Auf dem Capitol herrschte schon seit dem frühen Morgen reger Betrieb an diesem herrlichen Frühlingstag und eine emsige Schar von Tempeldienern schmückte den Platz rund um den Altar des Liber und der Libera für den heutigen festlichen Anlass.
Zahlreiche junge Männer waren ebenfalls bereits unterwegs, begleitet von ihren Vätern, von denen sie am Morgen die Toga Virilis überreicht bekommen hatten, das Zeichen der Volljährigkeit. Nach einer kleinen privaten Zeremonie am heimischen Lararium kamen sie nun auf dem Capitol zusammen, um dem offiziellen Auftritt des Pontifex Maximus beizuwohnen.
Im festlichen Opfergewand und begleitet von einigen hohen Priestern betrat dieser langsam schreitend den Platz und umrundete den Altar. Der Pontifex Maximus trat wieder in die Mitte das Platzes, rief die Götter an und gebot den Zuschauern zu schweigen, denn jeder ungebührliche Laut hätte die Zeremonie ungültig werden lassen. Die Priester zogen ihre Tuniken über das Haupt und führten die rituelle Waschung durch. Dann traten die Opferdiener neben sie und reichten ihnen die nötigen Gerätschaften für die Opferungen. Schweigend und völlig fasziniert von den andächtigen und dennoch routinierten Handgriffen der Priester verfolgten die jungen Männer im Publikum das Geschehen am Altar und waren sich ganz sicher, jetzt den Segen der Götter für ihr Erwachsenendasein zu haben.
Nach der Zeremonie gingen die Teilnehmer zum weniger formalen Teil über und machten sich in kleinen Gruppen auf den Weg zu den fröhlichen Gelagen zu Ehren des Liber und auch des Bacchus.