• Die Pflanze bekommt jetzt einen eigenen Thread, das heißt, alle bisherigen Postings werden hier erst einmal zusammengeführt.





    (Anfang Februar)

  • „Du hast daran gedacht?“


    Tief berührten mich seine Worte. Da war so viel Wärme zu spüren, dass mir schon fast wieder Tränen in die Augen stiegen. Ganz ergriffen schaute ich auf die zarte Pflanze in meinen Händen. Eine Schönere konnte es für mich nicht geben.


    Ich kniete mich hin und was ich sonst nie im Leben getan hätte, für dieses Pflänzchen tat ich es. Ich schob mit bloßen Händen die Erde beiseite und setzte es vorsichtig in das Loch. In einer Tonschale holte ich etwas Wasser und gab es dazu. Anschließend füllte ich die Erde wieder auf und drückte sie vorsichtig an.


    http://home.arcor.de/de_la_cha…/forum/pflanze%20jung.gif


    Zufrieden betrachtete ich dieses für mich so wertvolle Geschenk.


    „Ich werde gut für dieses Pflänzchen sorgen. Ich selbst und niemand sonst.“


    Mit völlig schmutzigen Händen und auch die Tunika etwas befleckt, stand ich vor Sophus. Ich war tief gerührt und noch so viele Worte hätte doch nicht ausdrücken können, was ich gerade in diesem Moment empfand.

  • Seit Tagen weilte ich nun schon in Ostia und ich dachte desöfteren an die junge Pflanze im Garten der Villa Aurelia. Ob sie wohl gut gedeihen würde? Ich wollte es heute wissen und machte mich auf den Weg.


    Ohne die Villa überhaupt zu betreten, ging ich dann auch sofort in den Garten. Schon von weitem sah ich den Sonnenschutz und musste schmunzeln. Eirene hatte also meine Hinweise befolgt.


    Den Sonnenschutz noch in der Hand, warf ich einen ersten Blick auf das Pflanzlein. Etwas erschrocken war ich dann schon.
    Vorsichtig stellte ich das Schutzgestell ab und kniete mich auf den Boden. Meine Hände auf den Schoß gelegt, saß ich dort eine ganz Weile und blickte etwas betrübt auf die Pflanze.


    Sie sah matt aus, etwas ohne Kraft und kein einziges neues Blatt hatte sie seither geschoben. Das konnte nur bedeuten, dass sie noch immer nicht angewachsen war.



    Was also fehlte dem Pflänzchen, dass es so gar nicht ins Leben kommen wollte?


    War es, weil ich es sebst vernachlässigte und einer Sklavin die Pflege auftrug?


    Oder war es der Gradmesser für die Güte der Verbindung der zwei Menschen, die es miteinander verband?


    Lag es an ersterem, so würde ich dies leicht abändern können; lag es an letzterem, besaß ich keinerlei Macht. Ich war oft allein und es war auch nicht das was ich wollte, aber ändern konnte ich es nicht.



    Selten sah ich Sterne, oft vermisste ich die Sonne und die Kälte des Winters schien nicht aufhören zu wollen - zumindest in Ostia nicht. Lange blieb ich so schweigsam sitzen. Selten fühlte ich mich so kraftlos, selten so allein. Nur hier konnte ich das zeigen; hier war ich allein. Niemand anderen sonst ging das etwas an.


    Ich goß noch etwas Wasser auf die angetrocknete Erde und erhob mich dann. Ich würde regelmäßig wiederkommen.
    So wie ich kam, ging ich wieder. Ich warf keinen einzigen Blick in die Villa, sondern kehrte sogleich nach Ostia zurück.


    (Mitte Februar)

  • Wieder einmal besuchte ich die Villa in Rom. Meine Pflanze stand natürlich an erster Stelle, aber auch die Besichtigung der verfügbaren Räumlichkeiten für ein neues Schwimmbad lag mir am Herzen und nicht zuletzt musste auch mal wieder die Post durchgesehen werden.


    Also lief ich zuerst in den Garten. Voller Hoffnung, dass sich inzwischen eine Entwicklung der zarten Pflanze abzeichnen würde, stellte ich verwundert fest, dass dem nicht so war. Weder hatte sie sich weiterentwickelt, noch zeigte sie Anzeichen von Verwelken.


    „Das ist merkwürdig“, murmelte ich vor mich hin. „Scheinbar hält sie sich gerade so über Wasser. Es reicht nicht so recht zum Leben, doch zum Absterben ist sie zu stark.“


    Ich goss etwas Wasser nach, schob gehäckselte Rinde als Schutz über die Erde und erhob mich wieder.


    „Sie wird durchkommen“, sagte ich zuversichtlich. „Dafür sorge ich. Eigene Stärke bringt sie ja offenbar mit. Mal sehen, wie ich ihr noch helfen kann…“



    (Ende Februar)

  • Wieder einmal weilte ich in Rom. Ich ging in die Curia Provincialis, führte Gespräche mit Falco, dem Kommandeur der Cohortes Vigiles, und ich besuchte natürlich unsere Villa und meine Pflanze oder war es unsere Pflanze? Genau wusste ich das gar nicht zu sagen, aber es war auch nicht wichtig.
    Wichtig allein war, wie sie sich entwickelt hatte. Natürlich hoffte ich endlich einmal auf ein neues Blatt, einen neuen Trieb. Meine Sorge, sie könnte gänzlich verwelkt sein, schob ich beiseite.


    Gespannt lief ich in den Garten und eilte dem Beet entgegen. Nach wenigen Schritten stoppte ich. Weder der Sonnenschutz stand wie bisher aufgestellt, noch entdeckte ich die kleine Pflanze. Stattdessen ragte in etwa an der Stelle, wo das zarte Pflänzchen hätte stehen müssen, ein Blütenschaft in die Höhe.


    Langsam ging ich näher. Sollte das wirklich das junge Pflänzchen sein? War ich so lange nicht mehr hier gewesen, dass sie sich so weit entwickeln konnte oder hatte Eirene diese Pflanze als Ersatz für die verwelkte gepflanzt? War sie etwa wirklich abgestorben? Etwas Angst ergriff mich und ich kniete mich hin.


    Die Stelle war dieselbe, die Blätter ähnelten auch dem ursprünglichen Pflänzlein. Ich musste unbedingt Eirene fragen. Sie musste es wissen. Schön sahen die frischen Blätter aus. Relativ groß war sie geworden. So eine Pflanze hatte ich noch nie gesehen und ich kannte auch nicht ihren Namen.
    Also stand ich auf und suchte erst einmal Eirene.

  • "Ich habe Eirene nirgends gefunden."


    Bedauernd blickte ich meine Herrin an. Auch die Pflanze versorgte ich seit Tagen. Die hausälteste Sklavin war und blieb verschwunden.

  • "Die Pflanze ist nach wie vor dieselbe. Ich pflege sie seit Tagen. Plötzlich machte sie einen Wachstumsschub", erklärte ich lächelnd und auch ein klein wenig stolz.

  • "Also gut, dann sehen wir sie uns noch einmal an. Wenn sie gut gediehen ist, dann will ich sie wohl weiterhin in deiner Pflege lassen."


    Ich verließ mit Samira die Villa und strebte der Stelle im Garten des Anwesens zu, wo ich meine Pflanze vermutete. Schon von weitem fiel mir eine Veränderung ins Auge. Das hatte Samira offenbar gemeint, als sie von Wachstumsschub sprach.


    Kaum zu glauben, innerhalb weniger Tage brachte die einst kleine, unscheinbare Pflanze einen beachtlichen Blütenschaft. Noch nie zuvor hatte ich ein derartiges Gewächs gesehen. Zu gern wüsste ich, woher die Pflanze stammte. Ganz verzaubert stand ich da und betrachtete die beginnende Blüte.


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