Angriff im Morgengrauen

  • Direkt hinterm limes warteten noch 2000 Mann Reserve, die ganz ungeduldig waren, weil sie auch mitmischen wollten, aber sie kamen gar nicht dazu. Sei denn die Ala würde nun doch geballt zuschlagen, aber die Infanterie war bereits weitesgehend aufgerieben. Die Frage war nun nur noch, wie schnell konnte man die Ala besiegen und wann würde der Entsatz kommen?
    Modorok konnte sich jetzt völlig auf die Ala konzentrieren, denn die Infanterie wurde problemlos in Schach gehalten und wer sich noch wehrte förmlich niedergemetzelt. Auf den ersten Blick würde er sagen, dass die Römer ca. zwei Kohorten verloren hatten. Die Germanen bisher jedoch, so auf den ersten Blick gesehen, nicht mal ein Viertel davon. Genaues würde man erst am Ende der Schlacht sehen und wenn etwaige Überlebende geborgen wurden.
    Aber noch war diese Schlacht nicht zu Ende. Da war immer noch die Ala und in der Hinterhand wartete noch eine Cohors und eine Legion. Auch die mussten geschlagen werden. Er entsandte einen Boten, der zum limes eilte und den dort wartenden Reserven Bescheid gab, dass sie sich weiter bereit halten sollten und näher ranrücken sollten. Dann eilte der Bote weiter. Nur einen halben Tagesmarsch entfernt standen noch einmal 3000 Mann und 500 Reiter und warteten auf Befehle. Diese waren erst am Tage zuvor dort angekommen. Diese wollte Modorok vor Ort haben. Für den Fall, dass die Römer mit voller Stärke kommen würden.
    Sein Blick ging wieder zur Ala. Irgendwas passierte da.

  • Der Angriff der Ala kam ins Stocken. Man hörte den Klang der Cornicen und die Meisten begannen sich zurückzuziehen. Verwundert sahen die Germanen ihnen nach und wollten nachsetzen, aber plötzlich ertönte auch auf ihrer Seite ein Horn und sie hielten inne. Modorok ritt nach vorne und beobachtete das Geschehen.


    Einige der Centurionen erschienen beim Praefecten und ein paar von ihnen sah man die Wut an.
    Was soll das? Warum Rückzug? Wir hatten sie doch fast?
    "Wir hätten sie haben können!"
    Und so weiter. Der Praefect, er war von Geburt aus ein Germane der aber von einem römischen Händler adoptiert wurde da seine Eltern bei einem Überfall ums Leben kamen, sah die Männer nur an und sagte dann in befehlsgewohnter Stimme:
    Wir werden uns ihnen anschliessen!
    "WAS??"
    Einer der Centurionen wurde bleich, vor Wut. Aber einer der anderen sah nur den Praefecten an und zog sein Gladius, stiess es in den Nacken dessen, der sich aufregte. Dieser sackte tot zu Boden.
    Befehle, Praefect?
    Ich werde vorreiten und mit deren Anführer sprechen. Wer sich nicht anschliessen will, kann gehen. Oder meinetwegen setzt ihnen ein Ende.
    Loyalität war was schönes und seine Männer waren loyal, ihm absolut und blind ergeben.

  • Modorok stand abwartend vor seinen Männern, aber er hatte Befehl gegeben sich bereit zu halten. Die Bogenschützen waren in Stellung gegangen, auch wenn es nicht reichen würde um auch nur mehr als ein paar Glückstreffer zu machen und auch Notker hatte seine Reiter in Position gebracht. Die Entsatztruppen marschierten heran um sich den wartenden Kämpfern anzuschliessen. Die Masse der Germanen war verteilt auf zwei flexible Flanken und das Hauptheer.
    Modorok sah Uldolfinger und winkte ihn zu sich.
    Gode, ich brauche Dich wahrscheinlich gleich.
    Und dann kam auch schon ein Reiter langsam auf sie zu, gefolgt von zwei weiteren.
    Neben Modorok stand einer der Fürsten, der bereits den Befehl geben wollte anzugreifen, aber Modorok hielt ihn ab.
    Wir werden sie anhören. Gebt dem Goden ein Pferd.
    Dann ritt er mit diesem zu den drei Römern.
    Sei gegrüßt. Du bist der Anführer dieses Heeres? Mein römischer Name lautet Flauvus Germanus, doch mein germanischer lautet Degenhardt, Sohn des Dankmar. Auch wenn ich bei den Römern aufgewachsen bin und ich Rom bis hierher gedient habe, in vielen Regionen und vielen Kämpfen, auch wenn ich die Gnade erhalten habe nach Germanien zurück kehren zu dürfen und hier den Befehl über eine Ala zu erhalten, so bin ich immer noch Germane. Wir wollen uns Dir anschliessen.
    Modorok musterte den Mann eingehend und hörte sich seine Worte an.
    Warum sollte ich Dir das abnehmen, Degenhardt, Sohn des Dankmars. Du bist ein Diener Roms, ein Mann des Wolfsbundes. Was könnte Dich schon dazu bewegen gegen Rom vorzugehen?
    Rom ist mächtig. Zu mächtig! Es ist nur da um zu nehmen und zu nehmen um zu unterdrücken und sich einzuverleiben. Es ist wie die Schlange, die alles in einem Stück verschlingen will. Ich denke, es ist an der Zeit, dass sie sich an dem Stück verschluckt.
    Und was versprichst Du Dir persönlich davon? Und Deine Männer? Wer davon ist schon Germane? Was sollten sie davon haben?
    Meine Männer sind mir treu ergeben und würden für mich in den Tod gehen. Jene, die nicht gegen Rom kämpfen wollen, müssen dann eben mit den Konsequenzen leben, für ein paar Sekunden, denn dann werden sie den Ahnen gegenüberstehen. Es stimmt, nur wenige der Männer sind Germanen. Aber es sind viele Britannier dabei, ein paar Gallier und auch sonst Männer, deren Heimaten unter dem Joche Roms leiden müssen. Und ich, nun ich persönlich erhoffe mir eine Heimkehr zu meinen Wurzeln und vielleicht, vielleicht ein wennig Anerkennung, wenn alles vorüber ist.
    Das war es also. Anerkennung und wahrscheinlich noch einiges mehr. Im Imperium war er wohl am Ende seiner militärischen Karriere und erhoffte sich nun vielleicht eine neue Karriere. Eine, die ihn vielleicht gar zum Fürsten machte oder noch mehr. Modorok musterte den Mann weiterhin. Er kannte die Geschichte, besonders auch jene, die Ermanmeraz geschrieben hatte. Ein ehrgeiziger Germane, der sich in der römischen Armee hochgedient hatte und irgendwann nicht weiter kam. Dem die Ritterwürde nicht genug war. Der mehr wollte, viel mehr. Und der dann den Plan ausgeheckt hatte, der zum Tode von 3 Legionen geführt hatte.
    Vielleicht, nein, ganz sicher, war dieser Praefect nicht so ehrgeizig wie Ermanmeraz, aber er hatte Ziele. Ziele, die man sich zu Nutze machen konnte.
    Modoroks Blick schweifte über das Schlachtfeld wo bereits weit über 1000 Leichen lagen und wo, wenn die Vermutungen zu Wahrheiten werden würden, bald noch tausende mehr liegen würden. Ja, eine Ala würde ihnen da schon gut bei helfen, aber konnte man dem Mann trauen? Und konnte man seinen Männern trauen?
    Er sah Ulfinger an.

  • Vorsichtig packte ich die Karte wieder ein und verstaute sie hinter meinen Gürtel. Ich dürfte sie ja nicht verlieren, sie war mein weg nach draußen. Ich stieg vom Baum und blickte mich um. Hm, wo könnte ich mich hier nützlich machen? Wo zum Hades war eigentlich Modorok? Durchfragen konnte ich mich ja schlecht, die Barbaren würden eh kein Wort verstehen. Also torkelte ich los in einen kleine Wald hinein...

  • Er musterte ihn sehr genau. Er kannte sehr genau das alte Sprichwort, dass das Volk den Verrat liebt, jedoch nicht den Verräter. Und nun stand solch einer vor ihm. Ob sie ihm vertrauen könnten? Zu guter Letzt schien es immer noch ein Göttergläubiger Mann zu sein...


    Daher trat Ulfingern auf ihn zu und zückte seinen Dolch, der Mann wäre beinahe in Verteidigungsstellung gegangen, als er Ulfingern abwiegelnde linke Hand sah und verharrte.


    "Schwöre einen Eid!"


    Er wendete den Dolch mit dem Griff zu seiner Hand.


    "Mit diesem geweihten Dolch, auf dein Blut und das deiner Ahnen."


    Einen Bluteid würden nur die törrichtesten Gesellen wagen zu brechen. Und ein solcher Narr war dieser Praefect nicht. Eindringlich blickte ihm der Gode in die Augen.

  • Modorok betrachtete den Praefecten mißtrauisch. Damit würde sich alles entscheiden. Aber auch danach würde man Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssen. Einige sogar. Er legte sich schon den nötigen Plan zurecht und beschloß mit Notker gleich zu reden.

  • Der Praefect sah den Dolch an und nickte. Dann nahm er ihn ohne zu zögern an. Dann setzte er den Dolch in seine Hand und zog ihn durch, presste die Faust zusammen und sagte:
    Ich schwöre, auf mein Blut, auf meine Ahnen und auf alles, was mir heilig ist, dass ich mit den Germanen gegen die Römer kämpfen werde und mit mir meine Truppe. Bis in den Tod und darüber hinaus, auf das wir alle einen Platz in Wallhall bekommen werden."
    Das Blut tropfte auf die Erde und färbte das Gras, wo es auftraf rot.
    Dann sah der Praefect Modorok und den Goden erwartungsvoll an.

  • Der Gode nahm die Hand des Praefecten und presste sie gegen dessen Brust, an die Stelle an der sein Herz schlug. Dabei sprach er eine Passage eines uralten Textes, den vielleicht auch dieser germanische Römer noch kannte...



    "ben zi bena, bluot zi bluoda,
    lid zi geliden, sose gilimida sin!"


    Er lies die Hand des Praefecten dort verharren und wandte sich Modorok zu. Ging ganz nahe an ihn heran und flüsterte in sein Ohr.


    "Die Götter werden dafür sorgen, dass die Loyalität dieses Mannes gesichert ist, nach diesem Feldzug jedoch... solltest du dich seiner entledigen."

  • Die Schlacht geriet ins Stocken. Irgendetwas geschah, aber Notker konnt ees nicht erkennen. Wohl trafen sich just in diesem Moment Modorok und Abgesannte der Römer.
    Notker riss sein Pferd herum. Er musste herausfinden, was da los war. Er ritt also zügig in Richtung derer Viele tausend Leichen pflasterten seinen Weg...
    Als Notker schon fast angekommen war trafen sich die Blicke von ihm und Modorok. Er bedeutete ihm, dass er herüberkommen würde...

  • Modorok nickte nur.
    Nun gut, Degenhardt, Sohn des Dankmars, dort steht Notker. Geh zu ihm und er wird Deine Männer aufteilen. Sage ihnen, dass ich absoluten Gehorsam von ihnen verlange!
    In dem Moment sah er Notker sich ihnen nähern und winkte ihn heran.

  • Modorok nickte Notker zu.
    Die Infanterie ist geschlagen. Und die Ala hat sich entschlossen sich uns anzuschliessen. 850? Er sah kurz zu Degenhardt, der nickte. 850 Reiter für unsere Sache. Sie werden unter Dein Kommando gestellt, Notker.
    Er sah kurz zurück zu der germanischen Schlachtordnung.
    Desweiteren wird die Nachhut im Laufe des Nachmittags hier anrücken. Das sind noch einmal 500 Reiter für Dich. Wie viele hast Du von Deinen 1000 noch?
    Er dachte einen Moment nach.
    Gegen Abend, spätestens morgen früh, wird der Nachschub aus Castra Regina da sein. Dann erst wird die richtige Schlacht starten. Das hier, die zwei Cohorten waren nur Kleinigkeiten dagegen.
    Ich will, dass Deine Reiter neu aufgeteilt werden, auf beide Flanken. Sie sollen die Flanken aufreissen.



    /edit: diverses

  • Die Schlachtreihen der Römer waren inzwischen in vollkommener Panik auseinandergebrochen. Wer konnte floh um sein Leben, die Waffen, Schild und alles Schwere abwerfend. Allen römischen Stolz vergessend schaute jeder nur noch nach sich und sein Überleben. Viele Reiter setzten ihnen nach und jagten sie wie Hasen, nur wenige würden dies überleben.

  • Sie waren noch in das Gespräch "vertieft", der Praefectus wirkte schon ein wenig nervös, seine Mannen im Hintergrund, die alle abgesessen waren erst recht, als ein Bote in fliegendem Galopp auf sie zugerast kam und erst im letzten Moment, das Pferd noch im Bremsen begriffen, vom Pferd sprang.
    Modorok! Sie kommen! Noch am frühen Abend werden sie ankommen!
    Wie viele sind es?
    Die komplette Cohors!
    Die Komplette? Ein leiser anerkennender Pfiff ging über seine Lippen.
    Wir scheinen ihnen wichtig, grinste er.
    Aber das sind nicht alle.
    Modorok musterte den Boten und ein Grinsen machte sich breit.
    Wie viele der Legio?
    Alle
    Nett, nett. Das wird lustig.
    Er dachte kurz nach.
    Ihm standen hier momentan 5700 Fußtruppen und mit den Alareitern jetzt noch etwa 1800 Reiter und auf dem Marsch hierher waren weitere 500 Reiter und 3000 Mann Fußtruppen.
    Oh ja, das würde mehr als nett werden.
    Er sah zu Notker und zum Goden und grinste.

  • Ulfingern hörte die Botschaft mit großer Befriedigung. Mögen sie noch umso mehr und zahlreicher hier erscheinen, es gab ihrer zuviele auf dieser Welt, solange wie sie ihre Hände nach neuen Ländern ausstreckten. Dann wandte er sich Modorok zu.


    "Wie willst du sie erwarten?"

  • Modoroks Plan war simpel und doch wirksam.
    Er hatte von Anfang an damit gerechnet, dass Nachschub kommen würde, wenn auch nicht mit ganz so viel. Aber er wusste auch, wo sie lang mussten und was dazwischen lag. Nicht umsonst war dieser strategisch wichtige Punkt ausgesucht worden.
    Wichtig war es jetzt schon vorab für Verwirrung und Verluste bei den Römern zu sorgen, ehe sie überhaupt das Schlachtfeld erreichen würden.
    Sie hatten noch zwei Stunden um alles vorzubereiten und sechs Kilometer, die sich bis dahin zurücklegen mussten. Genauer ein Trupp von 500 Soldaten, unter der Führung des Rich Archibald.
    Sie hatten den Plan schon ausgeheckt, ehe sie zum Angriff geblasen hatten, denn man musste bei den Römern auf alles gefasst sein.
    Es war nur ein kurzes Waldstück und eigentlich waren 500 Mann zu viel, aber um effektiv zu sein, brauchten sie diese.
    Als die Männer in dem Waldstück ankamen, verteilten sie sich. Es war nicht einfach, aber es würde reichen. 250 Mann blieben auf einem Feld vor dem Waldstück, als Köder.

  • Zitat

    Original von Gundalf
    Ulfingern hörte die Botschaft mit großer Befriedigung. Mögen sie noch umso mehr und zahlreicher hier erscheinen, es gab ihrer zuviele auf dieser Welt, solange wie sie ihre Hände nach neuen Ländern ausstreckten. Dann wandte er sich Modorok zu.


    "Wie willst du sie erwarten?"


    Ein Teil wird sie in dem Waldstück dort, er erklärte, was er meinte, erwarten und so viele wie möglich schon auflauern und vernichten. Wir werden sie in Angst und Schrecken versetzen und Ködern.
    Notker wird die Reiterei an den Flanken einsetzen. Wir werden auf, für die Römer schwierigeres Gelände wechseln.

    Er deutete zum Horizont.
    Sie werden gezwungen werden von unten nach oben anzugreifen, nicht viel unterschied, aber es wird reichen.

  • SAMMELN!


    Erscholl es laut über den Platz, nicht nur von Modorok sondern auch von den anderen Fürsten. Oh ja, man hatte lange vor diesem Angriff beraten, alle Möglichkeiten, alles Wissen einkalkuliert. Und nun war es an der Zeit die Blutlachen hier, an Ort und Stelle zurückzulassen und dem neuen Ziel entgegenzustreben. Die Nachhut war angekommen, die ersten schon gleich nach dem Gespräch mit dem Praefectus losgesandt worden.
    Es war früher Nachmittag. Die Turmae der Legion sollten wohl bald in dem Waldstück ankommen?!
    Nun, sechs Kilometer, und noch genug Zeit. Kein Hetzen, nur die Vorfreude auf die Schlacht.

  • Laut ertönte der Sammelruf. Notker hatte seine Reiterrei bereits wieder in Formation gebracht. Er wandte sich an Modorok:
    Modorok, nur kurz: Ich werde beim Zusammentreffen mit den Römer die linke Flanke übernehmen.
    Dann winkte er einen seiner Reiter zu sich.
    Das ist Donar. Ich würde ihm mit deiner Genehmigung das Kommando auf der rechten Flanke geben. Immerhin kann ich nicht auf zwei Seiten gleichzeitig sein.

  • Er geniesst Dein vollstes Vertrauen? Dann soll es so sein. Teilt die Männer der Ala gut auf. Ich will nicht, dass wir da am Ende doch noch faule Eier drunter haben. Und wenn doch, dann weisst Du, was Du zu tun hast, mein Freund.
    Modorok legte Notker die Hand auf die Schulter.
    Mögen die Götter sich heute unseres großen Opfers für sie erfreuen!

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