• Am diesem Nachmittag nutzt Macer seine wenige Freizeit, um einmal in der Academie vorbeizuschauen, der er seinen Dienstgrad verdankt. Die Torwachen sind verwundert, den Praefectus Castrorum der ersten Legion vor sich zu haben - Besucher dieser Art schienen selten zu sein.


    Da das Officium nicht besetzt ist, schaut Macer sich auf eigene Faust um. Irgendwie macht die Academie einen verlassenen Eindruck. Es laufen zwar einige Sklaven über den Hof, um ihrer Arbeit nach zu gehen, hinter dem Fahnenheiligtum hört man Stimmen und auch das Kasernengebäude sieht bewohnt aus. Aber trotzdem spürt man nur wenig Leben. Der Hof wurde wohl schon vor langer Zeit das letzte Mal gefegt, man hört keine Befehle, keine Geräusche sportlicher Wettkämpfe, man sieht keine jungen Offiziere, die durch die Säulengänge wandeln und über Tatik diskutieren...


    "Und hier wird also die Elite unserer Armee ausgebildet - und ich war einmal stolz darauf, hier gewesen zu sein...", seufzt Macer und bleibt etwas unschlüssig an einer Ecke des Hofes stehen.

  • An einer Säule neben ihm lehnt ein Mann in Toga, den man normalerweise so nicht zu Gesicht bekommt. Er sieht ebenfalls über den Platz und murmelt wie zu sich selbst, aber so, dass es sein Nebenmann hören musste und ist innerlich belustigt, dass dieser leicht zusammenzuckt, als er anhebt:


    "Nun, Praefect. Ich habe Euch beobachtet, es ehrt Euch, dass das Schicksal dieses Projektes Euch interessiert.
    Die Garde hat hier ein Verbindungsbüro, damit man die richtigen Leute für die Castra Praetoria früh erkennt, doch derzeit habe ich nicht viel zu tun wie ihr seht."


    Er schnippst einen Stein klackernd über die Steine.


    "Der Praefectus Vigilium ist auf sein Landgut nahe Tarentum gefahren. Dort soll er sich verschanzt haben in seinem Zimmer, man erzählte mir, dass er seinem Maiordomus eine Amphore entgegenwarf, als dieser ihm Briefe aus Rom bringen wollte.


    Ja, derzeit ist das Officium verwaist."


    Er nickt in Richtung der geschlossenen Tür an der Stirnseite des Hofes.


    "Mit den Mengen Schriftrollen, die sich da türmen könnte man ein Jahr lang heizen."

  • Mit einigem hatte Macer gerechnet, aber nicht, dass der Tribun der Garde so plötzlich neben ihm auftauchen würde und es gelang ihm nicht ganz, seine Überraschung zu verbergen.


    "Gibt es also doch noch ein waches Auge, das nach den Besten der Besten sucht." Vielleicht ein etwas zu theatralischer Anfang für ein wenig Konversation, aber ihm viel gerade nichts Gescheiteres ein.


    "Schade, dass es hier so ruhig ist. Aber ihr habt immerhin viel zu tun, nicht wahr? Wie ich hörte, ist die Garde inzwischen schon bei banalen Schlägereien auf dem Forum schneller als die Vigiles oder die Urbanen. Mein Respekt dafür - ihr habt euch gute Männer ausgesucht.


    Apropos Männer, wisst ihr vielleicht mehr über den neuen Mann aus der Gens Ulpia, der überraschend in Rom aufgetaucht ist? Ich möchte nicht indiskret fragen, aber zumindest unter den Soldaten gibt es da die tollsten Gerüchte. Die einen munkeln, er würde bald ein Kommando übernehmen, andere glauben, er wird Priester und wieder andere sehen ihn schon wegen seiner angeblich düsteren Vergangenheit in den Tiefen des Tiber verschwinden. Es ist wirklich haarsteubend, was sich Soldaten in ihrer kurzen Freizeit alles ausdenken können..."


  • "Gibt es also doch noch ein waches Auge, das nach den Besten der Besten sucht."


    Der Tribun scheint nur ganz leicht zu lächeln. Ob spöttisch oder nicht, lässt sich nicht sagen.


    "Schade, dass es hier so ruhig ist. Aber ihr habt immerhin viel zu tun, nicht wahr? Wie ich hörte, ist die Garde inzwischen schon bei banalen Schlägereien auf dem Forum schneller als die Vigiles oder die Urbanen. Mein Respekt dafür - ihr habt euch gute Männer ausgesucht.


    Apropos Männer, wisst ihr vielleicht mehr über den neuen Mann aus der Gens Ulpia, der überraschend in Rom aufgetaucht ist? Ich möchte nicht indiskret fragen, aber zumindest unter den Soldaten gibt es da die tollsten Gerüchte. Die einen munkeln, er würde bald ein Kommando übernehmen, andere glauben, er wird Priester und wieder andere sehen ihn schon wegen seiner angeblich düsteren Vergangenheit in den Tiefen des Tiber verschwinden. Es ist wirklich haarsteubend, was sich Soldaten in ihrer kurzen Freizeit alles ausdenken können..."


    Der Tribun lächelt nun etwas breiter. Er schaut einem jungen Sklaven zu, der einige Gänse am Tor vorbei treibt. Man könnte meinen er würde weder nachdenken noch vorhaben zu antworten, doch plötzlich.


    "Vigiles und die COH URB? Ja, es gehört leider nicht viel dazu schneller als dieser Haufen zu sein. Die Urbaner sind demoralisiert, da sich ihr Praefect abgeseilt hat und die unteren Offiziere nun einen faulen Lenz schieben. Und die Vigiles sind nicht viel besser als die Prügelknaben, die sie verhaften. Ich sagte dem Kaiser mehrmals, dass er selbige aufstocken und besser ausrüsten soll, aber hört er auf mich? Nein, er schenkt meinem werten Bruder mehr Gehör, der Triumphbögen für ungeschlagene Schlachten plant und Theater renoviert."


    Der Gardist schnaubt verächtlich.


    "Wie ihr schon angedeutet habt, die Sicherheit in Rom garantieren derzeit ausschließlich meine Jungs."


    Leicht resignierend streckt er seine rechte Hand vor und betrachtet seinen Ring. Der silbere Fingerring hat an seiner Stirnseite ein kreisförmiges Emblem, das einen Skorpion zeigt.


    "Was den neuesten Spross der Gens Ulpia angeht, ja ich war am Tor und hab ihn abgeholt, da war ich mir noch sicher, dass er abends als Betrüger im Mamertin schlafen würde. Doch nun bin ich verantwortlich für dessen Leib und Leben, wie jedes Ulpiers.


    Er ist dem Luxus nicht verfallen, wie es der andere Gaius ist, das kann nur von Vorteil sein, denke ich.


    Auch für mich kam es sehr überraschend, dass es einen weiteren Ulpier gibt und das so plötzlich, und aus dem nichts, aber man muss alles hinnehmen als Gardist.


    Zuerst wollte er ins Militär gehen, ja. Aber gleich ein Kommando? Nein, so dumm ist der Alte nicht.
    Doch nun scheint er eher den Göttern dienen zu wollen, das stimmt, aber wirklich entschieden hat er sich noch nicht, soweit ich weiß. Er ist oft nicht im Palast und streift durch Rom, meine Wachen hängt er immer ab. Aber ihn kennt in Rom ja keiner, somit ist die Gefahr recht gering.

  • "In gewisser Weise beruhigt mich es, das zu hören. Wenn er es schafft, sich der Garde zu entziehen, dann kann er nicht ganz dumm sein. Und wenn er Priester werden will, dann wird er wenigstens nicht einer dieser nichtsnutzigen jungen Stabsoffiziere, die nur für ihre Karriere ein Jahr beim Militär verbringen und mit schöner Regelmäßigkeit die Moral der Truppe verderben.
    Aber was erzähle ich euch - Marcus Helvetius Geta wird euch das wohl bestätigen können. Er ist der einzige der Tribune der LEGIO I, der seinen Pflichten nachgeht und den die Soldaten im Lager mal in Dienstuniform zu sehen bekommen."


    An einer anderen Ecke des Hofes treten einige Schüler der Academie aus einem Durchgang hervor, blicken etwas überrascht auf die hohen Offiziere, grüßen eher beiläufig als militärisch und verschwinden im Kasernengebäude. Kurz darauf kommen sie wieder heraus und verlassen die Academie in Richtung Händlerviertel.


    "Tja, da gehen sie hin und kaufen sich ihr Abendessen. Denen hat vermutlich auch noch niemand erzählt, dass es schon Kaiser gab, die auf Feldzügen mit ihren Soldaten Getreidebrei kochten und auf dem Marsch persönlich das Feldzeichen trugen."


    Er seuftze und blickten kurz in den Himmel, raffte sich dann aber auf und beschloss, nicht alles schlecht zu reden was er an diesem Tag gesehen und gehört hatte. Mit einer verblüffend fröhlichen Miene lehte er sich gegen eine Säule, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und genosses es, seine Freizeit mit einem so angeregten Gespräch geniessen zu können.

  • "In gewisser Weise beruhigt mich es, das zu hören. Wenn er es schafft, sich der Garde zu entziehen, dann kann er nicht ganz dumm sein."


    Der Tribun muss hier schallend lachen ....


    "Und wenn er Priester werden will, dann wird er wenigstens nicht einer dieser nichtsnutzigen jungen Stabsoffiziere, die nur für ihre Karriere ein Jahr beim Militär verbringen und mit schöner Regelmäßigkeit die Moral der Truppe verderben.
    Aber was erzähle ich euch - Marcus Helvetius Geta wird euch das wohl bestätigen können. Er ist der einzige der Tribune der LEGIO I, der seinen Pflichten nachgeht und den die Soldaten im Lager mal in Dienstuniform zu sehen bekommen."


    Der Tribun wischt sich die Tränen aus den Augen und seufzt.


    "Ja, so ist es. Drei von vier Tribunen kann man nicht brauchen, das war aber schon immer so. Aber deshalb ist es um so wichtiger Nummer 4 auch zu halten!"


    An einer anderen Ecke des Hofes treten einige Schüler der Academie aus einem Durchgang hervor, blicken etwas überrascht auf die hohen Offiziere, grüßen eher beiläufig als militärisch und verschwinden im Kasernengebäude. Kurz darauf kommen sie wieder heraus und verlassen die Academie in Richtung Händlerviertel.


    "Tja, da gehen sie hin und kaufen sich ihr Abendessen. Denen hat vermutlich auch noch niemand erzählt, dass es schon Kaiser gab, die auf Feldzügen mit ihren Soldaten Getreidebrei kochten und auf dem Marsch persönlich das Feldzeichen trugen."


    "Kaiser Trajan tat dies in Dacien, ja.
    In der Legion sollen die Herren nur mal kommen und auswärts essen! Wir hatten bei der Legio X, wo ich eine Weile Centurio war einen Fall, da haben die Männer ihre Ration Getreide im Dorf zum Bäcker gebracht und in fertiges Brot umgetauscht."

  • "So weit kommt es bei uns nur selten. Zum Teil ist dies der Verdienst der Centurionen, aber wir profitieren auch vom Geschäftssinn der Bäcker. Die nehmen hier so viel Getreide im Tausch für Brot, dass die Legionäre mit ihren Rationen nicht auskommen würden. Und darauf, dass nicht mehr Getreide ausgegeben wird als angeordnet, habe ich schon ein Auge."

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