Besprechung mit Macer

  • Ich betrat das Zimmer, winkte einer Sklavin und gebot dem Angestellten, sich bereitzuhalten.


    "Bitte, nimm Platz, Spurius Purgitius Macer. Welches Getränk würde dir unsere geschäftliche Besprechung zu einem reinen Vergnügen machen?"


    Etwas schelmisch lächelte ich ihn an. Es war eine Eigenart von mir, hin und wieder zielstrebiges Handeln und überlegte Entscheidungen mit Witz zu kombinieren.

  • „Hm, vermutlich meinst du das Weingut von Cadior. Es befindet sich nicht im Besitz der Gens Aurelia. Anders als sonst üblich, erhielt Cadior mit seinen Bürgerrechten nicht unseren Gentilnamen. Er hatte den Wunsch, die Gens seines verstorbenen Vaters zu führen. Nichtsdestotrotz fühlt er sich auch weiterhin sehr eng mit den Aureliern verbunden, was ja nicht unüblich ist bei einem Freigelassenen.“


    Ich nickte währenddem der Sklavin zu, die mit einer Kanne Wein zu uns trat und Macer einschenkte.


    „Der Wein ist aber wirklich ganz hervorragend habe ich mir sagen lassen. Cadior nimmt es in vielem sehr genau, so auch bei der Weinernte und der Weiterverarbeitung. Ich kann da nicht mitreden. Wein ist nicht mein Fall.“


    Mit krauser Nase versuchte ich mir den Geschmack des letzten Verkostens ins Gedächtnis zu rufen. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich einen außerordentlichen Grund gehabt, um in diesem Falle mal nach Wein zu greifen. Ich ließ mir Saft von Citrusfrüchten einschenken und hob meinen Becher.


    „Auf Ostia, auf die Straßenerneuerung und unsere Bekanntschaft.“


    Nach ein paar kleinen Schlucken stellte ich meinen Becher wieder ab.


    „Nun zu Ostias zukünftigem heißen Pflaster.“ Ich bemühte mich, ernst zu bleiben. „Die betroffenen Straßen zeige ich dir am besten vor Ort. Was mir jedoch völlig unklar ist … wie und vor allem woher kommen die Steine. Ich muss absolut passen, ein Steinbruch ist mir hier im Umkreis nicht bekannt.“

  • Auch Macer erhob seinen Becher und erwiederte den Trinkspruch. Der Wein war wirklich gut. Er beschloß, sich in Mantua einige Amphoren liefern zu lassen.


    "Die Steine sollten kein Problem sein. Die Legion unterhält einen Steinbruch in Oberitalien, aber wahrscheinlich findet sich hier in der Nähe noch einer. Unsere Flussanbindung geht zur Ostküste, da wäre die Seereise für das Material unnötig lang.
    Unser altes Legionslager hier in der Nähe war auch aus lokalem Steinmaterial errichtet worden, weit kann der Steinbruch also nicht sein. Wenn er nicht inzwischen abgebaut ist - die Städte wachsen ja alle so schnell.


    Zunächst müssten wir dann aber prüfen, welche Menge in welcher Qualität benötigt wird, bevor wir eine passende Quelle suchen. Was für Material wird denn momentan verwendet?"

  • Ich nickte bei Macers Ausführungen. Der Weg von Oberitalien erschien mir ebenfalls als recht weit und die Fracht ganz um die Südspitze Italiens herumzuschiffen, hielt selbst ich als Laie für viel zu aufwändig.


    „Welches Material? Puh, da fragst du auch nicht gerade einen Fachmann bzw. eine Fachfrau.“ Ich musste lachen. Hatte ich überhaupt schon mal nach unten geschaut beim Straßenbummel?


    „Ich kenne mich nicht gut in Steinsorten aus. Es wird eine Art Naturstein sein, vielleicht Granit. Marmor eignet sich ja kaum für derartige Beanspruchungen. Völlig gleich aber, was bisher verwendet wurde, ich plädiere bei der Erneuerung dafür, den härtesten Naturstein zu wählen, dessen man im Umkreis habhaft werden kann. Da es sich bei den betroffenen Straßen um oft benutzte und nicht um dekorative Plätze handelt, würde ich auch von größeren Platten abraten wollen. Man sieht es ja jetzt bzw. spürt es beim Fahren, viele dieser Platten sind gebrochen. Vielleicht war auch der Unterbau nicht korrekt eingebracht. Schon möglich.


    Der Umfang der Arbeiten ist jedenfalls auch nicht ganz unerheblich. Eine Straße beim Markt ist betroffen, aber in der Hauptsache ist es die Verbindungsstraße von Rom nach Ostia, die in einem erbärmlichen Zustand ist. Mir ist derzeit nur völlig unklar, wie der Handel weiterhin blühen soll, falls das gesamte Unterbett erneuert werden muss. Wie wird das denn in der Regel gehandhabt?“


    Ich runzelt etwas die Stirn und schüttelte unmerklich über mich selbst den Kopf. Zum ersten Mal fühlte ich mich in meinem Amt als Magistratus wirklich deplaziert. Da gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich würde mir männliche Interessen und eventuell sogar ein männliches Auftreten zulegen oder ich würde in Zukunft das tun, was für eine Frau normalerweise vorgesehen ist. Ich musste schmunzeln. Die Entscheidung war ja bereits gefallen.

  • "Gut, dann werden wir wegen der Steinvorkommen Informationen einholen müssen. Das sollte aber kein Problem sein.


    Falls die Hauptstraße wirklich komplett erneuert werden muss, müssen die Soldaten zunächst eine provisorische Parallelstrecke aus Stampflehm daneben bauen.


    Schwierig wird es dann wohl nur an den Brücken werden. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es davon zwar nur sehr wenige, aber diese werden wir wohl kaum für die Dauer von Ausbesserungsarbeiten sperren können. Da müssen Behelfsbrücken her..."

  • "Eigentlich hatte ich ja gehofft, von dir eine Aufklärung über mögliche Steinsorten zu erfahren..."


    Meinem erwartungsvollen Blick und meinem gewinnenden Lächeln konnte Macer doch jetzt unmöglich widerstehen. Ich wollte eine Antwort. :)

  • Macer musste Schmunzeln. "Was möglich ist, ist einfach: Basalt oder Lavagestein. Die Frage ist, ob wir etwas nehmen, was zum vorhandenen Pflaster passt, oder ob wir einfach das nehmen, was am leichtesten verfügbar ist."
    Noch auf dem Weg zur Besprechung hatte Macer gedankenverloren auf den Straßenbelag geschaut, aber verschiedene Steinsorten alleine vom Draufschauen und Drüberlaufen zu unterscheiden, dazu war er auch nicht in der Lage. ;)

  • "Oh, danke für die Aufklärung. Bei diesen Sorten kann ich sogar mitreden!“ :)
    Begeistert klatschte ich in die Hände und strahlte Macer an.


    „Also Lavagestein ist viel zu porös, als dass es als Obermaterial dienlich sein könnte. Es ist nicht strapazierfähig und nimmt viel Wasser auf. Wie wäre es aber, dieses für das Unterbett zu nehmen? Und Basalt, also den kenne ich genau! Ein harter, dunkler Stein, sehr strapazierfähig, allerdings auch glatt bei Regen. Was hältst du denn persönlich von Granit? Da gibt es ebenfalls sehr harte Sorten.


    Möglicherweise könnte man den sogar mit Basalt gemischt verarbeiten. Für einen kreativen Straßenbauer ein schönes Betätigungsfeld und für die Bürger sicher eine Augenweide. In Italien gibt es Verkommen des Serizzo Antigorio. Ein hell-dunkel-geflammter Granit. Meine Villa in Ostia hat aus diesem die Terrassenplatten. Als Pflastersteine geht er ja auch. Es kommt auf das Brechen beim Abbau an.“ :)

  • Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    "Oh, danke für die Aufklärung. Bei diesen Sorten kann ich sogar mitreden!“ :)
    Begeistert klatschte ich in die Hände und strahlte Macer an.


    Leicht irritiert registrierte Macer diesen Gefühlsausbruch und hörte dann den folgenden Ausführungen aufmerksam zu.


    "Gut, dann lassen wir Lava außen vor und schauen, was wir an Granit und Basalt beschaffen können.
    Die Glätte bei Regen ist natürlich in der Tat ein Problem. Aber als Soldat bin ich das gewohnt - mit benagelten Sohlen rutscht man auf jedem glatten Stein.
    Aber für die Straße nach Rom sollte die Verwendung von Basalt kein Problem sein. Wenn Du in Ostia selber lieber Granit in verschiedenen Arten nehmen willst, so werden wir versuchen zu beschaffen, was möglich ist."

  • "Innerhalb Ostias hätte ich gerne die beiderseitige Verwendung von Granit und Basalt. Ich hoffe, die Straßenbauer sind da kreativ, ansonsten würde ich Mustervorgaben machen wollen.


    Was die lange Hauptstraße nach Rom betrifft, so tendiere ich zu einem helleren Granit, denn der dunkle Basalt lädt sich unter römischer Sonne gar zu leicht auf und dürfte den Gespannen und berittenen Rössern arge Probleme bereiten."


    Langsam fühlte ich mich gar nicht mehr so deplaziert. Es war alles ganz einfach. Man musste nur auf längst gemachte Erfahrungen zurückgreifen.


    "Was muss jetzt die Stadt für deine Soldaten bereitstellen? Unterkünfte nehme ich an. Direkt in Ostia wird wohl kein Marschlager vonnöten sein. Wir haben auch noch die Vigileskasernen. Wie sieht es mit Essen aus?"

  • "Gut, dann brauchen wir also viel hellen Granit und etwas Basalt für die Stadt. Dann werde ich mich mal um die Beschaffung kümmern.


    Die Vigileskaserne reicht als Unterkunft für den Bautrupp aus. Verpflegung übernehmen wir, da ist die Armee stolz auf ihre Eigenständigkeit."

  • "Nun, wenn wir von der Stadt Pläne oder ähnliches bekommen könnten, so dass wir die zu bearbeitenden Fläche nicht erst selber ausmessen und den Bedarf berechnen müssen, würde und das natürlich sehr helfen."


    Im Kopf ging er kurz durch, welche Fragen noch zu klären wären und welche Informationen er noch gerne mitnehmen würde.


    "Und eine Zeitvorgabe brauchen wir - wann können wir anfangen, bis wann sollen wir fertig sein? Und gibt es Stellen, die bevorzugt behandelt werden sollen oder solche, die zuletzt erledigt werden sollen? Wenn parallel noch Arbeiten an bauwerken oder ähnlich stattfinden, die mit unseren Arbeiten kollidieren, würden wir das auch gerne vorher wissen, damit man entsprechende Absprachen treffen kann."

  • „Selbstverständlich existieren Pläne, die ich gern zur Verfügung stellen werde. Wichtig wäre mir bei den Arbeiten, dass der Verlauf der Straßen korrekt beibehalten wird, damit keine Überarbeitung dieser Pläne notwendig ist.


    Die Arbeiten selbst sollten innerhalb Ostias umgehend beginnen, damit die für Mitte nächsten Monats geplanten Markt- und Handelstage ohne Einschränkung ablaufen können. Arbeiten an Bauwerken sind derzeit nicht geplant. Es erfolgte einmal eine Anfrage zum Bau eines Venustempels, aber das Interesse ist offenbar erloschen.
    Wie lange die Reparaturarbeiten der Verbindungsstraße nach Rom dauern werden, ist für mich zweitrangig. Bei der von dir vorgeschlagenen provisorischen Parallelstraße dürfte das auch unerheblich sein, denn der Handel und Reisende wäre kaum behindert.“


    Ich übergab Macer die Pläne und überlegte, ob wohl der neue Magistratus überhaupt diese Handelstage stattfinden lassen würde. Das lag nicht mehr in meiner Zuständigkeit.


    „Meine Amtszeit läuft aus, heute ist mein letzter Tag. Dein neuer Ansprechpartner wird Sextus Licinius Latinus sein. Ich bedaure es sehr, dass sich der Beginn der Arbeiten so weit hinauszögert hat. Aber ich kann dir zusichern, dass ich für dich – solange ich in Ostia weile – jederzeit zu sprechen bin und gern behilflich sein werde, solange der neue Magistratus noch nicht fest im Sattel sitzt.“



    edit: Link eingefügt

  • Macer nahm die Pläne entgegen und studierte sie kurz. "Sehr gut", stellte er fest und verstaute sie in einer Ledertasche.


    "Dann habe ich keine weiteren Fragen mehr. Sehen wir uns noch einige Stellen vor Ort an, bevor ich mich auf den Weg nach Mantua mache, um eine Einheit los zu schicken?"

  • "Ja, lass uns am besten bei der Hauptstraße anfangen. Sie ist es, die reparaturbedürftig ist. Sie mündet in den Markt, bei dem eine Nebenstraße ebenfalls schwere Schäden aufweist, und ihre Verlängerung führt nach Rom."


    Ich erhob mich, verließ die Curia und begab mich auf direktem Wege zur Hauptstraße Ostias.



    Sim-Off:

    Normalerweise bin ich schon abgereist, andererseits bin ich mit Falco und der Einweihung der Vigilesstation auch noch nicht durch. :( Ich poste also weiter oder kommt hier mal der Latinus an?



    edit: Fettkennzeichnung vergessen

  • Macer folgte ihr nach draußen und blickte die Hauptstraße entlang. Tatsächlich wiess das Pflaster einige schwere Schäden auf, die einer dringenden Ausbesserung bedarfen. Er gab dem Soldaten, der ihn begleitetet hatte und der während der Besprechung geduldig vor dem Gebäude gewartet hatte einige Anweisungen und dieser schitt rasch einige Strecken ab und machte Notizen auf einer Wachstafel.


    Dann wandte er sich wieder an Deandra: "Wo würde dieser Sextus Licinius Latinus normalerweise anzutreffen sein? hat er ein Büro in der Curia? Und wo finden meine Leute dich, wenn Du nicht mehr im Amt bist?"

  • "Schon längst hätte dieser Latinus in der Curia sein Zimmer beziehen müssen. Meines Wissens ist er zum Magistratus gewählt oder besser ernannt worden. Ich, wie viele andere, habe ihm die Stimme versagt. Er ist nicht zuverlässig, war es noch nie."


    Ich seufzte, Ostia lag mir einfach am Herzen. So richtig würde ich wohl nie davon loskommen.


    "Ich mache dir folgenden Vorschlag. So lange wie die Straßenarbeiten durch die Legionäre deiner Ersten durchgeführt werden, werde ich hier in Ostia ansprechbar sein. Ich werde für diesen speziellen Zweck mein Zimmer in der Curia wieder öffnen.


    Zunächst reise ich aber nach Mantua. Dort findet ein Familienfest der Aurelier statt, dem ich unmöglich fernbleiben kann und auch nicht will. Hier wie dort wirst du oder einer deiner Offiziere mich jederzeit sprechen können. Die Villa Sospitas in Mantua, die Villa Pellacia in Ostia und mein Zimmer in der Curia stehen dir jederzeit offen. Ich denke so ist allen geholfen."

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