Spaziergang auf dem Markt

  • Hungaricus und Maximian kamen an den Märkten an. Wie immer herrschte geschäftiges Treiben. Bauern aus der Umgebung boten Nahrungsmittel an, hier pries ein Sklavenhändler seine Waren an, dort ein Fernhändler seine Falerner und Datteln.


    Merkwürdige Gerüche in der Luft vermischten sich mit den verschiedensten Farben zu einer merkwürdigen Komposition für die Sinne...


    Nun, Maximian? Was sagst du?

  • Maximian stand an der Seite des Senators und staunte über die vielen Händler und Menschen und Dinge, die er nicht kannte. Es dauerte eine ganze Weile, denn der junge Mann versuchte sich einen Überblick zu verschaffen, indem er seinen Blick langsam schweifen ließ, ehe er sich blinzelnd und offensichtlich ziemlich beeindruckt zum Fragesteller neben ihm zuwandte.
    Ja, was sollte er sagen? Es war... Es war fremd, aber dafür umso überwältigender!


    "Ich sage einfach quer durch."


    Damit wandte der junge Mann sich mit einem breiten, neugierigen Grinsen von Hungaricus ab und steurte schon den ersten Händler an, der seine bunte Ware sortiert an den Mann zu bringen versuchte. Kaum war er dort angekommen, hasteten seine Augen von einer Frucht zur nächsten, bis seine Hände plötzlich nach einer für Maximian sehr exotischen Frucht griff und diese mit noch faszinierteren Blicken dem "Alten" über mehrere Köpfe irgendwelcher Einkäufer hinweg präsentierte.


    "Solch eine Frucht sehe ich zum ersten Mal!"


    Lachend legte er diese Frucht wieder zu ihrer Art und steuerte mit nahezu kindlicher Begeisterung den nächsten Händler an. Was dieser wohl für neue Dinge zu bieten hatte?

  • Hungaricus grinste. So ähnlich hatte er sich auch gefühlt, als er das erste Mal die römischen Märkte kennenlernte. Savaria war halt auch eine Kleinstadt, er vermutete, daß Tarraco zwar sicher größer war, der lokale Markt aber an Rom bei weitem nicht herankam, so wie Maximian herumwuselte durch die verschiedenen Läden.


    Maximian blieb am nächsten Stand stehen, der Händler dort hatte exotische Gewürze aus Tylus anzubieten.


    Nicht so schnell, junger Freund. Lass dir Zeit. Lass dir ein Gewürz geben und rieche mal daran.

  • Ein undefinierbarer Duft umgab diesen Laden, vor dem Maximian stehengeblieben war, der wie aus einer anderen Welt zu kommen schien. Vielleicht kam er das auch, dachte Meridius Sohn bei sich, denn als ihm auf Hungaricus Vorschlag hin vom Händler schon ein Gewürz gereicht wurde, sah das beinahe aus wie rötliche Erde vermischt mit schwarzen aber auch andersfabigen, kleinen Kieseln. Maximian stellte sich vor, dass eine fernen Welt solchen roten Boden hatte, auf dem viele verschiedene Sträucher und Bäume wuchsen. Der Himmel war bestimmt blauer als das Meer und es gab Felder, die so voller saftigem Grün und Geld waren, dass man glaube in einem Mosaik zu stehen.
    Als Maximian nun das Gewürz an die Nase führte, um daran zu riechen, schwappte dazu das Bild fremdartiger Vögel und seltsamer Tiere durch seine Fantasie. Ja, so musste es in der Welt aussehen, aus der dieses Gewürz stammte - wenn auch nur in seinen Vorstellungen.


    Er gab das kleine Behältnis dankend zurück, als der Verkäufer den Namen und den Ort nannte, von dem das Gewürz hierher transportiert worden war. Tylus. Diesen Namen hatte Maximian noch nicht ganz so häufig vernommen, nun aber waren Tylus' Gewürze für ihn ein Begriff.


    "Das hatte einen ganz sonderbaren Geruch. Ich könnte es mir gut zu Schweinefleisch, Ziegenkäse, Brot und Oliven vorstellen."


    Damit grinste er seinen Begleiter an und war schon gespannt, was er ihm als nächstes zeigen würde.

  • Hungaricus hatte den jungen Decimus dabei beobachtet, wie dieser an diesem seltsamen Gewürz roch. Er hatte den Namen des Gewürzes sogleich wieder vergessen, war er doch zugleich damit beschäftigt, sich selber wieder umzusehen.


    Glaubst du? Ich habe keine Ahnung, ich muß es schmecken, vorstellen ob etwas da oder dort dazupasst, kann ich es mir nicht.


    Er schaute sich um.


    Komm mit.


    Und ging mit Maximian zum nächsten Laden, der Elfenbein aus Afrika anbot. Er nahm ein Würfelspiel in die Hand.


    Fühl mal. Das hier ist Elfenbein, vielleicht hast du das schon mal gesehen. Sehr kostbar, so kostbar, daß einem Sklaven durchaus der Tod drohen kann, wenn er einen falchen Schnitzer macht.

  • Maximian grinste verschwörerisch.


    "Ich habe nicht behauptet, dass ich es könnte. Wahrscheinlich würde mich jeder Koch für meine Zusammenstellung auslachen."


    Dann folgte Maximian Hungaricus und bestaunte auch gleich das Elfenbein, das er ihm als nächstes zeigte. Er hatte es tatsächlich schonmal gesehen. Im Dorf, wo er gewohnt hatte, gab es eine alte Frau, die schon viele Orte gesehen hatte und diese trug einen Elfenbeintropfen um den Hals. Aber so fein bearbeitet wie das Elfenbein der Würfel war es lange nicht.


    "Das es einen großen Wert hat, sieht man dem Material an. Woher kommt es?"

  • Ich nehme einmal an aus Afrika.erwiderte Hungaricus grinsend.


    Er sah sich um... Zedern aus dem Libanon, Zinn aus Britannia, Seide aus dem Fernen Osten, verschiedene Gewürze, Edelmetalle und natürlich Spezereien...
    Ja, genau das sprach ihn jetzt an.


    Hast du Hunger? Ich könnte schon langsam wieder was vertragen.

  • Naja, also bei den vielen Gerüchen war es wohl kaum umgänglich, dass man keinen Hunger bekam, weswegen Maximian unverfroren nickte.


    "Du hast recht. Wenn ich es mir genau überlege, fühlt es sich fast so an, als hätte ich seit Tagen nichts mehr gegessen."


    Dann grinste Maximian und folgte seiner Nase, die eine ganz besonders gut schnuppernde Fährte aufgenommen hatte. ;)

  • Maximian hatte gleich zwei Spezereien ins Auge gefasst und sah von einer zur anderen. Aus beiden Richtungen schnupperte es gut, weshalb er sich schließlich fragend zu Hungaricus wandte.


    "Welche von beiden würdest du empfehlen?"


    Bei der vielen Auswahl merkte Maximian schnell, dass Rom nicht an einem Tag entdeckt werden konnte. Allein dieser Markt bedurfte schon einer ganzen Weile, damit man alles sah. Und sich dann auch noch zu entscheiden, war alles andere als leicht. Wenn Maximian allein unterwegs gewesen wäre, hätte er wohl bei der einen Spezerei was kleines probiert und dann bei der anderen. Nun hatte er aber einen Kundigen bei sich und konnte sich bestimmt auf den verlassen.

  • Maximian sah Hungaricus grinsend an und wartete noch einen Moment, ehe er feixend antwortet, denn er wusste natürlich, dass der Senator nicht unbedingt diese Art der Entscheidung anredete:


    "Ich hab mein Holzschwert gerade nicht dabei. Leider. Wir könnten jedoch von beidem etwas probieren. Hm..."


    Sich zwischen den beiden Ständen hin und herwendet suchte Max sich schließlich den mit den gegrillten Schweinestreifen aus und zeigte mit erhellter Miene auf ihn.


    "Ich ziehe nun doch den dort vor."


    Und schon stand der junge Spanier vor dem Laden und ließ sich den Duft des gegrillten Fleisches in die Nase steigen.


    "Das riecht vielleicht gut...!"

  • Hm eigentlich dachte ich, daß wir uns an beiden sattfuttern...


    Aber der Junge hatte schon seine Entscheidung getroffen, und Hungi war nicht unbedingt unglücklich deswegen. Also griff er in seinen Geldsäckel, holte ein paar Münzen heraus und kaufte für sich und dem jungen Decimus eine anständige Portion. Hungis Magen knurrte in der Zwischenzeit schon anständig, er biß in sein Essen und ließ es sich schmecken...

  • Maximian tat es dem Senator gleich. Allerdings nicht ganz so "gierig", sondern abschmeckend, denn er hatte das Gefühl, dass alles, was aus Rom stammte, etwas besonderes war und demnach auch anders schmeckte. Und das tat es auch wirklich. Es war... außerordentlich wohlschmeckend! Jeden Bissen genießend nickte Maximian grinsend dem "Mitesser" zu, um so zu symbolisieren, dass es mundete. Und während sie so aßen, fragte er noch mit vollen Wangen:


    "Danke. Von mir aus können wir auch noch diese Pasteten probieren, aber du hast das Geld in der Hand. Sie sehen nicht unappetitlicher aus als diese vorzüglichen Fleischstreifen. Und was machen wir nach diesem Marktbummel?"


    Natürlich waren Maximians Blicke unaufhörlich durch die Gegend geschweift und hatten Auffälligkeiten gefunden. Große Gebäude vor allem, aber auch hübsche Mädchen... Nun, er fühlte sich rundum gefesselt von dieser für ihn neuen Welt.

  • Huh, Hungi war wirklich hungrig, und heute schmeckte es ihm besonders gut. Das Fleisch wunderbar wohlschmeckend und kein Gewürz zu aufdringlich. Phantastisch, irgendwie war ihm das abgegangen...


    Klar können wir die Pasteten auch noch probieren, ich würd sagen, dann holen wir uns etwas Mulsum vom Stand da gegenüber. Und dann kannst du entscheiden, was du dir noch ansehen willst. Ich kenne ja schon fast alles hier.


    Er biss wieder in sein Fleisch hinein. Herrlich, so schön saftig und es zergang fast auf der Zunge...

  • Allmählich aber war auch das leckere Fleisch aufgegessen und Maximian wandte sich an den Senator, während er sich über den Bauch fuhr.


    "Vorzüglich! Diesen Laden werde ich mir merken."


    Dann aßen sie beide noch etwas von den Pasteten, die ebenfalls besser als alles andere waren, das Maximian jemals zuvor gekostet hatte und schließlich schlossen sie ihren Imbiss mit einem Becher Mulsum ab.
    Maximian fühlte sich gestärkt, um nicht zu sagen pappsatt und hatte nichts gegen ein bisschen Bewegung einzuwenden. Da fiel ihm die Schwester seines Vaters ein.


    "Nun, ich denke, dass ich mir den Circus für später behalten möchte. Du und Mercator spracht doch über eine Schwester meines Vaters. Vestalin. Deshalb könnte man doch mit einer Besichtigung des Pantheons weitermachen, wenn du dir nichts anderes vorgestellt hattest. Hm?"

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