• Auch Valerian war froh, daß sich das Gespräch nicht nur um Gefangenenlisten und Kerkerausstattung oder die Einzelheiten der Bewachung drehte. Staunend hörte er mit an, was für einen bewegten Lebenslauf der Flavier schon hinter sich hatte. "Klingt nach einem Soldaten mit Leib und Seele. Und nun hat es Dich in die Politik verschlagen? Puh, das könnte ich nicht." Diese Intrigenspiele waren ja nett mit anzuschauen. Aber mitspielen? Nein, danke. Da zog Valerian einen ordentlichen Kampf deutlich vor.


    "Petronius Crispus? Ja, sicher kenne ich ihn. Unter ihm als Centurio habe ich meine Ausbildung begonnen. Ein ziemlich harter Knochen, aber durchaus gerecht. Ja, die Secunda ist eine sehr gute Truppe. Und für etwas anderes als die Praetorianer hätte ich sie auch nie verlassen."

  • Das könnte er nicht? Das erntete bei Marcus ein bitteres Schnauben, selbst wenn es sehr dezent war. Denn im Grunde fühlte sich Marcus auch fehl am Platz und genauso geschickt auf dem Parkour der Politik wie eine Schildkröte, die auf ihren Panzer gedreht wurde. Aber was sollte man machen, wenn die Parzen und dann auch noch die Familie es nicht so mit einem meinten, wie man es doch als Passion entdeckt hatte? Früher hätte Marcus das auch nicht gedacht, doch in seiner Zeit als Soldat hatte er fest gestellt, daß genau jene Tätigkeit ihm gut lag, insbesondere das Kommandieren einer Zenturie.
    „Was tut man nicht alles für die Familie, hm?“
    , murmelte Marcus leise und schritt stringent an der Seite des Quintiliers, während er dessen weitere Antwort lauschte.
    „Ach, wirklich? Die Welt ist klein, wahrlich! Ja...ja, ich hab auch wirklich viel Gutes von der Truppe gehört. Und wie ist es so bei den Prätorianern? Ist die Arbeit sehr unterschiedlich von der Legion?“

  • Das klang ja wirklich nicht sonderlich begeistert. Also tat er dies für die Familie und nicht für sich? Zwar war das auch ein guter Grund, die Familie war wichtig, vielleicht das wichtigste überhaupt. Aber war der Preis nicht vielleicht doch zu hoch? Valerian wußte genau, er könnte in der Politik nichts werden. Er war eben Soldat.


    "Ja, die Arbeit ist sogar sehr unterschiedlich. Selbst Wache stehen ist bei den Praetorianern nicht das gleiche wie bei der Legion. Wir haben viel mit den höchsten Persönlichkeiten des Imperiums zu tun. Und mit denen ist oft nicht gut Kirschen essen. Viel spannender sind allerdings Ermittlungen... Auch das Training unterscheidet sich. Wir haben eben andere Schwerpunkte."

  • So manch eine Möchtegern-Persönlichkeit hatte sich auch immer wieder am Tor bei den CUlern gemeldet und auch, da sie sich mit den Prätorianern das Lager teilten, kam es nicht umhin, daß die eine Einheit auch die Angelegenheiten der Anderen mitbekam. So war das nun mal und so hatte Marcus auch die eine oder andere prachtvolle Sänfte vorbei gleiten sehen, wobei es ihn nie sonderlich beeindruckt hatte, wenn man in Baiae und als Patrizier aufwuchs, dann war man eine solche Gesellschaft einfach gewöhnt, im Gegensatz zu einem Soldaten, der seine Kindheit womöglich auf dem Land verbracht hatte und am Ende bei der Stadtwache gelandet war. Marcus nickte langsam, auch auf die andere Antwort des Quintiliers hin. Ermittlungen? Marcus zauderte einen Moment, denn die Ermittlungen der Prätorianer waren wirklich nicht immer blütenrein zu nennen, insbesondere wenn die Untersuchung gegen einen offensichtlich Unschuldigen ging, mit dem Ziel, die politisch unliebsame Person zu entfernen. Etwas, worauf seine Vorfahren desöfteren zurück gegriffen haben und sich dadurch einige Feinde gemacht hatten.
    „Ah ja...hm, natürlich sind solche Dinge...ähm...interessanter.“
    Mittlerweile erreichten sie auch den Zellblock und Marcus sah sich interessiert um, denn ein wenig Sensationslust verspürte er durchaus; womöglich war ja sogar ein römisch-bekanntes Gesicht hier inhaftiert.
    „Sind die Zellen momentan alle belegt?“

  • Hm, eigentlich hätte Valerian erwartet, daß sich Aristides besonders für die Ermittlungsarbeiten interessierte. Aber dem schien ja eher nicht so zu sein. Nagut, die Flavier waren natürlich immer mal wieder im Blickfeld der Praetorianer gewesen, doch zumindest in den letzten Jahren auch nicht mehr als andere hochstehende Familien auch. Und daß diese immer gut beobachtet wurden, war doch wohl verständlich. Immerhin waren sie am ehesten daran interessiert, die herrschende Familie abzulösen.


    Sie hatten die Zellen erreicht. Und Valerian lachte. "Zum Glück haben wir im Moment kaum Hochverräter in Rom. Nicht mal ein Drittel der Zellen sind belegt. Du kannst gerne mal in die Zellen schauen, wenn Du möchtest." Zur Zeit gab es keinen Gefangenen, der als streng geheim eingestuft wäre.

  • Ein wenig enttäuscht war Marcus dann schon, denn schließlich war er wirklich nicht frei von Sensationslust, so lange es nicht seine Familie oder Freunde betraf, aber Marcus war auch kein Mann der großen Häme, weswegen er anderen Menschen, die er nicht haßte – und dazu gehörten wirklich sehr wenige Menschen und die mußten sich schon einiges geleistet haben – nicht solche schlimmen Dinge im Leben wünschte. Seine Augen streiften über die Zelltüren, die mit schweren Riegeln verschloßen waren und hinter denen Unglückselige ein ganzes Leben lang fern von Tageslicht und nur den Ratten und Prätorianerwärtern als Gesellschaft ihr Leben fristen mußten, sofern sie nicht hingerichtet wurden. Fast könnte er meinen, die Schreie der Vergangenheit zu hören. Wieviele Menschen waren hier schon durchgeschleift worden, weil einer der durchgedrehten Kaiser ihrer Wut freien Lauf ließ und war da nicht ein Funken von dieser Grausamkeit auch an die Flavier vererbt worden? Trug nicht auch Marcus dieses Blut in sich? Ehe Marcus überhaupt den Ansatz der Gedanken nach verfolgen konnte und mit der möglichen Schuld seiner eigenen Familie, riß er sich aus diesem Echo alter Zeiten heraus und nickte.
    „Ja, ich würde gerne einen Blick hinein werfen. Aber ich bin froh zu hören, daß es in Rom doch zur Zeit so ruhig ist und die Römer alle friedlich. Warst Du eigentlich schon bei den Prätorianern, als unser neuer Kaiser Rom erreichte und das Erbe seines Vaters annahm?“

  • Valerian hatte das Gefühl, daß der Flavier in sehr ernste Gedanken versunken war. Gerne hätte er gewußt, was hinter der Stirn des Mannes vor sich ging. Er selbst war schon so sehr an den Anblck des Carcers gewöhnt, daß er sich fragte, was ein Besucher wohl denken mochte. Andererseits war ein anderer Teil des Carcers von den Cohortes Urbanae genutzt und diesen Teil kannte Aristides doch vermutlich. Da sah es ja auch nicht viel anders aus als hier.


    "Ja, ich gehörte zu den Männern, die ihn nach Rom hinein geleiteten. Damals war ich allerdings noch einfacher Miles." Er erinnerte sich gut an diesen sonnigen Tag. Und daran, wie krank der Kaiser ausgesehen hatte. An letzterem hatte sich leider kaum etwas geändert. Trotz des Opfers, das Valerian damals gebracht hatte für die Gesundheit des Kaisers. Und trotz des Versprechens, ein noch größeres Opfer zu bringen, wenn der Kaiser gesunden würde.


    Mit sicheren Handgriffen öffnete Valerian eine Zellentür. Der Gefangene kauerte auf seinem Strohsack und schaute mißtrauisch auf. Vermutlich erwartete er, zu einer Befragung abgeholt zu werden.

  • Wirre und unsichere Tage waren es stetsfort, wenn ein neuer Kaiser in die Stadt kam, wenn ein neuer Mann die Macht über ein riesiges Imperium ergriff, nachdem doch so viele Hände lechzten und viele Einflußreiche sich darum streiten würden, die Oberhoheit darüber zu haben. Es wunderte Marcus dann doch, daß es relativ friedlich und im Einvernehmen - scheinbar - der Meisten war, daß der jetzige Kaiser die Nachfolge seines Adoptivvaters angetreten war. Vieles war wieder wie früher und einiges doch so viel anders, Marcus war dem früheren Kaiser aus ehrlicher Überzeugung treu und loyal gewesen, wurde von ihm einst schwer beeindruckt, und zu dem neuen Kaiser, den man fast nie sah, hegte er nur das Pflichtgefühl, was man wohl als Römer haben sollte und als ehemaliger Soldat.
    "Gab es damals Aufständige oder Unruhestifter gegen den neuen Kaiser?"
    , fragte Marcus in Gedanken daran, daß er die wirkliche Machtübernahme nicht erlebt hatte, war er doch damals noch bei der Prima gewesen. Einen Blick um sich werfend, folgte er dem optio in die Zelle hinein, musterte das dunkle Interieur und natürlich ganz besonders den Gefangenen. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, wandte er seinen Kopf wieder zu dem Quintilier.
    "Wessen hat sich der Mann schuldig gemacht?"

  • Valerian schüttelte den Kopf. "Zumindest nichts wirklich ernstzunehmendes. Die Sicherheitsvorkehrungen waren allerdings sehr gründlich gewesen. Es gab ein paar Leute, die lauthals ihre Meinung kund taten, doch die wurden zum Teil sogar von der Menge zum Schweigen gebracht. Ansonsten haben die Corhortes Urbanae genauso wie wir für Ordnung gesorgt. Der Kaiser konnte die Stadt unbehelligt betreten. Überhaupt war die Stimmung Valerianus gegenüber eigentlich sehr positiv." Und er selbst war sehr stolz darauf gewesen, daß er ihn hatte begleiten dürfen. Auch wenn er ziemlich weit weg vom Kaiser marschiert war.


    Der Vigintivir sah sich in der Zelle gründlich um. Dabei gab es hier wirklich nicht viel zu sehen. Abgesehen von den unzähligen Nachrichten und Kritzeleien, die Gefangene an den Steinwänden hinterlassen hatten. Die waren teilweise sogar sehr interessant. "Dieser hier ist der Meinung, daß der Kaiser zu schwach und zu krank ist, um das Reich zu regieren. Und nicht nur das, er wiegelt die Leute auf, schon mal gegen Beamte zu rebellieren. Er und seine sauberen Freunde. Sie haben ganz eigene und .... ungewöhnliche Ideen dazu, wie Rom zu regieren ist. Das meiste davon hat etwas damit zu tun, ehrbaren Menschen ihr Hab und Gut abzunehmen." Sein Blick lag kühl auf dem Mann, der sich sichtlich eine scharfe Bemerkung verbiß. Besser war das.

  • Oh ja, Marcus konnte es sich gut vorstellen, wie einige Querköpfe in der Menge von selbiger gelyncht wurden. Der alte Kaiser war sehr beliebt gewesen und das Volk hatte ihn doch schon zu Lebzeiten wie einen Gott angebetet, und es war der Wille des Kaisers gewesen, daß sein Adoptivsohn sein Nachfolger wurde. Selbst wenn dieser eher ein schwacher und selten anwesender Regent war, wie man hin und wieder hörte, und zu der Meinung selbst Marcus mittlerweile gekommen war. Aber dennoch, er war der Kaiser, und Marcus in dieser Hinsicht wohl doch zu simpel gestrickt, um deswegen zu glauben, daß der Kaiser nicht mehr Kaiser sein sollte, nur weil er ständig mit dem Tod kämpfte. Der frühere Kaiser wird sich schließlich dabei etwas gedacht haben und solange der Frieden gesichert war, war es für Marcus gut. So einfach war es für den Patrizier.
    „Das ist gut, schließlich war es schon ein Schock genug für uns, den Tod des Kaisers hin nehmen zu müssen. Tragisch das Ganze damals.“
    Daß ausgerechnet die Pfeile den Kaiser zu treffen vermochten, damit hatte Marcus niemals gerechnet, hatte an dem Tag davon jedoch nichts mitbekommen, beziehungsweise in der Schlacht, als sie vorne kämpften und mit Mühe und Not versuchten, eine ganze Legion vor dem sicheren Tod zu retten und sich durch eine Pechfeuerwand zu kämpfen. Marcus blinzelte, als der rote Schein in seinem inneren Auge vorbei blitzte und versuchte noch im Keim die Erinnerungen zu ersticken, von denen er immer noch träumte, besonders die Todesschreie hunderter Männer direkt neben ihnen und doch waren sie verdammt, dem Gemetzel nur zu sehen.


    Darum war es ihm natürlich nicht unrecht, daß der Mann, dieser gefangene Querulant, seine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Und oha, ungewöhnliche Ideen? Sofort wurde Marcus' Neugier geweckt. Er hatte immer mit Freude den Idioten und Irren auf dem forum romanum gelauscht, dabei wie im Theater etwas zu sich nehmend und sich deutlich prächtiger amüsierend, als während der gehobenen Vorstellung einer Komödie. Frag ich? Nein...oder doch? Marcus wippte einige Atemzüge auf seinen Zehenballen auf und ab, dann hielt er es nicht aus.
    „Ungewöhnliche Ideen? Tatsächlich...was...ähm...meint er denn?“





  • Valerian schaute zu dem Flavier herüber. "Ich muß zugeben, daß ich nicht ganz unglücklich bin, erst später zu den Praetorianern gekommen zu sein. Und daß ich nicht mit dort war." Jeder der Kameraden, die dabei waren, fragte sich, ob er nicht doch etwas hätte tun können. Das war natürlich Unsinn. Jeder hatte das getan, was er tun konnte. Es war ein großes Unglück, daß der Kaiser von einem Pfeil getroffen worden war. Aber so war eben der Krieg. Nichts konnte einen Menschen wirklich schützen, wenn er sich in einem Kriegsgebiet befand.


    "Oh, es geht ihm vor allem darum, alle Reichen zu enteignen. Er findet, alles sollte allen gehören und jeder sich nehmen dürfen, was er zu brauchen meint." Valerian zuckte die Schultern. Als ob so etwas je funktionieren könnte. "Ein paar Namen konnten wir ihm schon entlocken. Und den Rest erfahren wir auch noch. - So, damit er sich nicht zu wichtig fühlt, sollten wir ihn nun verlassen." Er führte Aristides wieder auf den Gang und schloß die Zellentür gründlich. "Möchtest Du noch etwas sehen?" Eigentlich gab es nichts weiter, aber er wollte natürlich nicht den Eindruck erwecken, sie hätten etwas zu verbergen.

  • Oh ja, welcher Soldat war nicht froh gewesen, daß er nicht die Stelle der Prätorianer eingenommen hatte. Doch Marcus wußte nicht, was mit den Männern der damaligen Leibwache geschehen war. Wurden sie unehrenhaft entlaßen? Verschwanden sie in schwarzen Kellerlöchern oder taten sie heute immer noch ihren Dienst, selbst wenn immer der Makel auf ihrer Akte lasten würde? Oder vielleicht gab es gar keinen solchen? Und womöglich der neue Kaiser nicht ganz unfroh, doch noch seine Chance zum Regieren zu erhalten, ehe auch er, weit früher als sein Adoptivvater, vom Gott des Todes geholt wurde? Das waren alles kurze Gedankenfetzen, die Marcus durch den Kopf schoßen, ehe er langsam nickte auf die Worte des Quintiliers.
    „Ja, ich wollte nicht mit den Männern damals tauschen...“
    Allerdings hätte er durchaus mit einigen anderen Männern tauschen wollen, nämlich denen, die nicht in Parthien waren.
    „...aber auch nicht mit der zehnten Legion an diesem Tag, wenige von ihnen haben den Angriff überlebt und sind mit ihrem Kaiser gestorben.“
    Marcus schüttelte noch mal den Kopf, um eigentlich jene düsteren Erinnerungen zu vertreiben und starrte auf den Mann vor sich. Seine Mundwinkel hoben sich ganz langsam an und seine Schultern zuckten marginal. Alle Reiche enteignen? Und was dann? Das Vermögen etwa unter die Armen verteilen? Dann wären die Sesterzen im Nu davon geschmolzen und Rom eine arme Provinz wie Dakien. Er schüttelte abfällig den Kopf.
    „Menschen und ihre verrückten Ideen. Als ob man in so einer Welt leben könnte.“
    Marcus war zwar nicht reich, nicht wie manch einer in Rom, aber eben auch nicht unvermögend, wahrscheinlich fehlte ihm deswegen jegliches Talent sich in die Welt der ärmeren Bevölkerung zu denken. Marcus sah sich in den Zellentrakten um und hatte keine Ahnung, was noch zu Betrachten war. Geheime Räume, wo politische Insassen verhört wurden. Archive, wo die Listen derjenige waren, die bald in die Dunkelheit verschleppt wurden und nie wieder zu ihren Familien zurück kehrten? Solche Dinge hätte Marcus sicherlich interessiert, aber er war sich sicher, daß selbst jener freundliche Prätorianeroffizier die Tür zu den Geheimnissen nicht einen winzigen Spalt öffnen würde und sich darüber aus schwieg, also versuchte der Patrizier es erst gar nicht.
    „Wenn wir hier unten alles wichtige gesehen habe, wohl eher nicht.“




  • Valerian nickte mit düsterer Miene. "Das war ein wahrhaft schwarzer Tag für Rom. Umso bewundernswerter all jene, die ihn überlebt und den Kaiser zurück nach Rom gebracht haben. Zu der Zeit war ich in Germanien. Und Du kannst Dir sicher vorstellen, wie schleppend die Nachrichten über die Geschehnisse in Parthien dort anlangten. Wir fühlten uns, als würden wir auf Kohlen sitzen." Wobei man nicht sagen konnte, daß sie tatenlos geblieben waren in der Zeit. Germanien war nun einmal ein Unruheherd und würde es wohl auch immer bleiben.


    "Ja, Spinner allesamt. Anstatt sich eine ordentliche Arbeit zu suchen und durch Fleiß zu Wohlstand zu kommen, verschwenden sie ihre Energie darauf, andere gegen den Staat aufzuwiegeln und anderen ihre Reichtümer abzunehmen. Überflüssiges Pack ist das." Valerian hoffte, daß sie bald alle von dieser Spinnergruppe hatten.


    "Also, wenn Du kein besonderes Interesse an den Kloaken hast, wüßte ich nicht, was noch interessant sein könnte für Dich." Da er nicht davon ausging, lenkte er seine Schritte bereits zum Ausgang, um den Vigintivir zum Tor zurückzuführen.

  • Ein marginal bitterer Zug schlich sich in Marcus Gesicht, ja, sie hatten den Kaiser zurück gebracht, aber in einer Urne und als Asche, nicht lebendig, damit er weiter hier herrschen konnte – jetzt war sein Adoptivsohn der Kaiser und seine Hand bei weitem nicht so stark wie die seines Vaters, doch wohin sie das noch führen würde, würden sie erst später erleben, hoffentlich nicht in derartige Bügerkriege wie vor einigen Jahrzehnten. Marcus nickte knapp als Antwort.
    „Ja, bittere Tage für uns alle, doch die Götter werden schon gewußt haben, warum sie es so voll führten und warum die Parzen unser Schicksal so spinnen sollten.“
    Ein leises Brummen als Bestätigung.
    „Solche Spinner werden wohl nie aussterben. Nun ja, da es meist arme Wichte sind, droht von ihnen auch keine große Gefahr.“
    Gleich darauf zeigte sich ein breites Lächeln bei Marcus.
    „Man sagt ja schon der cloaca maxima viel nach, wer weiß, was sich bei den Prätorianern alles findet? Aber nein, die Cloacen überlasse ich doch lieber meinem Aedilskollegen, der sich damit herum schlagen darf. Ich denke, es reicht auch, was ich hier gesehen habe. Ich danke Dir, optio*, daß Du mir die Zellen gezeigt hast.“
    , meinte Marcus ehe er ihm wieder in Richtung des Tores folgte. Dort nickte er ihm noch mal freundlich zu.
    „Dann viel Erfolg bei den Prätorianern und Deinem weiterem Lebensweg, optio Quntilius, und vale bene!“
    Erst dann wandte sich Marcus ab, um die castra zu verlaßen, in der er auch einige Zeit als centurio gedient hatte.




    *SimOff: Zu der Spielzeit war das noch der Fall ^^




  • Unter den gestrengen Blicken der Wachen hatten Valerian und Piso einige schwere, eisenbeschlagene Türen durchschritten, ehe sie den eigentlichen Zellenbereich erreichten. "Es ist schon eine ziemliche Zeit her, daß ich einen Verwandten von Dir hier durchführte. Flavius Aristides. Er hat danach nicht wieder kandidiert, oder?" Dabei hatte der Mann einen durchaus kompetenten Eindruck auf ihn gemacht.

  • Die Zellen hier waren um einiges strenger bewacht als die bei den Vigiles. Schließlich gab es hier gleich mehrere Tore zur Sicherheit, dachte er sich, als er, alles genau anschauend, herumblickte, während er Valerian brav folgte. Der Centurio sprach etwas an, was Piso zum Lächeln brachte. „Ach, ja, Marcus.“ Er dachte noch immer mit Wohlwollen an seinen Vetter. „Ja, er war Tresvir Capitalis. Wie ich jetzt. Er lebt jetzt mit seiner Frau und seinem Sohn in Baiae, glücklicher offenbar, als er es in der Politik gewesen war.“ Das war auch der Grund, wieso er seine politische Karriere nicht weiter verfolgt hatte.
    Der Flavier schweifte mit seinem Blick um sich. „Angenehme Räumlichkeiten sind das ja nicht.“ Nicht, icht, icht. Er hörte das eigene Echo von den Zellenräumen widerschallen. Pfui Grausen, und das tat man ihm an. Aber er hatte es ja so wollen, er musste da durch. Vorsichtig setzte er seine Schritte, damit er nicht in irgendeinen unappetitlichen Quatsch hineinstieg.
    „Sind andere Zeiten also... besser, was Gefangene angeht?“, fragte er, und lugte in eine fürchterlich verschmuddelte Kerkerzelle hinein. Irgendwie so absurd hässlich war es da drinnen, dass es wieder ansprechend war.
    "Und, Centurio Quintilius, gibt es eigentlich eine Art Kerkermeister, beziehungsweise jemanden, der speziell dazu da ist, um auf die Gefangenen aufzupassen?"

  • "Baiae? Da hat er es ja wirklich nicht schlecht getroffen. Wer würde nicht gerne dort leben?" Valerian grinste, irgendwie fand er ja, das das eher ein Wohnort für alle Leute war. Aber da wollte er sich lieber kein Urteil erlauben, er kannte den Flavier ja nicht wirklich. Und in Baiae war er selbst zugegebenermaßen auch noch nicht gewesen.


    "Nein, angenehm sind sie nicht. Das sollen sie auch nicht sein. Möchtest Du eine Zelle betreten?" Valerian schloß eine der Türen auf und deutete einladend hinein. "Nunja, im Sommer haben wir mehr Gäste. Wenn mehr große Feste in der Stadt stattfinden, wird auch mehr getan, um das Volk aufzuwiegeln. Außerdem bleibt ja nie jemand sonderlich lange hier." Er zuckte mit den Schultern. "Wie Du Dir denken kannst, ist der Wachdienst hier nicht sonderlich beliebt. Meistens sind Männer zur Strafe hier eingeteilt, es ist abschreckender als Latrinenputzdienst."

  • Piso lächelte ein wenig. “Nein, er hat es wahrhaftig nicht schlecht erwischt. Baiae ist sehr schön. Nur leider ein Kaff, in dem man keine Karriere machen kann.“ Fast bedauerlich, könnte man sagen – doch Piso lebte gerne in Rom. Ihn trieb so schnell nichts heraus aus der ewigen Stadt.
    Er nickte nur knapp zu Valerians Worten. “Aber ordentlich versorgt werden sie schon, oder?“ Nicht, dass ihm das Schicksal von den kriminellen Teilen der Gesellschaft interessierte, aber es war seine Aufgabe, solche Fragen zu fragen.
    Ob er gerne in eine Zelle gehen würde? Ein ästhetischer Anblick wäre das unter Garantie nicht. Aber man konnte trotzdem einmal schauen. Was konnte man schon verlieren, wenn man so etwas sah?
    “Ja, ich würde mir sehr gerne solch eine Zelle anschauen.“ Er war ja schon gespannt, welche Valerian für ihn auswählen würde. Aber da war ja schon eine.
    Er trat ein und ließ derweil die anderen Worte des Quintiliers auf sich einplätschern. “Das kann ich mir durchaus vorstellen...“ Er blickte sich ein wenig um, Klammheit zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. “ Es ist direktgehend unheimlich... die absolute und komplett Absenz jeglicher Ästhetik hier unten... ein furchterregender Ort... nichts könnte Verbrecher besser zurückschrecken.“ Es schüttelte ihn fast schon.

  • "Aber natürlich werden sie ordentlich versorgt. Sie bekommen täglich etwas zu essen und Wasser. Und im Winter werden sogar Decken ausgegeben. Wie Du siehst, besser als so manches Gasthaus." Valerian lachte, denn manche Gasthäuser waren tatsächlich schlimmere Löcher als diese Zellen. So kam es ihm zumindest manchmal vor.


    Belustigt schaute er zu, wie Piso eine Zelle betrat. Es war schon merkwürdig, was für eine Faszination die Zellen auf die Tresviri ausübten. "Diese Umgebung soll die Täter mürbe machen. Meistens wissen sie eine Menge Dinge, die wichtig für uns sind. Da ist diese Atmosphäre sehr förderlich. Ist es eigentlich so, wie Du erwartet hast? Oder hast Du etwas anderes erwartet?"

  • “Ah ja. Das klingt ja schon gut. Und ich pflichte dir bei... manche von den Gasthäusern, die man heutzutage anfindet, sind ganz üble Schabracken. Ich sage dir, Mogontiacum ist da besonders schlimm... dagegen ist ja Argentorate eine unglaublich noble Stadt.“ Er war nicht lange in Mogontiacum geblieben damals, hatte es ihn doch so hässlich gedeucht. “Wie lange dauert es bei euch normalerweise, bis den Gefangenen der Prozess gemacht wird?“ Seit Consul Tiberius war ja die Gefängnisstrafe keine Strafe per se mehr, sondern viel mehr nur ein Durchgangslager.
    Und ja, die Zelle machte ziemlichen Eindruck auf ihn. Von einer Warte der Ästhetik aus gesehen war dies definitives Wüstland. Anstelle dessen, wo Zeit und Raum sein sollten, eine große Null (na ja, Piso kannte die Null ja nicht, aber trotzdem). “Also eine Vorstufe zu Folter. Kann ich mir vorstellen. Verstehe.“ Er traute es den Prätorianern auch zu, dass sie diese Stufe überschritten und hin zur echten Folter auch strebten.
    “Nein, etwas anderes habe ich mir nicht erwartet, auch nicht erwarten können. Aber so wenig ästhetisch... unglaublich...“ Er trat endlich aus der Zelle hervor. “Alleine schon dieser Zellen wegen ist es wert, gesetzestreu zu leben.“

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