Nie gewollt und doch passiert

  • Das war ein Abend. Alles stand Kopf. Da waren meine Pläne. Zum Sklaven taugte ich nie so recht, viel zu eigensinnig und zu willenstark für eine solche Rolle. Peregrinus? Auch nur eine Zwischenstation, ich wollte das Bürgerrecht und selbst dieser Stand würde mir nicht reichen, so viel stand fest.


    Da passte hinten und vorne kein Mädchen rein. Wozu auch? Ich interessierte mich doch überhaupt nicht für Mädchen! Dachte ich zumindest. Dann kam dieser Commodus und setzte mir Mia vor die Nase ... und jetzt nimmt er sie wieder weg. Auch das passte mir nicht! Ich wollte nie ein Mädchen und hänge jetzt doch an dieser Kleinen fest. Verdammt!


    Frauen machen das Leben nur kompliziert, alles läuft besser bleibt man alleine. ‚Zu spät’, dachte ich, ‚du sitzt in der Falle.’


    Also los und durch – durch dieses Schlammassel. Ich suchte Mia in ihrem Zimmer auf, sie sollte für ihre Abreise packen. Wirklich schwer war dieser Schritt durch die Tür, dann stand ich im Zimmer.

  • Ich weinte stumm und suchte meine Sachen zusammen. Viel war es nicht und doch tat es mir mit jedem einzelnen Stück weh. Ich bemerkte Cadior nicht, als er das Zimmer betrat und war gerade dabei die Tunika zusammenzulegen, welche wir gemeinsam auf dem Markt gekauft hatten in Ostia. Erneut rannen mir Tränen über das Gesicht und ich hielt in meinem Tun inne und fragte mich, warum das Alles.
    Als ich mich umdrehte um es zu den anderen Sachen zu legen, sah ich ihn und erschrak, weil ich ihn nciht eher bemerkt hatte. Es war mir peinlich, dass er mich so weinend sah und nachdem ich ihn einen Moment erschrocken angestarrt hatte, drehte ich mich weg. Ich versuchte meien Fassung wieder zu erlangen, aber stattdessen bebten meine Schultern leicht unter einem neuerlichen Weinanfall.

  • „Viel bleibt nicht zu sagen“, begann ich etwas hilflos. „Ich habe keinerlei Möglichkeiten, um Commodus aufzuhalten. Besäße ich diese, würde ich es tun. Ich hoffe du weißt das.“


    Zu dem ganzen Wirrwarr in mir kamen jetzt noch diese Tränen. Gegen vieles konnte ich mich zur Wehr setzen, doch wie schützt man sich davor? Und dennoch – ich wollte nicht mit ihrem Rücken vorlieb nehmen und so ging ich zögerlich auf sie zu.


    „Nimm dir wenigstens Zeit für ein paar Worte und das ist jetzt keine Anweisung, sondern eine Bitte.“


    Hatte ich jemals irgendjemanden um irgendetwas gebeten? Es fühlte sich merkwürdig an und es irritierte mich.

  • Ich zögerte, ich wollte nicht, dass er mich so sah und doch....
    Ich drehte mich plötzlich um und als ich ihn so dicht vor mir sah, konnte ich nicht anders, ich lehnte mich weinend an ihn, unfähig ein Wort zu sprechen. Ich war nur noch am Verzweifeln. Erst jetzt wusste ich, wie geborgen ich mich hier gefühlt hatte nach all der schrecklichen Zeit und plötzlich stand ich wieder vor der großen Unwissenheit.
    Kein Ton kam über meine Lippen, meine Tränen waren stumm, aber ich zitterte am ganzen Körper.

  • Uff, das kam überraschend!


    Etwas ungelenk stand ich da, als sie sich plötzlich an mich lehnte. Unschlüssig baumelten meine Arme bis ich sie endlich anhob. Das Berühren kostete dann noch einmal echte Überwindung, aber es fühlte sich im Nachhinein gut an. Ein Arm umfing ihre schmale Gestalt, mit der andere Hand lehnte ich ihren Kopf an meine Schulter. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Haare. Worte erübrigten sich. Auch ohne Worte war alles gesagt.


    Gern hätte ich sie beschützt. An meiner Kraft und meinem Mut sollte es nicht liegen, aber gegen die bestehenden Besitzverhältnisse halfen weder Mut noch Kraft. Ich war machtlos und das frustrierte mich am meisten. Der Wunsch, etwas aus meinem Leben zu machen, stieg gerade ins Unermessliche. Und ebenso der Groll auf Commodus.


    „Du bist stark“, begann ich schließlich. „Nimm dein Schicksal an, stell dich ihm. Eines Tages werde ich sicher die Möglichkeit haben, dein Schicksal mit zu beeinflussen. Wenn es so weit ist, dann werde ich dich finden. Egal wo du dann bist, ganz gleich wie lange es dauert.“

  • Während er mich so festhielt, klammerte ich mich leicht an ihn und weinte mich aus. Eine ganze Weile schwiegen wir, dann sprach er. Seine Worte taten gut und zeigten mir doch erneut wie aussichtslos meine Situation war, und doch...
    Es dauerte noch eine Weile, ehe ich mich endlich beruhigte, nicht mehr zitterte und auch die Tränen versiegten. Und irgendwann war ich zu einer Antwort fähig. Es war eigentlich eine andere als jene, die mir auf dem Herzen lag, aber ich wusste, es war die Einzige, die er hören wollte. So sagte ich leise nur:
    "Ich werde es versuchen."


    /edit: Rechtschreibung

  • Ich wusste nicht, dass es sich so mies anfühlt, wenn jemand anderer als man selbst, auf eine mehr als ungewisse Zukunft zugeht. Leider machte ich gerade in diesem Augenblick diese Erfahrung. Alles wäre kein Problem, wenn ich selbst durch ein tiefes Tal gehen müsste, aber tatenlos zuzusehen, wie jemand anderer dem ausgeliefert war? Unfähig zudem, selbst etwas dagegen zu tun? Der blanke Horror!


    Und dabei war alles so sinnlos. Commodus hatte genau das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte. Wer weiß, ob ich mir ohne seine folgenschwere Entscheidung je weitergehende Gedanken über Mia gemacht hätte. Ich lebte bisher sehr gut ohne jegliche Gefühle. Und jetzt stand ich hier – mit Groll im Herzen auf Commodus, belastenden Druck im Brustbereich wegen meiner Machtlosigkeit und verwirrenden Gefühlen, die Mia auslöste.


    Irgendwann ließ ich sie dann los und strich ihr über die Haare. „Ich kann so wenig für dich tun. Das frustriert mich und es nährt meinen Zorn gegenüber deinem Herrn. Er sollte mir tunlichst zukünftig aus dem Weg gehen.“


    Davonlaufen war jedenfalls auch keine Lösung.

  • Als er mich los ließ fühlte ich mich wieder so einsam wie sonst auch und als er sprach schüttelte ich mit dem Kopf.
    "Nein... sei nicht zornig auf ihn, er ist, wie er ist und Zorn wird daran nichts ändern."
    Ich schluckte hart und wieder wollten Tränen aufsteigen, aber ich schluckte sie hinunter.
    "Zorn verbittert Dich nur und...."
    Ich sprach nicht weiter, seufzte nur einmal leise aber unüberhörbar auf.
    "Ich werde es schon schaffen, irgendwie, ich hab es bis hierher immer irgendwie geschafft."
    Ich sprach nur leise, kaum hörbar und mehr zu mir selber.
    Ich löste mich langsam von ihm und sah zu meinen Sachen.
    "Ich sollte weiter packen. Es ist nicht viel, aber...."
    Dann drehte ich mich, aus einer spontanen Eingebung heraus zu ihm um, stellte mich auf die Fußspitzen und gab ihm einen flüchtigen, fast schon gehauchten Kuss auf die Wange.
    "Danke für alles."
    Dann, ehe er reagieren konnte, ging ich weiter meine Sachen packen, voller Angst ihn damit vor den Kopf gestoßen zu haben.

  • Durchaus beeindruckt lauschte ich Mias Worten. Sie zeugten von Klugheit und Besonnenheit. Letzteres zeichnete mich nicht unbedingt aus. Ich reagierte eher impulsiv, manchmal sogar heftig. Sollte ich wirklich noch von ihr lernen können?


    „Du wirst es schaffen“, bekräftigte ich nochmals, nicht nur um sie, sondern auch um mich selbst zu überzeugen.


    „Du musst dich nicht bedanken“, sagte ich verblüfft, teils wegen des Kusses, teils wegen ihrer Worte. Sie ging, packte weiter und ich stand mehr als ratlos da. Sollte ich gehen? Ja sicher, die Frage war wohin – aus dem Zimmer oder zu Mia? Ich entschloss mich zu Letzterem.


    „Ich möchte mich noch verabschieden. Wer weiß, wann und ob wir uns wieder sehen.“

  • Ich hielt inne, noch mit dem Rücken zu ihm, und sagte leise.
    "Wünsch mir kein Leb wohl, bitte, nur ein Auf Wiedersehen. Das macht es nicht so endlich."

  • „Ich hoffe es, aber …“


    Meine Gedanken behielt ich für mich. Sie würden Mia nur noch mehr belasten. Ich fasste sie an der Schulter und drehte sie zu mir herum.


    „Eins steht fest – ich werde dich nie vergessen.“


    Kurz hielt ich ihr Gesicht in meinen Händen, strich ihr die Haare aus der Stirn und anschließend über die Wange. Der Abschied fiel mir wirklich schwer. Ohne Commodus wäre mir das nicht bewusst geworden. Wenigstens das war positiv an der ganzen Sache, das war aber auch das Einzige.


    „Also, nehmen wir Abschied“, sagte ich leise. Meine Lippen berührten ihre sanft und ich zog sie fest in meine Arme.

  • „Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich störe, aber, Cadior, ich möchte abreisen und das auf der Stelle. Ich möchte diese Nacht nicht unter einem Dach mit meinem Bruder verbringen müssen, sondern in Ostia, wo ich mich heimisch fühle.“


    Ich nahm Commodus sowohl seine Entscheidung als, und vor allem, auch seinen Tonfall mir gegenüber übel. Die erste Begegnung mit ihm als meinem Bruder war weniger gut verlaufen. Ich hatte ihn besser in Erinnerung als er noch Pater der Tiberier war.




    Sim-Off:

    Vieles kam anders als geplant und jetzt muss ich diesen Thread köpfen. Sorry, Mia, aber Cadi braucht ein Alibi.

  • Zitat

    Original von Tib. Cadior
    „Also, nehmen wir Abschied“, sagte ich leise. Meine Lippen berührten ihre sanft und ich zog sie fest in meine Arme.


    Ich hielt mich fest und erwiederte seinen Kuss. Zum ersten Mal überhaupt freiwillig und ohne Zwang küsste ich einen Mann. Und mein Herz schlug dabei Purzelbäume.
    Als plötzlich Deandra in der Tür stand, zuckte ich zutiefst erschrocken zusammen und wusste nicht, was ich tun sollte und als sie Cadior im Prinzip von mir fortbefohl, brach für mich beinahe eine Welt zusammen, die am nächsten Tag auf dem Markt endgültig zusammenstürzen sollte.


    Ein einzelner Gedanke hielt mcih den Rest der Nacht gefangen: Wie gewonnen, so zerronnen und Trauer füllte mein Herz.


    Sim-Off:

    Nun, Du hast Deine Gründe und wir sprachen darüber und auch wenn ich es mehr als Schade finde, werde ich es zu respektieren wissen.

  • Ich löste mich langsam von Mia und sah ihr lange in die Augen.


    "Es liegt jetzt allein bei dir, wie die Zukunft aussehen wird! Du weißt was ich damit meine?"


    Ich strich ihr noch einmal über das Haar und verließ dann den Raum. Zügig begab ich mich zu den Stallungen, spannte die Pferde vor die Biga und jagte n einem halsbrecherischen Tempo Richtung Ostia, meine ganze Angespanntheit legte ich in das von den Pferden geforderte Tempo.

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