Ein anderes unscheinbares Haus

  • Nicht, dass ich es wüsste. Aber es ist auch nicht unmöglich. Es gibt einige Gemeinden in der Stadt. Ich kenne eigentlich nur die, die sich hier treffen. Wir sind nur einfache, unbedeutende Frauen und Männer.


    Im Stillen überlegte ich, wer uns Feind sein könnte...


    Aber. Wartet mal. Mir fällt etwas ein, was ich kurz nach meiner Ankunft erlebt hatte. Ich war in der Stadt und sprach einen Priester an. Sicherlich war es nicht wirklich unpolemisch, aber er wollte mir am liebsten sofort die Zunge entfernen. Er sagte er wäre Priester des Apolls und dann kam ein anderer Priester, der mich davor bewahrt hat in einen handgreiflichen Streit zu geraten. Dieser sagte zu dem, der mir die Zunge entfernen wollte, dass jener schon in Hispania weilen sollte. Vielleicht hilft Euch das. Dieser Apollo-Priester, der in Hispania hätte sein sollen, ist mir deshalb im Gedächtnis geblieben, weil er sehr aggressiv war. Ich spürte, dass er es ernst meinte. Aber vielleicht habe ich ihn ja auch auf einem falschen Fuß erwischt, oder wie auch immer. Ich dachte mir nur, dass auch kleine Hinweise vielleicht helfen könnten.

  • “Ein Apollopriester… mmh…“
    Corvus hatte da so eine Idee und notierte sich erneut etwas.
    “Glauben alle Christianer auf die gleiche weise, oder gibt es verschiedene Spielarten deiner Religion? Folgt ihr alle einer Lehre, oder zerfällt deine Sekte in unterschiedliche Strömungen?“

  • Es gibt immer wieder Irrlehrer, die vom Versucher gesandt versuchen die Gemeinden zu verwirren. Aber in letzter Zeit kann ich mich an keine Streitigkeiten erinnern.,


    antwortete ich und überlegte bei mir: Es hatte zwar in der Vergangenheit immer wieder Brüder gegeben, die sich dem Gesetz des Mose anschließen wollten, aber seit das Volk aus dem unser Herr Fleisch angenommen hatte und aus ihren Synagogen vertrieben hatten. Dann gab es welche, die die Welt für so sehr verderbt hielten, dass Gott unmöglich hätte Mensch werden können oder die Welt hätte schaffen können. Dies hätte ein Demiurg tun müssen. Aber solche gab es mehr im Osten des Reiches und nicht hier in Roma.


    Nein, momentan gibt es keine Streitigkeiten. Übrigens folgen wir keiner Lehre, sondern Gott, dem Herrn. Daher pflegen wir unsere Fragen auch mit dem Verstand und der Weisheit zu lösen und nicht durch Aufrührereien

  • Wir glauben, dass die Verheißungen die Gott, der Herr, dem Volk der Juden gegeben hat in Jesus, dem Herrn, erfüllt sind, der uns den Heiligen Geist, den Herrn, gesandt hat.


    Meine Gedanken waren deutlich! Ich musste Zeugnis ablegen vom Grund meiner Hoffnung. Auch wenn der Prätorianer es als Missionierung verstehen könnte und mich gefangennehmen lassen könnte, aber auch Jesus Christus wurde gefangengenommen..., so fuhr ich fort.


    Es gibt nur einen Gott und es kann nur einen geben, wie auch Eure - insbesondere die griechischen - Philosophen zu Recht lehren. Dieser hat sich in seinem Sohn der eines Wesens mit dem Vater im Heiligen Geist ist, offenbart. Sein Sohn hat nach menschlicher Gewohnheit einen Namen JESUS. Der Vater aber, der Ewige, hat nur den Namen: ER ist der, der er ist.

  • Mit zunehmender Verwirrung hörte Corvus dem Mann zu.
    “Nur ein einziger, namenloser Gott… der Gedanke ist ebenso absurd wie die Annahme, der Mons Vaticanus könne ein eigenes Reich sein.“, murmelte er. Dann stand er auf.
    “Gut, ich danke dir für deine Auskünfte. Ach, eine Sache noch: Kennst du einen Mann mit Namen Ferrius?“

  • “Nun denn. Sollte ich noch weitere Fragen an dich haben, dann werde ich dich wieder aufsuchen. Vale.“
    Corvus und die zwei Praetorianer verließen das unscheinbare Haus. Schweigend sann er auf dem Rückweg über das Gehörte nach. Ein fremdartiger Glaube war das und doch hallten die Worte des Christen in ihm seltsam nach.

  • Der Prätorianer war gegangen. Ich betete und hatte das Gefühl ihm ins Herz gesprochen zu haben. Nicht so, dass er sich schon bekehren würde, das müsste der HERR vollbringen, aber so, dass er ein wenig offener sein sollte für das, was die Wahrheit ist.


    Am ersten Tag der Woche kamen wir wieder zusammen hörten das Wort der Schrift und redeten über alles was passiert war. Ich aber bewegte alles, was ich gehört und gesehen hatte in meinem Herzen.

  • Nach dem Gespräch beim Consul kam ich in einer irgendwie undefinierbaren Stimmung in mein unscheinbares Haus zurück...besser gesagt kam ich zur Porta meines unscheinbaren Hauses, wo - ich hätte es fast wetten können - meine schwarzen Freunde vor der Tür.


    Ich begrüßte sie freundlich, dicens:


    Salvete, Beschützer der Gerechten und Verfolger der Bösen!


    Wünscht Ihr mich zu sprechen, dann kommt doch herein! Aber diesmal, werter Corvus darf ich Euch doch etwas zu essen oder zu trinken anbieten und den anderen doch auch, oder? Für uns Christinnen und Christen ist die Gastfreundschaft eine der höchsten Tugenden, da wir alle nur Gast auf Erden sind.

  • Zitat

    Original von Decius Germanicus Corvus
    Officium - Princeps Praetorii Gaius Caecilius Crassus >>>


    Zusammen mit dem Princeps Praetorii kam Corvus erneut zum Haus des Christen.


    Sim-Off:

    Entschuldigung, hab das hier ganz vergessen.... sry! :(


    Crassus merkte sich den Weg bis zum Haus in jedem Detail... er wollte gerade zum Reden ansetzen als Apologeta sie ansprach. Da dieser Corvus ansprach bedeutete Crassus Corvus mit einem Nicken, dass er antworten solle.

  • Ich hatte dem Prätorianer nichts neues berichten können.


    Meine Brüder und ich verzogen uns eine Zeitlang in die Katakomben und beteten an den Gräbern der Märtyrer, in der Hoffnung, dass unser Herr bald wiederkäme. Doch immer mehr von uns sagten, dass es wohl noch längere Zeit dauern könnten, dass die Parusie sich verzögerte.


    Wir würden uns also in dieser Welt, die nicht die unsere war, so gut es geht einrichten müssen. Daher verließen wir gestärkt die Katakomben und zeigten uns wieder in der Stadt.

  • Auch in den unterirdischen Treffpunkten hatten wir nicht aufgehört Gott unserem Herrn zu danken. Wir hörten, dass der ehrwürdigste unserer Episkopen Didius Angelus mit der großen Gnade beschenkt worden war an den Leiden Christi das zu vollenden, was noch fehlte, und so in den Stand der Bekenner aufgenommen zu werden. Das schenkte uns Mut und Freude. Auch wenn es Angelus wohl noch immer nicht besonders gut ging, weilte er schon wieder unter uns.


    Wir aber brachen das Brot miteinander und beteten für die Heiligen in der ganzen Oikumene und für diejenigen, die uns hassten und uns verfolgten: dass sie sich zu unserem Herrn bekehrten, wie es einst Saulus getan hatte.

  • ...kommt Ganymed die Strasse entlang geschlendert. Sein Blick wandert über die Häuser. Er hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und geht leise pfeifend, was er wohl für unauffällig hält, durch die Gasse.


    Unmittelbar bei dem unscheinbaren Haus bleibt er stehen. Er sieht sich um und scheint dann das Haus zu entdecken.


    Zögerlich bleibt er stehen und sieht auf das Haus. Als eine Frau vorbeikommt, lehnt er sich schnell an ein Mäuerchen und starrt auf seine Fingernägel und pfeift wieder leise vor sich hin.


    Sein Blick geht wieder zu dem Haus. Er geht einen Schritt auf die Tür zu, dann stockt er und schüttelt den Kopf. "Was mach ich bloss...?" flüstert er zu sich selbst. "Sind doch Bluttrinker!" Er beißt sich unschlüssig auf die Unterlippe und bleibt an der Mauer gegenüber stehen...

  • Ich hatte gerade mit einem Bruder gesprochen, der in Rom zu Besuch war und der bei jemandem aus der Gemeinde untergekommen war und begleitete ihn zur Tür. Wir verabschiedeten uns sehr froh und bestärkten uns noch einmal, ich sagte zu ihm:


    "Machs gut, Bruder! Du weißt ja: Am Tag des Herrn feiern wir hier das Herrenmahl miteinander, Du bist natürlich eingeladen mit uns zu feiern!"


    Dann ging er seines Weges. Ich wollte schon wieder ins Haus gehen, da fiel mir der Sklave auf, mit dem ich nun schon zweimal gesprochen hatte. Er stand an der Mauer gegenüber. Ich ging auf ihn zu und sprach ihn an:


    "Der Friede sei mit Dir! Kommst Du zufällig vorbei, oder möchtest Du etwas von mir?"



    \edit: orthographische kleinigkeiten.

  • Ganymed schreckt leicht auf. Etwas besorgt fällt sein Blick auf die Strasse und die anligenden Häusern, dann sieht er zu Iustinus.


    "Ich...ähm!" Er verstummt kurz und sieht unschlüssig aus. "Ja, eigentlich war ich gerade so in der Stadt und da ist mir das mit unserem Gespräch neulich eingefallen!"


    Er presst die Lippen aufeinander, dann schluckt er unbehaglich. "Also gut! Ich war neugierig. Ich möchte schon wissen, was es mit Euch Christen auf sich hat!" Er nickt bestätigend, doch dann wird sein Blick mißtrauisch.


    "Aber Du willst mich nicht in eine Falle oder so locken? Immerhin trinkt ihr Christen doch Blut!"

  • Er schaute irgendwie ängstlich aus. Also verkniff ich mir alle Witze, die mir durch den Kopf gingen und sagte, während ich ihn freundlich anlächelte:


    Nein, nein. Keine Falle. Wir trinken auch kein Blut! Komm ruhig herein! Hast Du schon etwas gegessen? Ich hätte ein paar einfache Dinge im Haus, wenn Du möchtest?


    Dann machte ich eine einladende Geste und winkte ihn ins Haus.

  • Ganymed wippt unschlüssig auf seinen Zehen und mustert Iustinus.


    "Also gut! Aber sei gewarnt, ich kann mich durchaus wehren. Mein früherer Herr hat mich in Griechenland im Gymnasium trainieren lassen." Er nickt bestätigend.


    Dann meint er etwas weniger abwehrend. "Ja, ich hab schon etwas Hunger. Bei uns in der Casa geht alles gerade etwas drunter und drüber, da ein Familienmitglied gestorben ist!" Mit den Worten folgt er Iustinus ins Haus hinein...

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