• Womit könnte ein Tag besser ausklingen als mit einem gemütlichen Aufenthalt in den Thermen. Ein wenig sportliche Betätigung in der Palaestra, um die Alltagssorgen aus dem Kopf zu bekommen, eine gute Massage, um die Muskeln zu entspannen, den Schweiß des Tages von der Haut kratzen und ein wenig Schwitzen für die Gesundheit. Und vielleicht im Caldarium ein paar nette Leute treffen, mit denen es sich vortrefflich über die Probleme der Welt diskutieren lässt.


    Hoffentlich ist dieser glatzköpfige Alte nicht wieder da, der immer irgendwelche griechischen Oden rezitiert. Der nervt gewaltig und merkt es nicht mal... Vor dem ist niemand sicher... Da sind mir ja fast noch die jungen Leute lieber, die sich lärmend beim Würfelspiel vergnügen... Die haben wenigstens noch Respekt, wenn sie merken, dass sie einen Offizier vor sich haben... Und natürlich kennen sich nicht alle Würfeltricks, die man in der Legion lernt...


    Bestimmt sind auch ein paar Veteranen im Bad, die sich freuen, mal wieder was aus der Legion zu hören. Und die glücklich sind, wenn man ihnen mal einen Tipp gibt, wo sie einen guten Haussklaven herbekommen. Solche Kontakte muss man pflegen. Das Imperium verdankt seinen alten Soldaten viel und sie waren immer loyal. Und wer weiss, wann man sie selber einmal gebrauchen kann.


    Ahhh, das warme Wasser tut gut - genau das, was ich jetzt gebraucht habe. Hier könnte ich stundenlang bleiben...

  • Der Obolus den man in den Trajansthermen zu entrichten hatte, war mehr als ich es von den Pachtbädern gewohnt war. Naja, hier pflegte ja auch die mittlere und obere Schicht der Stadt ihren ihr Vergnügen zu suchen. Das Geld hatte ich natürlich nicht, aber auch keinerlei Schwierigkeiten mich dennoch hineinzuschleichen..


    Als erstes eilte ich in ein Kaltwasserbad, um den unerträglichen Gestank der an mir haftete loszuwerden. Anschließend ins Caldarium; ja, das war das Richtige um mich von meinen Gedanken zu befreien.


    Am anderen Ende des Beckens unterhielten sich einige Soldaten, im Mittelpunkt ihres Interesses stand offenbar ein junger Tribun. Interessiert belauschte ich das Gespräch eine Weile. Dieser Tribun wurde erst kürzlich befördert, die anderen waren zum größten Teil altgediente Offiziere. Sie sprachen über allerhand militärische Dinge, ein Frühjahrs-Manöver (was auch immer das sein soll), die kommenden Legionärswettkämpfe die anscheinend keine große Akzeptanz unter den Legionären erfuhren und die zunehmende Verwichlichung der Legion. Geschichten von früher, als die Legio I noch...
    Als ich von meinem kurzen Schläfchen aufschreckte, diskutierten die Soldaten immer noch über den Zustand der Legion. Mittlerweile war die Academia ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Der eine äußerte seine Pläne sich als Polititiker zu versuchen um den Mißständen ein Ende zu setzen. Sie sprachen im Wesentlichen über Dinge, über die jeder altgediente Offizier zu sprechen beliebte. Keine wirklich interessanten Informationen, die ich aufschnappen konnte.

  • Schnell hatte mich eine Gruppe älterer Centurionen entdeckt und angesprochen. Sie erkundigten sich nach ihren alten Einheiten, nach dem aktuellen Rang von diesem oder jedem Soldaten oder den Arbeiten an einigen Projekten. Natürlich hatten sie es eigentlich nicht nötig, ausgerechnet in den Traiansthermen einen Tribun der Legion danach zu fragen, wo sie doch ohnehin mindestens alle paar Tage in der kleinen Siedlung vor dem Legionslager vorbeischauten und in der Regel auch noch Zutritt zum Lager selber hatten und somit eigentlich rundum informiert waren. Aber es war eben eine gute Sache, ein Gespräch so zu eröffnen und die eine oder andere neue Nachricht war dabei immer zu gewinnen. Und natürlich nutze auch ich diese Gelegenheit gerne, das eine oder andere Gerücht vorzubereiten. Nie würde ein alter Soldate auf die Idee kommen, im Lager zu erzählen "der Tribun hat mir in der Therme verraten, dass..." sondern er würde immer behaupten, alles von diesem oder jenem alten Kameraden rein zufällig gehört zu haben usw... Es war schon erstaunlich, wie man auf diese Weise auf die Masse der Soldaten einwirken konnte.


    Aber schon bald wechselten sie zu Fragen, bei denen es um echte Neugier ging - ob es bald wieder ein Manöver gäbe, was mit der Academie los sei, usw. Natürlich konnte ich ihnen nicht alles verraten (sonst wüsste es morgen die ganze Legion) und beschränkte mich auf allgemeine Aussagen.


    Ohnehin war es einer der wenigen Nachteile der Therme, dass man sich nie sicher sein konnte, wer alles noch mithört. Sicher waren auch heute wieder ein paar Herumtreiber hier, die genau wussten, wem sie zuhören mussten und wem sie etwas weitererzählen mussten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sofern man von "Leben" sprechen darf...
    Zum Glück belauschten sie meistens die Geschäftsleute. Mit Geschichten über das Sommermanöver vor einigen Jahren lässt sich kein Geld verdienen - obwohl das eine tolle Sache war, damals in den Alpen, als der weisshaarige Suebus noch Primus Pilus war...

  • Die Zeit verging schnell mit einer angenehmen Plauderei, wir verließen gemeinsam das Caldarium, besuchten nur kurz das Frigidarium und zogen uns wieder an. Im Hof wurden kleine Erfrischungen und Imbiss angeboten, wo wir gerne zugriffen. In der frischen Abendluft setzten wir unsere Gespräche noch ein wenig im Säulengang fort, bevor sich alle in unterschiedliche Richtungen verabschiedeten und ich mich auf den Rückweg machte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!