• Weiterarbeiten, was den sonst. Etwas ratlos sah ich den Kutscher an, dann wieder die Herrin. Anschließend schüttelte ich die Kopf ging auf unseren Besucher zu. Ich hielt ihm meine Hand entgegen und er begann an ihr zu schnüffeln. Er hatte irgendwas gerochen und das suchte er jetzt, meine hat war es wohl nicht. Dann streichelte ich mit der anderen Hand über seine Kopf.


    „Die sind harmlos Herrin, die tun keinem was. Wollt Ihr es selbst versuchen?“

  • Hm, ich dachte mir, wer Pferde liebt, der sollte auch mit einem Elch klarkommen. Der war ja nur unerheblich größer als meine Rösser. Skeptisch zwar, aber immerhin ging ich auf den Gefährten zu. Wenn der mich schubsen würde, hätte ich keine Chance.


    ‚So ein Riese’, dachte ich, als ich näher trat. ‚Aber anfassen muss ich den trotzdem nicht.’


    Ich lächelte etwas gezwungen, aber immerhin tapfer. „Ja, wirklich süß. Ich hoffe nicht, dass er beschließt, bei uns zu bleiben.“

  • Als die Herrin näher trat, weckte sie die Aufmerksamkeit des Elches. Er fing an zu schnüffeln und ging näher. Bloß nichts riskieren dachte ich, hielt in ab und sagte leise zu dem Tier:


    „Blib schoen bî mir. De schoene frowe haet niht vil muot dafueor.“


    Ich lächelte in mich hinein, das mit dem schnüffeln kam mir bekannt vor. Da war doch was auf dem Markt.


    „Herrin, ich und der Kutscher sollten uns jetzt den Wagen ansehen!“

  • „Ich sagte ihm das er hier bleiben soll, weil Euch das sicher nicht gefallen würde wenn er noch näher kommt. „
    Ich beugte mich zu ihm runter und sagte ihm:


    „Louf in de walde“ und gab ihm einen Klaps auf den Hintern. Er schüttelte sich aber nur.


    „Tja Herrin, sieht so aus, als wollte er bei uns bleiben. Der tut nichts, er ist nur neugierig. Laßt ihn in Ruhe und er wird Euch in frieden lassen. Falls er Euch nervös macht, geht ihm einfach aus dem Weg. Ich kümmere mich jetzt um den Wagen, wenn was is, ruft!“

  • Ich knurrte etwas unverständliches in mich hinein und stellte mich dann sicherheitshalber in die Nähe der beiden arbeitenden Männer. Zur eigenen Ablenkung schaute ich ihnen auf die Finger. :D


    Hin und wieder blickte ich skeptisch zu dem Monstrum an Tier. Als es sich jedoch friedlich verhielt, beruhigte ich mich langsam.


    „Assindius, wo schlafen wir eigentlich? Seit Stunden sehe ich nichts als Wald.“

  • Auch das noch. Recht hat sie.


    „Wenn wir den Wagen repariert haben, Herrin, fahren wir weiter, dann sehen wir ja, ob eine Raststation auf dem Weg liegt. Falls keine kommen sollte oder wir bis es dunkel wird nicht fertig werden, schlafen wir einfach im Wagen, äh Ihr schlaft im Wagen und wir natürlich draußen ;).“


    Das zog sich noch eine Weile bis wir fertig werden würden. Es würde bestimmt früh dunkel werden und ich machte mich innerlich bereit die beiden durch die Nacht zu kriegen.

  • Ich musste schlucken, sagte aber nichts. Insgeheim bat ich die Götter, die Reparaturarbeiten schnell enden zu lassen. Ich war überzeugt, sie würden meine Bitte erhören, aber offenbar war der Weg zu ihrem Gehör von Germanien aus zu lang. Es wurde dämmerig, die Mondsichel stieg empor. Längst hatte sich der Elch zurückgezogen. So manch ungewohntes Geräusch drang durch den Wald.


    Als ein Waldkauz lautlos herabschwebte und plötzlich nahe bei mir seinen Ruf ausstieg, fuhr ich erschrocken zusammen. Noch immer sagte ich nichts. Was sollte ich auch sagen? Ich war in Begleitung zweier Männer, die sich zwar mühten, aber mich nicht vor einer Übernachtung im Freien bewahren konnten. Mein Aufenthalt in Germanien mutierte zu einer Abenteuerreise. Innerlich fröstelnd, zog ich mir die Palla enger um die Schultern.

  • Ich machte meine Oberkörper frei, es wurde kühl. Ich hatte was zu tun und die Kälte mache mir auch nicht viel. Aber der Herrin könnte schnell kalt werden. Also ging ich rüber zu ihr, hielt ihr mein Hemd entgegen und sagte mit eindringender Stimme:


    „Herrin, zieht das an, es wird kalt!!! Im Wagen sind auch noch einige andere wärmende Sachen. Ich könnte in den Wald gehen und nach Spuren suchen. Vielleicht ist ein Dorf in der Nähe oder zumindest etwas zu Essen.“

  • Lange überlegte ich, was ich machen sollte. Natürlich war es kalt, sehr sogar. Bestimmt waren meine Lippen inzwischen farblos geworden. Die Finger waren klamm, die Füße komplett kalt und mit kalten Füßen friert die ganze Frau.


    Trotzdem lehnte ich den lieb gemeinten Vorschlag meines Sklaven ab. Es ging einfach nicht, es widersprach meiner Erziehung. Zitternd kauerte ich mich in der Kutsche zusammen, nahm eine Decke und wickelte mich darin ein. Schlaf würde ich diese Nacht wohl nicht finden. Für einen Moment füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich war hungrig, ich fror und ich fühlte mich allein. Nichts als Wald, keine Menschen, kein Essen, keine Zivilisation. Ein Sklave als Vertrauter und meine Familie, meine Freunde waren weit weg.

  • Unter erleichtert lautem Gebrüll endeten die Arbeiten an der Kutsche.


    „Herrin, wir können weiter fahren. Es wird aber nicht mehr lange dauern bis es dunkel ist. Entweder fahren wir noch ein Stück und kucken ob wir doch noch eine Raststätte finden oder ich hohl jetzt Holz und was zu Essen. Das wir eine Raststätte finden kann ich mir nicht vorstellen, wenn in der Nähe eine wäre, dann wäre uns doch auch ein Wagen entgegengekommen. Also geh ich jetzt in den Wald.“

  • Ich nickte, zu mehr war ich nicht fähig. Italische Abende waren nie soo kalt und außerdem saß ich dann nicht unter freiem Himmel herum. Ab und zu lief mir ein Kälteschauer durch den Körper. Ich dachte sehnsüchtig an ein warmes Bad, wieder stiegen mir kurzzeitig Tränen in die Augen.


    Dann jedoch fasste ich einen Entschluss. Ich war noch nie zimperlich gewesen. Zwar zart besaitet, aber mein Wille war stark. Es passte einfach nicht zu mir, dass ich herumsaß und Trübsal blies. Behänd kletterte ich aus der Kutsche und lief meinem Sklaven hinterher.


    "Warte! Ich komme mit."


    In der Bewegung wurde es einem wenigstens nicht so schnell kalt. Ich raffte meine Tunika hoch, damit der feine Stoff nicht durch Zweige oder Gestrüpp zu Schaden kam und eilte von der Straße in den Wald. Lange konnte ich nicht schnell laufen. Das Unterholz wurde dichter und ich musste ständig Zweige aus dem Weg schieben. So mancher Ast fuhr mir ins Haar. Ich seufzte. Was hatten die Götter eigentlich mit mir vor?


    "Assindius?“
    Es war ziemlich duster in dem Wald und mein Sklave trug dunkle Kleidung. Die Sicht war annähernd Null. Ich blieb stehen und lauschte auf das Knacken der Zweige und das Rascheln des Laubes.


    "Assindius?“, wiederholte ich leise.

  • Ich hockte auf einem Baum um mich um zu sehen, als hörte wie mein Name gerufen wurde. Zu erst dachte ich das einer der Waldgeister zu mir sprechen wollte, aber dann stellte ich fest das ein Waldgeist bestimmt nicht meinen römischen sondern meinen richtigen germanischen Namen rufen würde. Ich horchte und er wurde noch einmal gerufen. Das war die Herrin, die Verrückte ist mir doch wirklich in den Wald gefolgt. Ich kletterte also wieder herunter und schlich auf sie zu. Ich flüsterte ihr zu:


    „Hier bin ich Herrin. Still, da drüben steht ein Reh. Das werde ich uns gleich zubereiten! “

  • Erschreckt fuhr ich herum und stieß einen spitzen Schrei aus. Meine Güte, war ich zusammengefahren. Mit einem bedauernden Schulterzucken kommentierte ich das flüchtende Reh.


    „Ich hätte von dem Fleisch ohnehin nichts angerührt. Wie kann man nur ein so schönes Tier töten. Ich kaufe Fleisch, das kann man unbedenklich essen. Da sehen mich keine solch wundervollen Rehaugen an.“


    Mit einem unschuldigen Lächeln blickte ich zu Assindius.


    „Hunger habe ich trotzdem.“

  • Verfluchte Scheiße mein Essen. Leck mich arm Arsch, da bölckt die hier rum und verscheucht die Beute, verflucht noch mal. Nur gut das man nicht mehr so viel sehen konnte, sonst hätte die Herrin mein erbostes Gesicht gesehen. Aber mein tiefes Schnaufen war wohl Zeichen genug.


    Hunger hat sie trotzdem, na wie toll. Fleisch scheint ja auszufallen also bleiben Beeren, Wurzeln und Obst. Tja Herrin, dann geh mal suchen.


    „Tja Herrin, dann sollten wir uns nach Äpfeln, Birnen und Kastanien umsehen. Möglicherweise finden wir auch noch ein paar Beeren. Pilze finden wir bestimmt auch noch, aber manche davon sind giftig, also sammle ich nur die Pilze. Wir sollten uns an die Arbeit machen bevor es ganz dunkel wird.“


    Ich klopfte auf meinen knurrenden Magen.

  • Natürlich bemerkte ich diese Schnaufen, ich war ja nicht taub. An einer Sekunde auf die andere änderte sich auch mein Gesichtausdruck. Ich nahm eine stolze, gebieterische Haltung an. Vermutlich war ich zu nachsichtig mit Sklaven, so war ich eben, aber auch bei mir gab es Grenzen, die nicht überschritten werden durften.


    „Nur um das ein für allemal klarzustellen ... Ich dulde weder den Abschuss irgendeines Tieres in meinem Beisein, noch jedwede Kritik an dieser, meiner Auffassung. Des Weiterem bevorzuge ich fleischarme Kost, womit auch du dich anzufreunden hast, wenn wir über eine gemeinsame „Küche“ verfügen.


    Wir reisen auf der Stelle weiter. Die Pferde sind durch die Reparaturarbeiten ausgeruht und können ausnahmsweise des nachts gefordert werden. An der nächsten Straßenstation halten wir an. Dort und keinen Augenblick vorher wird gespeist.“


    Ärgerlich lief ich Richtung Kutsche zurück. Inzwischen war mir mehr als warm geworden. Flüchtig tätschelte ich den Hals des Außenpferdes, liebevoll strich ich über die Nüstern des anderen.


    „In wenigen Stunden steht ihr in einem geschützten Stall und erhaltet besten Hafer. Versprochen!“


    An Kutscher vorbei, dem ich kurz ... „Wir fahren weiter.“ ... zuwarf, machte ich die Tür zur Kutsche auf und steig ein. Wenig später ruckte das Gefährt an. Noch immer stand eine steile Falte auf meiner Stirn.

  • Au ha, jetzt ist sie sauer, und wie. Aber wenigstens geht es jetzt weiter. Ich stampfte ihr hinterher und drückte die Tür zur Kutsche zu. Ich rief dem Kutscher ärgerlich zu: „Los rück rübber“ und setzte mich mit gekreuzten Armen neben ihn auf den Bock, auf das gezicke in der Kutsche hatte ich keine Lust ;) auch wenn ich später noch so viel Ärger krichte. Er sah mich ziemlich verdutzt an und ich sagte nur: „Fahr“ und dann fuhren wir weiter.

  • Während der Fahrt, die mein Sklave auch noch ungefragt auf dem Kutschbock verbrachte, dachte ich mir fiese Rachepläne aus. Vom Frauenarbeit über männeruntypische Kleidung bis zum völligen abrasieren seiner geliebten Haarpracht. =) Jawohl, ich würde ihn in eine Frauentunika stecken und so durch die Hauptstadt führen. Und ich würde in Rom noch einmal diesen netten Barbier kommen lassen. ;)


    Abreagiert, aber noch immer schlecht gelaunt, stieg ich Stunden später aus der Kutsche. Wir hatten eine Straßenstation erreicht.


    „Assindius, wecke den Praefecten der Beneficiarier-Station. Ich möchte ein hochwertiges Zimmer und ein sofortiges Essen serviert bekommen.“


    Ohne meinen Sklaven eines weiteren Blickes zu würdigen, rauschte ich am Reisegefährt vorbei und beaufsichtigte höchstpersönlich die ordnungsgemäße Unterbringung meiner wertvollen Kutschpferde.

  • „Jo, mach ich.“


    Ich ging zur Tür und klopfte unüberhörbar. Einige Minuten später öffnete ein erregt schlechtgelaunter Mann. Er wollte wissen was ich mitten in der Nacht wollte und regte sich furchtbar auf. Meine Laune war auch nicht besser, also fiel ich ihm ins Wort und sagte das ich will ein Zimmer für meine Herrin will und zwar das Beste was er hat. Außerdem soll er sich darum kümmern das sie schnell was zu essen bekommt.

  • Ein klingender Beutel verbesserte schlagartig die Laune des Mannes und so konnte ich innerhalb kürzester Zeit, ein warmes Bad nehmen und mich von einigen Angestellten mit einem recht passablen Essen für Straßenstationsverhältnisse verwöhnen lassen. Während des Genusses eines deftigen Schinkenbratens, von dem ich mehr Feigenmus als Fleisch naschte, winkte ich Assindius heran.


    „Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass es dir recht gut als Leibsklave bei mir geht? Ich überlege derzeit, ob ich dir dieses Bewusstsein verschaffen sollte, indem ich dich an einen anderen Herrn ausleihe.“

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!