[Officium] Legatus Legionis

  • 'Sicher scheint auch zu sein, daß Durus tot ist...' Ursus erzählte noch eine ganze Menge mehr, und doch war es dieser eine Satz, der sich in Ahalas Kopf wie in einer Endlosschleife wiederholte und wiederholte und alles andere ausblendete. Im Grunde war es nicht mal wirklich eine Überraschung, das, was er selbst bei seiner Ankunft in Rom vor der Villa Tiberia gesehen hatte, ließ im Grunde gar keinen anderen Rückschluss zu, und trotzdem war es etwas anderes, es als Tatsache aus dem Mund eines anderen Menschen zu hören. Er war also tot, sein Vater, eine Vorstellung, die Ahala schwer fiel, war dieser ihm doch immer schier omnipräsent und allmächtig erschienen. Für den Adoptivsohn war es im Laufe der Jahre fast zu einer Art Sport geworden, sich der allgegenwärtigen väterlichen Aufsicht und Kontrolle so gut wie möglich zu entziehen, doch die Erkenntnis, dass da von nun an keinerlei Kontrolle mehr sein würde, löste in Ahala vor allem Unbehagen aus. In Kombination mit dem schlechten Gewissen wegen der verpatzten Warnung und der Erkenntnis, dass zur Zeit sein komplettes Dasein, inklusive gesellschaftlichem Status, Vermögen und Ansehen, in Schutt und Scherben lag, kein besonders gutes Gefühl...Zu seiner Verwandten Arvinia hatte Ahala kein sehr enges Verhältnis gehabt, dennoch deprimierte ihn die Vorstellung, dass auch ihr Leben bereits ein Ende gefunden hatte, noch zusätzlich.
    "Ich denke, Vater hat sich selbst das Leben genonnen." mutmaßte er schließlich mit leicht krächzender Stimme. "Er war kein Mann, der sich das Heft aus der Hand hätte nehmen lassen, schon gar nicht in so einer Situation." Ahalas Hand strich kurz und etwas unbeholfen über Floras Haar, dann ließ er die Arme wieder sinken und hatte plötzlich das Gefühl, als würde die geballte Müdigkeit der letzten Tage und Wochen über ihm zusammenbrechen. "Hast du was zu trinken da, Ursus? Ich glaub, ich kann jetzt wirklich einen Schluck gebrauchen..."

  • Etwas erstaunt schaute sie Ursus an, dabei entglitt ihr kurzzeitig ihr Lächeln, er schien wirklich keine Nachricht von ihrer Mutter bekommen zu haben. Diese hinterhältige Schlange! Wollte ihre Tochter wohl nur los werden, innerlich schwor Lentidia gar nicht erst daran zu denken ihrer Mutter zu versichern, dass sie wohlbehalten angekommen war.
    Ihr Lächeln nahm wieder volle Züge an, als Ursus vom Praetorium sprach, das hörte sich doch fast so an, als würde es ihren Ansprüchen gerecht werden können. Deswegen bleib ihr Lächeln auch aufrecht, als sie hörte, dass sie momentan wohl hier festgenagelt war und nicht die Möglichkeit besaß, sich in die Gesellschaft Roms einführen zu lassen.



    "Nein nein Titus! Das hört sich fantastisch an! Wie schön!" entgegnete sie ihrem Verwandten. "Ich fühle mich etwas erschöpft von der Fahrt, ich möchte mich ausruhen." schob sie nach und wartete darauf, dass er sie von einem Sklaven zu ihrem Cubiculum im Praetorium führen ließ.



    Sim-Off:

    Mensch, das ging ja total unter :)

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Zweifelsohne hatte Ursus Recht mit dem, was er über die Rückweisung und Zuweisung des Schuldgeständnisses sagte - dies einzugestehen würde sie alle den Kopf kosten und das Imperium auf lange Zeit der Willkür und dem Irrsinn des Vescularius ausliefern, ob dessen Gracchus, ein wenig träge trotz allem, schlussendlich langsam nickte.
    "Du hast dies augenscheinlich bereits besser durchda'ht als mir dies in den letzten Tagen möglich war, zudem hast du zweifelsohne einen detaillierteren Einblick in die Gedanken der Soldaten - wiewohl alle Ver..antwortung dem Vescularier zuzuordnen uns überdies auch politisch einen besseren Stand wird verschaffen, denn es wird unbezweifelt auch unter den ihm abgeneigten Senatoren solche geben, welche nicht würden tolerieren wollen, dass ein am Mord des Valerianus beteiligter Mann der nä'hste Imperator wird, und selbst so es an uns Zweifel geben mag, so darf es diese doch nicht an Cornelius geben."
    Obgleich der Entschluss diese Sichtweise anzunehmen damit in Gracchus gefallen war, so wusste er doch nur allzu genau, dass diese Lüge - mochte sie noch so patriotisch motiviert sein - ihn selbst niemals würde loslassen, ihn würde einer der garstigen Larven gleich in seinen Träumen und Gedanken heimsuchen und torquieren.
    "Leider kann ich ebenfalls nicht viel über Annaeus Modestus sagen, ich könnte nicht einmal mich dessen ent..sinnen je ein privates Wort mit ihm gewechselt zu haben abgesehen von unserem Zusammentreffen bei Durus' erstem Covivium diese Angelegenheit betreffend. Seine Ämter, sei es politischer oder cultischer Natur, scheint er stets pfli'htbewusst ausgefüllt zu haben, wiewohl er von Beginn an bereit war, an einer Konspiration gegen Vescularius zu partizipieren. Nicht zuletzt hat Durus ihm bereits sein Vertrauen geschenkt zu einer Zeit als er das Kommando in Germania noch nicht inne hatte, seine Beteiligung somit bei weitem noch nicht derart viabel war, wie sie dies jetzt sein wird. Allerdings bin ich nicht gänzlich von ihm über..zeugt, denn allfällig fußt Annaeus Beteiligung auch nur weniger auf seiner Pflicht gegenüber dem Staat, als mehr dass er sich durch seine Beteiligung schli'htweg mehr Nutzen als Nachteil erhofft. Solange wir ihm diese Vorteile bieten können, wird er wohl hinter Cornelius stehen, dennoch sollten wir ein Auge auf ihn haben, ins..besondere falls unsere Lage unsicher wird, wiewohl er auch hernach noch zu einer Fährnis könnte werden, falls er sich dazu sollte entschließen, sein Wissen zu nutzen, uns zu erpressen. Vorerst jedoch schätze ich können wir mehr als nur auf seine Unterstützung hoffen - Flaccus reiste im Auftrag Tiberius' im letzten Herbst nach Germania und hat sich dessen noch einmal versi'hert."
    Neuerlich nickte Gracchus bedächtig und nahm noch einmal einen Schluck Wein, ehedem er weiters prach.
    "Ich danke dir, Aurelius, für dieses Angebot, ich werde mich um..gehend wieder auf den Weg zu Minimus und Flaccus begeben und sie hierher holen. Doch glaubst du wirklich, es ist besser, auch hier nicht zu offenbaren, wer wir sind? Früher oder später werden es die Soldaten doch zweifels..ohne bemerken - allein Minimus' Anwesenheit wird Fragen aufwerfen, zumal sich unschwer übersehen lässt, dass er mein Abkömmling ist -, und diese Täuschung wird womögli'h ihr Misstrauen erregen. Wäre es nicht geschickter, ihnen mitzuteilen, dass Vescularius seit langem schon versucht, sich einiger patrizischer Familien - darunter die Gentes Tiberia, Aurelia, Cornelia und Flavia - zu entledigen, und nun die gegebenen Umstände hierfür ausnutzt, so dass es für uns mehr als nur gere'htfertigt war, Rom zu verlassen?"

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    Original von Aurelia Flora und Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
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    Der Schock über die Nachrichten war den beiden nur allzu deutlich anzusehen. Ursus sorgte dafür, daß beide etwas zu trinken erhielten. „Arvinia“, sagte er leise und schüttelte den Kopf. Ein herber Verlust für die Tiberier. Doch wenn man ehrlich war, hätte es auch sehr leicht schlimmer kommen können. Was den Verlust von Durus und Arvinia nicht schmälerte. Was wohl mit den Toten geschehen war? Hatte man sie ehrenvoll behandelt? Fragen, die sicher so bald nicht beantwortet werden konnten.


    Ursus schob zwei Stühle zurecht. „Nun setz euch erst einmal und trinkt etwas. Wir können auch später reden. Ihr könnt auf jeden Fall erst einmal hier bleiben. Bis wir eben aufbrechen müssen.“

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    Original von Aurelia Lentidia
    ...


    "Na, dann sehen wir uns später zur Cena. Ruh Dich aus, Lentidia. Äußere Deine Wünsche, wenn es möglich ist, werden sie erfüllt." Er ließ einen Sklaven kommen, der die junge Aurelia in das Praetorium führen sollte. Seine Leute waren zuverlässig, sie würden sich gut um sie kümmern. Aber was kam dann? Ausgerechnet in diesen Zeiten wurde ihm noch ein Schicksal anvertraut. Er würde sie irgendwie schützen müssen. Wie seine Frau, wie sein Kind, wie Flora. Nur wo und wie? Er blickte der schönen jungen Frau hinterher. Was erwartete sie in der Zukunft? Schimpf und Schande? Oder würde sie eine stolze Patrizierin sein können?


    Sim-Off:

    Richte Dir einfach einen Thread für Dein Zimmer ein :)

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    Original von Manius Flavius Gracchus...


    Gracchus sah es also genau so wie er: Die Schuld auf keinen Fall zugeben, sondern stur darauf bestehen, alles ginge von Salinator aus. Der würde Zweifel niemals ausräumen können, da war Ursus sicher. Der Vescularier hatte sich einfach zu viele Feinde geschaffen, die nur hören wollten, daß er schuldig war.


    Über Annaeus wußte Gracchus erfreulich viel. Sogar mehr, als Ursus zu hoffen gewagt hatte. "Mir reicht es vorerst zu wissen, daß er uns voll unterstützt. Daß er im Zweifelsfall seine eigenen Interessen verfolgt und selbst auf Vorteile aus ist, nun, das kann man ihm kaum vorwerfen. Diese Aussage trifft doch auf die meisten Römer mit einem gewissen Einfluß zu und ist nur allzu menschlich. Wir dürfen es nur nie vergessen, daß es so ist. Und den Zeitpunkt erkennen, an dem man jemandem nicht mehr das volle Vertrauen schenken darf." Es wäre alles einfacher, wenn Menschen uneigennützig für das große Ganze kämpfen würden. Aber so waren Menschen nicht. Das war eine Wunschvorstellung. "Ich werde auf jeden Fall einen Boten nach Germanien schicken. Damit wir uns koordinieren können." Er würde doch nochmal Lupus fragen. Es wäre einfach besser, jemanden zu schicken, der fähig war, Entscheidungen zu treffen.


    "Nun, Du hast natürlich Recht, irgendwann werdet ihr erkannt. Aber ich möchte erst ein wenig Vorarbeit leisten. Die Männer über Salinators Verrat informieren. Damit nicht die Stimmung gegen euch umschlägt. Bleibt noch bei den falschen Namen. Es wird nicht lange nötig sein. Dein Sohn wird nicht weiter auffallen. Auch mein Sohn ist hier und er ist jünger als Deiner. Daß meine Tribune keine Kinder haben, ist eher Zufall. Mach Dir also nicht zu viele Gedanken und zeigt euch einfach nicht viel außerhalb des Praetoriums. Dann ist die Gefahr, erkannt zu werden, stark verringert."

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Ein wenig fühlte sie sich betäubt. Die Ereignisse hatten sich in kurzer Zeit überschlagen, so sehr dass sie nun irgendwie ihre Gedanken nicht ordnen konnte. Ein Bad und eine Nacht in einem weichen Bett dürften dies wohl ändern. Zumal die Übelkeit zurückgekehrt war. Da hatte sie die letzten Tagekeinerlei Beschwerden gehabt und nun fühlte sie sich wieder hundeelend.
    Geistesabwesend bemerkte sie die Geste Ahalas. Er wollte sie wohl trösten, doch sie wollte diese Nähe nicht zu lassen. Diese Nähe hatte ihnen bereits Scherereien eingebracht. Da sich ihre Beine verdächtig weich anfühlten, setzte sie sich dankbar


    Etwas erschrocken hob sie bei den letzten Worten ihres verwandten den Kopf. „Wie bitte?“ Die Aussicht erneut fliehen zu müssen, versetzte sie in Unruhe. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht und dann waren sie doch nicht in Sicherheit? „Aufbrechen?“ wollte sie es dann genauer wissen. Der Gedanke wieder Wochenlang auf den Straßen des Imperiums verbringen zu müssen barg einen gewissen Schrecken. Sie hatte gehofft angekommen zu sein, nicht eine Zwischenstation erreicht zu haben. Zumal sie so gar keine Ahnung hatte, wohin es als nächstes gehen sollte.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Obgleich Gracchus selbstredend sich in seinem Innersten der Tatsache war bewusst, dass die wenigsten Männer aus uneigennützigem Idealismus heraus handelten, so trafen die Worte des Aureliers, welche eben dies schlichtweg postulierten, ihn doch hart in seinem Gemüt, denn bisweilen verschloss er vor eben dieser Realität erfolgreich die Augen, insbesondere diese Handlungen Teil derart bedeutsamer Geschehnisse wie der Wiederherstellung geordneter Verhältnisse innerhalb des Imperium Romanum waren – wiewohl er einen Augenblick lang sich fragte, ob auch Aurelius Ursus eigene Interessen verfolgte, welche über das Wohl des Staates hinaus ragten. Da er sich indes mit diesen Gedanken in diesem Augenblicke nicht wollte eingehender befassen – auch, da dies zwangsläufig damit hätte enden müssen, über seine eigenen Beweggründe zu sinnieren -, schob er sie wortlos bei Seite.
    "Kannst du mir einen vertrauenswürdigen Soldaten zur Seite stellen, welcher mich begleitet und uns ohne weitere Kontrolle an der Torwa'he wieder in das Lager hinein bringen kann?"
    Er hob ein wenig entschuldigend die Schultern.
    "Ich bin ob der zurück..liegenden Ereignisse nicht mehr sonderlich ingeniös, dass mir keine sonderlich glaubwürdige Ausflucht mehr einfällt, welche als Bote des Cultus Deorum meine Rückkehr nach so kurzer Zeit in Begleitung eines weiteren Mannes und eines Knaben würde re'htfertigen."
    Darüber hinaus war er ohnehin ein schlechter Lügner, was er indes Ursus nicht derart offen wollte eingestehen, dass er fürchtete, jeder Soldat, welcher dazu darauf war gedrillt worden, unerlaubtes Betreten des Lagers zu vereiteln, würde eine solche Ausflucht auf den ersten Blick bereits als unwahr erkennen müssen.

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    Original von Manius Flavius Gracchus
    ...



    Zum Glück ahnte Ursus nichts davon, daß seine eigenen Beweggründe zumindest für einen Augenblick auf dem Prüfstand standen. Vermutlich hätte er eine Frage danach selbst nicht so recht beantworten können. Uneigennützig war er gewiß nicht, so ehrlich konnte er zumindest zu sich selbst sein. Aber rein eigennützig auch nicht. Kaiser wollte er nicht sein, selbst wenn er könnte. Aber näher am Kaiser dran, das wäre nun doch eine recht erstrebenswerte Position.


    Im Moment war es eh müßig, darüber nachzudenken. Es gab nur zwei Optionen: Vescularius Salinator oder Cornelius Palma. Da fiel die Wahl nicht weiter schwer. Unter Salinator konnte es für Patrizier eh keine Zukunft geben.


    „Natürlich, das ist überhaupt kein Problem. Ich lasse einen meiner Klienten rufen, der wird sich dann darum kümmern, daß ihr unbehelligt hereinkommt.“ Das war das Schöne am Militär: Befehle wurden ausgeführt und nicht hinterfragt. Ursus schickte einen Boten los, um den Decurio Decimus Cursor zu holen.

  • Im Gegensatz zu Flora war Ahala nicht wirklich überrascht, als Ursus eine mögliche baldige Weiterreise andeutete, schließlich würde der mit seiner Legion an anderer Stelle von größerer Wichtigkeit sein als hier in Mantua. Was natürlich nicht bedeutete, dass dem Tiberier diese Auskunft gefiel, doch wie schon so häufig in seinem Leben gelang es ihm auch jetzt, weitergehende Grübeleien zugunsten seines momentanen Ist-Zustands vorläufig beiseite zu schieben. Ohne große Umstände ließ er sich auf den zweiten Stuhl sinken und stürzte einen Becher Wein hinunter. Götter, wie ihm das gefehlt hatte auf diesem elenden Karren...


    "Ich bin mir sicher, dass es in Vaters Sinne ist, wenn wir von nun an in deiner Nähe bleiben." sagte er dann an Ursus gewandt und warf einen leicht bedauernden Blick in seinen leeren Becher und dann hinüber zu Flora. "Wie geht es eigentlich Septima? Ich hab sie schon so lange nicht mehr gesehen, habt ihr nicht mittlerweile ein Kind?"

  • Der noch mit der neu zu erstellenden Bestandsliste seiner turma beschäftigte decurio ließ alles stehen und liegen um dem Auftrag, den ihm der scriba überbrachte, Folge zu leisten.


    Er überprüfte seine Adjustierung und eilte dem Mann hinterher.


    Kurze Zeit später meldete er sich im officium legati.


    "Decurio Decimus wie befohlen zur Stelle legatus!"


    Gespannt wartete er auf die Befehle des Vorgesetzten.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus et Titus Decimus Cursor
    ...


    Im ersten Augenblicke schien es Gracchus merkwürdig, dass Ursus unter seinen Soldaten auch Klienten hatte, doch im Grunde genommen war dies nicht nur üblich, sondern überaus nützlich, wiewohl er sich der vielen Klienten entsann, welche sein Vetter Aristides aus der Legio hatte nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst mit nach Rom gebracht. Es führte dies Gracchus indes vor Augen, wie wenig er über das Militär wusste, wie wenig über die Strukturen und Gepflogenheiten - und bestärkte ihn darin, dem Rat des Aureliers unbedingt Folge zu leisten und in den kommenden Tagen sich so wenig wie möglich außerhalb des Praetoriums zu zeigen, um nicht unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und er wünschte sich, er hätte auf direktem Wege sich dort verkriechen können. Doch zu schnell stand der herbeigeorderte Klient, ein Decurio, im Raume. Gracchus musterte ihn interessiert - Decurio Decimus Cursor. Selbstredend war dies kein seltener nomen gentile im Imperium, und doch musste Gracchus sogleich an Faustus denken, spürte in sich sogleich ein Aufwallen drängender Sehnsucht emporsteigen, für welches es dieser Zeit indes keinen Raum gab, keinen Raum geben durfte.

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  • „Salve Decurio“, grüßte Ursus zurück, als Cursor löblich schnell zur Stelle war. Sehr gut so. Das machte sicher einen guten Eindruck auf den Flavier. Eine straff organisierte Truppe, in der Befehle so prompt ausgeführt wurden, war vorbildlich. „Ich vertraue Dir hier einen meiner Freunde an. Du wirst ihn vorerst als Decimus Maxentius ansprechen. Er ist ein Bote des Collegium Pontificum. Allerdings warten draußen noch zwei weitere Personen, die zu ihm gehören und für mich von großer Bedeutung sind. Er wird Dich zu ihnen führen und Du wirst alle drei in das Praetorium bringen, wo sie für einige Tage untergebracht werden. Da das bei allzu vielen Fragen zu einigen Spekulationen führen könnte, möchte ich, daß Du sie hereinbringst, ohne daß sie befragt oder durchsucht werden. Als Decurio sollte Dir das nicht weiter schwer fallen.“

  • Zitat

    Original von Aurelia Flora und Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    ...[/COLOR]



    „Ja, aufbrechen“, bestätigte Ursus ernst. „Entweder nach Germanien – oder nach Syrien oder wo auch immer Cornelius Palma sich aufhält. Wo auch immer wir gebraucht werden. Oder aber ein Treffen mit anderen Truppen, mit denen ich Italia halten könnte. Allein mit der Prima ist das unmöglich. Und wir dürfen hier nicht länger allein auf dem Präsentierteller sitzen bleiben.“ Flora war eine Frau. Es war klar, daß sie nicht verstand, daß eine Legion allein nicht viel ausrichten konnte. Nicht in so einem Fall.


    „Septima geht es leider nicht sehr gut. Sie hatte ein paar Fehlgeburten. Ja, wir haben einen Sohn. Einen prachtvollen Burschen, den wir nach Deinem Vater benannt haben. Wußtest Du das nicht? Er wird Dir gefallen, er ist ein aufgewecktes Kind.“ Der Vaterstolz war kaum zu überhören. „Ich werde Septima an einen sicheren Ort schicke müssen. Flora, ich denke, Du solltest dann mit ihr gehen.“

  • Der decurio war kein Freund von vielen Worten. Die Folge daraus war, daß er es, wenn es möglich war, vermied, gegebene Befehle zu hinterfragen.


    Doch hier lag der Fall anders. Nicht der legatus, sondern sein patronus hatte ihn herbeordern lassen. Und so wie es aussah, schien die Sache mit seiner Mission, von der er vor kurzem zurückgekehrt war, in Verbindung zu stehen. Und da sind Fragen von besonderer Wichtigkeit eine Notwendigkeit.


    Er nickte und sah den patronus an.


    "Schwerfallen dürfte es nicht, zumal meine turma diese Woche die Wache stellt. Aber hast Du für Deine Freunde einen besonderen Raum im praetorium vorgesehen, etwa Dein privates officium und sollen sie dort verbleiben, legatus?"


    Er hielt inne, um die Antwort abzuwarten. Erst dann wollte er noch Einiges klären.

  • Das mit der Wache traf sich gut. Kam ja selten genug vor, daß die Reiterei zur Wache eingeteilt war. Dann war tatsächlich nicht mit Problemen zu rechnen. Das war sehr gut, denn ein paar Tage würden die Flavier noch inkognito bleiben müssen. "Mein Ianitor wird sie Dir abnehmen. Bis dahin habe ich ihm alle notwendigen Anweisungen erteilt. Sie werden ein paar Tage bleiben. Komm dann später hierher zurück, ich habe noch eine Aufgabe für Dich."


    Dann wandte er sich an Gracchus. "Geh mit dem Decurio, er wird euch in mein Haus bringen. Dort könnt ihr euch erst einmal ausruhen. Alles Weitere wird sich dann finden. Vorerst seid ihr in Sicherheit."

  • Das, was er klären wollte, hatte sich durch die Anordnung seines patronus zunächst erledigt. Zudem waren die Fragen und Auskünfte. die er haben wollte, nicht für die Ohren Dritter bestimmt.


    Grüßend wandte sich der decurio an den legatus ...


    "Dein Befehl, legatus!"


    ... und dann an den ihm als Decimus Maxentius vorgestellten Fremden, wobei er es nicht an der den Bekannten seinen patronus gegenüber gebotenen Höflichkeit fehlen ließ.


    "Folge mir, Decimus Maxentius!"

  • "Danke"
    , wandte Gracchus sich noch einmal an Aurelius Ursus und stellte den Becher fort, um sich zu erheben. Sein Gesäß hatte eben erst die Sitzfläche des Stuhles verlassen, als der Schmerz neuerlich durch seine Glieder fuhr, welchen der Wein in seinem sonstig halb leeren Magen zwar ein wenig zu verdrängen wusste, jedoch nicht zur Gänze. Gracchus stockte in seiner Bewegung und konnte nicht verhindern, dass ein leises Stöhnen ihm echappierte, ehedem er seinen Rücken durchstreckte, den Atem anhielt und sich aufrichtete. Er suchte die Unzulänglichkeiten seines Leibes zu überspielen und seine Bereitschaft zum Aufbruch anzuzeigen durch ein schiefes Lächeln und ein Nicken zu dem Decurio hin und folgte sodann diesem, wenn auch im ersten Augenblicke ein wenig derangiert über den Namen, mit welchem er ihn titulierte, ehedem ihm wieder zu Bewusstsein gelangte, dass es eben jener Name war, welchen er sich selbst hatte vor dem Tor der Legio I gewählt, gleichwohl dass ihn selbst dieser Vorbedacht vermutlich auf Dauer würde mehr irritieren und verwirren, als dass er ihm würde nutzen können.

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  • Der decurio hielt dem Gast seines patronus die Tür auf.


    "Dann führe mich zu deinen beiden Begleitern und ich bringe euch dann, so wie es der legatus angeordnet hat, ins praetorium."


    Mehr sagte er nicht. Wozu auch? Er hatte seinen Auftrag, und den hatte er auszuführen, ohne sich über irgendjemanden oder irgendetwas Gedanken zu machen. Und was zu sagen war, würde sich sowieso im Nachhinein ergeben.

  • Gracchus trat durch die Türe hindurch.
    "Wir müssen gen ..."
    Das Stocken seiner Worte zeigte sich gleichsam in einem Stocken seiner Bewegungen, während er suchte, die Himmelsrichtung zu bestimmen, in welcher die Unterkunft lag, bereits im nächsten Augenblicke indes sich musste eingestehen, dass er keinerlei Acht hatte darauf gehabt, die Zeichen des Tageslaufes zu bestimmen, sondern schlichtweg dem ihm genannten Weg zur Legio I war gefolgt.
    "... an der Abzweigung links"
    , beendete er darob den Satz ein wenig holprig, denn dass er von der Hauptstraße nach rechts zum Tor der Legio abgebogen war, dies wusste er noch. Da Gracchus auch den Rest des kurzen Weges noch würde finden, war es vermutlich ohnehin für den Decurio im Voraus nicht wichtig, diesen Weg zu kennen, so dass Gracchus fortan schweigend neben dem Decimus durch die Principia und durch das Lager der Legio I ging, welches sie kurz darauf verließen.

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