[Casa Scribonia] Eine Kammer im Erdgeschoss

  • Nachdem der Medicus mich verarztet hatte, es war nciht einfach gewesen, weil die tiefe Wunde in der Brust stark geblutet hatte und er sie nur mit Mühe hatte schliessen können, brachte man mich in ein Zimmer ins Erdgeschoß. Mein zustand war kritisch, meine Atmung und mein Herzschlag nur schwach, mein Körper, völlig ausgemergelt kaum noch fähig zu kämpfen. Und doch kämpfte er. Ob ich selber aber noch kämpfte blieb abzuwarten, noch, auch jetzt, ein Tag nach den Geschehnissen, war ich bewusstlos. Keine Regung war zu erkennen, ausser das schwache, kaum wahrnehmbare Heben und Senken der Brust, unter dem dicken Verband. Leichtest Wundfieber war eingetreten, aber der Medicus, der nur wenig zuvor wieder dagewesen war, war zuversichtlich, dass es nicht zu sehr steigen würde, aber selbst nur ein wenig Fieber schwächte meinen Körper weiter.


    Hin und wieder kam jemand zu mir und flöste mir vorsichtig ein Getränk ein, fast schon Tropfen für Tropfen. Es waren Dinge, die der Medicus für mich da gelassen hatte und Brühe, um meinem Körper etwas Kraft dadurch zu verleihen. Alles um ihm zu helfen zu kämpfen. Es war ein kompliziertes und langwieriges Unterfangen, aber die, die es taten, waren geduldig. Manchmal sprach auch einer mit mir, aber keiner konnte sagen, ob ich davon etwas mitbekam.


    Während dessen hatte ein Sklave, der ein Großteil der Situation mitbekommen hatte, Curio darüber aufgeklärt, dass Malachias mich wohl gereizt hatte, immer und immer wieder, bis ich mich plötzlich von den Fesseln hatte befreien können und auf ihn losgegangen war. Der Sklave konnte nicht genau sagen, was Malachias zu mir gesagt hatte, da er nur Fetzen mitbekommen hatte von dem Gespräch, aber die Wortfetzen teilte er dem Tribunus Plebeii mit. Ob er aber Malachias bestrafen würde, wusste wohl nur Curio.


    Mir war es egal in meiner jetzigen Situation. Ich lebte in einer anderen Welt. Ob es die der Schwärze durch die Bewusstlosigkeit war oder eine Traumwelt wusste niemand und vielleicht nicht einmal ich selber.



    /edit: Rechtschreibung

  • Nun war doch schon einige Zeit verstrichen seit den letzten dramatischen Wendung in den letzten Tagen. Es trat wieder eine Ruhe ein. Wohlgemerkt eine äusserst Wohltuende.


    Jetzt galt es Selnya wieder aufzupäppeln. Doch eines zeigten die Geschehnisse der letzten Tage sehr stark. Selnya fühlte noch etwas. Sie ist weder resigniert noch liess sie alle Hoffnungen fahren. Sie hat noch immer Emotionen und ist demnach ein Mensch.


    Die Zeit ihres Leidens soll nun vorüber sein, es ist ja auch kein Zustand. Doch zuerst musste ihr Körper wieder aufgebaut werden, später sehe man mal zur Seele (sofern Sklaven auch eine besitzen). Somit veranlasste Curio, dass in das Getränk, das der Selnya regelmässig eingeflösst wird, mit Alkohol vermengt wird, auf dass es sie stärke.

    PATER FAMILIAS DER GENS SCRIBONIA

    amare et sapere vix deo conceditur

  • Hin und weder kratzte ich an den Grenzen des Bewusstseins, aber es gelang nicht diese zu überschreiten, immer wieder sackte ich in die Schwärze zurück und war dessen nicht unglücklich. Wenn ich in einer Art Dämmerzustand war, spürte ich meist, dass jemand bei mir war, manchmal hörte ich auch Stimmen, auch wenn ich den Inhalt derer nicht erfassen konnte und hin und wieder spürte ich, wie man mir etwas einflösste und mehr aus einem Reflex heraus schluckte ich dann.
    Und ich träumte, immer wieder träumte ich in meinem Dämmerzustand, und immer wieder waren es die selben Leute, die in meinen Träumen erschienen. Wenn ich kurz davor schien zu Bewusstsein zu kommen, bewegten sich meine Lippen im Traume und wer an meinem Bett saß, konnte raten, um was es ging. Meist dauerten diese Phasen aber nicht lange. Ein paar Minuten, eine viertel Stunde, dann wurde wieder alles schwarz.
    Einer der Sklaven beschloss letztlich mit dem Herrn zu sprechen.


    Herr, sie kommt hin und wieder halb zu sich, ist jedoch nie wach. Doch scheint sie in den Zeiten zu träumen und ihre Lippen bewegen sich und nicht selten erkennt man, dass sie dann den Namen Antiope erwähnt.
    Herr, ich weiss, es steht mir nicht zu Euch etwas zu sagen, aber ich möchte Euch bitten zu überlegen, ob ihr Antiope, wenigstens für einen Moment, zu ihr lasst. Auch der Medicus meinte, etwas, was ihr wieder den Lebensmut zurückbringt, könnte ihre Genesung entscheidend vorantreiben.

  • Curio überlegte hin und her. Einerseits war sie nun genug geschwächt und bestraft worden und andererseits galt es zu beachten, dass die Wertwinderung im Zustand der Sklavin im schwer zu Buche schlagen könnte.


    "Bereitet alles vor. Sobald ihr fertig seid, bringt sie in die Casa Vinicia."

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    amare et sapere vix deo conceditur

  • Sehr wohl Herr!


    Der Sklave bereitete alles vor und Selnya wurde nach einer Weile vorsichtig auf einen Wagen gelegt, der gut mit frischem Stroh und allem ausgelegt war. Sie schien wieder bewusstlos und so fuhr der Wagen langsam Richtung Casa Vinicia.

  • Ich lag wieder auf meinem Lager, immer noch Bewusstlos und doch um eines reicher. Dem Wissen, dass Antiope alles daran setzen würde ihre Worte mir gegenüber wahr zu machen.

  • Curio machte einen kurzen Kontrollgang. Sie war nun wohlgebettet und man hatte strengen Order ihr gute Essen zu geben. Hoffentlich kam sie bald wieder zu vollem Bewusstsein und zu alten Kräften.

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    amare et sapere vix deo conceditur

  • Ein paar Tage waren vergangen, vielleicht 3 oder 4, seit ich bei Antiope gewesen war. Der Medicus hatte noch zweimal nach mir gesehen, aber davon hatte ich nie etwas mitbekommen. Aber er war leidlich zufrieden mit der Entwicklung meinerseits.
    Die "Zwangsfütterung" setzte langsam an und die Wunden begannen vernünftig zu heilen. Ich sah nicht mehr ganz so blass aus und auch, wenn ich noch lange brauchen würde um wieder fit zu werden, meinte der Medicus, die ersten Schritte seien gemacht. Auch dass ich alle paar Stunden für ein paar Minuten wach wäre, wäre ein sehr gutes Zeichen.
    Aber sie würde noch lange brauchen um wieder ganz gesund zu sein, da müsse man sich sicher sein.
    Vielelicht aber können man sie schon in 3 Wochen, oder etwas eher, für ganz leichte arbeiten einsetzen.


    Von all dem bekam ich nichts mit, aber als Curio reinkam während seines Rundganges, war ich gerade ein paar Minuten wach geworden.

  • Wie es schien, hatte Curio einen glücklichen Moment erwischt. Eben als er aus dem Zimmer treten wollte, schien sie zu erwachen. Er schaute kurz in den Gang hinaus, schloss dann die Tür, trat näher und setzte sich zu ihr.


    "Nun, Selnya....das wird schon....das wird schon"


    sagte er mit freundlicher, leiser Stimme.

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  • Ich benötigte einen Moment um ihn einzuordnen. Dann sah ich ihn an. Das erste Mal seit der Flucht nicht mehr mit dem apathischen Blick, aber meine Augen zeigten dennoch so viel.
    Sie glitzerten leicht im Schein der Öllampe und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ihn einfach nur ansehen? Das erschien mir zu fad, und doch war es das einzige, was ich tun konnte. Ich hob schwach meine Hand. Ob ich sie mir auf die Brust legen wollte oder nach ihm greifen war nicht ersichtlich, weil sie matt wieder auf die Decke sank. Aber wenigstens war es mehr als nur stumm dazuliegen.

  • Curio bemerkte das Schimmern in ihren Augen. Es war also nicht aus mit ihr. Die Seele (zumindest in dem Masse wie Sklaven und dann auch noch weibliche Sklavin eine besitzen konnten) war noch nicht ausgehaucht. Der Medicus würde gut entlohnt werden. Oder hatte zuletzt der Medicus gar keinen so grossen Einfluss auf die Besserung?


    Tatsächlich hob sie nun die Hand. War es ein Zeichen des Abstosses, oder suchte sie mit dieser Geste gar menschliche Nähe zu einem anderen. Nun, Curio kann sie unmöglich gemeint haben. Sah sie in ihm vielleicht jemand anderen, die Antiope, oder ihre Familie? Oder doch ihn....?

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  • Ich wünschte mir eher Antiope dort, wo er jetzt stand, aber ich wusste, ich würde mich in Geduld übern müssen. Und ich würde sie wiedersehen. Das war tiefe Gewissheit in mir.
    Aber ich wusste, ich würde mich mit Curio gut stellen müssen, um überhaupt noch einmal die Chance zu bekommen. Und auch, wenn ich es einerseits widerwärtig fand, so war es mir andererseits nicht so unangenehm, wie es vielleicht sein sollte. Wenn es denn sein sollte.
    Meine Lippen bewegten sich kurz wortlos und meine Hand bewegte sich ebenso noch einmal, aber ich fühlte mich heute schwach. Der Medicus hatte eine Stunde zuvor noch einmal geschröpft und einen kleinen Aderlass gemacht, weshalb ich nun erschöpft war, obwohl ich während der Behandlung bewusstlos war.
    Dafür hatte ich heute nur leichte Schmerzen und die Erinnerungen an Antiope halfen mir auch darüber hinweg.
    Ein dritter Versuch mit der Hand blieb gleich im Keim erfolglos und ich schloss müde die Augen, öffnete sie etwas später wieder und sah ihn ein weiteres Mal an.
    Was würde er mit mir tun, wenn ich wieder auf den Beinen wäre? Würde er mich wieder an den Pfahl binden lassen? Mich wieder Malachias seiner perversen Willkür aussetzen? Würde ich es diesmal durchhalten? Würde ich wieder dann Alpträume haben und würde mich Malachias wieder zur Weißglut treiben. Apropos Malachias, hatte ich das perverse Schwein erwischt?
    Ich blinzelte leicht müde und versuchte meinen Blick auf Curio zu konzentrieren, aber er verschwamm langsam.

  • Sie schien sich einige Gedanken zu machen, jedoch nicht befähigt zu sein zumindest auch nur einen Bruchteil davon zu artikulieren oder mit Zeichen zu verstehen zu geben.
    Zum Teufel aber auch mit diesen griechischen Ärzten. Curio hatte stets das Gefühl, sie brächten einen an den Tod näher als umgekehrt. Ab sofort, wird er auch die Aderlässe unterbinden. Der Grieche konnte den Sinn auch nicht recht erklären und warum sollte diese kostbare Flüssigkeit stets so nutzlos vergeudet werden.


    Selnya war wieder schlafend. Curio erliess Order die Fenster abzudunkeln und frisches Wasser zu bringen und verliess leise das Zimmer.

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  • Tagelang ging es mal bergauf, mal bergab und langsam aber stetig ganz bergauf, Schrittchen für Schrittchen.
    Seit zwei Tagen ging ich jeden Tag ein paar Schritte, mit Hilfe eines anderen Sklavens. Am gestrigen Morgen war ich nach 5 Schritten zusammengeklappt und er hatte mir helfen müssen. Nun gingen wir, immer wenn ich wach war, jedes Mal ein paar Schritte an seinem Arm. Schnell noch war ich erschöpft, aber wir hatten es heute schon auf insgesamt 15 Schritte, wenn auch in zwei Etappen geschafft. Gerade war ich beim 16. und es folgte der 17. Ich zählte in Gedanken mit, aber am Ende des 19. wurde mir schwindelig. Ich schaffte noch den 20. zur Hälfte, aber dann brach ich zusammen. Der Sklave hielt mich und trug mich zu meiner Lagerstatt zurück. Ich hatte ein klein wenig zugenommen, aber sah immer noch abgemagert aus.
    Er strich mir kurz über die Stirn, sagte was, was ich nur noch halb mitbekam und reichte mir kurz danach einen Becher mit der ekligen Medizin an die Lippen. Ich trank sie, etwas angewidert aber tapfer.
    Ich hatte einen Plan, einen Plan, der mich vorwärtstrieb, wenn auch nur langsam. Und der Plan war in zwei einfache Worte zu fassen: Antiope und Freiheit.
    Wenig später schlief ich wieder ein.

  • Als Selnya ihre Übungen rund um's Haus absolvierte und es ihr Tag für Tag besser erging, konnte man ab und zu aus einem Fenster im oberen Stockwert der Casa Scribonia ein neugieriges Augenpaar erblicken. Dieses Augenpaar gehörte Curio und er beobachtete regelmässig die Fortschritte seiner Sklavin. Auch ohne ihren verbesserungswürdigen Zustand hatte Curio das Gefühl, dass er sie sehr vorsichtig und oft beobachten werden müsse. Wer weiss, wohin es sie nach wie vor trieb....

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  • Wochenlang dauerte es, ehe ich wieder halbwegs als Gesund bezeichnet werden konnte. Noch immer war ich recht mager und aß schlecht, noch immer quälten mich hier und da Alpträume und ich ermüdete recht schnell, aber ich musste nicht mehr so viel liegen. Mir reichte die Nacht um mich zu erholen.
    Man setzte mich zu leichten Arbeiten im Haus ein und es war ein wenig wie in früherer Gefangenschaft. Nur zurückgezogener als da war ich noch immer und würde es auch bleiben. Meist blieb ich alleine, bemühte mich auch darum alleine zu bleiben und vor Allem nicht Curio oder einem anderen Familienmitglied zu begegnen und schon gar nicht Malachias, der mir aber auch aus dem Weg ging. Nur der Sklave, der sich so viel um mich gekümmert hatte, kam ein wenig an mich ran und er fand schnell heraus, dass ich Pläne hatte und nicht lange, bis er wusste welche. Er riet nur, aber er hatte Recht.
    Zunächst hatte er sie mir auszureden versucht, aber dann, als er merkte, dass das nichts bringen würde, versprach er zu helfen. So, dass man mich nicht in Verbindung brachte. Und er versprach auch Kontakt zu Antiope aufzunehmen.
    Ich musste das Risiko eingehen ihm zu vertrauen. Schliesslich hatte er schon viel für mich getan.
    Sehnsüchtig wartete ich nun auf Antwort von Antiope.

  • Er hatte nichts bringen können, was mich völlig beruhigt hatte, aber er hatte eine Antwort, wenn auch nicht direkt.
    Und dann tat ich etwas, was mein Leben und das Leben von Antiope in seine Hände legte. Ich bat ihn für mich für die Flucht zu stehlen. Ein Pferd.
    Er war entsetzt. Nicht darüber, dass ich ihn bat zu stehlen, nein darüber, dass ich einmal mehr fliehen wollte, nach allem was passiert war. Aber eigentlich war es genau das, eben weil nach allem was passiert war.
    Ich schrieb lange auf ihn ein und gestikulierte und einiges mehr. Zum Schluß sah er es ein. Wenn ich dafür auch mit etwas bezahlen musste, was ich mir bis zu diesem Tag bewahrt hatte.
    Aber ich tat es in diesem Moment gerne, denn es war nicht nur für einen guten Zweck, es war auch für sein Leben. Denn wenn der Diebstahl rauskommen würde, wäre sein Leben verwirkt.
    "Selnya, warum sind wir uns nicht schon früher begegnet," murmelte er beim Abschied, ehe er loszog für mich, für uns zu stehlen.
    Ich lächelte ihn nur an und gab ihm einen letzten Kuss. Dann musste ich warten. Schweigend wie immer.


    Eine Stunde später, ich war fürchterlich nervös, war es soweit. Er stand wieder in der Kammer. Draussen war es dunkel und er kam mit einem Beutel wieder.
    "Vor der Tür stehen zwei Pferde. Für Dich und Deine Freundin. Hier sind Sachen zum Anziehen drin und welche zum Wechseln. An den Pfernden hängen Beutel mit Essen und Wasser."


    Ich sah ihn erstaunt an und meine Lippen bewegten sich tonlos.
    "Sht, ich weiß. Aber nur so habt ihr überhaupt eine Chance."


    Er hatte recht. Er hatte recht und wir wussten es beide. Er gab mir einen Kuss und brachte mich zu den Pferden.


    Jetzt stand ich vor einem Problem. Ich konnte nicht reiten, bzw kaum reiten und ich hatte Angst vor Pferden. Er sah mich an und nahm dann meine Hand, zeigte mir, wie ich mit den Pferden vertraut wurde und sie mit mir. Dann hob er mich, als wäre ich eine Feder, naja, viel schwerer war ich wohl noch nicht, auf eines der Pferde und zeigte mir, leise sprechend, was ich machen musste. Dann nahm er das andere Pferd und führte mich und das Pferd Richtung Casa Vinicia.


    Es sah aus, als wäre eine junge Frau, in bürgerlichen Kleidern, begleitet von ihrem Sklaven, auf dem Weg durch die Stadt.

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