• 'Huch! Was war denn heute mit meiner Herrin los? Bloß ausnutzen diese Stimmung', dachte ich und beeilte mich, das Bad herzurichten.
    Ich gab duftende Öle in das Wasser, stellte frische Blumen in den Raum und ein Tablett mit ausgesuchten Köstlichkeiten.


    Komplett verblüfft begegnete ich wenig später einer strahlenden Deandra, die mir ihre hauchfeine Nachttunika zuwarf und sich in das Wasser gleiten ließ. Verdutzt stand ich noch eine Weile, dann ließ ich sie allein.



    http://home.arcor.de/de_la_cha…um/Bad%20Kleinansicht.jpg

  • Nach schönen Träumen, einem ausgiebigem Bad und einer höchst delikaten Morgenmahlzeit fühlte ich mich wie neu geboren. Ich entstieg dem Wasser und ließ mich von Samira ankleiden. In eine – den Temperaturen angepasste – dünne Tunika gekleidet, setzte ich mich auf einen Stuhl und überließ es Samira, mir eine aparte Frisur zu zaubern. Ohne unsanft an den Haaren gerissen zu werden, hing ich meinen Gedanken nach und überlegte, was ich mit diesem schönen Tag am besten anfangen könnte.


    Zunächst beschloss ich, mir die eigenen Ländereien einmal genauer anzusehen. Bis jetzt kannte ich kaum mehr als den angrenzenden Garten. Gleichzeitig wusste ich aber, dass das gesamte Anwesen nicht eben klein zu nennen war.


    Lange bevor die Mittagssonne unbarmherzig herunterprasseln würde, machte ich mich auf den Weg. Die nahen Waldhänge hinter der Villa waren mein Ziel. Ich wollte in Erfahrung bringen, wie viel davon zu unserem Besitz gehörte und letztlich wollte ich von der Hügelkuppe die Aussicht genießen.
    Unternehmungslustig zog ich die Tür ins Schloss und lief los. Ein Lächeln lag auf meinem Gesicht.

  • Etwas erledigt kam ich in der Villa an, war doch ein solch langer Spaziergang mehr als ungewohnt für mich geworden. Hungrig von der frischen Luft ging ich sofort in das Speisezimmer und gab Samira auf dem Weg dorthin meine Wünsche auf.


    Mit einem kleinen Seufzer ließ ich mich auf die Liege plumpsen und musste lachen. Meine Güte, war ich kaputt und ich hatte Durst. Endlich kam Samira und brachte das Essen. Obwohl mir meine Beine ordentlich weh taten, stand ich erneut auf, nahm etwas von den Speisen und ging ins Lararium. Dort stellte ich den Manen ihren Anteil hin.


    Andächtig stand ich eine Weile und gedachter derer, denen ich hier leider nie mehr würde begegnen können. Menschen, die vielleicht Halt oder Rat gegeben hätten. Ich seufzte, sprach ein Gebet und ging zurück ins Speisezimmer. Mit gutem Appetit vertilgte ich eine ziemliche Unmenge an Speisen und überlegte, was ich ihm Anschluss daran unternehmen würde.

  • Zurück aus Rom, wo ich nur kurz weilte, genoss ich ein leckeres Frühstück bestehend aus Obst und Brot. Samira wusste, was ich gerne aß, doch plötzlich überkamen mich Zweifel, ob wir überhaupt noch etwas anderes an Esswaren im Hause hatten. Lange hatte ich mich um nichts so recht gekümmert. Das sollte sich ändern.


    „Samira?!“

  • „Ah, da bist du ja. Wie sieht es eigentlich mit unseren Vorräten aus? Haben wir außer dem üblichem Fleisch, Kohl, Brot und Obst auch noch ein paar Besonderheiten im Haus oder müsste man sich schämen, sollte einmal Besuch kommen?“


    Durchaus gespannt sah ich meine Haussklavin an.

  • Die Vorräte waren aufgrund ihrer Anzahl gut zu überschauen, deswegen konnte ich antworten ohne nachzusehen.


    „Die grundlegenden Nahrungsmittel sind in ausreichendem Maße vorhanden. Dafür sorge ich mit regelmäßigen Einkäufen. Für ausgefallene Sachen habe ich lange keinen Auftrag erhalten und somit ist auch nichts vorrätig. Die Reserven sind lange verbraucht.“

  • „Ich habe es befürchtet“, sagte ich leise vor mich hin.


    Das konnte natürlich nicht so bleiben. Kein Besucher hätte Verständnis für einen derart vernachlässigten Haushalt. Es würde vor allem auf mich ein schlechtes Bild werfen. Wer wusste schon, warum ich derart nachlässig geworden war?


    In diesem Augenblick fasste ich einen weiteren Entschluss. Ziel- und planlos war ja nicht nur ich derzeit. Hier fehlte einfach auch jemand, der die neue Richtung angab, jemand der sagte, was zu tun sei, wie man sich verhalten wolle, in welche Richtung sich die Familie entwickeln solle.


    „Bring mir Pergament und das Glas mit der Tintenfischtinte. Ich hoffe, davon ist noch etwas da.“ Wusste ich doch, dass dieser kostspielige Schreibstoff nicht überall und schon gar nicht für jeden erhältlich war.

  • Ich brachte meiner Herrin die gewünschten Dinge und räumte in der Zwischenzeit Geschirr und Essensreste ab. Anschließend hielt ich mich in der Nähe der Tür, denn sicher hatte sie bald einen Auftrag für mich.

  • Ohne lange nachzudenken, schrieb ich das, was mir auf dem Herzen lag nieder. Den Brief rollte ich zusammen und gab ihn Samira. Anschließend machte ich ihr noch einen kleinen Einkaufzettel fertig.


    „Zunächst bringst du diesen Brief ins Kastell. Auf dem Rückweg besorgst du dann die Einkäufe. Meine Wünsche habe ich notiert. Hoffentlich gibt es hier in Mantua alles.“

  • Ein altes Soldatenlied der Legion pfeifend ("Juppadei, Juppadie, schneidig ist die Infanterie" :D ), betrat der Pater seinen Wohnsitz in Mantua. Lange hatte er die Villa, deren Ausstattung in den letzten Wochen und Monaten stets luxuriöser geworden war, nicht mehr betreten und auch an jenem Abend setzte er nur äußerst widerwillig einen Fuß auf den Marmor der Empfangshalle.
    Im Grunde benötigte er diese Räumlichkeiten nicht mehr; nur von Aurelia und den zahlreichen Haussklaven wurden sie noch regelmäßig bewohnt. Aus diesem Grunde pumpte der reiche Soldat Tag für Tag Unsummen in den Erhalt des hier genossenen ausufernden Lebensstandardes.
    Dennoch fühlte er sich in Mantua ausgesprochen wohl; die Luft war sehr viel reiner als es in der Hauptstadt der Fall gewesen war, seine Bewohner waren - wenn man von den zahlreichen dümmlichen Angehörigen des Pöbels einmal absah - mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft gesegnet und die großen Ländereien um die Villa Sospitas hatten ihn schon immer beeindruckt.
    Jener Flecken Erde mit seinen Hügeln, Wiesenbächlein und kleinen Wäldern war noch immer nicht von seinem Besitzer vollständig erkundet worden, eignete sich jedoch hervorragend für den Anbau agrarischer Erzeugnisse.
    Schon seit längerer Zeit hatte Sophus darüber nachgedacht, das Land wieder mit Getreide zu bebauen, wenngleich das hier erzeugte Korn preislich wohl nicht mit den Produkten der Großgrundbesitzer in Spanien, Sizilien und Nordafrika mithalten konnte.
    Um auf dem Markt konkurrenzfähig sein zu können wäre der Kauf weiterer Ländereien notwendig gewesen - und dazu hatte Aurelius im Augenblick weder Zeit noch Nerven.
    Lange hatte er Aurelia nicht mehr gesehen und er freute sich auf ihre Gesellschaft, welche schon immer als eine willkommene Abwechslung zum Lageralltag empfunden worden war, doch das bevorstehende Gespräch vermochte keine Begeisterung auszulösen.
    So schritt er leise durch die Räumlichkeiten der Villa...

  • … und wurde dennoch gehört.


    „Samira?“ Im selben Augenblick wusste ich jedoch, dass es sich nicht um meine Hausklavin handeln konnte. Ihre Schritte waren flink, fast schwebend. Hinter diesen jedoch steckte wesentlich mehr Gewicht, auch wenn sich derjenige große Mühe gab, sich leise zu bewegen.


    ‚Das ist ein Ding’, dachte ich. ‚Ein Einbrecher? Die gibt es offenbar überall, nicht nur in Rom.' Auf Zehenspitzen schlich ich zu der Wand mit Sophus’ Waffensammlung. Vorsichtig nahm ich ein keltisches Schwert. Es besaß ein ziemliches Gewicht, schwer zumindest für arbeitsungewohnte Frauenarme. Mit beiden Händen umklammerte ich den Knauf. Hier sollte niemand annehmen, dass er leichte Beute machen konnte.


    Mit dem Rücken an die Wand nahe der Tür gelehnt, lauschte ich auf die sich nähernden Schritte. Den Atem hielt ich dabei an und wünschte zudem, mein Herz möge etwas leise schlagen. Bestimmt konnte man es noch durch die geöffnete Türe hören. Als die Schritte auf meiner Höhe anlangten, sprang ich entschlossen und mit erhobenem Schwert um den Türpfosten herum.


    „Keinen Schritt weiter …“ Der Rest blieb mir im Halse stecken. Zunächst komplett entgeistert, dann aber laut loslachend, stand ich im Gang und ließ das Schwert sinken.


    „Soo schnell habe ich nicht mit deinem Kommen gerechnet“, sagte ich entschuldigend und musste erneut lachen.

  • „Wenn du so fragst … ja, durchaus.“ Erneut musste ich schmunzeln, senkte kurz meinen Blick und war bemüht, das Lächeln zu beherrschen, was aber nicht so recht gelang.
    Willig übergab ich anschließend das Schwert.


    „Wie hält man es dann?“ Ich neigte meinen Kopf und warf ihm einen kecken Blick zu. „Kann ja sein ich brauche es nochmals. Wobei – die Hauptsache ist wohl, dass ich damit treffe.“

  • Weder Wein noch Waffen sollt ihr den Weibern geben. Treu diesem Grundsatz folgend, nahm Sophus das Schwert und legte die Kostbarkeit vorsichtig an seinen alten Platz.


    "Das glaube ich nicht.", meinte er nur.
    "Außerdem...dir gebe ich sicher keine Waffe in die Finger." :D


    Langsamschritt er weiter durch die Korridore der Villa.


    "Ach, hier ist es ungemütlich. Begeben wir uns doch ins Atrium....


    AAAAPPICUUUUS! Wo steckt der Nichtsnutz schon wieder?"


    Da erklang aus Richtung der Sklavenuterkünfte ein verschlafenes "Ja, Herr?".


    "Richte er ein Mahl her!"

  • „Sehe ich so ungeschickt aus?“, fragte ich zunächst, bevor mir eine viel bessere Erklärung einfiel. „Nein! Gib’s zu, du bekämst Angst, wenn ich eine Waffe tragen würde.“ Mit einem siegessicheren Lächeln strahlte ich ihn an.



    „Gut, gehen wir ins Atrium. Dort bin ich ebenfalls gern. Was hältst du davon, wenn wir heute einmal unter freiem Himmel speisen?“


    Begeistert von meiner eigenen Idee sah ich ihn an, froh zudem, dass ich Samira gerade heute zum Einkaufen geschickt hatte. Ansonsten wäre Sophus von dem Speisen des Hauses wohl ähnlich „begeistert“ gewesen, wie zuletzt vom Weinbestand.

  • "Fein, so wollen wir im Atrium speisen."
    Sophus nickte und rief sogleich einige Sklaven für die Bewirtung herbei.
    Bald herrschte in der Küche reger Betrieb, wussten die Sklaven doch allzu gut, dass ihr Herr in kulinarischen Fragen höchste Ansprüche zu erheben pflegte und in der Bestrafung sehr viel härter war als die Dame des Hauses.

  • Eine Liege ins Atrium bringen zu lassen, erschien mir widersinnig, deswegen ließ ich von den Sklaven ein paar Tierfelle holen, die sie am Rand des Marmorbeckens ausbreiteten. Ich setzte mich und machte eine einladende Geste.


    „Komm setz dich. Das hier ist für dich sicher eine Mischung aus Freizeit und Marschlager. Eine Verbindung, die für mich etwas Abenteuerliches hat.“ Träumerisch sah ich hinauf zum Himmel, der sich im Osten dunkelblau färbte. Wir würden wohl bald Öllampen brauchen.


    „Du hast mir noch nie von der Legion erzählt. Mich würde das interessieren“, sagte ich leise und registrierte nebenbei, wie schnell doch die Haussklaven flitzen konnten, wenn sie nur wollten. Tja, hier fehlte eben sonst der Mann im Hause.

  • "Marschlager? Solchen Luxus wie wir ihn hier sehen, genießt bei der Legion nicht einmal ein Offizier. Ach, was gibt es da schon zu erzählen...."


    Mit einer typisch patrizischen Handbewegung, welche nur als Mischung reinster Arroganz und einer merkwürdigen Form des Müßiggangs beschrieben werden kann, scheuchte Aurelius den Gedanken hinfort.


    "Ich würde dich gewiss nur langweilen."


    Unterdessen schafften die Sklaven betont unauffällig einige kunstvoll verzierte Teller heran, durchsichtige und kostbare Glaswaren, den teuren Wein des Sabbatius und zur leichten Vorspeise einige Oliven.


    "Erzähle doch du. Gefällt dir Mantua?"


    Der Centurio machte es sich auf der kunstvoll gefertigten Liege bequem.

  • „Ich traue dir viel zu, aber eines schaffst du nicht – mich zu langweilen.“


    Mit einem Lächeln auf den Lippen stellte ich fest, dass ich heute bereits mein Lachpensum der gesamten letzten Wochen übertroffen hatte. Genussvoll biss ich in eine Olive, betrachtete mir deren Innenleben und anschließend den bequem liegenden Sophus. Dann verschwand die Olive im Mund.


    Eine neue rollte ich in Vorfreude zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her.


    „Hm, Mantua …“
    Ich winkte einem Sklaven, weil zwar der Wein rechtzeitig gebracht wurde, aber niemand an meinen Zitrussaft gedacht hatte. Offenbar war ich sonst zu nachsichtig mit den Unfreien.


    „… Erst kürzlich habe ich mir das Anwesen und die angrenzende Umgebung ansehen. Die zur Villa gehörenden Ländereien strecken sich weit, ich war überrascht. Eine herrliche Aussicht hat man von den Hügeln. Ich bin ehrlich begeistert. Solchen Anblick kenne ich nicht aus …“


    Ich schüttelte kurz und wie unter Zahnschmerzen den Kopf.


    „Ich könnte Mantua lieben lernen, ohne jedoch Rom gänzlich zu vergessen“, sagte ich in überzeugendem Tonfall und um mir selbst die fröhliche Stimmung zurückzubringen, kniff ich ein Auge zu und zielte mit der Olive auf Sophus’ Bauch. :D

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