Das Gefühl von Freiheit

  • Ich kuschelte mich einmal fest in den Umhang, ich würde ihn von nun an bis zu unserem Wiedersehen tragen, denn er barg Maximians Duft nach diesen wenigen Stunden und ich wollte ihn nicht mehr missen. Als er mir anbot mir herunterzuhelfen, ohne jeglichen Wortlaut und nur mit Blicken ließ ich mich vom Pferderücken gleiten, hinab in seine warmen Arme.


    Ich schloss meine Augen, hatte einen Arm um seinen Nacken, den anderen an seine Brust gelegt und harrte so auf. Ich sog seinen Duft ein, lächelte ein wenig verklärt. Maximian roch so unendlich gut und ich würde es mir stark einprägen. Ich kraulte mit meiner Hand ein wenig seinen Nacken - warum hätten wir uns nicht ein paar Tage vorher treffen können? Dann wäre uns mehr Zeit geblieben. Lediglich morgen werde ich mich noch von ihm verabschieden können und wer wusste schon, wann wir uns dann wiedersehen würden.


    Ich... Nur meine Sinne werden dich vermissen, doch mein Herz wird nach dir Schreien, denn du wirst in ihm sein doch nicht ergreifbar. Maximian. Mir fällt da etwas einfaches und doch sehr weises ein. Mach es wie die Sonnenuhr und zähl die heit'ren Stunden nur. Für mich werden wahrscheinlich nicht viele heitre Stunden vergehen, doch ich weiß, dass ich auch stets ein Lächeln haben werde. Und ich werde nur schöne Stunden bis zu unserem Wiedersehen zählen.


    Ich musste schmunzeln, denn mir fiel noch etwas ein, ich wollte alles für uns beide ein wenig leichter gestalten. Ich nahm die Hand von seiner Brust und griff nach der seinen Hand, drückte sie fest und sah mit einem Lächeln zu ihm auf,


    Und wegen dem schwarzen wüsste ich auch noch eine gute Weisheit. Am Abend wird man klug für den vergang'nen Tag, doch niemals klug genug für den der kommen mag! Also mache dir nichts weiter daraus, diese Sache wird sich ganz bestimmt klären. Wann... können wir uns morgen sehen?

  • Maximian musste ob Julias Worte schmunzeln. Die Idee war traumhaft. Er würde nur die guten Stunden bis zu ihrem Wiedersehen zählen, die anderen würde er einfach weglassen. Eine bezaubernde Idee und dass es sehr schwer werden würde, wie die Stimme in seinem Kopf piepte, verdrängte er um des Abschieds wegen, der mit traurigen Gesichtern ja keinesfalls einfacher werden würde.


    Die Idee, dass er Hungaricus erst am Morgen aufklären würde, war dagegen nicht so schwer durchzuführen. Im Grunde war es schon beschlossene Sache.


    Das Kraulen in seinem Nacken war angenehm. Er hätte gewollt, dass es niemals aufhören musste und wusste, dass es niemals so sein könnte. Nun hielt er Julias Hand, strich mit den Daumen über ihren Handrücken und senkte den Blick zu den Händen herab.


    "Mein Schiff geht am Vormittag. Davor muss ich mich allerdings noch bei vielen Leuten verabschieden, also... Am besten wäre es wohl, wenn du direkt zum Hafen kämst. Ich werde so früh wie möglich dort sein."


    Wieder schmunzelte Maximian, mit gesenktem Kopf, dann hob er die Hände hoch und drückte Julias Hand gegen seine Lippen, die einen Kuss formten. Über die Hand hinweg sah er in die dunklen Augen seiner besseren Hälfte.


    "Danke dir für diesen wunderschönen Nachmittag. Und dafür, dass du den Umweg für mich aufgenommen hast. Und dass du mir begegnet bist."

  • Es war beruhigend, meine kleine Hand in der großen und Sicherheit schenkenden Hand zu spüren. Ich hob die Hände hoch und küsste zärtlich auf seinen Handrücken, konnte meine Gefühle nicht mehr zurückhalten. Ich sah zu ihm auf, die Tränen würde ich noch zurückhalten, bis ich mich auf die Suche nach dem Schwarzen machen würde.

    Danke mir nicht für diese Begegnung, danke den Göttern, sie allein ermöglichten es uns. Sie haben uns diese Erfahrung voller Glück geschenkt und ich werde weiterhin zum glücklichsein dein Gesicht vor zumindest meinem inneren Auge brauchen.


    Ich dachte schweren Herzens daran, wie ich die Segel noch ein letztes Mal am Horizont würde erkennen können, wie Maximian langsam aus meinen Blicken verschwand und ich lenkte meine Gedanken lieber auf die nahe Zukunft der Hetzjagd auf den Schwarzen.

    Ich werde in alle Frühe morgen am Hafen sein, wetde dich dort erwarten.

  • Maximian wusste, dass er vielen zu danken hatte. Mercator, dass er überhaupt nach Rom gekommen war und irgendwo auch der Stadt und seiner Herkunft, dass er es nicht mehr ausgehalten hatte unter den Tausenden Einwohnern. Hungaricus, der ihm ein Pferd geliehen hatte, den Göttern, dass sie das alles erst in die Wege gelenkt hatten. Und doch war er am meisten Julia dankbar. Sie hatte ihm den Abstand ermöglicht, den Max gesucht hatte. Sie hatte ihm die schweren Gedanken an Viola entlockt, sie entgegnete seine Liebe, sie war das wunderschönste Wesen auf Erden.


    Mit zugeschnürter Kehle brachte Maximian nur ein kaum merkliches Nicken zustande. Die Stimme war ihm geraubt, der Kopf konnte keine klaren Gedanken mehr fassen, als Abschied, und das Herz schmerzte. Wie von allein zog er Julia wieder sanft zu sich, drückte sie fest an sich und berührte dann ihre Lippen mit den seinen in einem Kuss, der mehr sagen konnte, als mit Worten in so einer Situation jemals ausgedrückt werden konnte.
    Wiederwillig und mit einem Kloß im Halse löste er sich erst nach einer Ewigkeit von ihr, strich mit seiner Nasenspitze über ihre und fuhr ihr mit der Hand nochmal über den Kopf. Sie war so wunderschön und der Abschied schon so schwer, obwohl es doch nicht der letzte war.


    Max räusperte sich leise und trat einen Schritt, sodass er Julia beim Aufsteigen auf ihr Pferd helfen konnte.
    Plötzlich kamen Sorgen in ihm auf. Julia würde den ganzen Weg allein zurücklegen müssen. Bei der Dunkelheit, bei der Kälte. War das nicht viel zu gefährlich?


    "Ich bin in Gedanken bei dir, wenn du jetzt davon reitest. Pass bitte auf dich auf, denn solltest du morgen nicht am Hafen sein, würde ich... das Schiff würde ohne mich fahren, damit ich dich suchen und finden könnte."

  • Ich kam gerade von einer kleinen Tour aus der Stadt und wollte mich gedankenverloren in die Casa begeben, als ich vor dem Haus zwei eng verschlungene Gestalten stehen sah. Ich drückte mich gegen eine Hauswand, wollte ich doch nicht stören und wartete ab, was geschehen würde. Dann nach einem endlos erscheinenden Zeitraum lösten sich die Gestalten und ich erkannten den Sohn meines Herrn und eine junge, mir unbekannte Frau. Interessant, dachte ich mir und drückte mich an der Wand entlang in die andere Richtung davon.

  • Es durchfuhr mich, wie seine Lippen die meinen berührten und klopfenden Herzens erwiederte ich diesen Kuss, mein Herz schlug mir beinahe bis zum Hals, es ergriff mich völlig und ich versank in dem Fluss der Gefühle, der mich einfach mit sich riss. Erst als sich Maximian löste, wurde ich aus diesem Fluss gegen meinen Willen errettet. Es war als wenn man mich aus einer wunderschönen, klaren Lichtung mit einem plätschernden Fluss gerissen hätte und in ein unzerstörbares Glasgefängnis gesperrt würde, noch immer sämtliche Schönheit erblickend.


    Schweren Herzens und jeder Schritt so schwer machte ich einen Schritt rückwärts und lächelte Maximian aufmunternd zu, mir wurde klar, dass ich mich lieber beeilen sollte, denn langsam drohten meine Tränen mich zu verraten. Und das wollte ich um jeden Preis verhindern. Ich trat mit einem Lächeln wieder auf ihn zu und küsste ihm flugs auf die Nase.


    Du brauchst dir keine Gedanken um mich machen, ich werde morgen da sein! Nichts könnte mich davon abhalten. Du vergisst, ich bin in der Wildnis aufgewachsen und weiß sehr gut, wie ich mich verteidigen muss. Pass du lieber auf dich auf. Deine Worte verlocken zum Ausbleiben. Doch ich werde morgen da sein, damit du dir keine Gedanken machen brauchst. Schlaf gut...


    Ich schlug seine Hilfe aus, schwang mich aus eigener Kraft auf Skadi. Ich wollte so wenig Berührungen wie möglich, denn jede macht es schwerer. Ich sah kurz hinauf zum Mond und sah dann zu Maximian hinab.


    Der Mond, ihn werden wir beide immer gemeinsam betrachten. Ich werde vor dem Schlafengehen stets zu ihm hinaufschauen, vielleicht berühren sich unsere Geister ja, wenn wir gemeinsam hinaufsehen. Schlaf gut und träum was schönes, Liebster.


    Ich ließ Skadi ein wenig mit den Hufen trappeln und drehte langsam eine kleine Runde, sah dabei traurigen Blickes immer wieder zu Maximian, wusste er konnte mein Gesicht nicht sehen. Als ich wieder neben ihm stand lächelte ich wieder und hatte ein Lächeln, dass ein wenig spitzbübisch wirkte. Bei dem Vorhaben was ich für die Nacht noch hatte.

    Ich hoffe du glaubst an Wunder?!


    Ich zwinkerte ihm zu und trieb Skadi mit leichtem Druck der Oberschenkel zu einer langsamen Gangart an. Es war komisch alleine auf ihr zu sitzen, hatte das Cape fest um meine Schultern gehüllt. Mein Blick war nach unten gesenkt, mein Gesicht nun auch verhüllt, hatte die Kapuze über meinen Kopf gezogen, wollte nicht als Frau erkannt werden.

  • Maximian versuchte sich einzureden, dass er sich wirklich keine Sorgen machen brauchte, konnte aber nicht umhin, sie sich nicht doch zu machen. Sie war eine Frau. Eine Frau, die einen weichen Kern hatte, offensichtlich aber keine Angst.


    Er berührte Julia noch einmal am Bein, ehe sie ihr Pferd antrieb und eine Runde drehte. Seine Blicke folgten ihr, konnten nicht von ihr ablassen. Sie schien mit Skadi zu einem zu werden und er wünschte sich, er würde es mit ihnen wieder sein können.


    Sein Herz pochte schwer aber aufgeregt. Sein Blick war traurig aber auch voller Leidenschaft.


    "Ich schlafe gut, wenn ich von dir Träume, Liebste. Denn dann kann ich auch an Wunder glauben. An solche, wie sie sich heute ereigneten und sich ereignen werden, wenn wir uns wiedersehen."


    Dann ritt sie schon davon, nicht mehr als eine verhüllte Gestalt auf einem Pferd. Wie ein Häufchen Elend blickte Max seiner Julia hinterher und spürte, wie der Kloß in seinem Hals sich breiter machte.
    Dann, als sie schon lange seiner Sicht entschwunden war, konnte der junge Decimus sich losreißen. Mit hängenden Schultern und hängendem Kopf näherte er sich der Tür der Casa, doch auf der Schwelle sah er sich noch einmal um. Nichts, als die Schwärze der Nacht und dem Gefühl der Einsamkeit, das stetig wuchs, je mehr er versuchte die Bilder zu sehen, die Julia in diesem Moment wohl sehen mochte, auf ihrem Wege raus aus Rom.

  • Ich sah um mich herum, ein wenig beschlich Nervosität das Herz in meiner Brust. Jetzt, da Maximians Nähe mich nicht mehr umgab, mich sein Körper nicht mehr schützte kehrte ein wenig die alte Angst zurück. Doch sie erfüllte nicht mein Herz, vergiftete nur meine Gedanken. Mein Herz war unantastbar, es klopfte noch immer wild in meiner Brust, langsam immer langsamer werdend. Ich summte um die Stille zu vertreiben eine leise und unbestimmte Melodie vor mich hin, betrachtete die dunklen Wände, die bedrohlich wirkten und mir wahrscheinlich einbleuen wollten, dass ich hilflos war. Und wie ich nun das leise Getrappel von Skadis Hufen vernahm fielen mir einige Dinge ein.


    Eine Kunst ist es zu denken.
    Eine Kunst ist es zu hoffen.
    Eine Kunst ist es zu lieben.
    Eine Kunst ist es, man selbst zu sein.


    Ich lächelte leicht bei dieen Worten, oh, wie wahr sie doch waren. Gerade jetzt, wo ich die erste Kunst aufgegeben hatte um die 2. und die 3. Kunst zu erlenen, verlernte ich die letzte Kunst. Zumindest für solange, bis ich ihn wiedersehen würde. Erst jetzt erkannte ich, dass Maximian mir etwas geschenkt hatte und zwar den Schlüssel zu meinem eigenen Ich. Doch schien er sich den Schlüssel wiedergeholt zu haben, denn ich fühlte wieder Uneinigkeit. War es, weil er mir fehlte? Ich musste an die Abschiedsworte der Frau in Britannien denken, die alte, greise Frau.


    Mögest du im Leben das finden,
    wonach du suchst,
    erkennen, wenn du's siehst
    und das große Glück haben,
    eszu bekommen -
    und für immer zu bewahren.


    Das waren ihre einzigen Worte gewesen, mehr hatte sie nicht gesagt. Nur dieses liebevolle, mütterliche Lächeln auf ihren Lippen, das fröhliche Lachen in den Augen. Ich vermisste sie sehr, wie es ihr wohl ging? Ob sie noch lebte? Ich wünschte dieser Dame nur das Beste, sie hatte mir aus der schwierigsten Phase meines Lebens herausgeholgen, meine Brüder hatten mich gestärkt und Vollkommenheit der Gefühle schenkte mir Maximian.


    In der Ferne konnte ich schon die Tore erkennen und ich spornte Skadi an, ich wollte nicht angehalten werden, wollte hinaus und das Pferd des Hungaricus fangen, wollte Maximian dieses Wunder schenken. Hoffentlich würde mir wirklich nichts geschehen, mich beschlich wieder diese ungute Unsicherheit, doch ich hoffte ich würde sie bald vergessen. Ich lächelte als ich an ihn dachte.


    Und ich weinte.


    Ich fühlte wie mir wieder einmal unaufhaltsam dass salzige Nass in meine Mundwinkel lief, ich schmeckte es. Ich streichelte sanft über Skadis Hals, lächelte. Rom lag hinter uns, nun war nur noch dumpfes Hufaufschlagen auf dem weichen Grasboden zu vernehmen, auf dem weichen Grasboden auf dem ich noch eben mit Maximian entlanggeritten war.


    Unter den Sternen und dem Mond, unter denen ich schon eben mit Max langgeritten war, als wir gemeinsam dieses vom Boden lösen gefühlt hatten, gemeinsam abhoben. Auch jetzt war das Gefühl unbeschreiblich, ich fühlte den kalten Nachtwind um meine Nase wehen und fühlte mich beinahe zuhaus. Ich dachte schon voller Freude an Maximians und meine gemeinsamen Ausritte. Und ich musste lächelnd an meine Brüder denken, auf sie freute ich mich auch schon. Auch ich würde morgen aufbrechen, und auch ich würde mit dem Schiff reisen. Nach dem heutigen Tag hatte sich Skadi Schonzeit verdient.


    Und so ritt ich immer weiter zu dem Horte des Glückes, dort wo ich Maximian kennengelernt hatte und wo ich noch den Schwarzen vermutete, Skadi würde mich schon zu ihm führen.

  • Es dauerte gar nicht lange, es sah aus wie in einem Traum. Skadi hatte mich hierhergeführt und als ich den kräftigen Leib des wunderschönen Tieres sah, wie im fahlen Mondlicht zu uns herüber sah, da begann mein Herz zu klopfen. Das schöne seidige Fell zeigte leichte Wellen vom Licht des Mondes und vom Wehen des Windes, welcher an der Mähne zerrte.


    Ich stellte mir seine fließenden Bewegungen auf einer weiten Ebene vor, es musste aussehen wie ein Adler, der seine Kreise über seinem Gebiet zog. Voller Eleganz, Geschmeidigkeit und Freiheit. Doch das Tier musste wieder zurück, so gerne ich es auch hier hätte weiterlaufen lassen.


    Es wurde keine Jagd, auf die ich mich innerlich eingestellt hatte. Ich ritt mit Skadi langsam auf das Tier zu und eigenartigerweise zeigte es kein bisschen Angst. Es ließ sich vorsichtig von mir über die Nüstern streichen - ich war unendlich froh, denn auch ich war ungemein müde. Ich griff nach den Zügeln und machte mich langsam wieder auf den Nachhauseweg. Es ging schon beinahe zu schnell - warum nicht gleich so?


    Waren hier irgendwelche Raubtiere? Nein, dann hätte das Pferd verstört gewirkt... Und... was wenn doch? Ich bekam ein wenig Angst und trieb Skadi an, ich wollte schnell in mein Bett.


    Wieder in Rom nahm ich den gleichen Weg, den ich vor wenigen Stunden mit Maximian hier entlang geritten war, ganz sicherlich lag er bereits schlafend in seinem Bett. Es dauerte nicht lange als ich die prachtvolle Villa sah und ich schlich mich auf den Hof, begegnete einen Sklaven, der ein wenig aufgeregt ob meines geheimnisvollen Auftauchens war, doch ich konnte ihn beruhigend und er brachte den Schwarzen in seine Stallung. Und ich machte mich auf den Weg nach Hause. Da wir in Rom keine Ställe hatten, ließ ich Skadi immer ins Perystil.

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