- Officium XVI

  • "Du vertraust ihm jene verantwortungsvolle Aufgabe an, nun dann wird das seine Richtigkeit haben. Kommen mir Klagen zu Ohren werde ich nicht ihn aufsuchen, sondern Dich." ;)


    Avarus überlegte sichtlich, was er dem jungen Mann noch mit auf den Weg geben sollte, doch mehr als jene Worte war es dann auch nicht:


    "Du wirst natürlich einen Zustands- und Reisebericht erfassen und mir in absehbarer Zeit nach deiner Rückkehr zukommen lassen."


    Da war doch aber noch etwas..... hm *nachdenkt*.


    "Außerdem möchte ich eine Übersicht haben, was der Cursus Italia in den letzten Monaten für Einnahmen zu verzeichnen hatte. Üblicherweise habe ich solch einen Bericht gern einmal im Quartal. Doch wurde dies in den letzten Monaten etwas schleifen gelassen.


    Weiterhin sind gewisse Investitionsanforderungen auch an mein Officium zu stellen. Du wirst sicherlich auf deiner Reise hier und da Notwendigkeiten sehen, jene zu verfassen."

  • "Bisher war er sehr verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig. Sollte es Probleme geben, stehe ich natürlich dafür ein."
    Würde ich es als persönliche Strafe ansehen, mich in ihm so getäuscht zu haben, aber ich war zuversichtlich, dass das nicht der Fall sein wird und wenn doch, dann würde er auch noch ein Wörtchen mit mir zu reden haben.


    "Natürlich. Sobald ich die Berichte fertig habe, werde ich sie dir umgehend überbringen lassen. Eine Frage aber noch: Ich habe jetzt die Abrechnung für den 8. Monat gemacht. Seit wann ist denn der Quartalsbericht 'überfällig'? Soll ich noch nach den Aufzeichnungen eine für das 2. Quartal erstellen, oder soll ich den dann beim nächsten Bericht Ende diesen Monats anfangen?"

  • "Beginne mit dem Anfang deines Dienstes als Stationarius. Das reicht mir vollkommen. Alle anderen Berichte werden von den Schreibern des Dienstes zusammen getragen. Sie sind in guter Art und Weise über viele Jahre lang immerzu perfekt ausgefüllt und sortiert worden. Nur leider kam jener Stapel nicht bei mir an. Das soll aber nicht deine Sorge sein."

  • Ein weiteres Mal nickte ich. "Dann wirst du dann den Quartalsbericht am Ende diesen Monats erhalten."


    Einen Augenblick überlgte ich noch, ob noch etwas zur Ansprache gab, aber mir viel nichts mehr ein. "Sonst noch etwas?"

  • "Gut..."


    Eine Taube verflog sich, kratzte am Sims des Fensters und verschwand dann aus dem Augenwinkel des Senators, der hier im Palast als Legatus Augusti diente.


    "Nein ich habe sonst keine weiteren Anweisungen an dich, wenn du sonst nichts weiter ansprechen möchtest, können wir dieses gespräch auch beenden."


    Er strich sich über das Kinn und schaute Sergius Curio ein Weile lang an, bevor er noch hinzufügte:


    "Ich werde demnächst die freien Stellen im Cursus Publicus ausschreiben, wenn sich ein Stationarius für die Verwaltung des Postdienstes in Italia meldet, würde ich mich freuen, wenn du deine gemachten Erfahrungen mit ihm teilst und ihm die Feinheiten des Briefverkehrs vermittelst. Es steht dir natürlich frei jene Stelle auch selbst, in Absprache mit mir, durch zum Beispiel einem Klienten deinerseits zu besetzen. Das spart uns Verwaltungsaufwand."

  • Die Taube bemerkte ich gar nicht, dazu waren meine Gedanken schon weit weg. In Capua, Ostia und Brundisium und so fiel mir auch die relativ lange Stille nicht unangenehm auf, bis sich Avarus noch einmal zu Wort meldete.


    Ein leichtes Grinsen zog sich über mein Gesicht, als ich seinen Worten zu ende lauschte und ich antwortete: "Natürlich werde ich ihm alles so beibringen, wie man es mir beigebracht hat. Nur wirst du um eine Stellenausschreibung nicht wirklich herum kommen, denn Klienten habe ich 'noch' nicht und ich weiß auch nicht, wann sich dieser Zustand ändern sollte."

  • "Es wird sich mit der Zeit ergeben und glaube mir viele Klienten stellen zwar einen hohen Status dar, doch können sie durchaus sehr anstrengend sein.


    Ich möchte dir noch ein Schreiben mitgeben. Es soll an den Proconsul Hispaniens versandt werden. Hast du soviel Zeit, das ich es schnell schreibe und siegel?"

  • "Natürlich, soviel Zeit muss sein." erwiderte ich auf seine Frage und schob das kleine Klienten-Thema vorerst beiseite, gab es in nächster Zeit ja wichtigeres zu tun.


    Während Avarus den brief fertig machte ging ich in Gedanken schon einmal die Dinge durch, die ich vor der Abreise erledigen müsste und musste kurz schlucken, denn es war nicht gerade wenig.

  • Er nahm sich eine frische Pergamentrolle hervor und begann mit dem Stilo darauf zu schreiben. es war ein eher allgemein gehaltener Brief, sodas er sich nicht arg zu sehr anstrengen mußte. Wenige Augenblicke später war Avarus also fertig und drückte das Wachssiegel auf die Rolle.


    Publius Matinius Agrippa
    Proconsul Hispania
    Regia Proconsularis
    Tarraco - Hispania



    Salve Matinius Agrippa,


    mit Sorge betrachte ich den Verlauf der Postzustellung und Koordination in Hispanien. Schon seit längerem muß der Cursus Publicus dort auf einen Praefecten verzichten und reagiert mehr im alltäglichen Ablauf, als mit einem Koordinator. Wenn es dir möglich ist, mir eine Person zu nennen, die jenen Posten mit Arbeitswillen und amtlichen Geschick auszufüllen vermag, so sende mir bitte auf Kosten des Cursus Publicus eine Antwort.


    Um Missverständnisse zu vermeiden, sei aber noch geschrieben, das jener Mann oder jene Frau sich einer monatlichen Grundprüfung unterziehen muß und im Status eines Stationarius in Tarraco beginnt.


    Auch ich werde weiterhin versuchen jenen vakanten Posten neu zu besetzen und hoffe auf einen weiteren reibungslosen Postzustelldienst für Hispanien.


    So verbleibe ich mit freundlichen Grüßen aus Rom,


    http://www.ostheim21.de/udo/Imperium/Medicus_Post_Sig.gif


    ANTE DIEM IV ID SEP DCCCLVI A.U.C.


    "So das wäre es auch schon." Sprach er und reichte die zusammengerollte Schrift an Sergius Curio weiter. "Ein internes Schreiben des Cursus Publicus, eine Gebühr entfällt somit und ein rascher Versand sollte Nominal sein." ;)

  • Seine Worte rissen mich wieder aus meinen Gedanken und mit einem Nicken nahm ich rasch die frisch gesiegelte Schriftrolle entgegen.


    "Ein internes Schreiben ... Natürlich, das werde ich noch persönlich erledigen.", erwiderte ich und verstaute den Brief vorsichtig.


    "Wenn es sonst nichts mehr gibt, möchte ich mich verabschieden. Ich habe ja noch viel zu tun..."

  • Der Senator wartete bis die Türe ins Schloss gefallen und jene Schritte auf dem Mamorboden der Halle verklungen waren, dann schob er seinen Stuhl zurück zum Fenster und lehnte sich gelassen zurück. Sein Blick streifte die feinen kleinen Wölkchen, die sich sanft über die Berge schoben und seine Gedanken streiften zurück in die Ferne jenseits des Mare Internum.


    Avarus seufzte kurz auf und war sich sicher heute nicht mehr viele Listen und Anfragen zu bearbeiten. Irgendwie kam er sich verbraucht vor...

  • Iulia klopfte an, bevor sie einen Moment später das Arbeitszimmer des Legaten betrat.


    "Salve Senator. Ich habe Post dabei, die ich selbst nicht zustellen kann."

  • Avarus der wie so oft über langen Pergamenten grübelte, war erfreut über ein wenig Abwechslung. In Form und Farbe jener Tabellarii noch viel mehr.


    "Oh salve Iulia Venusia. Komm doch näher. Wie steht es um Hispanien und welche Schreiben sind unzustellbar?"

  • "Soweit ganz gut, ich hoffe doch wir werden bald einen neuen Praefecten erhalten? Ach so ja der Brief..." Sie zieht eine gut gerollte Pergamenthülle hervor.


    "An den Senat von Rom. Persönlich, so versicherte man mir bei der Übergabestelle in Ostia, vom Proconsul mit Bitte auf schnellstmöglichen Versand eingegeben. Nur nunja ich weiß nicht recht, wen ich ihn sonst aushändigen soll."


    Sie zuckt mit den Schultern und lächelt schief.

  • "Das freut mich zu hören. Einen Becher verdünnten Wein vielleicht?"


    Avarus streckt seine Hand aus und läßt sich jene Rolle hinein legen.


    "Ich werde ihn zur nächsten Versammlung mitnehmen. Es wundert mich zwar, wie er gerade jetzt nach Rom gelangt, aber Spione sind eben doch überall."


    Anderswo nannte man sie Klienten oder erfand noch völlig einfältigere Namen.

  • "Oh danke, aber nicht im Dienst. Meine Tasche ist noch voll und so spät wollte ich heute auch nicht nach Hause kommen."


    Wieder ein Lächeln, dann verabschiedet sie sich und begibt sich zurück an die Arbeit.

  • Auch Avarus verabschiedete Venusia und wand sich dann jenem Schreiben zu. Er würde dran denken müssen, wenn er am nächsten Tag in die Curie schwebte. Doch bis dato war noch Zeit. Er nahm sich einen Becher aus dem Regal goss ihn zur Hälfte mit Wasser voll und streckte jenes dann mit Wein.


    Wenig später hockte er wieder über seinen Listen und Abrechnungen.

  • Doch schneller als ich dachte, geleitete mich der Miles zum mir bereits bekannten Officium des Legatus Augusti Cursu Publico und ließ mich dann vor der Tür wieder allein. Ich atmete einmal tief ein, brauchte ich sicherlich gleich sehr viel Luft zum Reden und klopfte dann gegen die hölzerne Tür.

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