Domus Aeliana - Atrium

  • "Ich danke dir, Gerne."


    Livianus steuerte den angebotenen Platz an und nahm sich als Gast das Recht heraus, sich zuerst zu setzen. Dann wartete er, bis auch Quarto Platz genommen hatte. Er lächelte den Consular freundlich an.


    "Normalerweise ist es nicht meine Art, so überfallsartig zu erscheinen, jedoch hatte ich heute im Palast zu tun und wollte die Gelegenheit nutzen, um dir meine Aufwartung zu machen. Die Kontrollen der Prätorianer sind sehr streng geworden und ich möchte mir eine all zu häufige Durchsuchung in aller Öffentlichkeit ersparen. Ich hoffe daher, dass ich dich nicht gestört habe."

  • “Ja, in der Tat, die Garde kontrolliert sehr penibel und nimmt dabei niemanden aus. Dabei ist der Imperator Caesar Augustus überhaupt nicht hier, sondern in Campania. Ich weiß gar nicht, ob so strenge Kontrollen unter diesen Umständen nötig sind. Aber ich habe auch gar keinen Einfluss darauf.“

  • Die Zeiten an denen der Aelier dem gesamten Palast vorstand waren in der Tat vorbei. Das er sich in dieser Zeit jedoch nicht genügend Kontakte tief in die Verwaltungsapparat der Administratio und auch in die Reihen der Prätorianer geschaffen hatte, konnte sich Livianus beim besten Willen nicht vorstellen. Quarto war nach wie vor ein mächtiger und daher nach wie vor einflussreicher Mann. Dessen war sich Livianus sicher. Dennoch nickte er nur und wechselte im Anschluss das Thema.


    "Ich habe gehört, dass du während meiner Abwesenheit eine große Unterstützung für meinen Sohn warst. Du hast ihn sogar als deinen Klienten angenommen und ihn bei seiner Kandidatur zu Vigintivir unterstützt. Dafür möchte ich dir nochmals danken. Ich hoffe mein Sohn hat sich ebenso dankbar gezeigt und unserer Familie keine Schande bereitet. Die jungen Leute von heute haben oft eine ganz andere Auffassung von Ehre und Loyalität, wie unsereins."

  • “Dein Sohn Flavus, ja, ja. Es war und ist mir nach wie vor eine Freude. Du kannst dich wirklich glücklich schätzen. Er hört zu und nimmt Rat an. Das ist, leider hast du recht, nicht bei allen jungen Männern dieser Tage so. Manche von ihnen sind zu sehr von sich selbst eingenommen, stolz und verstockt. Aber nicht dein Sohn, nein. Er hat getan, wozu ich ihm geraten habe und das hat er gut gemacht. Die wichtigsten Senatoren hat er aufgesucht, als er sich zur Wahl gestellt hat, und der Lohn war die Wahl zum vigintivir.“

  • "Ich hoffe er musste dort keine all zu großen Versprechungen oder Zusagen machen, um ihre Stimmen und ihre Unterstützung zu erhalten. Nunja…."


    Livianus dachte noch einen kurzen Moment darüber nach, wechselte aber dann das Thema.


    "Der eigentliche Grund für mein heutiges Kommen ist jedoch nicht mein Sohn, sondern die Tatsache, dass sich seit meinem Aufbruch nach Parthia einiges geändert hat. Neue Umstände auf die ich mich erst einstellen muss.


    Als aller erstes möchte ich dir meinen Glückwunsch darüber aussprechen, dass deine Gens nun das Kaiserhaus stellt. Ihr wart Iulianus schon immer Treu ergeben, daher ist es nur gerecht, dass er einen Aelier zu seinem Nachfolger auserwählt hat. Ich hatte auch die Ehre einige Worte mit deinem Bruder bei einer kurzfristigen Audienz in Misenum zu wechseln. Ein weiser Mann und bestimmt ein würdiger Kaiser."

  • Vielleicht hätte Quarto hier entgegnen können, dass er fand, dass Temperament seines jüngeren Bruders würde gelegentlich über dessen Weisheit triumphieren. Doch sagte er das nicht, sondern lächelte nur und nickte.

  • "Bei dieser Gelegenheit habe ich seinem….. eurem Haus auch meiner Treue versichert, ebenso wie ich mein Leben lang treu zu Iulianus gestanden habe und ich überbringe dir hiermit auch die Grüße deines Bruders."


    Livianus merkte, dass sein Mund etwas trocken war und sah sich kurz im herrschaftlichen Atrium um. Sollte Quarto bereits nach Wein geschickt haben, so hatte er dies wohl nicht mitbekommen. Dann wandte er sich wieder dem Consular zu.


    "Doch zurück zum Grund meines Kommens. Ich hatte gehofft du könntest mir ein wenig über die aktuelle Lage hier in Rom erzählen, den Senat und die vom Praefectus Ubri übernommenen Amtsgeschäfte. Um ehrlich zu sein, hat der Kaiser keinen besonders gesunden Eindruck auf mich gemacht."


    Die Besorgnis war vermutlich aus der Stimme des Senators herauszuhören.

  • Livianus' Mund sollte nicht länger trocken bleiben. Denn noch während er sprach, erschienen zwei Sklaven, die einen dreifüßigen kleinen Tisch aufstellten, darauf zwei Becher platzierten, in die sie hellen, goldfarbenen Wein einschenkten.


    “Falerner!“, sagte einer der beiden Sklaven leise. Dann zogen sich beide wieder zurück.




    Sim-Off:

    WiSim-Angebot. Prost! :)

  • “Ich danke dir für das Übermitteln seiner Grüße. Ja, seine Gesundheit macht ihm etwas zu schaffen. Lass uns darauf trinken: auf die Hoffnung, ihm möge es bald besser gehen.“


    Mit diesen Worten ergriff er seinen Becher und prostete seinem Gegenüber zu.


    “Auf die Gesundheit des Kaisers und das die Götter ihm Kraft und Genesung schenken!“

  • "Auf die Gesundheit des Kaisers!"


    Livianus hob ebenfalls seinen Becher und nahm dann einen kräftigen Schluck des wohltuenden Falerners. Gefolgt von einem zufriedenen „Ahhhhhhh“ stellte er seinen Becher schließlich wieder ab und sah gespannt zum Hausherrn, der ihm immer noch eine Antwort schuldig war.

  • Nachdem er getrunken hatte, stellte Aelius Quarto den Becher ab.


    Etwas zögerlich sagte er: “Du hast mich nach der Lage hier in Rom gefragt.“


    Er zuckte mit den Schultern.


    “Aber das Wichtigste hast du selbst gesagt: der Imperator Caesar Augustus ist in Campania, wo du ihn ja schließlich auch getroffen hast, und hier in Rom hat sein nomineller Vertreter die Geschäfte übernommen, eben der praefectus urbi. Hast du ihn bereits kennen gelernt, den praefectus urbi Vescularius Salinator?“

  • Livianus wollte es Balbus überlassen, mit dem Consular offen über Salinator zu sprechen. Er entschloss sich daher seine Antwort möglichst diplomatisch zu fassen.


    "Das habe ich. Jedoch nur in einem kurzen Gespräch, dass hauptsächlich den Ordo einiger Familienmitglieder meiner Gens betroffen hat. Ansonsten nur kenne ich ihn nur von seinen kurzen Auftritten im Senat."


    Er wechselte das Thema.


    "Mir ist ebenso aufgefallen, dass es teilweise zu tiefen Gräben im Senat gekommen ist. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber es kommt mir vor, als wäre es ein Zerwürfnis zwischen den plebejischen und den patrizischen Senatoren. Erst heute hatte ich eine Anhörung, die eine Klage von Senator Germanicus Avarus betroffen hat. Er bezichtigt Flavius Furianus der verleumderischen Beleidigung."


    Verständnislos schüttelte der Decimer seinen Kopf.

  • “Nein, nein, dass darf man nicht verallgemeinern. Natürlich belastet die unter Ulpius Iulianus eingeführte Ungleichbehandlung bei den Steuern nach wie vor das Verhältnis. Es gibt auch einzelne plebejische Senatoren, die den Patriziern grundsätzlich ablehnend gegenüber stehen. Aber von einem generellen Zerwürfnis zwischen den patrizischen und den plebejischen Senatoren kann man nicht sprechen.
    Was du zurzeit im Senat an Auseinandersetzungen siehst, dass sind meiner Meinung nach vor allem persönliche Differenzen und individuelle Feindschaften. Aber es gibt momentan kein politisches Thema von großem Gewicht, das den Senat spalten würde. Das allerdings wäre gefährlich.“


    Quarto machte eine kurze Pause.
    Dann fügte er hinzu: “Allerdings kann man nie ganz ausschließen, dass der persönliche Ehrgeiz eines Einzelnen, oder die Feindschaft zwischen einflussreichen Männern ebenfalls zu einer Krise des Senats oder sogar des Staates führt.“

  • "Da stimme ich dir zu."


    Livianus nickte verständnisvoll und nahm einen kurzen Nipper aus seinem Becker, ehe er fortfuhr.


    "Was den Fall der vorhin angesprochenen Senatoren betrifft, so hatte ich übrigens gehofft, dich als Iudex gewinnen zu können. Als ehemaliger Praetor und mehrfacher Consular, wärst du mir eine sehr große Unterstützung. Es ist eine prekäre Angelegenheit, da man einen Senator wegen getätigter Aussagen während einer Senatssitzung nicht vor Gericht bringen kann. In diesem Fall habe ich der Klage jedoch zugestimmt, da sie laut meinem Verständnis sehr wohl unter die Ausnahme, eben jener besagten verleumderischen Beleidigung fällt."

  • Auch wenn Quarto bereits zugestimmt hatte, versuchte Livianus seine Beweggründe dafür noch einmal deutlicher darzulegen.


    "Gerade bei einem solchen Prozess zwischen zwei Senatoren ist es mir wichtig, dass der Iudex durch hochkarätige und altgediente Mitglieder des Senats besetzt ist, die auch über die notwendige Erfahrung und Integrität verfügen. Du zählst zweifellos zu diesen Senatoren und daher kann ich mir keinen besseren vorstellen.


    Du nimmst als an?"

  • “Ich verstehe schon und was du sagst ehrt mich.
    Allerdings solltest du wissen, dass meine Frau Adria eine Adoptivtochter von Traianus Germanicus Sedulus war, dem verstorbenen Bruder von Senator Germanicus Avarus. Das ist kein gesetzlicher Befangenheitsgrund, denn wir sind meiner Auffassung nach nicht direkt verschwägert, könnte aber dennoch dazu beitragen, dass man mir als iudex misstraut.
    Wenn du trotzdem keine Bedenken hast, dann nehme ich an.“

  • Der Praetor nickte verneinend.


    "Selbst als Betroffener hätte ich keinerlei bedenken, wenn du diesem Prozess als Iudex vorstehst."


    Dies sollte die hohe Meinung kundtun, die Livianus von diesem Aelier hatte. Doch als Quarto seine Frau ansprach, da viel Livianus auf, dass er bisher noch nicht nach dem Wohlbefinden von Quartos Familie gefragt hatte. Es war ihm äußerst unangenehm und so versuchte er dies sofort nachzuholen.


    "Wo du gerade von deiner Frau sprichst. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es deiner Familie überhaupt? Ich hoffe es ist alles bestens."

  • “Adria verbringt die Sommermonate mit unserem Sohn auf meinem Landgut in Campania. Es gefällt ihr dort sehr gut. Vielleicht bleibt sie sogar noch bis in den Herbst hinein. Verdenken kann ich ihr das nicht. Campania ist ein sehr schöner Landstrich und an der Küste weht immer ein kühlender Seewind, der die Gesundheit fördert. Aber, ach, was sage ich; du selbst bist doch kürzlich erst dort gewesen.“

  • "Da hast du Recht. Man kann es ihr wirklich nicht verübeln."


    Quarto musste ein glücklicher Mann sein. Er hatte alles erreicht, was es zu erreichen gab. Das Consulat, der Bruder des Kaisers, einen Domus im weit reichenden Palastkomplex, eine hübsche Frau und eine Familie. Kurz dachte der Decimer zurück an seine Aemilia. Es lang so lange zurück, dass er sich manchmal schwer dabei tat, sich an einzelne Gegebenheiten zu erinnern, doch ihr Gesicht sah er immer noch vor sich, als ob er sie gestern erst gesehen hätte. Er seufzte und nahm erneut einen Schluck aus seinem Becher.


    "Also gut. Dann möchte ich deine Zeit nicht über Gebühr beanspruchen und werde dich nun wieder verlassen. Ich danke dir noch einmal für alles."


    Langsam erhob sich Livianus aus seiner Liege. Er und Quarto würden sich ohnehin bald wieder sehen, auch wenn der Consular noch nichts davon wusste.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!