"Ich bin ersetzbar."
Ein Zimmer der Villa
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"Bist du nicht! Niemand kann wie du mit Pferden umgehen. Keiner kennt sie so gut wie du!"
Ich war besorgt. Er schien es ernst zu meinen.
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"Du kannst mich nicht zurückhalten, also erspare uns das."
Meine Stimme war leise und mahnend zugleich.
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Ich atmete tief durch. Es sollte wohl mein Schicksal sein, dass ich beständig alleine war.
"Wo gehst du hin?", fragte ich kaum hörbar.
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"Ich gehe zum Militär und werde auf den Spuren einstiger Germanen ebenfalls Erfolg und Karriere suchen."
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Ich hatte keinen blassen Schimmer wovon er sprach. Ich kannte keine Germanen und Geschichte interessierte mich nicht.
Die Frage, warum alle in meinem Umfeld zum Millitär wollten, sparte ich mir. Eine Erklärung hätte mir auch nichts gebracht. Durchaus enttäuscht sah ich ihn an, aber im Grunde konnte ich ihn auch verstehen. Ich benutzte ihn nur für die Wege, die ich selbst nicht erledigen wollte. Er war Botengänger für mich, sonst nichts. Wenig erfüllend so eine Tätigkeit und erst recht für einen Mann. Das war mir schon klar.
"Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem Vorhaben und ich erwarte, dass wir in Kontakt bleiben und uns wiedersehen."
Schnell drehte ich mich um. Es wäre doch zu peinlich gewesen, wenn er meine feuchten Augen gesehen hätte. Eilig verließ ich den Raum.
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Es war alles geklärt, nichts hielt mich mehr, eigentlich konnte ich gehen, aber da war noch Mia. Die letzten Tage hatte ich sehr viel Zeit mit ihr verbracht. Jetzt wortlos zu gehen, wäre mehr als unhöflich gewesen. Sie zu suchen, hatte ich keine Lust. Also machte ich es mir bequem und wartete einfach.
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Ich hatte nun genügend Zeit zum Nachdenken. Es gab zwei Möglichkeiten meine Pläne umzusetzen. Entweder ich ging zurück in mein Ursprungsland, um dort einer Auxiliareinheit beizutreten, oder ich wartete hier in Rom bis zur Verleihung meiner Bürgerechte. Damit stünden mir alle Wege frei ohne jede Einschränkung.
Ich wog das Für und Wider ab, es war nicht leicht und ich vertagte erst einmal die Entscheidung.
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Ich klopfte an die Tür und wartete, ob mich jemand hineinließ. Wenn nicht, war er wohl nicht mehr da und ich hatte mich geirrt. So wartete ich ein wenig und dachte nach, ob er nicht auch allgemein bis später nur gesagt hatte.
Es war so viel in den letzten Stunden und Tagen passiert, dass ich dachte schon ganz verwirrt zu sein.
Na es würde schon seine Richtigkeit haben und wenn nicht, dann müsste ich im Zweifel wieder mit Schlägen rechnen. So unangenehm und manchmal sehr schmerzhaft sie waren, ich war es ja irgendwie gewohnt und irgendwann nimmt man es hin. -
Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
"Was gibt's?", fragte ich knapp.
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Ich öffnete vorsichtig die Tür und sah genauso vorsichtig ins Zimmer.
"Entschuldige, Du sagtest vorhin, das DU mich hier wieder treffen würdest. Ich war mir jetzt nicht sicher....." -
Ich nickte kurz.
"Komm rein. Ich habe dir was zu sagen."
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Oh je, jetzt kam es. Bestimmt hatte ich irgendetwas falsch gemacht. Wenn der andere so zu mir sprach, durfte ich mich bestenfalls auf eine Standpauke einstellen, schlimmstenfalls...
Ich trat vorsichtig und zögernd näher und blieb mit leicht gesenktem Kopf und gesenktem Blick stehen, bereit meine Strafe entgegenzunehmen, auch wenn mir beim besten Willen nicht einfallen wollte, was ich vielleicht falsch gemacht haben könnte, aber einen Grund hatte der andere ja auch nur selten gebraucht. -
Von meiner Liege aus betrachtete ich Mia. Sie wirkte in der Tat wie ein Rehkitz, bis auf den Unterschied, dass sie trotz Ängstlichkeit nicht flüchtete. Im Gegenteil: scheinbar war sie bereit, alles hinzunehmen.
Ich stieß verwundert etwas Luft durch die Nase aus und schüttelte den Kopf. Um meinen Mundwinkel spielte eine Winzigkeit von Lächeln.„Setz dich!“, forderte ich sie auf. Ich wartete bis sie Platz genommen hatte.
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Ich setzte mich auf die Kante einer der Liegen und wartete, was geschehen mochte. Mein Blick war weiterhin gesenkt, doch beobachtete ich ihn unter den Lidern hervor verstohlen um vorgewarnt zu sein, was jetzt kam.
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„Es ist gut möglich, dass dich in naher Zukunft doch ein anderer beaufsichtigen wird als ich. Die Möglichkeit, dass ich Ostia verlasse, ist groß, wenn auch noch nicht gesichert.“
Noch immer war mir nicht klar, welchen Weg ich einmal einschlagen sollte. Sogar eine dritte Möglichkeit eröffnete sich mir. Deandra plante eine Vigilesstation in Ostia. Ich war wirklich unschlüssig derzeit, doch auch für einen Posten in Ostia wäre das erlangte Bürgerrecht die entscheidende Voraussetzung. Schon fast tendierte ich dazu, erst einmal dieses zu erlangen.
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Ein leises, kaum hörbares Oh war von mir zu hören und ein ganz kurzer Blick zu ihm. Dann schwieg ich wieder, während meine Gedanken sich überschlugen. Warum ging er fort? Wieso konnte er nicht der Aufseher bleiben? Was würde der Neue für einer werden? Womit musste ich rechnen? Was würde Cadior machen? Hatte es etwas mit mir zu tun?
Dann aber schalt ich mich eine blöde Närrin. Er war ein Freier. Er konnte gehen, wohin er wollte. Er hatte alles Recht dazu. Er war nicht wie sie gezwungen zu tun, was man ihm befahl, jedenfalls nicht in dem Ausmaß. Er konnte tun und lassen was er wollte aber ich, so schalt ich mich, ich nicht.
Mia, Du Närrin, hör mit diesen Gedanken auf! Du wirst nie frei sein, das weisst Du! Hör also auf und konzentrier Dich wieder auf ihn.
Ich sah ihn kurz an und nickte.
"Ich verstehe." -
„Vermutlich wird dich Eirene unter ihre Fittiche nehmen. Sie ist zwar mitunter etwas kantig, aber sonst eine nette Frau.“
‚Na ja’, dachte ich, ‚jedenfalls dann, wenn man auf so kantige Frauen steht und von denen wimmelte es nur so in Rom.’
Ich erhob mich. Da das Badefest offenbar abgesagt wurde, war meine Anwesenheit hier nicht mehr vonnöten. Ich wollte nach Ostia zurückkehren, mich um die Pferde kümmern und den Stand der geplanten Vigillesstation in Erfahrung bringen.
Kurz vor der Tür verhielt ich den Schritt.
„Pack deine Sachen, wir fahren noch heute nach Ostia zurück“, sagte ich zu Mia, betrachtete sie kurz und verließ dann den Raum.
Sim-Off: Du hättest dich auch schlafen legen sollen, als Deandra ins Bett gegangen ist. Jetzt hast du eine durchwachte Nacht am Hals.
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Sim-Off: Hinterher ist man immer Klüger
Ich nickte und blieb noch einen Augenblick sitzen. Meine Gedanken waren noch nicht zur Ruhe gekommen und ich seufzte. Und nun? Wie würde es weiter gehen? So wie immer, Mia, so wie immer, sagte ein Teil meiner selbst.
"Also gut, so wie immer.... Sklavin," sagte ich leise seufzend, stand auf, ging auf das Zimmer und packte meine Sachen.
Eine halbe Stunde später wartete ich am Eingang auf Cadior.
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