• Eigentlich war die Situation ja absurd. Das ganze Leben über hatte Crassus mit Mord und Tot gelebt, den Tod auch oft selbst durch die eigenen Hände herbeigeführt, den Befehl zu einem Mord gegeben oder bei einem Mord zugesehen.
    Doch nun trauerte er über den Tod eines alten Mannes, welchen er nur vom Hören-Sagen kannte, und wusste nicht was sagen.

  • Balbus, der noch immer in seinen Becher starrte, fing nach einer Weile an zu grinsen.


    "Ist das nicht merkwürdig? Wir wollten uns hier treffen und auf unsere gefallenen Kameraden trinken, und jetzt sitzen wir hier und statt auf die Toten zu trinken, sind wir betrübt. Ich meine, kanntest du Livianus Vater? Ich jedenfalls nicht. Alles was ich von ihm weiss sind die Sachen, die man über ihn in den Akten finden kann und das mein Vater mit ihm zusammenarbeitete, mehr nicht."


    Er schaute auf und zu Crassus.


    "Wir sollten Trinken. Trinken auf die Gefallenen von Hispania, auf die Gefallenen der IX. in Germania und auf Livianus Vater."

  • Als Balbus zu sprechen begann hob Crassus etwas seinen Kopf um Balbus sehen zu können:


    Nein, ich kenn.. kannte Livianus Vater auch nicht persönlich. Nur eben soweit, wie man berühmte Persönlichkeiten kennt, die man noch nie persönlich gesprochen hat.


    Crassus zuckte mit den Schultern und hob seinen Becher:


    Auf die Kameraden die in Spanien gefallen sind, auf die Legio IX, die Verluste in Germanien hinnehmen musste und noch muss und auf Livianus Vater, eine große Persönlichkeit - Zum Wohl!

  • Mehr Wein war immer 'ne gute Wahl und nun versuchte Crassus auf das Gesprächsthema zu lenken, welches ursprünglich angestrebt war:


    Es war schon ein irre Gefühl. Also, als wir damals davon erfuhren, dass wir nun beweisen konnten, was wir gelernt hatten. Da hatte man doch das erste mal das Gefühl, dass man die letzten Wochen und Monate nicht umsonst trainiert und geschwitzt hatte.

  • Balbus konnte zwar Crassus raschem Gedankenwechsel erst im zweiten Anlauf folgen, doch dann pflichtete er ihm nickend bei.


    "Ja, stimmt. Es war toll. Nach all der Ausbildungszeit im Castellum in der wir ja eigentlich kaum vor die Porta kamen, hatten wir endlich was zu tun. Wobei ich auf die Märsche auch hätte verzichten können."

  • Crassus winkte ab, für ihn war der Marsch ja nicht so anstrengend gewesen...


    Ach, ich war gerade zu der Zeit als der Marsch und damit der Feldzug begann noch bei der ALA. Mein Masch war deshalb nich ganz so anstrengend, wenn auch das Reiten über so lange Strecken auch anstrengen kann.


    Alte Erinnerungen kamen wieder in Crassus' Kopf und er stöberte etwas in diesen, bis er zu einem Ereignis kam, welches er nicht mehr ganz zeitlich einordnen konnte.


    Wir mussten doch auch mal während dem Marsch eine Brücke bauen... war das schon mit der ganzen Legion oder war das noch vor Numantia, als wir noch auf uns alleine gestellt waren?

  • "Ach ja, die Ala. Ihr hattet es gut. Keine Märsche, und alles viel weniger anstrengend."


    Er trank einen Schluck.


    "Die Brücke... Mhh... Ich weiss noch, dass wir sie gebaut haben... Aber wann? Hmm.. Keine Ahnung. Wir haben damals sovieles gebaut.."

  • Viel, ja, vielleicht. Aber viel verschiedenes? Naja, Lagerbau haben wir dort oft üben können, aber haben wir sonst etwas gebaut? Klar, die Artelleriegeschütze, aber etwas ähnlich großes wie die Bürcke aber kein Lager?
    Also mir fällt nichts ein...

  • Als Decurio und dann später als Centurio, musste ich glücklicherweise nicht mehr viele Gräben ausheben.


    Crassus lachte:


    Dann hatte ich so gesehen eigentlich Glück gehabt. Erst konnte ich reiten, dann musste ich beim Lagerbau nur überwachen.. und Numantia hab ich auch irgendwie überlebt..

  • Wir können von Glück reden, ja, das stimmt. Wir hatten Glück, dass man vorsorglich die II Legio um Hilfe bat, ohne ihre Hilfe wären wir wahrscheinlich damals so wie unsere Kameraden bei Numantia geendet.


    Auf die gefallenen Kamderaden bei Numantia!


    Crassus leerte seinen Becher und ließ neue, volle bringen.

  • Crassus nippte am neuen Becher nachdenklich


    Dieser Sertorius muss ja eigentlich ein recht guter Redner gewesen sein. So schnell wie er das Volk überzeugt hatte, so schnell wie er eine entschloßene Armee aufstellte. Ungefähr einen Winter hatte er nur Zeit. Den Göttern sei Dank! Sonst hätte er seine Armeen noch besser ausbilden können und wir hätten es noch schwerer gehabt.


    Crassus nippte an seinem Becher:


    Ja, es scheint fast so, als wäre der gesamte Feldzug ein einziger Glücksfall gewesen.

  • Auf die Götter!


    und runter mit dem Zeug. Und wie durch Zauberhand stand kurz darauf wieder ein voller Becher vor Crassus.


    Ich hatte ja das zweifelhafte Vergnügen gegen Sertorius kämpfen zu dürfen. Er war kein schlechter Kämpfer, aber mit meiner jetzigen Erfahrung hätte ich ihn wahrscheinlich locker schlagen können.

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