"Tritt ein!"
Aurelia Deandra, die Magistrata von Ostia, betrat mein Officium.
"Sei gegrüßt. Wie läuft es in Ostia?"
"Tritt ein!"
Aurelia Deandra, die Magistrata von Ostia, betrat mein Officium.
"Sei gegrüßt. Wie läuft es in Ostia?"
Ich betrat das Officium
„Salve und danke der Nachfrage! Ostia? Ich kann nicht klagen. Einiges ist am Werden und du wirst staunen, was ich alles zu berichten habe. Ich fürchte, ich habe in sämtliche möglichen Richtungen gearbeitet, sodass Ostia am Ende meiner Amtszeit kaum noch erkennbar sein wird“, sagte ich lachend. „Aber keine Sorge, es wird nicht zum Nachteil der Stadt sein. Ich hoffe das weißt du.“
Das klang ja vielversprechend... und beängstigend zugleich.
"Na dann schieß mal los!"
Ein Sklave betrat den Raum und brachte Felix seinen obligatorischen Becher mit Wein, dann wandte er sich an Deandra.
"Herrin, den Saft welcher Frucht darf ich dir anbieten?"
Ich drehte mich dem Sklaven zu.
„Für mich den Saft der Zitronatzitronen, sofern vorhanden. Ansonsten auch gern der einer jeweilig anderen Citrusfrucht.“
Dann wandte ich mich wieder Flavius Felix zu.
„Um dir alles berichten zu können, möchte ich mich aber lieber setzen. Soo lange halte ich mich heute nicht auf den Beinen, denn einerseits bin ich immer noch etwas gesundheitlich angeschlagen und anderseits gibt es wirklich einiges zu berichten.“
Ich lächelte. Wo ich anfangen sollte, war mir selbst noch nicht klar.
Edit:
Ich nehme mal das "bitte" raus bei meiner Antwort an den Sklaven. Ist ja lächerlich :D, aber auch ich bin ein Kind meiner Zeit und da unterlaufen solche Patzer.
Der Sklave nickte und wieselte davon. Felix deutete auf einen Sessel, auf den sich Deandra sogleich niederließ.
"Nun, dann hoffe ich dass deine Gesundheit zumindest soviel von dir übrig lässt dass du mir dein Anliegen vorbringen kannst!"
„Ein Anliegen?“ Ich musste schmunzeln. „Oh ja, ein Anliegen habe ich auch noch mitgebracht. Aber zunächst möchte ich auf deine ursprüngliche Frage eingehen.“
Ich setzte mich und überlegte, an welcher der vielen möglichen Stellen ich nun mit meinem Bericht beginnen sollte. Nun ja, vielleicht alles zeitlich der Reihe nach.
„Zwei der von mir für Ostia initiierten Verbesserungen sind dir ja bereits bekannt. Zum einen die Vigilesstation und zum anderen die Ausbesserung reparaturbedürftiger Straßen. Beides befindet sich noch in der Beschlussfassung, doch ich hoffe darauf, die Umsetzung dieser Schritte in den nächsten Wochen zu erleben. Anlässlich der Eröffnung der Vigiles-Außenstelle plane ich übrigens ein Stadtfest und ich wäre sehr erfreut, wenn ich dich dort begrüßen dürfte.“
Abwartend sah ich Felix an, drängte aber nicht auf eine Antwort, sondern fuhr fort.
„Ja, und außerdem habe ich noch einen neuen Treffpunkt für Bürger und auch Nichtbürger geschaffen. Das heißt, noch ist er nicht übergeben. Ich zögere die Eröffnung noch hinaus, weil sich die Öffentlichkeit derzeit ganz den Feierlichkeiten zum Sieg der Legionen über den Usurpator hingibt und ich möchte doch die ungeteilte Aufmerksamkeit aller für meinen „Rettungsanker“ haben.
Er soll all jenen dazu dienen, die schwere Zeit der Einsamkeit, erlittene Verluste oder Kummer und Zurückweisung in Liebesdingen im Gespräch mit anderen Betroffenen aufzuarbeiten. Wie notwendig die Schaffung solcher Möglichkeiten ist, wurde mir in einer Unterredung mit dem Praefectus Vigilum Marcus Didius Falco bewusst.
In dieser an sich offiziellen Unterredung – es ging um die Einrichtung der Vigilesstation in Ostia – konnte ich für mich entscheidende, persönliche Entschlüsse fassen. Womit ich bereits beim nächsten Thema bin …“
„... Ich werde bei den nächsten Wahlen für die Stadtverwaltung von Ostia nicht mehr als Kandidatin zur Verfügung stehen.“
Ich sah Flavius Felix geradewegs in die Augen. Nicht, dass mir die Tätigkeit als Magistratus von Ostia keinen Spaß gemacht hätte – im Gegenteil, aber meine Entgegenkommen an die Stadt band mich nun länger als gewollt an Ostia. Ich versuchte es zu erklären.
„Der persönliche Entschluss, den ich vorhin erwähnt habe, beinhaltet meinen Umzug nach Mantua, doch auch dort werde ich nicht die Möglichkeit einer Kandidatur wahrnehmen. Ich habe mich auf die Regeln und Sitten meiner Familie zurückbesonnen und werde mich zukünftig nur noch meiner Aufgabe als Frau und Gefährtin meines zukünftigen Mannes widmen.
Die Aurelier sind sehr konservativ eingestellt wie du sicher weißt. Ich habe lange dagegen rebelliert, bis ich endlich den Wert dieser Überzeugung auch für mich eingesehen habe, womit ich wiederum eine Überleitung zu einem neuen Thema gefunden habe ...“
Hoppla, den Thread hatte ich vergessen. Sorry
"Ein Stadtfest? Aber du kennst mich doch - ich werde da sicherlich nicht fehlen."
Wie zur Bestätigung nahm ich einen tiefen Schluck aus meinem Becher. Zuhören machte durstig.
"Du verlässt Ostia?"
Das war definitiv eine schlechte Nachricht. Und das machte Zuhören noch durstiger...
"Wer wird dann die Stadt führen? Überleg dir das bitte gut!"
Kein Problem. Bloß, wie bist du zu deinem Getränk gekommen? Ich habe auch Durst!
„Mein Entschluss steht fest, was nicht heißt, dass mir Ostia nicht mehr am Herzen liegt. Vielleicht ergibt sich noch etwas bis zum Ende meiner Amtszeit.“
Ich versank ins Grübeln. Natürlich war das ein Problem, aber ich wollte nicht noch einmal die Interessen irgendeiner Stadt über die meiner Familie stellen. Mein Blick lag auf Felix’ Gesicht, so als könnte ich dort eine gute Lösung für Ostia ablesen. Schließlich zuckte ich ratlos mit den Schultern und schüttelte leicht mit dem Kopf. Ich würde das Gedeihen von Ostia nicht länger voranbringen können, ganz im Gegenteil.
„Das größte ortsansässige Unternehmen, mein Gestüt, wird ebenfalls nach Mantua umsiedeln“, eröffnete ich als nächstes. „Doch völlig egal ob Ostia oder Mantua – ich würde zur nächsten Wahl so oder so nicht mehr zur Verfügung stehen“, erinnerte ich Felix an meine Worte.
Ah ich werde dauerversorgt
Btw, die Jahreszeit wird schon stimmen (s.u.)
Der Sklave betrat das Büro und hielt Deandra einen Becher bester Limonade hin.
"Verzeih die Verspätung, Herrin. Dafür sind die Früchte frisch gepflückt."
Nach dieser kurzen Unterbrechung trat eine kurze Pause ein. Auch ich dachte kurz nach. Dann fiel mir wieder dieser Clown ein.
"Nun, da gab es ja noch diesen quidam, diesen Latinus.... :D"
Ich war dankbar über das Getränk und setzte sofort zum Trinken an. Als ich Felix’ Einwurf hörte, verschluckte ich mich fast. Prustend und hustend rang ich nach Luft und stellte erst einmal den Becher ab. Aus Luftmangel traten mir schon die Tränen in die Augen. Dann – endlich – bekam ich wieder Luft. Mit noch piepsiger Stimme erwiderte ich:
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
Volltreffer. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"Mein Ernst? Wenn ihn das Volk von Ostia wählt so werde ich ihn natürlich in das Amt einsetzen. Ich kann aber auch ein persönliches Gespräch zwischen ihm und ein paar Freunden von mir organisieren, um ihn von sämtlichen Kandidatur-Ambitionen abzubringen... ";)
Ich bot bestimmt einen lustigen Anblick. Verblüffung im Gesicht und Tränen in den Augen. Der Mund stand mir noch immer offen. Dann fasste ich mich langsam, schluckte und lehnte mich wieder zurück. Eine vorwitzige Träne wegwischend holte ich tief Luft.
„Ja, ich weiß, du hast einige Einflussmöglichkeiten und das ist milde ausgedrückt. Auch deswegen spreche ich heute bei dir vor.
Was Ostia betrifft – da vertraue ich ganz auf deine Umsicht. Minervina, derzeit als Sciba angestellt, signalisierte mir jedenfalls kein Interesse an einem solchen Amt. Vielleicht ist es dir ja auch möglich, diesen Latinius geradezubiegen.“
Fragend sah ich zu Felix. Ob er das wohl hinbekommen könnte? Derzeit lag die Güte der Führung einiger Stadtverwaltungen in der Provinz im Argen, aber ich wäre nicht Deandra, wenn ich diesbezüglich nicht schon längst eine Initiative geplant hätte.
„Ich bin heute nicht nur mit dieser Nachricht zu dir gekommen, sondern noch mit einem Anliegen. Nein, eigentlich sind es zwei. Zumindest für eine Stadt in der Region hätte ich eine gute Zukunftsaussicht anzubieten, falls du daran Interesse zeigst.“
Sie bot einen lustigen Anblick. Doch zurück zu Ernsterem.
"Dass man diesen Latinus geradebiegen kann bezweifle ich. Höchstens eben aus dem Weg biegen. Doch lass das meine Sorge sein."
Wen würde ich mit dem kleinen Job beauftragen? Meine eigenen Leute? Oder besser einen Gefallen von den Herrschaften in Ostia zurückverlangen. Nun, es waren ja noch ein paar Wochen Zeit. Und Deandra hatte gerade irgendwas neues angeschnitten.
"Um Interesse zu haben muss ich erst wissen worum es geht. Also, was hast du anzubieten?"
Ich setzte mich bequem zurecht. Die folgenden Erklärungen würden wohl etwas länger dauern.
„Ich habe während meiner Arbeit in der Stadtverwaltung die andere Seite der Führung einer Stadt kennen gelernt. Bisher habe ich diese Dinge nur aus der Sicht eines Bürgers gesehen. Nun aber weiß ich zu beurteilen, wie wichtig eine engagierte Leitung ist und ebenso eine, die die Entwicklung einer Stadt in die richtige Richtung lenkt. Daher ist es für mich von besonderem Interesse, dass die Curia in Mantua – meines zukünftigen Wohnsitzes –, die derzeit meines Wissens völlig brach liegt, sowohl einen einsatzbereiten Duumvir bekommt, als auch einen, der seiner Einstellung nach sich für die althergebrachten, römischen Werte, die ich selbst sehr achte, einzusetzen bereit ist.
Ich möchte dich in dieser Angelegenheit um deine Unterstützung bitten und habe dir gleichzeitig ein Angebot zu unterbreiten, welches mir als das optimale für mich, die Stadt und nicht zuletzt die Region erscheint."
Ich machte eine Pause, um etwas zu trinken. Es war wirklich warm im Officium oder hatte ich mich nur beim Reden von meinem eigenen Eifer hinreißen lassen und mich dabei erhitzt?
".... ja?"
Ich holte Luft und fuhr in meinen Ausführungen fort.
„Ich möchte mich an dieser Stelle und in obigem Zusammenhang für den Peregrinus Tib. Cadior einsetzen. Als ehemalige Herrin und jetzige Förderin dieses ungewöhnlichen jungen Mannes, habe ich schon lange seine außergewöhnlichen Fähigkeiten erkannt, die mich vor Monaten zu seiner Freilassung veranlasst haben. Er ist über alle Maßen klug, handelt selbständig, ist zuverlässig und er vertritt genau die Ansichten, die einem vorbildlichen Bürger Roms ausmachen. Er ist ein Organisationstalent und er steckt voller Energie, die – da bin ich sicher – er absolut nutzbringend für eine Stadt einbringen kann, wenn er dieser als Magistratus oder Duumvir vorstehen würde.
Ich möchte heute mein Empfehlen für diesen jungen Mann aussprechen, ihn in den Stand der römischen Bürger aufzunehmen und ich habe die Hoffnung, dass du mein Anliegen befürworten kannst. Tib. Cadior hat sich gerade in der letzten Zeit, sehr um die Stärkung der alten römischen Werte und Traditionen bemüht. Er vertritt die edelsten Absichten und ich würde mich als Bürgerin einer Stadt sehr gern seiner Führung anvertrauen. Da ich aus bereits geschilderten Gründen selbst nicht mehr für eine öffentliche Aufgabe dieser Art zur Verfügung stehen möchte, wäre er mein absoluter Wunschkandidat, vorausgesetzt, du befürwortest ebenfalls die Verleihung der Bürgerechte an ihn.
Das sind die Anliegen mit denen ich heute zu dir kam. Sie bilden zugleich, vorausgesetzt du teilst meine Einschätzung, mein Angebot und bieten damit eine große Chance zum Aufblühen für die Stadt Mantua.“
Über alle Maßen gespannt sah ich Flavius Felix an und erwartete seine Entscheidung.
Solch eine Lobeshymne hatte ich schon sehr lange nimmer gehört. Eigentlich überhaupt noch nie. Da war was faul.
"Nun, wenn du dich so sehr für diesen Mann in die Waagschale wirfst, dann wird schon Einiges an ihm dran sein."
Nur was?
"Ich werde ihm das Bürgerrecht erteilen - in Mantua kandidieren und vom Volk gewählt werden muss er aber selbst. Das ist die Sache der Bürger, und die seinige."
Auch falls dieser junge Mann nicht ganz dem von ihr vorgebrachten Bild entsprach würde mir so kaum Schaden zugefügt werden.
Das Werfen in die Waagschale – eine lustige Vorstellung, wenn man sie sich bildhaft vor Augen führt, aber die Angelegenheit war ernst und für mich von großer Bedeutung. Keine Zeit, sich solche abwegigen Gedanken zu machen ...
„Ich hätte ihn nicht freigelassen, wenn mir Zweifel an seiner Selbständigkeit gekommen wären und ebenso wenig würde ich mich heute für ihn einsetzen, wenn er sich nicht redlich mein Wohlwollen verdient hätte.
Dass meine Ansprüche an die Intelligenz, den vorbildlichen Einsatz für die alten römischen Werte und die Redlichkeit meiner Mitbürger klein wären, kann nun wahrlich niemand von mir behaupten.“
„Oh ja, einiges dran ist an ihm zudem.“ Ich musste schmunzeln. Er sah nicht schlecht aus für meinen Geschmack. Eben was zum Ansehen.
„Spaß beiseite. Ich habe ihn schon immer ziemlich eigenständig handeln lassen und stets wusste er mich zu überzeugen. Du kannst wie ich unbesorgt sein – er wird seinen Weg gehen und es freut mich, dass du bereit bist, die Voraussetzung dafür zu schaffen.“
Das waren wirklich gute Aussichten. Nun konnte ich mich beruhigt meiner zukünftigen Rolle als Ehefrau und Mutter widmen. Die Last der Verantwortung an jedwede Stadtverwaltung wurde mir soeben abgenommen und ich atmete wieder frei durch.
"Gut. Ich werde ihm geich das Bürgerrecht verleihen."
Ich kritzelte was auf meine Schreibfläche.
"Kann ich dir sonst noch irgendwie behilflich sein? Zitronensaft?"
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