Domus Aeliana - Atrium

  • Decimus Flavus' Vermutungen über die Interessen des Consuls waren durchaus richtig. Aelius Quarto hielt die Decimer noch immer für eine einflussreiche Sippe und das es ein vielköpfiges Geschlecht war, ließ sich ohnehin kaum leugnen. Richtig war aber auch, dass bisher noch kein einziger Decimer zu seinen Klienten gehörte und das sich bisher auch keine Gelegenheit ergeben hatte, die Beziehungen zwischen den gentes durch eine politisch motivierte Hochzeit zu festigen.
    Deswegen war es nur zu verständlich, dass ihm Decimus Flavus' Besuch und sein Ansinnen sehr gelegen kam.


    Unbegründet war jedoch die Befürchtung, sein Vater und der Consul wären Gegner gewesen. Eigentlich hatten sie nur vergleichsweise wenig miteinander zu tun gehabt und es hatte kaum Gelegenheiten gegeben, wo sie unterschiedlicher Meinung hätten sein können.


    “Ich fühle mich sehr geschmeichelt.“, sagte Aelius Quarto lächelnd und fuhr sich durch den Bart.
    “Würdest du mich dann also als Patron annehmen? Es wäre mir eine Ehre und ich würde dir gerne meine Unterstützung zukommen lassen, und meinen bescheidenen Rat, dort wo er von dir gewünscht wird und sinnvoll ist.“

  • Die Worte des Consuls zauberten ein verschmitztes Lächeln auf Marcus Lippen. Das Gespräch verlief genau in die Richtung die er sich erhofft, sogar fast erwartet hatte. Das Spiel mit der Macht und vor allem auch mit anderen Menschen bereitete ihn fast schon körperliches Vergnügen und lösten ein ungeahntes Gefühl der Zufriedenheit bei ihm aus. Sein Blick senkte sich auf den Boden und er erweckte so den Anschein, als wäre er beschämt über die schmeichelnden Worte Quartos. Marcus wollte mehr als nur Quartos Klient sein. Er wollte der erste und wichtigste Mann an seiner Seite werden. Das dies Zeit brauchte war ihm klar, jedoch sollte Quarto wissen, welche Möglichkeiten ihm nun offen standen.


    "Nein Consul! Nicht dir – mir wäre es eine große Ehre dein Klient zu werden. Und ich möchte sogar einen Schritt weitergehen und dir anbieten nicht einfach nur dein Klient zu werden. Es wäre mein größter Wunsch mich gänzlich in deine Dienste zu stellen. Du wirst mit der Zeit bestimmt feststellen, dass ich sehr Vielfältig und Einfallsreich sein kann. Ob als deine rechte Hand, dein Söldner, dein Diener, dein Soldat, deine Muse, oder auch als dein Schutz- und Racheengel wenn es die Umstände erfordern. Ich bin bereit dir zu folgen."


    Bei jedem Wort, bei jedem Satz hob sich sein Blick wieder etwas, während sein Kopf weiterhin in Richtung Marmorboden gerichtet war. Schließlich, bei den letzten Wörtern, blitzten die Augen des jungen Mannes unergründlich, schon fast bedrohlich hinter seinen Augenbrauen hervor. Jedoch nur Bruchteile von Sekunden, dann setzte er wieder ein charmantes Lächeln auf und Blickte den Consul erwartungsvoll und mit leichtem Anflug jugendlichen Überschwangs an. Er hoffte das Quarto sein Angebot annehmen würde, auch wenn er die damit verbundenen Möglichkeiten, einen solch bedingungslosen Gefolgsmann in seinen Reihen zu haben, noch nicht ganz deuten konnte. Marcus war auf jeden Fall zu allem bereit und war sich sicher, dass auch der Consul hin und wieder jemanden brauchen konnte, der sich um Dinge kümmerte, die jenseits seiner Würde und seines Ansehens standen.

  • Soviel Opferbereitschaft entlockte Aelius Quarto dann doch ein feines Schmunzeln.


    “Für einen Rächer werde ich hoffentlich nicht so bald Verwendung haben.“, antwortete er, noch immer lächelnd.


    Dann räusperte er sich und sagte wieder ernst:
    “Also gut, dann ist es abgemacht. Ich werde dich fortan meinen Klienten nennen und du mich deinen Patron.
    Darauf lass uns anstoßen, bevor du mir sagst, ob ich dir, als dein neuer Patron, gleich etwas Gutes angedeihen lassen kann. Wenn du für mich tätig sein willst, dann vielleicht auch in Form einer persönlichen Anstellung? Oder geht dein Streben eher in Richtung eines öffentlichen Amtes? Oder willst du dich vielleicht sogar gleich in den Cursus Honorum wagen?“


    Wieder prostete er seinem Gast zu, der nunmehr sein Klient war.

  • "Patron!"


    Flavus hob ebenso seinen Becher und prostete dem Consul lächelnd zu. Er war sich sicher einen wichtigen und vor allem richtigen Schritt weg von seiner Gens und weg von seinem ungeliebten Vater gemacht zu haben. Es erfreute ihm, dass Quarto auch sofort seine Hilfe und Unterstützung anbot und Marcus eine freie Wahl seines weiteren Weges anbot. Ein anderer hätte vermutlich die Chance wahrgenommen und seinen neuen Klienten auf einen Posten gesteckt, der ihm selbst den größtmöglichen Vorteil verschaffte. Der Consul schien in dieser Beziehung ganz anders zu sein – umgänglicher und pflegeleichter könnte man sagen. Der junge Decimer brachte seine bisherigen Überlegungen daher auch offen und ehrlich vor.


    "Diese Punkte wären wohl gleich die ersten, in denen ich deinen Rat gebrauchen könnte ehrenwerter Consul. Grundsätzlich wäre es bestimmt sowohl für mich, als auch nun in weiterer Folge für dich als meinen Patron von Vorteil, wenn ich bereits bei den nächsten Wahlen als Vigintivir antrete. Jedoch stellt sich für mich in diesem Zusammenhang die Frage, ob es vor dem Senat reicht, einfach nur der zu sein, der ich bin – der Sohn eines Senators - oder ob es nicht besser wäre, dort bereits einen öffentlichen Posten oder ein Amt vorweisen zu können.


    Das ich für dich Tätig sein möchte ist natürlich unbestritten, doch könnte dies ebenso indirekt in Form eines Consiliators geschehen. Hausangestellte und Scriba wirst du vermutlich zur genüge haben, einen Klienten auf einen vorteilhaften Posten und in weiterer Folge bereits langfristig gedacht als Unterstützung im Senat jedoch eher weniger. Ich denke bis zur kommenden Wahl ein Amt zu bekleiden, auch wenn nicht besonders lange, könnte sich als Vorteilhaft erweisen. Was sind deine Erfahrungen in diese Richtung?"

  • “Mmmh...“, machte Aelius Quarto und strich sich dabei nachdenklich durch den Bart, so wie er es gerne tat, wenn er über etwas sinnierte.


    “Der Senat war gegenüber Kandidaten in letzter Zeit häufig recht kritisch eingestellt. Es ist mehrfach vorgekommen, dass hoffnungsvolle, junge Männer aus gutem Haus bei der Wahl gescheitert sind. Grundsätzlich lässt sich natürlich kaum etwas dagegen sagen, wenn sich der Sohn eines verdienten Senators um die Wahl als Vigintivir bemüht, auch wenn er zuvor noch kein öffentliches Amt inne gehabt hat. Aber die Erfahrung zeigt, dass der Senat genau diesen Kandidaten gerne seine Zustimmung vorenthält.
    Daraus folgt für mich die Erkenntnis, dass es tatsächlich ein beträchtliches Risiko ist, den ersten Schritt in den Cursus Honorum zu wagen, ohne sich bereits zuvor in anderen Ämtern verdient gemacht zu haben.
    Und du darfst die Senatoren auch nicht unterschätzen. Etliche von ihnen sind kluge Männer mit einem feinen Gespür für die Beweggründe eines Kandidaten. Sie erkennen, wenn jemand ein Amt nur ausgeübt hat, um seine Vita... sagen wir, aufzupolieren.


    Du möchtest einen Rat von mir? Dann lautet er: Wenn du ein Amt vor dem Schritt in den Cursus Honorum anstrebst, dann solltest du es auch wirklich wollen, diese Aufgabe mit Tatkraft anpacken und dir auch genügend Zeit nehmen, um dir in diesem Amt einen Namen zu machen. Nur dann macht es wirklich Sinn.
    Oder du lässt es darauf ankommen und nimmst die Gefahr eines Scheiterns bei der Wahl in kauf. Du hättest natürlich meine Fürsprache, könntest versuchen die Unterstützung noch weiterer einflussreicher Senatoren zu gewinnen und wenn du dann noch einen klugen und engagierten Wahlkampf führst, der diesen Namen auch verdient, dann muss ein solches Unterfangen nicht aussichtslos sein. Nur solltest du es vorher gut abwägen.“

  • Aufmerksam lauschte Marcus den Worten seines neuen Patrons. Informationen darüber, wie sich der Senat in letzter Zeit bei Wahlen verhalten hatte, waren von großem Wert. Doch ein Anflug von Verwunderung über das gehörte, zeichnete sich deutlich in Marcus Gesicht ab. Noch während Quarto sprach, überlegte der junge Decimer, ob es weitere Möglichkeiten gab, die der Consul unerwähnt gelassen hatte. Denn sich vor einer Kandidatur im Cursus Honorum bereits in einem anderen Amt einen Namen gemacht zu haben, hörte sich aus Quartos Mund einfacher an, als Marcus sich das vorstellte. Die Taten eines kleinen Beamten – ob vom Kaiserhof oder nicht – würden bestimmt niemanden im Senat interessieren. Und von Beginn weg ein höheres Amt zu erhalten, war vermutlich trotz Quartos Führsprache nicht einfacher. Es lang nun allem Anschein nach wirklich einzig und allein bei Marcus eine Entscheidung zu fällen. Und dies abzuwägen viel ihm nicht besonders leicht – das musste er sich eingestehen. Er wollte zuvor jedoch auch seine Gedanken weiter ausführen.


    "Nun Patron. Ich muss gestehen, dass mich deine bisherigen Erläuterungen nicht besonders zuversichtlich gestimmt haben, was den Antritt zur nächsten Wahl betrifft. Ist es denn möglich und könnte es einen Vorteil bringen das verpflichtende Tribunat vorzuziehen? …… Verstehe mich nicht falsch Patronus. Aber wie könnte ich mir als einfacher Beamter einen Namen machen oder aus einer solchen Position heraus vor dem Senat mit irgendwelchen Taten glänzen? Ich finde diese Einstellung des Senats von denen du berichtest hast mehr als befremdlich. Ist es nicht das urtümliche Recht unseres Ordos, eine Senatorenlaufbahn einzuschlagen – und dies bereits nach dem Mannwerdens? Was sollte ein junger Mann meines Alters denn groß vorzuweisen haben? Und dennoch ist mein Alter seit den Zeiten der Republik kein ungewöhnliches Alter, um die Laufbahn eines Senators einzuschlagen."


    Er machte eine kurze Gedankenpause und fuhr dann fort, ohne die Antwort des Consuls abzuwarten.


    "Ich möchte keineswegs unverschämt erscheinen Patron, aber eine Möglichkeit hast du unerwähnt gelassen. Was wäre mit einer adlectio durch den Kaiser? Er ist doch dein Bruder. Könntest du nicht ein gutes Wort für mich einlegen? Gegen seine Entscheidung würde sich keiner der Senatoren stellen und diese Vorgehensweise soll doch nicht unüblich sein."

  • “Ich bin mir dieses Dilemmas bewusst und ich sage auch nicht, dass der Senat immer gut damit beraten ist, wenn er jungen Kandidaten gegenüber dermaßen kritisch ist. Aber ich will dich auf die Gefahr des Scheiterns hinweisen und dich davor bewahren, dass du eine solche Kandidatur zu leicht nimmst.
    Mmh. Natürlich kann ich zum Imperator Caesar Augustus gehen und ihm vorschlagen, sich hinter deine Bewerbung zu stellen. Gewiss, ich bin in der glücklichen Lage sein Ohr zu haben. Bestimmt wird er mich fragen, warum ausgerechnet du seine Unterstützung verdienst. Aber mit dem Hinweis auf deinen verdienten Vater und wenn ich ihm deine persönlichen Vorzüge schildere...“
    , hier lächelte Aelius Quarto vielsagend, “...ja, vielleicht wird er sich überzeugen lassen. Aber das sollte dich dann nicht zur Faulheit verleiten. Im Gegenteil. Dann solltest du erst recht einen engagierten Wahlkampf führen und das Gespräch mit möglichst vielen Senatoren suchen. Wenn der Kaiser auf dich setzt, dann ist das auch eine große Verpflichtung.“

  • Es gab auch bei dieser Variante zwei Seiten der Medaille und Quarto hatte unbestritten Recht. Würde Marcus die Führsprache des Kaisers wollen, dann zog er damit womöglich auch dessen Aufmerksamkeit auf sich. Ein Wahlkampf blieb ihm ohnehin nicht erspart. Er war das Um und Auf einer erfolgreichen Bewerbung um ein Amt im Cursus Honorum und konnte sich dadurch bereits Vorentscheidend auf die Wahl auswirken. Doch war Wahlkampf in der heutigen Zeit überhaupt noch das richtige Wort? Während der Republik gab es tatsächlich noch einen Wahlkampf, der noch dazu viele Gefahren in sich barg. Denn schon durch seinen Wahlkampf, der eine sehr persönliche Angelegenheit war, die auch höchst selbst organisiert werden musste, lief ein Kandidat Gefahr, seine Ehre, seine Existenz und sein Vermögen zu verlieren, wenn er diesen nicht Richtig anging oder sich darin verlief. Doch heute wählte der Senat seine Kandidaten nicht nach irgendeinem Programm oder Konzept und nur wenige wählten die Kandidaten auf Grund ihrer Ideologien. Wie fast überall im Reich ging es auch im Cursus Honorum einzig und allein um die Person, um den Kandidaten, der sich zur Wahl stellte. Hatte er die nötigen Kontakte und Führsprachen, dann konnte er sich seiner Wahl sicher sein.


    Diese Veränderungen waren auch durchaus nachvollziehbar. Seit den Tagen des Augustus und dem damit verbundenen Ende der Republik waren die Ämter des Curusus Honorum immer mehr in den Schatten frührer Tage gerückt. Die Machtfülle hatte sich verlagert. Die Ämter waren durchaus noch mit hohen Ansehen verbunden, doch hatten sie nicht mehr die politische Macht geschweige denn die Regierungsgewalt von einst. Die Worte seines Patrons rissen ihn jedoch wieder aus seinen Gedanken.


    "Keinesfalls würde ich mich dem Müßiggang hingeben." erwiderte Marcus leicht entrüstet über diesen Vorwurf.


    Doch schließlich sah er ein, dass der Consul es vermutlich nicht so gemeint hatte, sondern diese Aussage lediglich als einen gut gemeinten Rat verstand. Doch vor allem die letzten Worte Quartos bereiteten den jungen Mann einige Kopfzerbrechen. Senatoren auf die kommenden Wahlen anzusprechen, war das eine – sie jedoch für sich zu gewinnen, war etwas ganz anderes. Angesprochen war schnell einer von ihnen, doch wie konnte er die Senatoren von sich überzeugen? Sein Blick wurde fragend und er setzte wieder etwas ruhiger an.


    "Wie kann ich mir einen solchen Wahlkampf vorstellen? Was erwarten die Senatoren von einem Kandidaten, der sich noch dazu erst um das Einstiegsamt des Cursus Honorum bewirbt?"

  • “Als ich mich erstmals im Cursus Honorum zur Wahl gestellt habe, dass war noch zu der Zeit als die Factiones politischen Einfluss hatten. Damals wurden noch große Reden auf der Rostra gehalten, ja, es hat sogar richtige Rededuelle gegeben.
    Aber diese Zeit ist vorbei.
    Heute muss man wohl anders vorgehen, subtiler.
    Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich das Gespräch mit einflussreichen Senatoren suchen. Ich würde sie wohl auch in ihren Häusern aufsuchen und hoffen, dass sie mich empfangen. Ich würde ihnen im persönlichen Gespräch meine Ambitionen erläutern und versuchen, sie von meinen Vorzügen zu überzeugen. Ich würde ihnen Geschenke machen.
    Geschenke... mmmh... dafür brauchst du natürlich Geld. Hast du welches?“

  • "Ein durchaus viel versprechender Vorschlag Patron. Genau so werde ich es angehen."


    Gespräche mit einflussreichen Senatoren führen – daran hatte Marcus ebenfalls bereits gedacht. Diese Vorgehensweise würde ihm nicht nur mögliche Vorteile bei der kommenden Wahl bringen, sondern so konnte er auch die ersten Kontakte zu den wichtigsten Männern des Reiches knüpfen, ohne sich irgendwelche ausgefallenen Vorwände suchen zu müssen. Was das Geld und die Geschenke betraf, waren seine Möglichkeiten jedoch äußerst beschränkt. Es lag eine gewisse Ironie darin, dass er der Sohn eines der reichsten Grundbesitzer des ganzen Imperiums war, aber dennoch gänzlich mittellos dastand. Er bekam zwar innerhalb der Casa Decima alles was er brauchte und man kümmerte sich um Essen, Kleidung und andere alltägliche Dinge, jedoch hatte er kein Zugriff auf das Vermögen des Alten. In diesem Moment tauchte auch kurz wieder der Gedanke auf, Livianus einfach für Tod erklären zu lassen. Es gab keine Beweise für sein Überleben oder seine Gefangennahme und es wurden bisher keinerlei Forderungen gestellt. Doch sprach dagegen, das es noch genug Leute gab, die scheinbar krampfhaft daran festhielten, dass er noch am Leben war, was auch durch die vom Senat und dem Kaiser angeordnete Mission seines Onkels Mattiacus und des großen Feldherrn Meridius deutlich machte. Er schob diesen Gedanken daher wieder schnell beiseite und widmete sich seiner eigenen Zukunftsplanung. Nach einer kurzen Gedankenpause sprach Marcus weiter.


    "Was das Geld betrifft muss ich zu meiner Schande gestehen, dass meine Mittel begrenzt sind. Das Vermögen meines Vaters ist bis zur genauen Aufklärung seines Verbleibes unantastbar für den Rest der Familie und die Reise von Britannia nach Rom hat weitestgehend meine gesamten Ersparnisse verschlungen."

  • Diese direkte und unbekümmerte Frage des Senators zeigte, dass sich dieser Mann keine Gedanken um Geld machen musste. Wollte er einen seiner Klienten finanziell unterstützen oder bei den kommenden Wahlen in einem der Ämter sehen, so konnte er es sich vermutlich problemlos leisten gleich die ganze Wahl für sich zu kaufen. Doch von einem solch drastischen Schritt, den bestimmt bereits unzählige „ehrenhafte“ Männer vor ihm gegangen waren, wollte Marcus vorerst Abstand nehmen und sich auf legalem Wege am Cursus Honorum versuchen. Es würde sich bei seinem Wahlkampf ohnehin ziemlich bald herausstellen, ob er auf Zustimmung oder eher auf Ablehnung bei den Senatoren stieß. Der junge Decimer versuchte zwar im Geiste krampfhaft eine angemessene Summe zu bilden, gab jedoch bald seine kläglichen Versuche auf und sah fragend zu Quarto.


    "Ich muss gestehen, dass ich keinerlei Vorstellung davon habe, welche Geschenke für einen solchen Besuch angebracht sind und wie viele Senatoren ich aufsuchen muss. Vielleicht sollten wir vornweg besprechen und genauer abklären, um welche Stimmen ich mich besonders bemühen muss. Ich nehme an, dass gewisse Senatoren einflussreicher sind als andere und ich mit der Fürsprache der Einflussreichen, auch die Stimmen ihrer Anhänger und Klienten gewinnen kann."

  • “Mmh...“, machte Quarto. Das machte er häufig.
    “Nicht alle wichtigen Senatoren sind zurzeit in Rom. Andere, mit großen Namen und beeindruckenden Karrieren, haben sich mittlerweile weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen.
    Aber natürlich nicht alle.
    Ich würde, wäre ich an deiner Stelle, den Curator Aquarum Spurius Purgitius Macer aufsuchen, außerdem die Patrizier Manius Tiberius Durus und Marcus Aurelius Corvinus und auf jeden Fall einen der Germanier, also entweder Medicus Germanicus Avarus oder Quintus Germanicus Sedulus. Vielleicht hilft dir auch einer der jüngeren Senatoren. Kaeso Annaeus Modestus ist ein kluger und umgänglicher Mann mit guten Manieren.


    Was man als Geschenk mitbringt? Tja, ich würde sagen: Den Reichen nur etwas Kleines, aber geschmackvoll muss es sein. Du könntest ihnen ohnehin nichts schenken, was sie sich nicht selbst kaufen würden, ohne mit der Wimper zu zucken oder lange darüber nachdenken zu müssen. Vielleicht eine Amphore mit Wein – aber ausgezeichneter Wein muss es dann schon sein! Für die weniger Wohlhabenden bringt man teure Geschenke mit, die ihnen bedeuten, wie viel einem ihre Freundschaft wert ist.“

  • Marcus versuchte sich die von Quarto aufgezählten Namen zu merken. Die meisten sagten ihm bereits etwas. Es waren führende Senatoren des Reiches, die namentlich auch weit über die Stadtgrenzen Roms hinaus bekannt waren. Er hatte sich da wirklich einiges vorgenommen, wenn er den Großteil dieser mächtigen Männer einen Besuch abstatten wollte. Den amtierenden Consul auf seiner Seite zu wissen, gab ihm jedoch das nötige Vertrauen auf den richtigen Weg zu sein. Mit seiner Fürsprache würde es dem jungen Decimer bestimmt gelingen, auch auf die Zustimmung weiterer Senatoren zu stoßen. Auch das Vorgehen mit Geschenken klang ausgesprochen Weise und Praxisnahe. Eine weitere Bestätigung, in Quarto den Idealen Lehrmeister in der hohen Kunst der Politik gefunden zu haben. Marcus nickte zwar verständnisvoll, war sich aber noch immer nicht ganz im Klaren, welche Summe er Quarto nun nennen sollte.


    "Ich verstehe. Ich werde diese Männer also nacheinander aufsuchen und ihnen dementsprechend Präsente überreichen. Hmmm…..Ich denke das 600 Sesterzen reichen sollten.


    Ich werde nach meiner Rückkehr in die Casa Decima auch mit dem Verwalter meines Vaters sprechen. Vater wird sein Vermögen bestimmt nicht in Kisten nach Parthia mitgenommen haben. Es wird sich also bestimmt eine Möglichkeit finden, auch über die Familie finanziert zu werden."


    Die Idee sich am Geld des Alten zu vergreifen war Marcus gerade erst in den Sinn gekommen und gefiel ihm von Minute zu Minute mehr. Zurück in der Casa wollte er sich sofort nach dem Verwalter seines alten Herrn erkundigen. Glaubte man den Gerüchten, dann war Livianus einer der reichsten Grundbesitzer des ganzen Reiches. An Geld durfte es also in der Familie nicht mangeln und in dieser Beziehung hatte Marcus keinerlei Skrupel plötzlich doch den sorgvollen und liebenden Sohn zu mimen.

  • Vielleicht war Aelius Quarto nicht ganz so reich wie Decimus Flavus glaubte, aber 600 Sesterzen waren für ihn dennoch eine Summe, die sich nur bescheiden ausnahm.
    Er winkte einen Sklaven zu sich heran, und raunte ihm etwas ins Ohr. Der Sklave verschwand in Richtung Tablinum, wo – wie bei Römern üblich – das im Haus befindliche Bargeld in einer Truhe aufbewahrt wurde.
    Nicht lange, da kehrte der Sklave zurück. Scheinbar vertraute ihm der Consul blind, denn er trug eine kleine, lederne Geldbörse bei sich, in der es klimperte und die er Aelius Quarto reichte. Der glaubte, nicht einmal nachzählen zu müssen. Denn unbesehen reichte er sie an Decimus Flavus weiter.


    “Hier, nimm es ruhig. Und ich werde dich, wenn es soweit ist, auf die Liste der Kandidaten zum Vigintivirat setzen, ja?“




    Sim-Off:

    600 Sz. per WiSim-Überweisung

  • "Ich danke dir ehrenwerter Patron."


    Mit einer durch tiefes Kopfnicken angedeuteten Verbeugung nahm Marcus den Lederbeutel demutsvoll entgegen und wog ihn kurz in seiner Hand. Eine derartig hohe Summe hatte er noch nie in seinen jungen Händen gehalten und er dachte bereits jetzt mit einiger Nervosität an den Heimweg zur Casa Decima. Hätte er damit gerechnet, seinen Heimweg mit einer solch wertvollen Fracht antreten zu müssen, hätte er ein oder zwei Haussklaven als Leibwächter mitgebracht. Doch der Weg war nicht weit und führte nur über viel frequentierte Straßen und Plätze. Er sollte es daher auch so sicher zurück schaffen. Zufrieden verstaute er das kleine Vermögen in seiner Toga und widmete sich dann wieder lächelnd seinem Patronus, der ihm erneut auf die kommenden Wahlen ansprach und die Kandidatur des jungen Mannes nun endgültig fixieren wollte. Zustimmend nickte Marcus.


    "Ja, ich bitte dich darum. Meiner Kandidatur steht dank deiner Hilfe und Fürsprache nichts mehr im Wege. Ist bereits ein Termin für die kommende Wahl fixiert?"

  • “Das noch nicht.* Aber ich habe mich bereits mit meinem Amtskollegen besprochen und wir haben uns auf die Tage PRIDIE KAL DEC (30.11.2008/105 n.Chr.) und KAL DEC (1.12.2008/105 n.Chr.) geeinigt. Ich sehe keinen Grund, weshalb der Imperator Caesar Augustus diesen Termin nicht bestätigen sollte.**“




    Sim-Off:

    * wir befinden uns ja noch in einem Zeitfenster, dass vor der Festsetzung des Wahltermins liegt
    ** was er dann auch getan hat

  • "Wunderbar. Dann haben wir dieses Thema wohl zu unser beider Zufriedenheit abgehandelt. Ich werde gleich morgen damit beginnen bei den ersten Senatoren vorstellig zu werden. Gibt es sonst noch etwas, dass du mir diesbezüglich mit auf den Weg geben möchtest Patron?"


    Marcus nippte kurz an seinem Becher und brachte seine Beine in eine andere Position, da er bereits ein leichtes kribbeln in seinen Füßen verspürte. Obwohl die liegen ausgesprochen angenehm und weich waren, war es nicht empfehlenswert längere Zeit in der gleichen Pose zu verbleiben. Danach stellte er seinen Becher auf das Beistelltischchen zurück und sah den Consul beabsichtigt mit einem bewundernden und zugleich wissbegierigen Blick an.

  • “Nun, viel ist es nicht mehr, was ich dir noch sagen kann. Vielleicht dies: Wenn du mit den Senatoren sprichst, dann gib dich bescheiden, widersprich ihnen nicht, wo es nicht unbedingt nötig ist, denn das mögen die meisten von ihnen nicht, und natürlich solltest du ausgesprochen höflich sein. Aber ich denke, dass alles weißt du ohnehin schon. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen Bemühungen.“


    Der Consul erhob sich, denn er fand es an der Zeit, den jungen Mann nicht länger aufzuhalten.

  • Als sich der Consul aus seiner Liege erhob, tat Marcus es ihm gleich, richtete seine Toga zu Recht und stellte sich Quarto gegenüber. Die beiden Männer hatten vorerst alles besprochen, dass es zu besprechen gab und würden in der nächsten Zeit ohnehin öfter zusammentreffen. Als Klient wollte der junge Decimer versuchen, sich so oft wie möglich in der Gegenwart des Consuls blicken zu lassen und ihm in allen Angelegenheiten hilfreich beiseite zu stehen.


    "Ich danke dir Patron und werde dich selbstverständlich auf dem Laufenden halten. Solltest du etwas benötigen oder meine Anwesenheit wünschen, so kannst du mich jederzeit in der Casa Decima Mercator erreichen. Ansonsten sehen wir uns beim regelmäßigin Empfang deiner Klienten. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag."

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