Die Lagerthermen? Hatte man als Legat in dem schicken Haus, das einem gebaut wurde, kein eigenes Balneum? Sextus war ein wenig verwirrt, denn entweder hatte Ursus keine eigenen Bademöglichkeiten – was es noch viel weniger erstrebenswert machte, sich militärisch zu engagieren, kam doch zur Abgeschiedenheit von Roms Politik, Abhängigkeit durch Versorgungsleistungen von anderen und dem täglichen Ärger, sich mit tausend stinkenden Idioten rumschlagen zu müssen dann auch noch fehlender Luxus hinzu – oder aber er wollte diese nicht teilen. Letzteres anzunehmen machte aber wenig Sinn, hatte Sextus doch seines Wissens nach noch nie etwas getan, das seiner Gens auch nur geringfügig negativ im Gedächtnis hätte bleiben können. Er war da durchaus sehr darauf bedacht, nichts zu tun, was den Seinen schadete. Zumindest nicht, wenn es ihm nicht außerordentlich nützte und die Chance bestand, seine Anverwandten könnten es mitbekommen.
“Nein, schwanger ist sie noch nicht, ich habe zumindest nichts in diese Richtung gehört“ , gab Sextus mit etwas Schwermut in der Stimme zu. Vielleicht war Flora ja schon schwanger oder hatte ein Kind in den ersten Monaten verloren. Kam ja andauernd vor und war normalerweise nichts, was ein Mann jemals erfuhr, geschweige denn auch nur merkte. Doch aufgrund auch Laevinas Vorgeschichte zweifelte Sextus doch eher am Tiberius als an seiner Cousine, was das anbelangte.
Zu dem stolzen Bericht von Ursus, wie groß sein Sohn schon war, lächelte Sextus dann aber wieder pflichtschuldig. Wie alt war der Knirps jetzt? Fünf? Sechs? Wenn er sich am Schreiben versuchte, würde das wohl das Alter sein. “Ja, da merkt man erst, wie man selbst langsam alt wird. Hast du schon einen passenden Lehrer für ihn besorgt?“
Für seinen eigenen Sohn, so er das siebte Lebensjahr erreichte, war der Weg schon vorgezeichnet. Sextus würde ihm einen Griechen kaufen, der ihm lesen, schreiben und die wichtigsten philosophischen Grundbegrifflichkeiten beizubringen hatte, und mit 10 würde er den Knirps nach Tarquinia schicken zu den Cilnii, auf dass er dort die Kunst der Haruspizien studieren sollte. Eventuell mit einigen Zwischenaufenthalten bei Sextus Vater in Griechenland oder am Museion zu Alexandria, aber das waren Kleinigkeiten.
Und zum Glück herrschte Einigkeit darüber, dass ein Aurelier sich nicht unter Wert zu verheiraten hatte. Sextus hatte nicht so lange für seinen eigenen Erfolg gearbeitet, um ihn durch den Spott über seinen Verwandten zerstören zu lassen, und Ursus war wohl auf den Namen bedacht. Verständlicherweise! In hundert Jahren würden sie alle Staub sein, Ursus, Avianus, er selbst, aber der Name, der würde noch weiter existieren und an dem gemessen werden, was ALLE Aurelier jemals getan hatten oder tun würden.
“Natürlich gibt es mehr zu berichten. Aber ja, zur Cena wäre es passender. Ich möchte mir die Straße vom Leib waschen und mich wieder wie ein Mensch fühlen. Wenn du deinem Scriba auftragen könntest, dass der mich zu den Thermen dann bringt, wär ich dir dankbar. Ich fürchte, deine Untergebenen müssen mich alle für einen Trottel halten, weil ich mich hier nicht auskenne. Oh, achja, und vor dem Tor wartet noch meine Eskorte. Die müsste auch irgendwo untergebracht werden. Aber ich fürchte ja, nach den letzten Ereignissen ist Platz das geringste Problem.“ Die Seuche hatte da für einiges an ungenutztem Raum gesorgt.