Der Zug gen Osten

  • Der Krieger grummelte nur und hielt sie, bäuchlings, vor sich auf dem Pferd. Sie ritten weiter, nicht weiter auf sie achtend.
    Stunden später kamen sie in ein Dorf und er liess die Frau einfach vom Pferd fallen. Die Verbindungsleine hatte er längst getrennt. Jetzt wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben. Er würde sie gewiss nicht noch einen Schritt weiter begleiten. Das sollten andere tun.
    Die Frauen kamen schon herbeigeeilt, als die Fremde zuerst mit den Füßen, dann mit dem restlichen Körper am Boden aufkam. Er wandte sich nur um und ging, auch den Goden nicht beachtend.
    Was immer dieser noch mit ihr vorhätte, es wäre nicht mehr sein Problem.

  • Ich spürte nur einen Ruck, war noch immer benebelt. Doch um mich herum wurde es still, es wackelte nicht mehr. Schwach öffnete ich meine Augen einen Spalt und versuchte mich umzublicken. Meine Hand tastete den Boden ab, er war viel begangen.

  • Ich ging langsam auf sie zu, die um sie stehenden Weiber, die sich begannen um sie zu kümmern nicht beachtend. Ich nahm sie bei der Hand.


    "Komme mit mir. Wir müssen miteinander reden."


    Weiter hinten, abseits vom Dorf, stand meine Hütte, dort würde ich sie hinführen. Dort würde ich erfahren ob meine Vermutung stimmte. Was wenn nicht? Nun, Wotan war immer dankbar für Opfer, auch Sklaven brauchte ihr Häuptling stets.

  • Ich war froh von den Fesseln erlöst zu sein. Langsam gewöhnte ich mich wieder an meine Umgebung und erschöpft richtete mich auf. Ich nahm entfernt die Worte des Manne swahr, der zu mir sprach und brauchte erst ein paar Augenblicke bis ich sie in mein Gehirn gebracht und übersetzt hatte. Inzwischen hatte ich mich sehr an Latein gewöhnt und den Akzent den er sprach...


    Ich nickte und folgte ihm. Bei der Hütte angekommen betraten wir sie und unschlüssig blieb ich im Raum stehen.

  • Wir kamen in meiner Hütte an, davor hingen Tierhäute, Federn und auch ganze ausgenommene Felle. Innendrin war es dunkel, nur durch wenige Ritzen rann Licht hinein. Ich sah sie an.


    "Setz dich."


    Dabei deutete ich auf einen Platz vor dem bei welchem ich stets sitze, wenn ich mich in Trance befinde.

  • Mit langen Schritten ging ich auf ihn zu und setzte mich. Er schien Priester des Dorfes zu sein und ganz geheuer war es mir nicht. Warum wurde ich nicht zum Dorfoberhaupt gebracht? Mein Blick war misstrauisch und ich schwieg noch immer.


    Er war es, der mich jedes Mal vor dem Tode gerettet hatte, doch wieso? Er hatte immer von einer Gesandten gesprochen. Konnte ich so mein Leben retten? Ich musste mitspielen, auf jeden Fall. Vielleicht würde Flavius kommen und mich holen... Erwartungsvoll sah ich ihn an.

  • Ich begab mich an meinen Platz und entzündete erneut das Feuer, welches schon sehr bald für eine sehr angenehme Temperatur in meinem Schwitzzelt sorgen würde. Dann blickte ich wieder in ihre Richtung. Ihre Augen schienen wieder jenen Glanz zu erhalten, den sie zuvor hatten.


    "Nun, ich möchte dich etwas fragen. Welche Erfahrungen hast du micht Katzen, hast du jemals die Erfahrung gemacht das... du evtl. besonders anziehend für sie seist?


    Hattest du in deinem Leben öfters Träume über Dinge, die darauf auch wirklich eingetreten sind?"


    Diese und noch viel mehr Fragen hatte ich an sie...

  • Ich sah ihn etwas verwirrt an. Zu meinen Gunsten müsste ich nun antworten, aber welche Antworten erwartete er? Zu beiden Fragen sicherlich ein 'Ja'. Doch ich würde nicht zu dick auftragen.


    "Wenn ich ehrlich sein soll... Ich habe Katzen selten gesehen, ich habe einen großen Teil meines Lebens in einem engen Raum verbracht... Und bin aus diesem auch nicht rausgekommen. Und zu der anderen Frage... Ich hatte das durchaus schon, manches Mal hat es auch sehr verwirrt. Wie definierst du häufig?"

  • Sie antwortete etwas unsicher und für mich nicht ganz eindeutig. Ja sogar mit einer Gegenfrage kam sie mir entgegen. Ich entschloß mich klarer auszudrücken.


    "Nun... sagen wir, ob du dich an mehrere Zwischenfälle erinnerst, in denen du z.B. etwas schlechtes über einen Menschen geträumt hast und er danach gestorben ist.


    Und... hattest du schon Erfahrungen, die du dir nicht erklären konntest? Wie würdest du sagen reagieren die meisten Menschen auf dich?"


    Die Fragen sprudelten nur so aus mir heraus. Wir begannen langsam zu den Themen vorzudringen, die mich wirklich interessierten.

  • Seine Fragen machten mich traurig und doch fürchtete ich mich nicht bei ihm ehrlich zu antworten. Woran das wohl lag? Lag es an seiner Aura? Vielleicht weil er Priester war? Meine Stimme wurde leiser.


    "Ja, ich träumte... von... einem großen Brand und nicht lange darauf..."


    Ich musste schlucken, kämpfte mühsam die Tränen zurück und dieses Mal gelang es mir. Schnell presste ich die restlichen Worte hervor.


    "Nun, unser Stamm wurde angegriffen und viele kamen bei diesem Überfall um... Ich habe erfahren, dass die Römer das mit eingefädelt haben und auch sie tauchten damals in meinem Traum auf. Ich war noch ein Kind. Und sonst habe ich immer viele Ahnungen, die sich meist bestätigen. Bei einigen weiß ich noch nicht von Bestätigungen..."


    Ich knibbelte an meinen Fingern herum und sah ihn nicht an. Wenn ich jetzt einen Menschen ansehen würde, würde ich in Tränen ausbrechen.


    "Ich glaube ich... bin ziemlich unbeliebt. Die Römer betrachten mich häufig verwundert, da ich noch alten Sitten fröne und doch bewundern mich einige von ihnen. Ein herzliches Verhältnis zu Menschen gibt es nur in meiner Familie... Was habt ihr mit mir vor?"


    Ich sprach absichtlich möglichst distanziert von den Römern und verhäuft von meiner Familie....

  • Als ich ihre Geschichte hörte überkam mich Mittleid mit ihr, ihre Ahnungen hingegen interessierten mich umso mehr...


    Mein Mitleid versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen. Zeichen von Schwäche waren nie gut. Auch wenn es einige Hinweise bei ihr gab, so würde ich tiefer forschen müssen. Ich suchte in meinem Beutel nach den Zauberkräutern und fand sie.


    Einige davon reichte ich ihr.


    "Hier, zerkau diese in deinem Mund."


    Den Rest nahm ich selber langsam kauend zu mir.

  • Nun wurde ich misstrauisch. Ich sah das Grünzeug an und sah dann zu ihm. Gelogen hatte ich bisher nicht ein einziges Mal, doch was, wenn ich nicht ausreichend begabt war, für was auch immer? Würde er es so herausfinden können? Ich sah Grünzeug skeptisch an.


    "Was ist das?"

  • Ich sah ihr an, dass sie mit unseren Kulten bei den Römern wohl keinen solchen Zugang hatte wie wir.


    "Dies sind Zauberkräftige Kräuter. Sie werden dir Erkentnisse bringen und deine Seele erweitern. Wenn sie es schon ist, dann werden sie dich näher an das Wesen der Götter führen."


    Ich kaute weiter an meinen Kräutern, ich spürte bereits wie die Wirkung der Kräuter langsam einsetzte. Mein Körper wurde leichter.

  • Meine Lippen bebten, ich hatte Angst und nicht mehr sehr viel Vertrauen in die Götter, seit ich vergewaltigt wurde... Ich als kleines Kind. Ich schob es mir dann tapfer in den Mund und begann zu kauen... Ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Magen breit und ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Mir war ohnehin noch schlecht von den ganzen Ereignissen und eigentlich sollte ich nicht vergessen, dass ich als Gefangene hier saß... Huch... es ... wurde alles so benebelt...

  • Das Feuer in der Mitte meines Zeltes stieg immer höher hinauf. Die Hitze umfing mich und ich fühlte, dass sich meine Seele mit dem Rauch auf eine Reise begab, ja durch die Öffnung oben gen Himmel flog. Weiter hinauf, bis ich in Blickweite von Asgard angelangt war. Weiter unten sah ich etwas kleines Schwarzes immer größer werden. Dann erkannte ich es, es war unsere Gefangene, sie war mir bis hierher hinauf gefolgt.

  • Alles begann sich zu drehen, es war beängstigend und zugleich berauschend. Ich tastete kurz um mich, doch dann wurde ich vollends mitgerissen. Das... war das dort Skadi? Skadi!!! Ich rief laut nach ihr, sie lief mitten in aufgestellte speere hinein.


    "SKADIIIII!"


    Ich rannte hinterher, versuchte sie abzuhalten. Und stürzte. Doch es war schon zu spät... Meine kleine Skadi die ich großgezogen habe ist nicht mehr da...

  • Dann erreichte sie beinahe meine Höhe und ich hörte sie laut "Skadiiiiii!" rufen. Sie gestikullierte wild nach oben zeigend. Ich drehte mich um und erblickte erneut auf Asgard. Und tatsächlich mitten auf dem Vorplatz zu Asgard erblickte ich die Riesin. Doch was suchte sie dort? Sie schien geradewegs die Grundfesten Asgards zu zertrümmern. Dicke Eisbrocken flogen aus ihrer Richtung und schlugen heftig gegen die Mauern...


    Ich wandte mich um, wollte nichts mehr sehen. Ich flog nach unten, diese Vision wollte ich nicht zuende erleben. Lieber in der Dunkelheit verbringen bis ich wieder in meinen Körper konnte.

  • Ich zitterte arg, als ich so im Dunkeln saß. Es war alles so kalt um mich herum und es kam mir vor, als würde Wasser von der Decke tropfen. War ich in einer Höhle oder gar in einem Kerker?


    Ich hatte Angst und umschlang mich selbst mit meinen Armen. Weit, ganz weit entfernt sah ich einen warmen Strahl, doch er war unerreichbar für mich.

  • Ich flog blitzgeschwind nach unten, hinter mir anscheinend auch sie. Bis es schließlich dunkel wurde, sehr dunkel. Mich umfing die Pure ruhe, nur das Plätschern eines natürlichen Baches über mir hörte nicht noch knacksen und fliesen. Ansonsten verharrte ich in dieser Stellung und sah nur das Dunkel.

  • Ich schloss meine Augen und fühlte mich plötzlich wieder ganz klein. Aus der Ferne hallte das Klirren von Waffen zu mir hinüber, ich saß hinter ein paar Fässern. Die besorgte Stimme Valentins schallte zu mir hinüber "Alrun? Alrun wo bist du....!" Und als ich ängstlich und weinend hervorkam wurde ich gepackt und fortgeschleppt, ins Ungewisse. Valentin konnte nichts tun...


    Und die Kälte drang immer tiefer in mein Herz....

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