Domus Aeliana - Atrium

  • “Salve und willkommen in meinem Haus!“, begrüßte der Hausherr seinen Gast.


    Er nahm das entrollte Einladungsschreiben, und während er das tat blickte er Lepidus an.
    “Claudius Lepidus? Im Auftrag von Tiberius Durus, dem Senator? Ich kenne ihn gut, den Senator Tiberius, aber kenne ich dich?“

  • Aelius Quarto hieß Lepidus in seinem Haus willkommen und nahm das Einladungsschreiben entgegen.
    "Wenn ich mich genauer vorstellen darf, Claudius Lepidus, Sohn des Marcus Claudius Constantius. Ich bin erst seit kurzem wieder in Rom. Ich genoss eine mehrjährige Ausbildung in Athen und bin jetzt von dort zurückgekehrt um ein wenig in die Politik zu schnuppern. Als Scriba personalis von Tiberius Durus habe ich gute Möglichkeiten und lerne nebenbei noch bedeutende Leute kennen."
    Das war grob überschlagen die momentane Tätigkeit von Lepidus.

  • “Ah. Ich verstehe. Ja, sehr löblich. Als Durus' Scriba Personalis wirst du bestimmt sehr viel lernen.“, sagte er.


    Dann sah er sich das Schreiben an. Er blieb kurz an dem Satz hängen, der ihn als Vorsitzenden der Factio Aurata bezeichnete. Ein Fauxpas, den er nicht kommentierte, der ihn aber dazu bewog, die ersten Worte seiner Antwort besonders zu betonen.


    “Die Factio Veneta wird sehr gerne teilnehmen. Im Circus Flaminius und nicht im Circus Maximus sollen die Rennen stattfinden? Wie ungewöhnlich!“


    Der alte Circus Flaminius war eine kleine Bahn ohne dauerhafte Spina und feste Tribünen, der nur noch selten genutzt wurde.


    “Wenn es uns gestattet wird, dann melden wir drei Gespanne an. Unsere drei besten Aurigae werden sie lenken.“




    Sim-Off:

    Die Setzdaten wie üblich per PN und an Durus?

  • "Das stimmt Aelius Quarto, er gibt mir Gelegenheiten überall hinein zu schnuppern und vertraut mir Aufgaben an, die weit über das übliche Briefe austragen hinaus gehen. Von daher habe ich es sehr gut getroffen."
    Quarto überflog das Schreiben und war erstaunt, dass das Rennen nicht wie üblich im Circus Maximus sondern im Circus Flaminius stattfindet.
    "Ich muss sagen, das wir abgewägt haben. Der Circus Maximus wird vielleicht doch etwas zu groß sein. Deswegen fiel die Wahl auch auf den Circus Flaminius."


    Dann gab Quarto noch über seine Meldung der Gespanne Auskunft. Lepidus breitete die Arme aus und wollte damit mitteilen, das jedes Gespann mehr gern gesehen ist. "Sehr gern Aelius Quarto. Je mehr Gespanne umso interessanter."

  • Lepidus nickte. "Eingeladen sind alle, ob natürlich alle daran teilnehmen steht auf einem anderen Blatt."


    Doch Lepidus hatte noch eine ganz andere Frage. Eine, die nichts mit Wagenrennen zu tun hatte. "Wenn ich mir eine Frage erlauben dürfte, wie geht es unserem Kaiser?"
    Wenn nicht der Bruder des Kaisers über dessen Gesundheitszustand bescheid wusste, wer dann?

  • Diese Frage war Aelius Quarto in letzter Zeit schon häufig gestellt worden.
    Was sollte er antworten?
    Das Valerianus nach wie vor krank war und nicht gedachte, nach Rom zurückzukehren?
    Das er nicht gesünder und kräftiger, sondern im Gegenteil, immer schwächer wurde?
    Das er immer mehr die Zügel aus der Hand gab und Quarto nicht den Eindruck hatte, dass der Kaiser im fernen Misenum noch wusste, was hier in Rom vor sich ging?
    Das, noch schlimmer, er daran offensichtlich auch gar kein Interesse hatte, sondern alles in die Hände seines Vertrauten, des undurchsichtigen praefectus urbi Potitus Vescularius Salinator gab, dem er, Quarto, zutiefst misstraute?


    Nur engen Vertrauten und langjährigen Weggefährten gegenüber hatte er bisher etwas gesagt und auch ihnen gegenüber selten das ganze Ausmaß seiner Sorgen offenbart.
    Ansonsten hatte er immer beschwichtigt und die Situation beschönigt.
    Warum fragte dieser Claudier?
    Er war der persönliche Sekretär von Tiberius Durus, dem neu gewählten Konsul. Hatte der ihn vielleicht nicht nur wegen der Wagenrennen geschickt?


    “Fragst du aus Neugierde oder aus einem bestimmten Grund?“, antwortete Quarto mit einer Gegenfrage und sah seinem Gegenüber tief und skeptisch in die Augen.

  • Aelius Quarto sinnierte erst ein Stück, bevor er sich zu dem Kaiser, seinem Bruder äußerte. War dies ein gutes Zeichen oder eher Besorgnis erregend ging gerade Lepidus durch den Kopf.


    "Es ist reine Neugierde meinerseits Aelius Quarto. Du musst wissen, das ich erst kürzlich von meinem Studium in Athen wieder in Rom angekommen bin. Du weißt sicherlich auch, das dieser Tage sich um den Kaiser die wildesten Gerüchte ranken. An diesen Spekulationen möchte ich mich nicht beteiligen und deswegen meine Frage an dich."


    Vertrauen ist gut, nachfragen besser, konnte Lepidus die vorsichtige Art um den Kaiser von Aelius Quarto nachvollziehen.

  • “Neugierde?“, wiederholte Aelius Quarto die Antwort. “Soso.“


    “Weißt du, Quintus Claudius Lepidus, mir sind die Gerüchte nicht verborgen geblieben, die in der Stadt kursieren. Ich habe hier oben auf dem Palatin zwar nicht so viele Nachbarn. Aber was unten auf dem Forum gesprochen wird, in den Gassen der Subura, auf den Plätzen des Aventin und in den feinen Villen auf dem Quirinal, dass wird mir zugetragen. Ich höre es und weiß davon.
    Jedoch, die Gesundheit des Imperators Caesar Augustus eignet sich nicht für Tratsch und Klatsch. Wenn sich die Marktweiber auf dem Forum Boarium die Köpfe über die Liebschaften eines berühmten Secutors heiß reden, so ist mir das gleichgültig. Wenn sich aber die politische Klasse der Stadt ungezügelten Spekulationen über die Gesundheit des Kaisers hingibt, dann hat dies eine politische Dimension. Wenn gar Senatoren oder Magistrate sich das Maul zerreißen und argwöhnen, mit dem Kaiser könnte es bald zuende gehen, dann ist dies gefährlich und beschädigt die staatliche Ordnung.“


    Er machte eine Pause und schüttelte den Kopf.


    “Neugierde – Du fragst mich, als würdest du dich über die Gesundheit einer angeheirateten Tante erkundigen, oder nach dem Befinden eines gestürzten Pferdes. Die Gesundheit des Kaisers ist keine private Sache. Es ist ein Thema von größter politischer Bedeutung, etwas, dass alle Menschen im Reich betrifft, von Gades bis Tomis und von Eburacum bis Syene.
    Wenn ich mich dazu äußern wollte, dann würde ich das vor dem Senat tun, oder auf dem Forum vor versammelter Menge. Alles andere hieße nur, dass verwerfliche Gerede weiter anzufachen.
    Und das will ich nicht, Quintus Claudius.“

  • Um die Gesundheit des Kaisers schien es schlechter bestellt als er zunächst angenommen hatte. Dies jedenfalls entnahm Lepidus aus der zurechtweisenden Antwort von Aelius Quarto.


    Lepidus in seinem jugendlichen Leichtsinn hatte sich bei der Frage nichts weiter gedacht. Wohl aber beim Inhalt jener. Vielleicht war Neugierde von Lepidus Seite auch der falsche Ausdruck gewesen. Auf jeden Fall schien er kräftig ins Fettnäpfchen getreten zu sein.


    Lepidus beschloss auf dieses Thema nicht weiter einzugehen und dies bei der Antwort des Aelius Quarto zu belassen.


    "Entschuldige Aelius Quarto, du wirst mir meine unpassende Frage hoffentlich nachsehen?"

  • Quarto machte eine beschwichtigende Geste.
    “Du bist noch jung und die Jugend trägt ihr Herz auf der Zunge. Ich verstehe das. Aber eine Antwort kann ich dir nicht geben.“


    Er machte eine Pause.
    “Also gut.“, sagte er dann. “Du wirst Tiberius Durus also die Zusage der Veneta übermitteln, ja?“

  • Aelius Quarto nahm Lepidus dieses kleine Missgeschick nicht übel und schob es auf die Jugend. Womit er dabei nicht ganz unrecht hatte.


    "Das werde ich tun Aelius Quarto. Gleich nach meinem Besuch bei dir, werde ich ihn aufsuchen und ihm Bericht erstatten."


    Lepidus machte eine kleine Künstlerpause und ging noch einmal alles durch, was er erledigen wollte.
    "Dann möchte ich deine Zeit auch nicht über Gebühr strapazieren. Ich werde mich jetzt mal wieder auf den Heimweg machen."

  • “Ich danke dir für deinen Besuch. Richte dem Senator Tiberius bitte meine herzlichen Grüße aus.“, sagte Aelius Quarto, während er sich erhob.
    Es folgten noch einige Worte des Abschieds, bevor er einen Sklaven rief, der den Gast nach draußen geleiten sollte.

  • Ganz aufgeregt erreicht Nakhti, der Sklave, dass leere atrium.
    Er führte zwei Männer herein, nämlich Caius Aelius Archias, einen Verwandten seines Herrn, und Kandander, Archias' Leibsklaven.
    Aelius Archias wirkte kränklich und blass. Eine kräftigende Hühnerbrühe sollte seine rumorenden Gedärme beruhigen.


    “Bitte, schon Platz ne'men, 'err.“, sagte Nakhti zu dem gräulich-blässlichen Archias.
    “Mein 'err Aelius Quarto gleich kommen wird.“, versicherte er und fügte noch hinzu: “Brü'e auch.“, bevor er davon eilte.

  • Katander, der Quarto von ihrem letzten Besuch in Rom noch gut in Erinnerung geblieben war, bugsierte seinen Herrn wie ein rohes Ei hin zu einer Liege und half ihm, sich zu setzen. Caius musste es wirklich arg gehen, befand er. Sonst hätte er sich niemals so bemuttern lassen, wie er das jetzt tat.
    »Danke«, sagte Katander zu seinem Mitsklaven und fragte sich, ob das wirklich so eine gute Idee war, jetzt in diesem Zustand bei Quarto vorstellig zu werden. Wenn er sich Caius ansah, konnte es durchaus sein, das jeden Moment eine zweite Schleimwelle ihren Weg nach draußen fand. Wie peinlich wäre das denn?
    »Nakhti holt den Senator. Du solltest dir Mühe geben, nicht gleich bei der Begrüßung auf seine toga zu kotzen«, instruierte der Sklave seinen grünlichen Herrn also leise. Caius nickte.
    »Geb mir Mühe«, erwiderte er.

  • Lucius Aelius Quarto kam herbeigeeilt. Er hatte alles stehen und liegen lassen und betrat das atrium, kaum dass sein Sklave es verlassen und ihm von Archias' Ankunft berichtet hatte.
    “Caius!“, rief er aus. “Wie schön!“


    Aber als er seinen Verwandten da liegen sah, blass und kränklich aussehend, da wich die Freude aus seinem Gesichtsausdruck und macht Besorgnis Platz.
    “Was ist dir?“, fragte er und wiederholte die Frage, auf Katander blickend: “Was ist mit ihm?“

  • Katander hatte gerade eben Zeit gehabt, seinen Herrn zu platzieren und kurz mit ihm zu rede, da kam Aelius Quarto schon herbei geeilt. Der Sklave hob erstaunt eine Augenbraue (er hatte Quarto irgendwie älter in Erinnerung gehabt) und trat sogleich beiseite, um dem herzlichen Willkommen nicht im Wege zu stehen und womöglich zwischen den beiden eingekeilt zu werden bei deren Umarmung. Caius, der natürlich auch mitbekommen hatte, dass Quarto schon anwesend war, rappelte sich ein wenig auf und zauberte ein schräges Lächeln auf sein grünblasses Gesicht. Eben schon wollte er etwas erwidern, da stockte Quarto, das Lächeln fiel ihm aus dem Gesicht und er fragte Katander, was mit ihm los sei. Sah er tatsächlich so schlimm aus. Katander warf ihm einen prüfenden Blick zu und entschied sich dann, für ihn zu sprechen.
    »Salve, Senator. Er ist seekrank. Keine Sorge für gewöhnlich gibt sich das nach ein paar Stunden auf festem Boden«, beschwichtigte er Quarto.
    »Salve, Lucius«, kam es da ein weig krächzend von Caius, der sich über seine eigene Stimme erschreckte und daher etwas perplex aus der Wäsche schaute. Aber nicht lang. Er räusperte sich.
    »Mir geht's gut«, schwindelte er, scheinbar guter Dinge, aber doch so knapp wie möglich.
    »Was macht die...« (er musste angestrengt schlucken) »...Familie?«
    Katander blickte alarmiert zwischen Quarto und Caius hin und her. Er würde doch nicht...? Er konnte doch sicherlich nicht...?

  • “Seekrank? Du meine Güte! Ich muss schon sagen, du hast mir aber einen gehörigen Schrecken eingejagd. Du siehst mehr als elend aus.“, sagte Quarto wenig einfühlsam.
    “Es ist wohl besser, ich frage nicht wie die Reise war. Aber gut das du jetzt da bist. Willkommen zuhause.“


    Nachdem er das hinzugefügt hatte, legte er sich selbst nieder.


    “Kannst du schon etwas essen? Oder zumindest trinken? Soll ich dir etwas bringen lassen? Einen verdünnten Wein, der den inneren Aufruhr wieder zu besänftigen vermag?“


    Quarto wusste nichts von der bestellten Hühnerbrühe.

  • Caius zog habherzig einen Mundwinkel hoch, als Quarto plötzlich erleichtert wirkte.
    »Danke. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut es tut, wieder zu Hause zu sein«, entgegnete er, auch wenn sein urprüngliches Zuhause ja in Ravenna lag. Eigentlich meinte er ja auch die Tatsache, nicht-schwankenden Boden unter sich zu haben, aber anders gesagt hörte es sich auch einfach besser an. Katander blieb in der Nähe, schwieg aber. Er war sich wohl bewusst, dass er nun, da sie zurück in der Reichshauptstadt waren, wieder weniger galt und weniger Rechte besaß als noch in Alexandrien.


    Auf die nette Frage des Senators hin schüttelte Caius nur mit dem Kopf.
    »Danke.«
    Als er auch einen Augenblick später nichts weiter sagte, machte Katander das zu seinem Projekt. :D
    »Ich habe Nakhti bereits um eine Schale warme Brühe gebeten«, merkte er also an und lächelte bezwingend.
    »Wie geht es dem kleinen Lucius? Ich habe ihm etwas aus Ägypten mitgebracht. Euch allen«, fuhr Caius dann in dem Bestreben fort, das Gespräch in Gang zu halten.


    Ganz allmählich ging es ihm besser. Er hatte zwar immer noch das Gefühl, sich selbst zu drehen, aber zumindest befand sich unter seiner Zunge kein Speicherreservoir mehr von bitterer Galle. Es tat gut, einfach still dazusitzen und die Welt auf sich wirken zu lassen.

  • “Lucius? Welcher 'kleine Lucius'?“, fragte Quarto rechtschaffen erstaunt, aber auch verunsichert.
    Sollte er diesen 'kleinen Lucius' vielleicht kennen? Lucius war schließlich ein häufiger Name – was Wunder, bei der geringen Auswahl römischer Vornamen! Quarto selbst hieß Lucius. Sollte Archias sich etwa einen derben Scherz mit ihm erlauben? 'Kleiner Lucius'?!? Also... nein... woher hätte er das wissen sollen...? Sie hatten nie zusammen gebadet oder den Abort geteilt.

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