Bei einem der besten Weinhändler

Auch ich musste breit grinsen und sah dem Wirt kurz nach. Dass er sich zur Begrüßung nicht vor Hungaricus auf den Boden geworfen hatte wunderte mich zunehmend.
Kopfschüttelnd sah ich zurück zu meinem Begleiter.

"Hast du eine Idee worauf?", erwiderte ich und drehte den Becher in meiner Hand.
Victor schien noch nicht ganz mitbekommen zu haben, dass er nicht verhungern würde und stand weiterhin wedelnd am Tisch.

Mit der flachen Hand schlug ich leicht gegen meine Stirn.

"Stimmt, alles andere wäre ja sinnlos."

So hörte ich auf, den Wein schwindlig zu drehen und hob seinen Behälter ein wenig in die Höhe.

Vicky, der schlaue Hund, wusste natürlich, dass da nichts zu fressen drin war und machte - soweit es ihm möglich war - ein enttäuschtes Gesicht.

"Also auf uns."

Ein, zwei Schluck Wein später stellte ich den Becher wieder ab, ohne mein Gegenüber, das mich nicht aus den Augen lies, meinerseits aus den Augen zu lassen.
Erst ein tiefes Brummen des Hundes lies mich wieder weg sehen.
'Nicht der ideale Begleiter für traute Zweisamkeit', dachte ich schmunzelnd, ehe ich mich wieder Hungi zuwandte.

"Was hat dich damals eigentlich aus deiner Heimat hierher gebracht? Was war der Grund dafür, dass du Savaria verlassen hast? Nur die Armee?", fragte ich nun.

Langsam fragte ich mich doch, warum er mich so durchdringend ansah.
Ein wenig unruhig rutschte ich kurz auf dem Stuhl herum, wich aber seinem Blick dennoch nicht aus und sah stur zurück. Wer einem Kommandeur standhalten konnte - auch wenn er mit ihm verwandt war - schaffte das auch bei einem zweiten.

"Ich könnte mir gar nicht vorstellen, woanders zu leben. Die zwei Jahre in Lugdunum waren zwar ganz schön, aber nicht zu vergleichen mit der urbs aeterna."

Hund Victor hatte kein Verständnis für das Spielchen von Frauchen und dem Mann, der irgendwie immer noch etwas von Katze an sich hatte und lies sich daher wieder auf den Boden nieder.

"Aber ich könnte dir hunderte Leute sagen, die Rom nie sehen wollen. Nehmen wir allein mal die ganzen Barbaren im Norden. Ich glaube nicht, dass die besonders großes interesse an unserer Stadt haben...gut, zum plündern vielleicht."

'Ha, gewonnen!', dachte ich mir und grinste fröhlich, als Hungaricus den Blick kurz abwendete.
Guter Hund Man sollte immer einen dabei haben.

"Landsitz...ja, vor allem im Sommer ist es hier ja unerträglich...aber ein echter Römer lässt sich davon auch nicht mehr schrecken."

Schmunzelnd nippte ich wieder am Wein, lies Hungi wieder nicht aus den Augen. Ich bezweifelte zwar, dass ich einen Senator nervös machen konnte, aber einen Versuch wars ja mal wert.

Bei der Vorstellung, wie der PP in einem Brunnen herumplanschte konnte ich mir nur schwer das Lachen verkneifen und so senkte ich schuldbewusst den Blick, damit er mein breites Grinsen nicht so sah.

"Wir haben zum Glück irgendwo in der Casa ein Schwimmbad...wenn ich mich richtig erinnere."

Und sofern es nicht trockengelegt wurde. Ich erinnerte mich, dass sich mal beinahe eine meine Schwestern ertränkt hatte...naja, aber sie wollte ja unbedingt Perlentaucher spielen

"Hast du eigentlich Geschwister?", fiel mir bei der Gelegenheit ein.

Die Musterung seinerseits entging mir nicht, auch wenn nun ich wieder dran war mit nervös werden.
Ein wenig unruhig begann ich wieder mit dem Becher herumzuhantieren.

"Tja, die Didier sind eine sehr fruchtbare Familie, ich habe noch zwei Brüder, zwei Schwestern und eine Zwillingsschwester.", antwortete ich und grinste beim Gedanken an Aemilia, die mir wie ein Ei dem anderen glich.
Prüfend sah ich zu Hungaricus. Irgendwie glaubte ich zu wissen, welche Gedanken ihm dabei kamen, dass ich eine Zwillingsschwester hatte

"Die meisten sind allerdings nicht hier in Rom. Im Moment sind wir zu dritt. Falco, mein Zwilling und ich."

"Eineiiger gehts nicht mehr. Ich würde ja sagen, ich stell sie dir vor, aber eigentlich brauchst du nur mich ansehen, dann hast du sie vor dir."

Mit verschmitztem Grinsen zwinkerte ich ihm zu. Jaja, die Gedanken sind frei...

"Ohje...da bin ich überfragt...eine ist noch in Alexandria, der Rest...naja, die tauchen auch irgendwann wieder auf."

Würde auch nciht weiter auffallen, die Casa war proppenvoll.
"Unsere Eltern hatten glaube ich eher oft Langeweile."

"Wie kommst du nur darauf?", fragte ich und setzte meine Unschuldsmiene auf.
Ohja...Lehrer, Eltern, Freunde...dass wir noch lebten war ein Wunder

"Oder beides. Vielleicht haben sie auch gehofft, das nächste Kind wird nicht so eine Enttäuschung wie das vorige."
Andererseits müsste sie das eher abgeschreckt haben. Vielleicht wurde ja auch ein Kind schlimmer als das nächste...

Ob des unerwarteten Kompliments spürte ich, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.
"Danke...", murmelte ich verlegen. "Sagen wir, mein Vater war meiner Mutter sicher nicht allzu sehr abgeneigt."

Guter Mann, perfektes Timing, dachte ich in Bezug auf Sabinus und fand ein Stück Selbstsicherheit wieder.
Ich klammerte mich an den Becher, nahm einen Schluck und betrachtete das gebrachte Essen.
Da ich ohnehin einen Bärenhunger hatte und das wirklich zu lecker aussah lies ich mich nicht zweimal bitten.

"Netter Mann.", sagte ich schmunzelnd und nickte zu Sabinus. Ich allerdings das Gefühl, Hungaricus hätte am liebsten den Wirt selbst auf einem Silbertablett mit Apfel im Mund serviert bekommen

"Hat er dich aus dem Konzept gebracht?", fragte ich nach seinem Seufzer und kam nicht umhin frech zu grinsen.

Edit: satzbau