[Officium] Comes Marcus Decimus Mattiacus

  • Ich lehnte mich zurück.


    "Gerne. Also wie gesagt, diese Priesterin entfernte das Siegel und begab sich in das Haus. Ich suchte natürlich sofort das Gespräch. Sie ließ sich jedoch nicht dazu bewegen, das Haus zu verlassen. Sie drohte mir einen priesterlichen Bann an, einen Fluch, wie immer man es nennen will. Sie behauptete, der Betrieb stehe unter dem Schutz ihres Kultes, dieser Societas, oder wie auch immer dieser Kult hieß, es ist mir entfallen..."

  • Mattiacus hörte sich die Ausführungen an.


    "Also, ihr seid dort hin, habt ordnungsgemäß eine Razzia durchgeführt und das Gebäude versiegelt. Diese Priesterin ist dann dort hin gekommen und hat das Siegel einfach entfernt. Dazu war sie nicht berechigt. Und um diesen Fluch brauchst du dich nicht zu kümmern. Die Götter sind mit denen die Recht tun."

  • Ich nickte mit dem Kopf, war unheimlich eloquent.


    "Um die Götter mache ich mir keine Sorge. Ich hatte dann Anweisung gegeben, sie aus dem Gebäude zu entfernen, tauchen urplötzlich ein Haufen Matrosen auf, keine Ahnung woher plötzlich unter dem Kommando eines was weiß ich, der in irgendeiner Beziehung zu dieser Priesterin gestanden haben musste. Man drohte mit Gewalt, um ein Haar wäre alles eskaliert..."


    Ich hoffte ich würde nichts durcheinander bringen.

  • "Die Männer zogen wieder ab. Ich ließ das Gebäude versiegeln und die Priesterin einen Häuserblock entfernen. Ich gab Befehl die Türe zu vernageln und zu versiegeln und ich stellte acht Mann der Stadtwache vor die Türe. Soweit so gut, dachte ich..."


    Ich neigte mich kurz nach vorne.


    "Hast Du vielleicht etwas zu trinken? Einen Becher Decima-Wein vielleicht? Meine Stimme trocknet aus..."

  • "Natürlich, verzeih, ich bin kein guter Gastgeber."


    Er winkte einen Bediensteten herbei und wies ihn an, Wein zu bringen. Nach einer Weile kam dieser mit einem Tablett, einer Karaffe Wein und zwei Gläsern wieder. Er füllte beide Gläser und gab eines an Balbus, das andere an Mattiacus. Dieser erhob sein Glas.


    "Hier für dich, ein guter Wein vom Gut meines Vaters Mercator."

  • "Ich danke Dir, Decimus."


    Ich nahm einen kräftigen Schluck.


    "Die Ruhe währte jedoch nur kurz. Die Priesterin tauchte wenig später erneut auf und entfernte das Siegel ein zweites mal. Meine Männer waren so überrascht von dem resoluten Vorgehen. Sie soll dabei behauptet haben, dass es sich nun um kein Postamt mehr handele, sondern um eine private Postbeförderungsstelle, und das alles geklärt wäre. In meinem Büro jedenfalls war bis dato niemand, und ich bezweifle, dass überhaupt jemand irgendetwas in irgendeinem Büro dieser Behörde zu korrigieren veranlasst hat. Wie auch immer, ich tauche natürlich an Ort und Stelle auf, da sitzt diese Priesterin auf ihrem Stuhl, mitten in der offenen Türe..."

  • "Das beruhigt mich."


    Und in der Tat, es beruhigte mich wirklich.


    "Jedenfalls, die Priesterin war tot. Sie muss auf dem Stuhl zwischen den Pfosten gestorben sein. Meine Männer hatten sie nicht angerührt, und sie war tot. Vor ihr stand eine andere Priesterin, keine Ahnung, wo die plötzlich herkam, ich jedenfalls hatte an dem Tag genug und ließ sie gewähren, bis sie die Tote aufgebahrt und weggeräumt hatten. Dann versiegelte ich die Türe erneut."

  • Mattiacus schaute ziemlich erstaunt.


    "Was sagst du da ? Sie war tot ? Du hast richtig gehandelt. Nur der Tod der Priesterin erscheint mir äußerst mysteriös. Deine Leute haben sie wirklich nicht angerührt ? Versteh mich nicht falsch, ich verdächtige sie nicht, aber ich muss das fragen."

  • "Sicher, keine Frage. Ich habe umgehend alle Wachmänner befragen lassen. Sie hatten sie nicht angerührt. Ich meine, wenn sie sie angerührt hätten, dann wäre das Siegel noch dran gewesen und sie hätte nicht zwischen den Pfosten gesessen."


    Ich musterte den Weinbecher nachdenklich.

  • "Äußerst befremdlich. Ich verstehe ja, dass die Priesterin aufgebracht war. Aber warum musste sie sich zwischen die Pfosten stellen. Schließlich sind wir keine Barbaren und man hätte das Problem hier vor mir klären können. Weiss man schon mehr über die Todesursache der Priesterin ?"

  • "Nein, die andere Priesterin hat die Tote mitgenommen und es mir untersagt, sie auch nur anzufassen. Sie drohte mit Bann und Flüchen, es war nicht mehr schön. Und deswegen bin ich auch hier..."


    Ich blickte ihn an.


    "Sie hat einen priesterlichen Bann auf mich und meine Familie ausgerufen, der für das ganze Imperium gelten soll. Dieser Bannspruch wird überall verbreitet. Ich empfinde das - mit Verlaub - als Hetze gegen einen Amtsträger des Imperators. Wiegelt sie damit nicht römische Bürger auf, gegen den Regionarius vorzugehen?"

  • "Nun, ein Bann kann schon eine üble Nachrede nach § 84 Cod Iur. sein. Du könntest jetzt drauf klagen, dass sie den Bann wieder aufhebt oder öffentlich widerruft.
    Ich bin aber der Meinung das die Götter einen solchen Bann nicht anerkennen werden, da du mit Recht gegen dieses Postamt vorgegangen bist und die Götter sind mit den Rechtschaffenden.
    Ich kann nur anbieten, den Streit zu schlichten und zu entscheiden."

  • Ich lehnte mich zurück und dachte nach.


    "Nun, wie auch immer, so stehen lassen kann man das nicht. Ich lasse mich ungern verleumden, und schon gar nicht, wenn ich mich an das geltende Gesetz und Recht gehalten habe. Was mich dabei jedoch ebenfalls verunsichert, dass dieser Kult zu dem sie sich zählte, alle Mitglieder wahnsinnig zu machen scheint. Erst diese Priesterin, dann plötzlich ein Gubernator inklusive einer ganzen Schiffsbesatzung, ein Medicus der Legion, dann die andere Priesterin, keine Ahnung was da vor sich ging, doch diese Geschlossenheit überraschte mich. Verstehst Du was ich meine? Es geht da nicht mit rechten Dingen zu. Kulte sind schön und gut, aber da läuft gehörig was schief..."

  • "Mhm, ich verstehe. Das Verhalten und die Organisation dieses Kultes ist mir auch nicht klar. Vielleicht sollten wir ein Auge auf ihn werfen. Aber solange sie sich ruhig verhalten und keine Straftaten begehen, sind auch mir die Hände gebunden. Wie ich gehört habe, berät der Senat gerade über eine Reform des Codex religiosus. Wenn dieser novelliert wird, können wir weitersehen."

  • Ich lehnte mich wieder zurück.


    "Gut, dass in Rom mal endlich was gemacht wird. Es sind zum Teil unzumutbare Zustände. Wenn ich daran denke, ich handele im Auftrag des Imperators, und kriege fast Ärger mit einem Gubernator... Man wirft mir vor, ich würde die Gesetze brechen... "


    Er leerte den Becher.


    "Ich frage mich manchmal, bin ich hier der Justiz- und Polizeichef dieser Region, oder bin ich es nicht? Diese Kultleute jedenfalls tun so, als ob sie über dem Gesetz stehen würden, beziehungsweise, als ob sie die Gesetze deffinieren wollten. Äusserst bedenklich. Ich werde es jedenfalls beobachten lassen. Seit diesem Kult um diesen Zimmermann aus Nazareth, haben wir nicht mehr so viel Ärger gehabt, daher sage ich, dass wir besser gleich aufpassen."

  • "Tu, was du für richtig hälst. Nur denk daran, solange sie sich loyal zum Imperator verhalten, können wir nichts machen. Die Sache sollte vielleicht mal dem Rex sacrorum oder einem Pontifex mitgeteilt werden. Sie sind für den cultus deorum zuständig."

  • "Ja, Du hast sicher Recht."


    Ich stellte den Becher auf den Tisch.


    "Ein letztes noch, bevor ich gehe. Heute Morgen kamen mir Gerüchte zu Ohren, beziehunsgweise man hatte sich beschwert, dass Anstand und Sitte im Stadtbad nicht geachtet würde. Es hieß Frauen und Männer würden zusammen baden und die Dampfräume besuchen. Ich machte mich auf den Weg, als ich jedoch eintraf, war alles in bester Ordnung. Wie auch immer, wir sollten dennoch in Zukunft darauf achten, dass die Trennungen beachtet werden. Es wäre für den Ruf von Tarraco besser..."

  • Mattiacus konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.


    "Stimmt, die Tugend der Stadt soll nicht gefährdet werden. Die Aufseher sollten darauf achten, dass die Badevorschriften beachtet werden."

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