Schwerer Weg

  • Schweren Herzens hatte ich mich auf den Weg hierher gemacht. Nun stand ich vor den Toren der Castra und blickte nochmal zu Gabriel, der mit mir gekommen war.
    'Also los, brings hinter dich', dachte ich, atmete nochmal tief durch und stapfte mit undurchdringlicher Miene zur Torwache.
    "Salve!", grüßte ich den Miles. "Didia Aelia wünscht deinen Kommandeur zu sprechen."

  • Gabriel stand halb hinter Aelia und betrachtete das Haus der Stadtwachen.
    Er hielt den Brief von Falko in der Hand und war den Weg bis hier her für seine Verhältnisse recht schweigsam gewesen.
    Und dann, als sie so warteten, fragte er schliesslich:
    »Du bist Falcos Schwester?« Hatte ihm das sein Herr gesagt, oder sah er eine gewisse Ähnlichkeit.? Er wusste es nicht mehr. Aber er grinste fröhlich.

  • Während der Soldat zu überlegen schien, ob Damenbesuch, der nicht käuflich war, eingelassen werden durfte drehte ich mich zu Falcos Sklaven.
    "Ja, Didia Aelia.", erwiderte ich. Grinsend dachte ich an meine Zwillingsschwester Aemilia. Wir würden wohl in Zukunft für einige Verwirrung im Haus sorgen.
    "Wo kommst du eigentlich her?"

  • »Eigentlich aus Jerusalem, aber die letzte Zeit habe ich in Damascus verbracht.«
    antwortete Gabriel und lächelte nun einmal nicht so feist, denn er freute sich über dieses Interesse.
    Er blickte die Frau vor sich an. Sie war sehr reizend, aber auch sie hatte so ein bisschen was von den hohen Herrschaften, die er so kannte, wenn auch nicht lange. Aber er wollte ihr eine Chance geben.

  • "Sicher schön da...", murmelte ich und erinnerte mich, dass ja ein "Held" unserer Familie bei einer Schlacht bei Jerusalem gefallen war.
    Familienintern war er allerdings weniger der Held, mehr der Dummkopf, weil er sich so weit vor gewagt hatte, dass ein Feind ihn ohne Probleme hatte umbringen können.
    Auch schon ein paar Jährchen her, sinnierte ich in Gedanken und kam mir schon vor wie meine Oma.


    "Hast du ihn gelesen?", fragte ich und deutete auf den Brief. Wohl eher nicht, sicher war er versiegelt..und dennoch wollte ich zu gerne wissen, was mein Bruder geschrieben hatte.

  • Dies irritierte Gabriel nun doch schon sehr. Was bezweckte sie mit der Frage? Wollte sie ihn auf die Probe stellen oder war es reine Neugierde? Da Gabriel diese Frau ja kaum kannte, sah er sie an und versuchte in ihrer Mimik zu lesen, während er wahrheitsgemäß antwortete:
    »Natürlich nicht! Du kannst dir doch denken, was einem wie mir blüht, wenn ich das getan hätte, also: Was soll die Frage?«
    Gabriel war nun einmal sehr direkt und er scherte sich nicht um irgendwelche Regeln, wenn es um ihn ging.
    Und dabei sah er Aelia nun belustigt an.

  • "Du solltest auf deinen Ton achten Gabriel, so mancher hätte dich für das "Was soll die Frage" auspeitschen lassen.", erwiderte ich unbeeindruckt und verschränkte die Arme, ehe ich wieder zum Miles blickte.
    Der schien ob des Wortwechsels ein wenig von der Rolle und so richtete ich mich auf eine längere Wartezeit ein. Nie hatte man einen Stuhl dabei, wenn man einen brauchte...

  • Was hatte sich mein Bruder denn da wieder für ein Exemplar andrehen lassen, fragte ich mich und beschloss ihn mal darauf anzusprechen.
    "Schau mich an, für eine richtige Abreibung bin ich wohl kaum kräftig genug. Aber ich glaube mein Bruder hat bei den Vigiles ein paar Spezialisten für solche Fälle."


    Ich glaubte es nicht, ich wusste es. Die sprangen nicht gerade zimperlich mit entlaufenen Sklaven oder normalen Gefangenen um. Allein der Gedanke daran bescherte mir eine Gänsehaut.

  • "Wäre mir um einiges lieber, ja!", blaffte ich zurück.
    Wunderbar, ich sollte meinem Verloben sagen, dass ich mich entlobe, was ohnehin schon schwer genug war und nun hatte ich auch noch einen bockigen Sklaven am Hals.
    'Wieder einer dieser Tage...', fand ich und verdrehte die Augen.

  • Gabriel blickte die Frau an. Ja, sie hob die Nase weit oben, aber was erwarte ich auch, dachte er und musste trotzdem grinsen. Aber wollte er sie gewinnen lassen? Nein. Schliesslich hatte sie angefangen, ihm fragen zu sttellen. Also sagte er:
    »Also, du hast mir eine Frage gestellt und ich habe darauf geantwortet. Und dann passte es dir nicht, was ich sage und nun halte ich eben meinen Mund. Aber nur, weil du es bist. Ausnahmsweise!«
    Ihm war vielleicht nicht wirklich klar, was dies für ihn bedeuten konnte, aber wie sollte er es anders herausfinden? Er wollte endlich wissen, woran er war und seine Möglichkeit war die Direktheit, schliesslich empfand er sich nicht als unhöflich, nur als direkt.

  • Mit einem Seitenblick sah ich zu Gabriel. Was versprach dieser Kerl sich davon so unverschämt zu sein?
    Ich wusste es nicht, im Moment hatte ich ohnehin andere Sorgen. Um dieses Problem konnte ich mich noch später kümmern.
    Also antwortete ich nichts und stierte zurück zum Soldaten am Tor.

  • Da sie nun nicht antwortette, war er etwas irritiert. Wollte oder konnte sie nichts sagen? War sie einfach nur genervt oder sprachlos.
    übertrieb er es? Woher sollte er es wissen? Er kannte diese Leute nicht und überhaupt wusste er wenig darüber, wie ein Sklave sich solchen Herrschaften gegenüber zu verhalten hatte.
    Und selbst wenn er es gewusst hatte, er hasste diese Spielchen von Überheblichkeit. Also konnte er nicht anders und ging das Risiko ein, auch wenn er provozierte:
    »Na? Auf einmal so still?« Er hatte den merkwürdigen Blick schon bemerkt. Und doch merkte er, dass er wohl über die Grenzen schlug. Und doch war es ihm egal. Er hatte eh nur sein Leben zu verlieren und er hasste diese Art der Leute; er war vielleicht nicht demütig, aber er war immer noch höflich, wenn auch etwas zu ehrlich und direkt.
    »Verzeih, wenn ich dich langweile. Aber ich bin ja auch nicht eingestellt, um dir die Zeit zu vertreibe.«
    Und dann lächelte er ihr einfach nur zu und richtete nun seinen Blick auf das Haus, so, als würde er nun auch genug von dieser Unterhaltung haben.

  • "Hör mal zu, ich habe im Moment andere Sorgen, als mich mit einem sturen Bock von Sklaven zu streiten, also halt den Mund, oder rede weiter, aber erwarte keine Antwort von mir.", fuhr ich ihn wütend an.
    Weniger wütend wegen ihm, mehr wegen dem, was mir im Kopf herumschwirrte.
    Sobald das hier erledigt war, würde ich ihn allein nach Hause schicken, das hielt ja kein Mensch aus.

  • Gabriel dachte sich seinen Teil, aber der war nun geheim. Seine Mimik wurde ernster, denn er hatte keine Lust, sich weiter zu unterhalten.
    Wenn alle so in dem Haus werden würden, dann würde er bald abhauen. Er brauchte nicht erst noch die Erfahrung, ausgepeitscht zu werden, darauf konnte er hut verzichten. Aber er hasste es, so behandelt zu werden, auch wenn ihm klar war, was er in ihren AUgen war. Und so sagte er nur, und diesmal auch ziemlich arrogant:
    »Ich beabsichtige auch nicht, mich weiter mit dir zu unterhalten. Also schweigen wir doch lieber!«
    Und dann blickte er langsam ungeduldig zum Haus.

  • Nach einigem Überlegen schickte die Wache am Tor einen Boten zum Officium des Kommandeurs und liess um einen Bescheid in dieser Sache anfragen. Kurze Zeit später kam der Bote zurück und flüsterte der Wache etwas ins Ohr, dann verschwand er.


    Die Wache drehte sich zu Didia Aelia und dem Sklaven und winkte sie durch.


    "Man erwartet euch! Braucht ihr einen Führer? Oder findet ihr den Weg alleine?"

  • Gabriel hielt den Mund, stattdessen sah er sich nur staundend um, auch wenn er es vermied, zu zeigen. Hier wurden also all die Kriminalfälle gelöst? Dies fragte er sich und war froh, in Rom deswegen noch nicht negativ aufgefallen zu sein.

  • Die Wache murmelte etwas in ihren Helm und winkte dann einen Kameraden herbei.


    "Ein Paket für das Büro des Kommandeurs! Aber mach hurtig..!"


    Der Miles rollte mit den Augen und warf der Wache einen vernichtenden Blick zu, dann deutete er in das Castra.


    "Wenn die Dame mir bitte folgen würde...!"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!