Beschäftigung am Abend

  • Das Training war vorbei, gegessen hatte ich auch schon und jetzt noch etwas Zeit zur Verfügung. Also schnappte ich mir die bereits besorgten Metallteile und das Werkzeug und begab mich an eine abgelegene Ecke des Lagers. Weit genug weg, um dem Scheppern der Werkstätten zu entfliehen und noch nah genug dran, damit mir wichtige Vorgänge im Lager nicht entgehen würden. Hin und wieder kam ein Legionär oder ein Probati in der Nähe vorbei. Die Offiziere fehlten noch immer, sie waren im Feld.


    Ich setze mich auf einen Stein, holte das Metallwerkzeug hervor und begann eines der kleinen Eisenteile zu bearbeiten. Dabei ritzte ich Symbole auf das Metall, gerade so wie sie mir einfielen. Ich wollte nach und nach meinem Cingulum mit Beschlägen und Anhängern bestücken, um ihn unverwechselbar zu machen. Der Schwertgurt war für mich neben meinem Gladius der wichtigste Ausrüstungsgegenstand überhaupt.


    Ich hatte mir für die nächsten Wochen eine nette Nebenbeschäftigung vorgenommen …

  • Während ich mich wieder einmal meiner Lieblingsbeschäftigung, der Ausschmückung meines Cingulum widmete, dachte ich weiter über das angekündigte Waffentraining nach. Ich fragte mich was wohl dran sei an dem Gerede, dass anfangs nur mit Holzschwertern trainiert werden würde. Für mich erst einmal eine lächerliche Vorstellung. Das war doch was für Weicheier. Morgen würde ich es wissen. Vermutlich würde ich mir blöd vorkommen, mit einem Holzschwert rumzufuchteln. Also hoffte ich mal, es war nicht mehr als ein Gerücht.


    So, der nächste Beschlag war heute fertig geworden. Zufrieden betrachtete ich das Ergebnis. Der jetzige war besser als der erste ausgefallen. Ich hoffte, dass ich mich in allem hier stetig verbessern würde. Ich wollte viel erreichen und das lieber heute als morgen. Aber wie alles im Leben, brauchte auch das seine Zeit.


    Ich packte nach zwei Stunden Arbeit meinen Sachen zusammen und kehrte in die Mannschaftsquartiere zurück.

  • Wieder einmal ein Abend an dem ich Zeit hatte… Ich trottete die Via praetoria entlang. Kurz vor dem Tor bog ich zu meinen Lieblingsplatz ab. Wieder setzte ich mich auf den Stein und begann ein Eisenteil zu einem neuen Anhänger zu bearbeiten. Dabei hing ich meinen Gedanken nach…


    Inzwischen waren die ersten Kohorten aus ihrem Feldeinsatz zurückgekehrt und es kam Leben in das Lager. Der Legat war ebenfalls schon eingetroffen, nur zu Gesicht hatten die Probati ihn noch nicht bekommen. Ich war gespannt, ob sich durch die Rückkehr der Soldaten Entscheidendes ändern würde. Eigentlich sollte es das, andererseits würde es unsere Ausbildung mit Sicherheit nicht verändern. Nur vielleicht die Freizeit, die es hin und wieder einmal gab. Wenn ich doch nur schon Legionarius wäre …


    Mit Eifer bearbeitete ich das Metallstück weiter, bis es in seiner Form meinen Ansprüchen genügte.

  • Mit Eifer bearbeitete ich ein weiteres Metallstück. Es sollte ein Beschlag werden. Immer wieder drifteten meine Gedanken ab. So ganz unten auf der Erfolgsleiter bekam man Genickstarre, wenn man zu den übergeordneten Rängen aufsah. Wenigstens Legionarius wollte ich bald werden. In jeder Phase meiner Militärlaufbahn würde ich Anhänger und Schnallen für meinen Waffengurt fertigen. Nach Jahren würde der eine eigene Geschichte berichten können.

  • Heute wollte ich den ersten Anhänger als Legionarius für meinen Cingulum machen. Ich suchte mir ein besonders großes Metallstück und bearbeitete es bis die äußere Form meinen Ansprüchen genügte. Eine große I würde ich diesmal als Zeichen darauf anbringen, dass ich inzwischen regulärer Legionär der Ersten geworden war. Damit stand ich bereist über den Probati und denen in den Auxiliartruppen Dienenden.


    Was ich unbedingt noch klären musste, war meine Zugehörigkeit zu den Centurionen. Absolut wichtig zu wissen, wo man hingehörte, Centurie, Kohorte. Wer war überhaupt Führer der ersten Kohorte? Logisch, der Höchste aller Centurios. In Frage kamen dafür nur Aurelius Sophus oder Aurelius Commodus, aber die Aushänge zur Truppenstärke waren nicht auf dem neuesten Stand. Ich merkte, ich war noch nicht völlig im Bilde. Es musste an mir liegen und ich ärgerte mich darüber.



    Deswegen stand ich auf, räumte meine Sachen zusammen und wollte mich umgehend erkundigen.

  • Mit einem Lächeln auf den Lippen begab ich mich am Abend dieses ereignisreichen Tages zu meinen Lieblingsplatz. Ich setzte mich auf den Stein, der nur für mich an dieser Stelle zu liegen schien. Ich betrachtete den Himmel. Eine Ansammlung von Wolken verschluckte die Sonne am Horizont lange vor deren Untergang. Sie schickte ihre Strahlen auch nachträglich noch zur Erde. Ein selten schöner Anblick - geeignet, den heutigen Abend zu etwas Besonderem zu machen.


    Ich griff zu meinem Werkzeug und einem Metallstück. Die Gedanken wanderten in alle möglichen Richtungen während ich an dem Anhänger herumwerkelte. Ich dachte an meine Vergangenheit in Germanien, die augenblickliche Konstellation im Lager, meine Zukunft in der Legion, vielleicht eines fernen Tages einmal eine eigene Familie… Warum eigentlich nicht? Es gab Mädchen, die auf die Ehe verzichteten und den spärlichen Familienalltag mit einem Soldaten in Kauf nahmen. Selbst an meine Cousinen dachte ich an diesem Tag. Na, und das wollte schon etwas heißen.


    Nachdem auf den letzten Anhänger bereits eine große I und ein L gekommen waren, ritzte ich auf diesen neben die I ein großes O. Auf die Rückseite kam zusätzlich das heutige Datum, was ich für das vorhergehenden ebenfalls noch nachholte. Mein Cingulum würde eine ganz eigene Geschichte erzählen, nämlich meine, die des Herius Vesuvius Claudius – Sohn aus unbedeutendem Hause aber mit einem erfolgreichen Vater und mit dem Wunsch, diesem in nichts nachzustehen.

  • Seit die Vorbereitungen für den Bau des Amphitheaters angelaufen waren, wurden mehr und mehr von Vesuvius’ Kameraden abkommandiert - viele in die Steinbrüche, andere für Botendienste.
    Das Lager war selten so überschaubar gewesen. Manchen seiner engsten Freunde hatte Claudius seit Wochen nicht gesehen. So fehlten für den geselligen Feierabend die alten Kameraden. Seine Architektentätigkeit, die viele Abende gefüllt hatte, war ebenfalls abgeschlossen. Aus diesem Grund schnappte sich der Optio heute Werkzeug und Metallrohlinge, um nach langer Zeit einmal wieder einen seiner Gürtelanhänger zu fertigen. Am Rande des Lagers, wo es noch ruhiger zuging, hing er seinen Gedanken nach, während seine Hände eine neue Kreation schufen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!