hatte, da sie sich etwas auf die Leistungen Ihrer Vorväter einbildeten? Durcheinander starrte ich aufs Meer...das soll also meine Familie sein?

  • Noch immer ein wenig ungäubig sah ich Decius Metellus an. Ich konnte noch immer nicht so recht begreifen, was hier gerade geschah. Wenn Publius erst einmal wieder daheim ankommen würde... Seine gesamte Verwandtschaft wurde größer und größer... Er wusste noch nichts von Livia, Claudia und der Wiederkehr des Quirinalis. Ein wenig nervös begann ich wieder zu sprechen.


    Darf ich einen Vorschlag unterbreiten? Wie wäre es, wenn wir wieder nach Hause zurückkehren würden, um uns dort in aller Ruhe zu unterhalten? Vermutlich wäre der Ort weitaus besser geeignet als hier am Hafen. Dort ist es ruhiger und wir können in Ruhe etwas speisen...


    Und wieder plauderte ich um die sich ausbreitende, leicht gedrückte Atmosphäe zu überbrücken und setzte mein strahlendes und mitreissendes Lächeln auf. Es gelang mir, auch wenn ich noch immer sehr aufgewühlt war!

  • Livia mustert den Fremden aus halb zusammengekniffenen Augen. Sie hatte dem Gespräch schon garnicht mehr zugehört. Nur beiläufig hat sie schließlich herausgehört, dass man diesen Neuankömmling wohl für einen Bruder von Maximus hält. Skeptisch mustert sie ihn nun genauer. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für soetwas? Wieso kommt dieser Mann genau dann an diesem Strand an, wenn sie beide dort stehen. Weshalb spricht er ausgerechent sie an? Es ist immerhin zuerst der Name der Familie gefallen und dann im Anschluss hat er sich als ihr zugehörig erklärt. Das geht Livia nun doch alles zu schnell. Sie beschließt, ihm kein Wort zu glauben. Da könnte ja jeder daher kommen. Das muss einfach ein Hochstapler sein.


    Sie bemerkt jedoch, dass Helena nicht ganz unberührt von seinen Ausführungen ist. Scheinbar glaubt sie eine gewisse Ähnlichkeit zu erkennen. Als die Frau von Livias Cousin wird sie sein Aussehen wohl genauer studiert haben als sie selbst, so dass Livia ihrem Urteil widerstrebend nachgibt und auf den Vorschlag ihrer Cousine hin kurz zustimmend nickt. Insgeheim beschließt sie jedoch, genau auf den Neuankömmling zu achten. Sie würde es niemals zulassen, dass er Helena oder der kleinen Minervina etwas antäte. Vermutlich ist es in der heimischen Villa ohnehin sicherer. Livia beschließt dafür zu sorgen, dass ausreichend kräftige und treu ergebene Sklaven stets in der Nähe sein werden.

  • Minuten später hatte ich meine Gedanken wieder halbwegs geordnet. Nun mal langsam, noch war ja nichts bewiesen. Der Vorschlag Helena's war einleuchtend. Wir mussten die Umstände genauer betrachten, die Wahrscheinlichkeit, hier sofort auf meine Verwandten zu treffen war wohl in etwa so groß als würde Juppiter selbst zu uns herabsteigen und uns in seine Mitte rufen...


    Ich stand auf und ging mit den Damen Richtung Villa...

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