Spaziergang in Gedanken

  • Ich sah ihn nachdenklich an.

    "Einmal haben mich meine Gefühle getäuscht, doch das spielt keine Rolle mehr. Wann wir uns wiedersehen? Das bleibt die große Frage... Ob er ebenso leidet wie ich? Jeden Tag vermisse ich ihn mehr..."

  • Er stützte eine Weile das Kinn auf seine Handfläche und dachte nach. Dann sah er sie wieder an und sagte sanft und freundlich.
    "Ich möchte ihn vorher kennen lernen und mit ihm reden. Ehe ihr Euch wiederseht."

  • Ich sah Flavius ein wenig bestürzt an.


    Aber warum...? Vertraust du ihm nicht? Vertraust du mir nicht? Ich... könnte Warten nicht ertragen, wenn er in meiner Nähe ist... und ich ihn nicht sehen kann. Ich...


    Beinahe wäre ich in Schwärmereien geraten, doch das wollte ich Flavius nicht antun... Vermutlich war es so schon schwer genug für ihn,

  • "Ich vertraue Dir," sagte er sanft. "Ihn aber kenne ich nicht."
    Er lächelte sie an.
    "Und er ist dabei das Kostbarste, was ich besitze ebenfalls besitzen zu wollen. Da kann ich ihm nicht einfach so aus dem Blauen heraus vertrauen. Da muss ich mir selber ein Bild machen."

  • Ich atmete tief durch und kam nicht umhin zu erröten, was selbst wenn mein nicht existenter Sohn diese Worte gesagt hätte nicht zu verhindern gewesen wäre. Unweigerlich kuschelte ich mich an meines Bruders Brust.


    Danke... Ich hab einmalmehr nur an mich gedacht...


    Seine Worte waren völlig unerwartet gekommen und es tat gut, soetwas zu hören...

  • Er hielt sie im Arm und küsste erneut ihr Haar.
    "Ist schon gut, meine Kleine. Ist schon gut."
    Er lächelte und genoss es einfach.
    "Ich kann es nur nicht ertragen, wenn Dir jemand weh tut. Also möcht eich vorsorgen und mir zuvor ein Bild machen um einzuschätzen, was für ein Mensch er ist."

  • Flavius, weißt du was?


    Ich hielt noch immer seine Hand und streichelte mit meinem Daumen über den Handrücken. während ich leise sprach.


    Das sage ich jetzt einfach mal... Du bist ein wunderbarer Mensch und ich... bin so froh, dass ausgerechnet ich mich mit einem solchen Bruder belohnt wurde. Darüber, dass er mir wehtun könnte braucht man nicht nachzudenken, ich bin mir sicher, dass er das niemals tun würde.


    Mein Blick wanderte zu dem roten Lichtball der sich langsam auf dem Weg machte, Luna Platz zu machen. Als ich sah, wie Maximians Schiff am Horizont verschwand, dachte ich, ich würde sterben. Genauso fühle ich auch, wenn die Nacht hereinbricht und die Sonne ihre Strahlen mir verweigert. Doch ebenso wie die Sonne wieder aufgeht, würde auch mein Maximian zurückkehren.


    In meinem Herzen wohnte die Angst. Angst, dass er mich vergessen könnte, dass ich ihm doch nicht soviel bedeutet hatte. Angst, dass Meridius ihn bereits versprochen hatte. Angst, dass er sich während meiner Abwesenheit in eine Andere verlieben würde.


    Und mit dieser Angst stief schlechtes Gewissen auf. Vertraute ich ihm nicht? Doch, ich vertraute ihm, aber was waren das dann für Gedanken, die mein Herz vergifteten. Vielleicht fürchtete ich um ihn, weil wir uns selbst noch nicht so lange kannten und alles so schnell gegangen ist?


    Wieviel lag ihm an den Pfand den er mir gegeben hatte? Den Stein aus seiner Heimat... Oder war es gar ein Trost, war ich nur ein Vergnügen für ihn gewesen. Nein, das niemals. Dafür war der Moment viel zu verzaubert, gefühlvoll und verliebt gewesen.


    Ich begann mich nach Einsamkeit zu sehnen, um mit meinen Gedanken und Gefühlen ins Reine zu kommen, doch ich wollte Flavius nicht allein lassen, wann sahen wir uns schon einmal? Eine kleine, boshafte Stimme in meinem Herzen begann zu flüstern... 'Er hat dich nie geliebt, oder warum hat er dir noch keinen Brief geschickt? Er hat dich nur ausgenutzt um nach Hause zu kommen, mit deinen Gefühlen gespielt. Wie sieht wohl seine neue Liebe aus?' Ich hielt mir die Ohren zu und die Stimme wurde leise.


    Ich war doch nur so schrecklich eifersüchtig, weil ich nie hatte halten können was mir etwas bedeutete. Aber hatte ich Anrecht auf Maximian? Nein, kein bisschen. Ich konnte nur vertrauen und hoffen, wie es in der Liebe nun einmal so war. Und ich begann zu bangen, wusste dass ich von nun an jeden Tag auf Nachricht würde warten...

  • Aus Gedanken gerissen sah ich Flavius ein wenig verstört an. Doch ich nickte, es war nun wirklich nichts schlimmes.

    "Ja, es ist alles in Ordnung. Wollen wir uns langsam auf den Weg machen? Mir wird kalt..."

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